Montag, 6. Januar 2025

Die Angst der Mächtigen vor der Rachsucht

 In meinen Verträgen als Chefredakteur stand für alle Fälle immer ein Passus, dass Herausgeber und Verlag nicht unter allen Umständen verpflichtet seien, meine Arbeiten zu veröffentlichen. Das habe ich stets respektiert, aber es kam nie zum Äußersten - selbst dann nicht, als mein Leitartikel zum Rücktritt eines Verbands-Präsidenten führte, der massiv Steuern hinterzogen hatte. Dennoch brachte mir nach einem Verlags-Wechsel eine freie Meinungsäußerung mit Fallbeil das Karriere-Ende. Womit ein Leitsatz von mir für meine Auszubildenden wieder einmal eine drastische Bestätigung fand:

Wer sich mit seiner Meinung in die Öffentlichkeit begibt, kommt in Ihr um!

Da genügte mir auch später nicht die allgemeines Erkenntnis, dass ich nach Jahren noch recht gehabt hatte. Dass nämlich der, der mich damals schassen ließ, nachdem ich vor ihm gewarnt hatte, sich als  eitler Rechthaber und durch rücksichtslosen Umgang mit dem Personal selbst zu Fall brachte.

Er war nach dem hinlänglichen Muster der Macht vorgegangen, dass sich Leute immer nur eine Weile gefallen lassen, bis sie revoltieren: Rabiat auftreten, Unbequeme feuern und speichelleckende Mitläufer um sich versammeln sowie später die ihm zu gewählte Macht missbrauchen. 

Nun ist meines ein lächerlich kleines im Vergleich zu Schicksalen die nach diesem Schema in der Politik oder höchsten Chef-Etagen alltäglich zuschlagen. Im Großen werden sie durch Abfindungen gepolstert, die Kleinen aber tragen - ohne sich wirklich wehren zu können - oft ein Leben lang daran.

Aber nun passiert etwas Unerwartetes: Scheinbar Unantastbare qua Einfluss und unschätzbaren Vermögen kriechen auf einmal vor der vermeintlichen Allmacht des künftigen US-Präsidenten zu Kreuze. Gestern hat Meta-Boss Mark Zuckerberg noch Trumps Social-Media-Konten sperren lassen, und Amazon-Chef Jeff Bezos den Redakteuren seiner Washigton Post die übliche Wahl-Empfehlung untersagt, da wird wieder einmal deutlich, dass auch Milliardäre zu Arschkriechern  werden, wenn sie sich vom Umschwung genau soviel mehr versprechen wie der da bereits schlau vorgepreschte Elon Musk: Zaster, Zaster und noch mehr Zaster.

Aber wenn das eine mit freier Meinung auf die Schippe nehmen will, dann wird das unter fadenscheinigen Begründungen verhindert. Nicht jeder kann es sich aber leisten - wie die Pulitzer-Preisträgerin Ann Telnaes,- dann einfach einen wertgeschätzten Job selbst fristlos zu kündigen.

Ihre abgelehnte Karikatur, die auf den ersten Blick wie die Zeichnung eines Kindes anmutet, ist bei genauem Hinsehen ein für die Karikierten böser Tritt in die geldgespickten Weichteile. Mir hat beim zweiten Blick vor allem die in heiliger Buße auf dem Bauch liegende Mickey Mouse gefallen. Aber seht selbst:

Karikatur Ann Talnaes, Quelle: The New York Times

Für mich braut sich da für die USA ein Alfred Hugenberg*-Perpetuum zusammen:
Durch die unkontrollierbaren Posts von "Asozialen Medien" im Eigenbesitz noch gefährlicher als die gleichgeschaltete Medien-Allmacht eines einst führenden Wegbereiters für des Nationalsozialismus und Steigbügelhalter der Machtergreifung Adolf Hitlers:

*Alfred Ernst Christian Alexander Hugenberg (* 19. Juni 1865 in Hannover; † 12. März 1951 in Kükenbruch) war ein deutscher Montan-, Rüstungs- und MedienunternehmerPolitiker (DNVP) und während der ersten Monate nach Hitlers Machtergreifung 1933 Reichsminister für WirtschaftLandwirtschaft und Ernährung in dessen erstem Kabinett. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern des völkischen und antisemitischen Alldeutschen Verbandes, der zeitweise einer der größten und bekanntesten Agitationsverbände war. Mit seinem Hugenberg-Konzern, einem Medienkonzern, der die Hälfte der deutschen Presse kontrollierte, trug er mit nationalistischer und antidemokratischer Propaganda maßgeblich zur Zerstörung der Weimarer Republik bei. 

Quelle:Wikipedia

Hallo? Ist da niemand, der die Parallelen erkennt?


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