Zu meiner Schande - aber auch um meine zunehmende Trostlosigkeit zu bekämpfen - streame ich in letzter Zeit gerne Filme, in denen sich die Protagonisten erfolgreich auf Rache-Feldzüge gegen Ungerechtigkeit begeben. Die sich dort auftürmenden Leichen-Haufen passen eigentlich gar nicht zu meinem friedfertigen Wesen. Aber sie versperren mir wenigstens nicht zwischendrin den Blick auf echt sehenswerte Streifen. So eine Trouvaille habe ich gerade noch rechtzeitig gesehen, bevor Donald Trump ab nächster Woche wieder den POTUS gibt.
Der Film aus dem Jahr 2022 steht gerade auf prime video zur Verfügung und trägt den leicht irreführenden Titel "Amsterdam".
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Quelle: ABC7 |
Erst nach und nach wird klar, weshalb der Film diesen Titel trägt. Das libertinäre Trio sieht in der niederländischen Metropole das unbeschadete Zentrum aller Lebenswünsche zwischen den Kriegen. Später fiel mir auf - auch das könnte eine versteckte Anspielung auf das heutige Amsterdam sein, in dem bereits ein Nazi wie Geert Wilders aus der Hinterhand mit regiert. Aber der Reihe nach:
Aus unterschiedlichen Motiven verlagert sich die Handlung ins Nachkriegs-New-York. Der Film scheint ins Spionage-Genre mit diversen Attentaten zu wechseln, um dann in einem gruseligen Verschwörungs-Mythos zu enden.
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Quelle: prime video |
Und am Ende stellt sicherst heraus, dass die Handlung sich an tatsächlichen Begebenheit aufhängt. Nämlich dem Versuch einer Geld-Elite, die USA vor dem sich anbahnenden Zweiten Weltkrieg zu einer Diktatur nach faschistischem Vorbild zu machen. Mich haben vor allem die Szenen und Texte der letzten halben Stunde vom Sessel gehauen. Denn die sind wie eine simple Roadmap zur absoluten, faschistischen Macht. Dabei hat sich Trumps Wiederwahl zu dem Zeitpunkt, als der Film gedreht wurde und dann im Oktober 2022 Premiere hatte, noch nicht wirklich abgezeichnet...
Der Film wurde offenbar nicht genug von Trump-Wählern gesehen, Leider nur zwei Drittel fanden der Kino-Besucher fanden ihn damals gut. Das könnte sich im Stream ändern, aber vielleicht trifft er eben nur meinen Hang zur Satire. Mein persönliches Urteil: Eine der besten Filme, die ich als Massen-Konsument in den letzten Jahren gesehen habe. Eben weil er derart perfide aufs Glatteis führt. Ich würde ihn aber nicht als "Historischen Kriminal-Film" bezeichnen wie das in der Fach-Literatur geschehen ist; eher als Polit-Groteske, bei der einem die spontanen Lacher höchst unfreiwillig auskommen.
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Quelle; Screen Rant Christian Bale als süchtiger Arzt, der sich um die US-Invaliden kümmert, verliert immer wieder als "Running Gag" sein Glasauge |
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