Mittwoch, 15. Oktober 2025

Das geschundene Volk schindet ein anderes

Die Sichtweise Netanjahus, dass die Hamas und die Palästinenser ein und dasselbe sind, wird zu einem Langzeit-Trauma für die Israelis werden, wenn die Sieges-Stimmung schon längst vergessen und der triefende Trump-Pathos von der Realität überholt worden ist. Wenige terroristische Fanatiker haben durch ihren Überfall mit Geiselnahme ein Vielfaches ihrer Glaubensbrüdern in einen Abgrund getrieben, aus dem es für mehrere Generationen vielleicht ein materielles Entrinnen aber keine Befreiung von posttraumatischen Belastungsstörungen geben wird.

Wie dumm und psychologisch auf falscher Fährte die Terror-Organisation Hamas schon mit noch intakter Führung war, belegt allein die Tatsache, dass sie das rach- und vergeltungssüchtige Wesen von Netanjahu gestützt vom Rückenwind  des wesensgleichen US-Präsidenten völlig unterschätzt hat. Da konnte es kein Auge und Auge, sondern nur ein ganz oder gar nicht geben.

Die gleichzeitig auf allen Kanälen parallel ausgestrahlten erschütternden Szenen von den erleichterten überlebt habenden Geiseln in den Armen ihrer Angehörigen,
Quelle:Spiegel


und die  Völkerwanderungen des Elends von Menschenmassen, die zurück in den komplett zerstörten Norden des Gaza-Streifens zogen, dokumentierten bei neutraler Beobachtung doch ein erschütterndes Ungleichgewicht. Aber natürlich gibt es im Krieg nur eine Verhältnismäßigkeit der Mittel. Das ist die für den Sieger. An Moral zu appellieren, wird dann schnell als politische Unkorrektheit verurteil.


Es ist so wohl auch nicht statthaft, vergleichsweise wenige Menschenleben  gegen eine Vielzahl von Toten durch Bomben und Hunger in die humanitäre Waagschale zu legen. Ich tue es, weil  ich in "der Gnade der späten Geburt" in Frieden aufgewachsen und alt geworden bin, aber immer noch nicht begreife, wie ich das Gesehene verarbeiten soll. Ich fühle mich an etwas erinnert, was ich nur von den Bilddokumenten aus der Zeit der Massenvernichtung durch Hitlers Handlanger kannte. Und dann war da noch der traurigen Zug der in Stalingrad überlebenden, deutschen Soldaten in die Sibirischen Straflager: Unfassbares Elend ist über Gaza herein gebrochen,  aber das erfährt aktuell keine übergeordnete Schuldzuweisung wie einst. Was sind wir Menschen nur für bösartige Tiere, dass wir das einander wieder und immer wieder antun?
Quelle: Yad Vashem

Quelle: MDR
Und um auch das bewusst zu machen: Aus den Trümmern haben uns Deutsche auch damals  in erster Linie die Amerikaner herausgeholfen. Wer weiß das mehr zu schätzen, als einer, der mit vielen von ihnen in unmittelbarer Nachbarschaft aufgewachsen ist...

Kann ja sein, dass Donald Trump in seinem überbordenden Wesen, noch den Antrieb hat, auf den Schutthalden von Gaza eine goldene Riviera aufzubauen. Hier in München lebe ich ja wenige Minuten Fußweg von den Schuttbergen entfernt, auf denen Olympia und einer der schönsten Parks Münchens entstand. Wird es also dereinst, wo Gaza stand eine hügelige, grüne Riviera als Luxus-Oase für Kriegsgewinnler geben?
Quelle: Komot
Rodeln, Mountainbike und Snowboarden
auf den Trümmern der einstigen
 "Hauptstadt der Bewegung":
Der Luitpold-Hügel


Trump wird aber trotz seiner absolut von er präsidialen Fitness überzeugten Leibärzte das nicht mehr erleben. Vielleicht aber heißt der Küstenstreifen für ein Weile dann in memoriam "Trump-Riviera".
Aber was künftig in den Köpfen jener palästinensischen Kinder ablaufen könnte, die diesen Krieg im Bewusstsein verarbeiten müssen, weiß eben niemand. Eine prägende Kindheit  aus Erinnerungen an diese zerbombte Hölle, die einst ihre Heimat war. Wird, wenn sie erwachsen sind, sich nicht erneuter Hass martialisch bahnbrechen? At least we forget! Heißt es doch immer episch nach jedem Krieg,

Ich hoffe natürlich, dass ich mich täusche. Aber mein angeborener Pessimismus und persönliche Erfahrungen, die ich mit Menschen auf beiden Seiten gemacht habe, lassen mich befürchten, dass es nie zu einer dauerhaften Friedfertigkeit zwischen Israelis und Palästinensern kommen wird. Selbst wenn es wider Erwarten einmal zu einer Zweistaaten-Lösung kommen sollte. Denn das immer in seiner Geschichte so geschundene Volk Israels ist, aus welchen triftigen Gründen auch immer, auf ewig selbst zum Schinder geworden.

Montag, 13. Oktober 2025

Single Action Peacemaker

Verzweifelt suchen Vertraute aus dem direkten Umfeld von Donald Trump nach den sieben Kriegen, die der US-Präsident in seiner neuen Amtszeit bereits beendet haben will. Da er das schon vor dem vermeintlichen Ende von Israels Krieg gegen Gaza verlauten ließ, müssten es nun insgesamt schon acht sein.

Tatsächlich hätte er mit einem derartig robusten Auftreten  - wie zuletzt - auch den Krieg Putins gegen die Ukraine längst schon zumindest zu einem Waffenstillstand bringen können. Mit dem vorläufigen Ende des Bürgerkrieges in Syrien hatte er gar nichts zu tun und weder in Myanmar noch auf den gefährlichen schwelenden Grenzkonflikt zwischen den Atom-Mächten Pakistan und Indien hat POTUS keinen Einfluss ausgeübt.

Quelle: Waffen Ferkinghoff
Trump hat nicht gedient, ist aber ein Kostgänger der US-Waffen-Lobby und der ARA.
Als selbsternannter "Single Action Peacemaker" hat er  Ambitionen auf den
Friedens-Nobelpreis

Welche Kriege hat er also gemeint? Da er  seine Verteidigungsministerium in Kriegsministerium umbenennen ließ und seinen Bootlegger Pete Hegseth zum Kriegsminister machte, könnte es sein, dass er auch besetzte Inlands-Ziele für den von ihm angedrohten "Inner War" gemeint haben könnte. Da er ja unter Missbrauch der Army all die Bundesstaaten und Metropolen die von Demokraten regiert werden, bereits unisono zu Kriegsgebieten erklärt hat, sieht er sich in seinem "Wildwest-Wahn" vielleicht dann schon als Sieger, wenn er dorthin gegen die US-Verfassung verstoßend  Nationalgarde und reguläre Truppen entsendet. Dass Gerichte ihm da  bereits mehrmals Machtmissbrauch nachgewiesen haben, ficht ihn nicht an. Er sieht sich als ein Sherif, der zu recht gegen Terrorismus und die Kriminalität der radikalen Demokraten vorgeht.

In Israel wird er sich heute wohl in der Tradition US-amerikanischer Waffen-Allmacht als "Single Action Peacemaker" feiern lassen, wohl wissend, dass das daheim bei seinem rotnackigen Ur-Wahlvolk trotz deren latenter Vorbehalte gegen das Judentum prima ankommen wird.

Quelle: Colt

Denn der "Single Action Peacemaker" war die Waffe mit der vor genau 170 Jahren begonnen wurde, den Wilde Westen zu unterwerfen.  Rollin White hatte das Patent 1855 eigentlich für seinen Arbeitgeber Colt entwickelt, aber der wollte es nicht, und so kam Smith&Wesson als erste mit dem für die Army gedachten  Revolver heraus. Um den mit der sechsschüssige Trommel ranken sich seither so martialisch übertriebene Narrative, dass sie auch von Trump hätten stammen können. Von Wyatt Earp bis zu Dirty Harry war dem 45er wahrlich ein "durchschlagender" Erfolg angedichtet worden. Aber für die Duelle der Pistoleros, wie sie in Wester-Showdowns dargestellt werden, war das Trumm wohl nicht nur zu schwer, sondern hätte wegen seines langen Laufes auch nicht schnell genug gezogen werden können. Die Kanadischen Mountys hatten den schweren 45er in der Magnum-Version sogar mit Öse und Kette am Querriemen ihres Holsters gesichert, weil dessen enormer Rückschlag dazu führen konnte, dass er einem bei schnellem Einsatz im Abfeuern aus der Hand gerissen wurde.

Quelle: IMDB
Aus der TV-Serie "Due South" -
Ein "Mounty in Chicago"

Aber wie ihr wisst, habe ich es nicht so mit Schießprügeln, die nicht im Sport verwendet werden. Deshalb lest die Fakten bitte hier nach:

https://de.wikipedia.org/wiki/Colt_Single_Action_Army


Freitag, 10. Oktober 2025

Woke up People!

Bei KlickPiloten
Was für eine Woche! Es ist doch gleich etwas anderes, wenn man die Dinge den ganzen Tag live miterlebt, anstatt sich egozentrischen Tagträumereien hinzugeben.. Für jemanden, der sein ganzes Leben damit verbracht hat, sich mit Formulierungen und Begriffen auseinanderzusetzen, ist es doch verblüffend, wie schnell sich neue Worte in den Texten der Medien festsetzen.

Nicht, dass ich den Begriff "woke" aus Rap-Songs oder Schriften wie die von Eldridge Cleaver (Soul on Ice) oder Malcolm X nicht schon aus der Black-Power-Zeit gekannt hätte. Aber wie er jetzt verwirrend oft in eine falsche Begrifflichkeit deutet, ist schon bizarr. 
Ich muss euch - liebe Leserinnen und Leser hier mit KI kreierte Texte aus der Suchmaschine zum Besten geben, damit ihr meine Verwirrung versteht:

Bei Keloog
Der Begriff "woke" beschreibt eine Haltung der Wachsamkeit gegenüber sozialen Missständen wie Rassismus, Sexismus und anderen Diskriminierungen, die auf Ungerechtigkeit und Unterdrückung basierenUrsprünglich aus dem afroamerikanischen Englisch stammend, bedeutet es so viel wie "aufgewacht" oder "wachsam" im Sinne eines bewussten Erkennens von Benachteiligungen und der Auseinandersetzung damit. Die Bedeutung hat sich erweitert und wird oft als ein Zeichen progressiven Denkens und des Engagements für soziale Gerechtigkeit verwendet, kann aber auch abwertend oder spöttisch genutzt werden, insbesondere von der rechten politischen Seite. 

Und dann noch so:

Woke wird aber mitunter auch von „Progressiven“ mit negativer Konnotation gebraucht, etwa um ein aggressives, rein performatives Vorgehen zu kritisieren, das die systemischen Ursachen der Unterdrückung nicht adressiere und Argumente weniger aufrichtig erscheinen lasse.

Ja, KI macht eben alles total verständlich.

Anhand der Äußerungen unseres Kanzlers in den zurück liegenden Tagen bin ich nun vollkommen verwirrt. Ist der nun woke oder nicht? Da ist der seit Antritt in Umfragen unbeliebteste Kanzler aller Zeiten im Gespräch mit Caren Miosga dank geschickter Stichworte erstmals in der Lage mir ein "Mensch Merz!" zu entlocken, um dann gestern auf knallharte Fragen im Heute Journal herum zu schlingern, als hätte sein Antwort-Roboter mit dem Kinn am Kehlkopf und dem ins Licht gerückte Haarschopf, schon wieder das alte Schleier-Programm drin.

https://www.google.com/search?q=Merz+Interview+im+Heute+Journal+vom+9.+10.&oq=Merz+Interview+im+Heute+Journal+vom+9.+10.&gs_lcrp=EgZjaHJvbWUyBggAEEUYOTIHCAEQIRigATIHCAIQIRigATIHCAMQIRigAdIBCTM0NTA3ajBqN6gCALACAA&sourceid=chrome&ie=UTF-8

Gut, kein Europäer hat es angesichts der Übermacht des Amerikanischen Präsident leicht. Ehrliche Statements zur jeweiligen  Lage könnten bei falscher Wortwahl gleich zu dessen unberechenbaren Wut-Diarrhoe führen, aber muss einer dann auch bei der Innenpolitik derart um den heißen Brei reden? 

Der Koalitions-Ausschuss hat zwar nächtens lange gekreißt, aber dabei kamen kaum neuere Erkenntnisse heraus, als die Angst in eine ernsthafte Staatskrise "a la France" zu geraten. So bleibt die SPD klar nur ein Anhängsel des stimmstärkeren Partners und lässt zu, dass ein ideologischer Erbhof nach dem anderen geschliffen wird. Das prahlerische, mehrfach betonte Vorankommen ist in Wahrheit nur ein Schleichen mit potenziellem Rückwärtsgang, bei dem auf Dauer keiner weiß, wie das weiter gehe soll.
Das Fatale: Das ohnehin schon in dieser weltweiten Krise schwach dastehende Europa kann s
ich nicht noch eine Staatskrise leisten, Denn der braune Schatten über der EU immer bedrohlicher!

Mittwoch, 8. Oktober 2025

Ist eine allgemeine Wehrpflicht gleichzusetzen, mit der persönlichen Pflicht, sich zur Wehr zu setzen?

Habe ich es nicht kommen sehen? Die Entwicklung der vergangenen drei Jahre machte mir klar, dass ich mich gegen Ende meines Lebens doch noch einmal mit dem Thema Wehrpflicht auseinandersetzen muss. Da war das Frohlocken, dass der erlauchte Bundeswehr-Kaputtsparer "von und zu" sie 2011 "ausgesetzt" hatte, doch tatsächlich verfrüht.

Quelle:FAZ
Karl-Theodor zu Guttenberg
Wie konnte ich naiver Pazifist nur annehmen, die Falken - und die Begehrlichkeiten der Rüstungsindustrie - würden an Einfluss verlieren? Der kriegerische Klimawandel für die Welt hatte sich ja schon beim Einmarsch von Putins Soldaten 2014 auf der Krim angekündigt. Im Schlagschatten seines Handels entbrannten dann wie auf ein geheimes Signal überall kriegerische Handlungen. Spätestens seit Beginn des Angriffs auf die Ukraine, weiß ich - was ich wiederholt schon zugegeben habe - dass mein Pazifismus nur das Privileg eines vom Frieden vor der Haustür verwöhnten und verblendeten Spinners war.

Aber Hallo! Das habe ich eingesehen, doch es hat ja meine Einstellung zu meinem inneren Konflikt im Denken über das Richten einer Waffe auf einen anderen Menschen und das mögliche Abdrücken kein bisschen verändert. Noch immer bin ich mir sicher - wie damals vor dem Ausschuss für Kriegsdienst-Verweigerer, der meine Argumente für dessen Verweigerung hinterfragte und prüfte - dass die Wehrpflicht zwangsweise alle die zu Töter*innen macht, die von Charakter und Wesen her eigentlich gar nicht dazu in der Lage wären, auf einen Menschen zu schießen. Selbst einen Feigling zu zwingen, seine Angst vor dem gewaltsamen Tod durch die Waffen in der Hand kompensieren zu lassen, halte  ich nach wie vor für unethisch.

Quelle: Table.Briefings
Verteidigungsminister Boris Pistorius
Ich finde es abstrus, dass die Fraktion mit dem C nun auf einmal hergeht, die Zustimmung für den Vorschlag von Boris Pistorius mit dem Ansatz der Wehrpflicht auf Freiwilligkeit wieder infrage zu stellen. Da doch das oberste Gebot der Christenheit heißt "Du sollst nicht töten!".

Nur, wer sich freiwillig meldet, wird wohl wirklich willens sein, sich im Dienst fürs Vaterland einer tödlichen Waffe zu bedienen. Und - damit ich nicht falsch verstanden werde - die Verweigerung des Kriegsdienstes kann nicht gleichgesetzt werden, mit dem Verzicht, sich in einem persönlichen, lebensbedrohlichen Konflikt verteidigend zu Wehr zur setzen. Das war auch so eine Fangfrage der damaligen "Gewissensprüfung".

Quelle:Pinterest
Sich bei Angriffen verteidigen
zu können, ist nicht nur statthaft,
sondern heutzutage auch ratsam

Das christliche Ansinnen, auch die andere Wange hinzuhalten, um dadurch Frieden zu gewinnen, hilft gegen die Putins diese Welt ganz gewiss nicht!

Meine Familie wäre ja nur in sofern von eine Wehrpflicht betroffen, als mein einziger Enkel vielleicht in einem Jahrzehnt einberufen werden könnte. Ich werde ihn also nicht mehr mit einer Waffe in der Hand sehen müssen, aber ich wünsche mir, dass er lernt, sich zur Wehr zu setzen, wenn er wegen seines Aussehens bei einer weiteren Verrohung unserer Gesellschaft angegriffen werden sollte...

Quelle: Koller-Engineering
Das Drohnen-Gun
ein reines Abwehr gerät?


Quelle: Bundeswehr
Das Symbol der EloKa Batallione:
Wäre bei Wehrpflichtigen, die nur die reine
Verteidigung anstreben, ein Einsatz
bei der EloKa zur Drohnen-Abwehr
eine gangbare Alternative?

Montag, 6. Oktober 2025

Zwischen Zuflucht und Zuhause

 

Quelle: wikipedia
Marvin Gaye
Die Ur-Version stammt von Marvin Gaye aus dem Jahr 1962, aber zu meiner persönlichen Hymne wurde dieser Song von Paul Young, der ihn 1983 wegen seiner einzigartigen Stimme zum Welterfolg führte. Dabei war es nur dieser eine Satz, der mein rastloses Reise-Leben einst so treffen traf:
Quelle: IMDB
Paul Young in den 1980ern






Wherever I lay my Hat -That's my Home
-
Wo immer ich meinen Hut ablege bin ich daheim.

Schöner Vogel Jugend! Heute weiß ich, dass alles Illusionen eines romantischen Beobachters waren. Wie oft hatte ich gedacht, dass ich an den Orten, die ich so grandios erlebte, ohne weiteres eine neue Heimat finden könnte. Wie oft erkundigte ich mich nach Preisen einzigartiger und dennoch für mich erschwinglicher Immobilien, bei denen ich mir vorstellte, mit meiner jungen, kleinen Familie leben zu können.
Ganz abgesehen  davon, dass ich in den seltensten Fällen einen Hut trug, der beim Fotografieren ja nur stört, bedeutet das ungefragte Ablegen eines Hutes auf persönlichen Bereichen in manchen Kulturen soviel wie eine Inbesitznahme.

Der blöde Spruch: "Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt" schiebt im "Laufe der Zeit" solchen Träumereien manch unsanften Riegel vor. Zum einen haben sich bei meinen Traumzielen in der Folge nicht selten die politischen Verhältnisse dermaßen verändert, dass jeder beim Reißaus seinen Hut hätte ganz fest auf den Kopf drücken müssen. Und zum anderen wäre es ja auf sturen Egoismus hinausgelaufen, die Seinen ohne ernsthaften Zwang in ein neues Umfeld zu versetzten.

Fotos: Claus Deutelmoser
Der Gipfel der Illusionen: Mit den Kindern im Sehnsuchts-Abenteuerland Australien leben,
auf dem Wildman-River Krokodile beobachten...

...und als Ranger den Leuten
eine File-Snake präsentieren 

Was vor allem in jungen Jahren übersehen wird, ist dass das Alter, einem sukzessive einen zunehmend radikalen "Paradigmenwechsel" aufzwingen könnte. Ein Reporter-Kollege, der auf Mallorca lebt, muss regelmäßig ausreisen, um nicht steuerpflichtig zu werden. Und ein weltberühmter, deutscher Fotograf, mit dem ich in den 1980ern viel zusammen gearbeitet habe, konnte seinen Traum in Utah zu leben, nur verwirklichen, indem er Frau und Kinder aufgab. Er ist jetzt über 80jährig und mailte mir vor ein paar Tagen, was er denn mit seinem Lebenswerk anfangen solle. Da oben in den Bergen wurde er vom digitalen Wandel wohl vollends isoliert. Auch ich habe ja ein paar tausend Dias unterm Schreibtisch, die nach kiloweisem Aussortieren ihre "Schock"-Digitalisierung (Schock als passend altmodische Maß-Einheit) warten. Auf Anraten meines Sohnes, um wenigstens motivisch für eine überschaubare Ewigkeit erhalten zu bleiben, sollte ich sie nicht selber scannen.

And So It Is! Beendete einer meiner Lieblings-Schriftsteller, Kurt Vonnegut, gerne Kapitel.

Quelle: Hoffmann und Campe
Der zeitlose Autor von
"Breakfast for Champions"
Kurt Vonnegut

"The end of the story" ist eben stets das, worauf es ankommt. Also habe ich mit meinen Träumen, eine Zeit im Ausland zu leben, gewartet, bis meine Kinder erwachsen waren und meine Frau und ich unisono das Objekt unserer Exil-Begierde im ligurischen Burgdorf gefunden hatten. Die Kinder halfen beim Einzug, aber waren dann von unserem totalen Umzug gar nicht mehr begeistert. Unser Haus am Rande von München wäre doch für unsere "alten Tage" viel zu groß gewesen, aber das in Italien hätte ja ausreichend Platz für kommende Ferien-Generationen der Familie gehabt...
Ganze zwei Jahre hielt der Traum: "Italia per sempre!" dann holten uns die Infarkte vom Luftschloss in Italien auf den realen deutschen Boden zurück. Nie hatte ich durch Vergleiche weltweit angezweifelt, dass Deutschland eines der besten - wenn nicht gar das beste Versorgungssystem im Krankheitsfall hat.

Quelle: Handelsblatt

Heute leben wir zweigeteilt, wohl wissend, dass auch die "Vereinigung" im Süden niemals stattfinden und über nachbarschaftliche Verhältnisse nicht hinaus geraten wird. Als wir am Tag der Deutschen Wiedervereinigung wieder über den Mittleren Ring in München schlichen, weil das Experiment mit Tempo 30 immer noch fortgeführt wird, fragte mich meine Frau, was ich denn am Montag für einen Post aus dem Glashaus schreiben wolle. Ich antwortete - im Rückblick auf die letzten Monate - mit einer Gegenfrage: "Wo fühlst du dich zuhause?"
Sie: "Und Du?"

Genau diese Frage wollte ich vor Beginn des Steine Werfens mit diesen Zeilen hier mit mir erörtern. Das Ergebnis:

Der Burg-Berg in Ligurien ist die ideale Zuflucht vor den Dramen unserer Tage, aber "Monaco di Baviera per sempre!" unser Zuhause, wo wir wohl auch sterben werden, wenn uns die Vorsehung gewogen bleibt...

Und die Zeile aus dem Young-Song muss ich heute als alter Mann erzwungener Maßen verballhornen:

Whereever my Doctors work, I lay my Head!


Freitag, 18. Juli 2025

Alles anders? Über das Ausblenden...

 Wer ein halbes Jahr mit einer ungewissen Zukunft konfrontiert war, braucht Zeit, um in ein geregeltes Leben zurück zu kehren. Dazu gehört natürlich auch unser alljährlicher Aufenthalt im ligurischen Burgdorf, das seit einem Vierteljahrhundert unser Zweitwohnsitz ist. Für drei Monate haben die Ärzte mir grünes Licht gegeben. Danach stehen wieder Kontrollen an. Stand jetzt habe ich den Krebs nach vier Eingriffen erstmal gebannt.

Foto: Claus Deutelmoser
Einfach nur nach Hause kommen
Den letzten Stein, den ich noch werfen wollte, lasse ich für die Rückkehr im Oktober liegen. Ich bin mir sicher, dass sich in der Zwischenzeit keine Verbesserung bei unserer allgemeinen Verunsicherung ergeben wird. Es sei denn Zar Putin, Kalif Erdogan, King Trump, Mandarin Xi oder Räuber-Rabbi Netanjahu verlieren bei ihrem jeweilige Macht-Poker doch noch irgendwann die Nerven, weil die Bluffs niemanden mehr ängstigen.

Aber dann wäre es sowieso egal, wo in Europa oder auf der weiten Welt man sich gerade aufhält.

Ich für meinen Teil kann - quasi süchtig - leider nicht auf die Nachrichtenlagen verzichten, aber ich habe in letzter Zeit gelernt, sie zu einem verträglichen Maß auszublenden. Dabei verwende ich gerne den Spruch der fürsorglichsten aller meiner Ehefrau: "Ich kann`s nicht ändern!"
Trotz meines langsam ablaufenden Daseins auf diesem Planeten, dessen Schönheit ich wie wenige erleben, genießen und abspeichern durfte, will ich das Philosophieren und das Sozialisieren einfach nicht aufgeben. Obwohl ja meine eigentlich wohlwollend gemeinten Worte in der Flut abgesonderter, böser Texte fast schon inflationär an Bedeutung verlieren.

Quelle: Freepik
Sozialisieren könnt so einfach sein...

Jetzt mache ich erst mal eine Woche Pause, packe in Ruhe das Wenige zusammen, das ich auf der Burg noch brauche, und dann genieße ich dort deren einzigartige Schönheit.
Ab dem 30. Juli spätestens, wird es mich beglücken, wieder Briefe an euch über das zu schreiben, was mir dort wie von selbst widerfährt.

Quelle: Freepik
....wenn wir Menschen mehr Nähre zuließen,
anstatt uns von der Machtgier Weniger
in Kriege treiben zu lassen

Bleibt mir bitte gewogen.


P.S. Noch nie - seit ich sie betexte- hat es auf meinen Blogs insgesamt in einem Monat so viele Zugriffen gegeben wie bis jetzt schon im Juli 2025. Das ermutigt mich, bis zum Umfallen weiter zu schreiben.

Mittwoch, 16. Juli 2025

Das kurze Leben bis zur "Drohnenschlacht"

Verwirrt euch - liebe Leserinnen und Leser - die heutige Überschrift? Ich muss mit diesem Post gegen meine eigene Verwirrung angehen, die ausnahmsweise mal nichts mit meinem fortgeschrittenen Alter zu tun hat.

Was ich nämlich absolut nicht verstehe: Welche Waffen-Euphemisten haben sich nur für eine der perfidesten Tötungsapparate zur Namensfindung bei den Bienen bedient?
Im Bienen-Volk dient die kurzlebige Drohne - mehr Leben garantierend - allein  der Begattung der herangereiften Königinnen bei ihrem "Ausflug". Im Stock tun sie während der dreißig bis vierzig Tage, die sie leben, nichts. Sie lassen sich nur füttern und geben durch ihre Größe und ihr Herumhängen zumindest etwas mehr Wärme ab, als die für sie emsig schuftenden Arbeiterinnen.


Die Drohne - aus unbefruchteten Eiern geboren - ist ein ausgeklügeltes, jedoch trotz des Femininum im Namen, männliches Instrument der Fortpflanzung. Deren einziger Lebenszweck ist eben die Begattung der Königinnen im Flug. Wenn sie nach dem Akt nicht schon vor Erschöpfung vom Himmel fällt, wird sie beim Versuch in den Stock zurück zu kommen, dort in der sogenannten "Drohnenschlacht" zuhauf von den Wächterinnen gekillt. Absolut wehrlos, beim Versuch, das alte "Faulenzer-Leben" wieder aufzunehmen. Denn Drohnen haben nämlich keine Stachel.  Also aus die Maus! Finito! Das wars. Und dennoch hängt das ganze Wohl der Menschheit von ihrem Opferflug ab. Durch die flüchtige, massenhafte Befruchtung setzt sich nämlich in den Königinnen bei der Eiablage eine genetische Vielfalt und Gesundung durch, der nur der Mensch mit seinen Pestiziden im Wege steht.

Quelle: RP Online
Die Ukraine schwört auf die Drohne Bayaktar
aus türkischer Produktione
Also - liebe Kriegsherr*innen - was hat das mit euren Tötungsmaschinen mehr gemeinsam als fliegen zu können und meist auch ihren "Tod", wenn sie ihre letale Ladung ins Ziel gebracht haben? Bienen-Drohnen dienen über die Bestäubung und die daraus resultierende Nahrungskette dem Fortbestand der Menschheit. Die Kriegs-Drohen provozieren bei zu heftigem und zu langem Einsatz eher unser aller Untergang.

Quelle: De Gruyter Brill
Die Russen bezeichnen ihre Drohne Forpost
als Kalaschnikow der Lüfte

Aus einschlägigen Spielfilmen wissen wir, dass diese heimtückische Waffe anonym aus irgendeinem Container in den USA von Nerds und alltäglichen Hausfrauen in Uniform gesteuert werden, denen auch noch Satelliten bei der Zielfindung helfen. Die Bedienung ist also scheinbar eine "saubere Sache", bei der man nach der Schicht ungefährdet und reinen Gewissens nach Hause geht. Nicht zu vermeidende Kollateralschäden werden zur Not einfach ausgeblendet?

Oder doch nicht? Zwei Jemeniten, die bei einem Angriff durch US-Drohnen 2012 in ihrer Heimat Angehörige verloren haben, sind vor das Bundesverfassungsgericht gezogen, weil sie den Deutschen eine Mitschuld an dieser völkerrechtswidrigen Tötung von Zivilisten geben. Denn um die Erdkrümmung zu überwinden, dient der US-Stützpunkt Ramstein als Umlenker für die zunächst per Glasfaser-Kabel dorthin gesandten Tötungs-Signale. Daraus ergibt sich ein höchst kompliziertes juristisches Problem, das vom Bundesverfassungsgericht gestern im Eilverfahren noch mit einer Klageabweisung zugunsten der Bundesrepublik abgewendet wurde. Aber damit ist noch kein verbindliches Exempel statuiert worden:
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/bundesverfassungsgericht-drohnen-usa-ramstein-jemen-100.html

Tatsächlich ist die in unserer Verfassung vorgesehene Schutzpflicht gegenüber Menschen im Ausland von Fall zu Fall nämlich gesondert zu definieren...

Quelle: TVNZ
Killen nach Hausfrauenart: In "Eye In The Sky"
spielt Helen Mirren  eine Drohnen-Spezialistin,
die fernab vom Ziel entscheiden muss



Montag, 14. Juli 2025

Was beim Streit um die neuen Verfassungsrichter übersehen wird

Quelle: Handelsblatt
Durch politische Ränkespiele ins Zwielicht geraten: die höchste Instanz

Das Bundesverfassungsgericht ist nicht der US-Supremecourt. Dennoch sendet der Streit um die vorher in der Schwarz-Rot-Koalition abgesprochene Nominierung einer SPD nahen Juristin ein fatales Signal an die in unserer Verfassung festgeschriebene Unabhängigkeit der Justiz.
Quelle: Handelsblatt
Frauke Brosius-Gersdorf wird - ob sie will oder nicht -
zum Prüfstein für die Schwarz-Rot-Koalition

Seit der Gründung der selbsternannten "Werteunion" wissen Informierte, dass  Mitglieder der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag dem Denken und ideologischen Grundsätzen der AfD näher stehen, als ihrem zum Kanzler gewählten Parteimitglied Friedrich Merz.

Wir erleben ja bei Trump, Erdogan und Orban gerade, wie leicht der Justiz-Apparat durch Politisierung zu einem Instrument missbraucht werden kann, die eigene, zur Verfassung gegenläufigen Pläne umzusetzen. Die Geschichte belegt zudem, dass dies dazu führen kann, dass sich Schurken-Regierungen so länger als es der Welt gut tut,  an der Macht halten können.

Deshalb ist es Augenwischerei, wenn behauptet wird, das Bundesverfassungsgericht sei durch die auf nach der "Sommerpause" verschobene Wahl nicht beschädigt worden. Wehret den Anfängen! So heißt es doch gerne bei den Willigen. Aufgeschoben ist fast schon aufgehoben jubeln hingegen die, die sich sogar nicht geschämt haben, den Wahlvorgang durch falsche und leicht zu widerlegende Plagiatsvorwürfe zu torpedieren. Das sind Methoden, die aus einer Zeit stammen könnten, in der der Reichstag von den bösen Kräften als "Quatschbude" diffamiert wurde. Es wird ja jetzt schon kaum noch geahndet, wenn Alice Weidel bei Bundestags-Debatten ihr Schmäh- und Verunglimpfungs-Vokabular gegen die politischen Gegner auspackt.

Die Merz-Gegner im eigenen Lager, von denen es ja nach hundert Tagen Amtszeit eher mehr gibt als vor seiner Wahl zum Kanzler im zweiten Versuch, wollen die Umfragewerte der schwächelnden SPD nutzen, um sie noch erpressbarer zu machen. Und das "Gummibärchen" Lars Klingbeil biegt und wendet sich, wie gewollt und knautscht nur,

Quelle: Handelsblatt
Wie der Jens mit der Maske für Merz von der Alt-Last
zur neun Belastung wird, wenn er die Fraktion
nicht in den Griff bekommt
anstatt,  endlich Attacke gegen Jens Spahn zu reiten, und wegen der wiederholten Demütigungen offen mit dem Austritt aus der Koalition zu drohen. Damit könnte er die Basis seiner Partei nicht nur zurück gewinnen, sondern auch die langsam lächerliche Vorstellung ausräumen, die SPD wäre noch in der Lage, als letztes Aufgebot ein neuerliches Nazi-Deutschland zu verhindern.


Mal sehen, ob der lange Merz riskiert, als KÜKAAZ, als "kürzester Kanzler aller Zeiten", an der lediglich verbalisierten Brandmauer zu scheitern.

Quelle: Rosa Luxemburg Stiftung

Freitag, 11. Juli 2025

Mitleid mit Mafia-Killern?

Quelle: Wallpapers
War Don Corleone - verkörpert durch Marlon Brando - nicht
auch schon reinste Mafia-Romantik?
Seit ich die Paten-Trilogie nach Marion Puzo immer wieder auf meinem Streaming-Kanal anschaue, weiß ich, dass ich offenbar ein Mafia-Junkie bin. Für einen gewaltfrei denkenden und handelnden Menschen wie mich ist das ein wahrhaft obskures Geständnis. Tatsächlich bin ich dreimal bei meiner Arbeit realen Mafiosi begegnet, ohne es zu wissen. Erst später wurde ich darüber aufgeklärt und war überrascht, denn die Personen waren ganz anders gewesen als in Filmen oder Serien: Unauffällig spießig, extrem beflissen zwar, in dem, was sie erreichen wollten, aber nicht etwa insistierend, indem sie einem im übertragenen Sinnen "die Pistole auf die Brust setzen".

Der eine, Spross einer "italoamerikanischen Unternehmer-Familie" hatte  meine Partner und mich mit einer Werbekampagne beauftragt, die wir auch nach Anzahlung entwickelten und durchführten. Aber wegen der Restsumme mussten wir zu ihm nach Ober-Italien, wo er wohl zum Zweck der Geldwäsche Skistiefel unter dem Familien-Namen produzierte. Noch heute erinnere ich mich - nach stundenlangem Spiel auf Zeit - an die einem Stunt ähnliche Horror-Autofahrt zur Bank nach Vicenza, damit wir den Barscheck auch noch einlösen konnten, bevor er ihn platzen lassen konnte.

Der perfideste erschien mir eher wie ein Jesus-Darsteller, als er mich in ein Familien-Essen an der sizilianischen Faraglione-Küste einbezog. Es war an einem Ostersonntag in Aci Trezza, und er schickte seine märchenhafte, kleine Schwester, um "Bud Spencer" zum Eisbrechen ein Küsschen vorbei zu bringen. Eine Zufalls-Begegnung? Keineswegs! Nach meiner Heimkehr erfuhr ich, dass er dem Ferien-Club über den ich schreiben sollte, im wahrsten Sinne das Wasser abgedreht hatte, indem er dem die Wasserrechte seiner Familie verweigerte. Wenig später übernahm sein "Konsortium" die pleite gegangene Anlage .

Nur die dritte Begegnung hätte brenzlich werden können, weil ein Kollege und ich eine heil überstandene Yacht-Überführung vor dem Abflug nach Hause in einer Nobel-Disco auf Mallorca feiern wollten. Damals war das eben noch nicht der "Ballermann". Ein holländischer Schnösel - vermeintlich stark angetrunken - hörte nicht auf uns zu beschimpfen, weil wir in unseren Klamotten seiner Meinung nach nicht in das Etablissement passten. Irgendwann fing er an, an uns herum zu zerren. Plötzlich packten ihn aus dem Nichts zwei der Kellner und zogen ihn äußerst unsanft vom Tresen. Zu hart - wir wir das fanden, und wollten uns einmischen. Im Nu landeten wir alle auf der Straße, weil ein unscheinbarer Mann nur ganz leise Anweisungen gegeben hatte. Draußen sagte der mir, er habe uns vor einem "Provokateur" beschützen müssen, der die Disco im Auftrag anderer in Misskredit bringen wolle. Als wir uns freundschaftlich zur Beruhigung auf den Rücken klopften, merkte ich dass er unterm Sakko einen Schulterhalfter trug.

Quelle: Serienjunkies
Zerfallene Bausünden von
einst, symbolisieren den Untergang
einer abseitigen, realen Welt
Wieso diese lange Vorgeschichte zu Dichtung und Wahrheit von Mafia-Geschichten? Ich entpuppe mich im fortschreitenden, brutaleren Wandel der "Mafia-Opern" immer häufiger dabei, dass ich mich von deren Handlung derart manipulieren lasse, dass ich parteilich Mitleid für Charaktere entwickle, die sich ja im Bösen nicht von ihren Gegenspielern unterscheiden.
Quelle: Presseportal
Blutsbrüder werden zu Todfeinden,
da bleibt zum guten Schluss im
Kugelhagel nur noch der
 gemeinsam Tod am Strand der Kindheit


Dieser Effekt ist schleichend, und ich bin mir nicht sicher, ob das nicht so gewollt ist. Die neuen Serien wurden alle in Italien produziert, wo sie am Anfang mit "Allein gegen die Mafia" und "Die Mafia-Jäger" noch aus rechtsstaatlicher Perspektive die Ohnmacht der Ordnungskräfte thematisierten. Bei "Gomorrha" und "Suburra" sind diese meist nur noch korrupt präsent. Das Verbrechen findet mit mittelalterlichen Macht-Strukturen unantastbar in einer verfallen Größenwahn-Architektur statt, in der die letalen Schusswunden einfach zur "normalen" Tagesordnung gehören. Als Entschuldigung für die ausufernde Brutalität soll wohl die übertriebene Realitätsferne herhalten. Aber dieser Eindruck wird durch romantische Zwischenschnitte zügig abgeschliffen: Killer sind eben auch nur Menschen, die für ihre Familie und die "Brüder" erzwungener Maßen alles tun, um ihre "Werte" zu bewahren.

Quelle: the movie sleuth
Wenigstens bekommt im dystopischen Rom
auch noch die Politik und der Klerus ihr Fett weg.
Und gescheiterte Großbauprojekte
bieten dekorative Drehorte
Da soll sich das Wahlvolk 
wohl klammheimlich nach noch
strafferer Meloni-Regierung sehnen

Was macht das per permanenter Penetration des Unterbewusstseins aus dem Rechtsempfinden der actionverblödeten Serien-Junkies? Irgendwann wird die Grenze zwischen Fiktion und realen Verhältnissen so diffus, dass man ganz erstaunt war, Rom bei der Papstwahl im heiligen Jahr so proper zu sehen wie niemals zuvor...

Quelle: der standard.de

Mittwoch, 9. Juli 2025

Absurd: Nobelpreis-Nominator Netanjahu

 Da wird zuvor schamlos hinter verschlossenen Türen ausgerechnet von einem Juden federführend über die Zwangsumsiedlung von Palästinensern aus ihrem angestammten Land verhandelt. Dann aber beim Gala-Dinner der Best-Buddys vom Ober-Israeli vollmundig der Welt verkündet, er habe Donald Trump für den Friedens-Nobelpreis vorgeschlagen. Zwei die gegen alles Völkerrecht verstoßend gerade prophylaktisch den Iran zerbombt haben, wollen also den sowieso schon wegen diverser, vorschneller Vergaben umstrittenen Preis unter sich "auskarteln", als reiche es allein schon auf der Weltbühne, das Vorschlags-Schreiben dabei zu haben. Ist denn die letzlich perspektivlose Auszeichnung von 1994 an Jitzchak Begin, Schimon Peres und Jassir Arafat schon wieder vergessen?

Quelle: DIE ZEIT

Zöge das Komitee Netanjahus schamlos schmeichelndes Taktieren nur ansatzweise in Erwägung, wäre danach wohl eine Umwidmung zum "Ego-Nobelpreis" angesagt:

Einerseits weil Trump-Freund Netanjahu vom Internationalen Strafgerichtshof wegen Kriegsverbrechen angeklagt werden soll. Und andererseits weil ausgerechnet Trump dem wegen (bald möglicherweise eigener Vergehen?), die Unterstützung der USA verweigert hat.

Netanjahus Vorgehen könnte, aber auch den Umkehrschluss zulassen, er halte den US-Präsidenten für einen durchgeknallten Trottel:  Einen, den man nur mit ein wenig Chuzpe wie einen Tanzbär am Nasenring zu noch mehr Zugeständnissen und zu einer Haltung gegen die international geforderte Zweistaaten-Lösung führen könne, die er kategorisch ablehnt.

Aber wer weiß? Wo sich schon Reihenweise Spitzen-Politiker der Welt vor Trumps Rüpel-Politik zum Abnicken und heischenden Kotaus in Mega-Zäpfchen verwandelt haben, wird in einer neuen Weltordnung nach POTUS auch das Bild eines Friedensstifters vielleicht einem Wandel unterzogen werden.

Dann heißt es aber bald nur noch: "Frieden schaffen allein durch die stärksten Waffen".

Quelle: DER SPIEGEL
Auch so können Zyniker Frieden schaffen: Etwas so lange zerbomben,
bis es nicht mehr bewohnbar ist. So erübrigte sich dann auch die Zwangsumsiedlung



Montag, 7. Juli 2025

Und immer wieder die 7

"Pack dein sieben Sachen - und los!", pflegte meine Mutter mich Bummelanten - meist verspätet - auf den Schulweg zu schicken. Mir fehlte da einfach noch der 7. Sinn für Pünktlichkeit, und ich musste mich auch immer fragen, was für sieben Sachen sie denn meinte. Den Mangel an Pünktlichkeit, habe ich später durch ein vor allem meine Familie nervendes "meist zu früh" ersetzt. Heute - im Alter mit einer 7 vornedran - muss ich an einem 7. Juli geradezu zwangsweise über die 7 reflektieren. Denn egal, wo auf der Welt, ist die Primzahl 7 eben unteilbar mit Glück, Vollkommenheit und mystischer Symbolik verbunden.

Quelle: Netzwelt
Ob märchenhaft romantisch bei Schneewittchen und den sieben Zwergen oder bei den Glorreichen Sieben, die ihr Leben einsetzen, um ein Dorf zu retten. Schon in diesem letzten Satz wird aber auch die Problematik offenbar, wann die 7 aus- oder gar groß geschrieben wird. Als Journalist habe ich gelernt, dass Zahlwörter zumindest bis zur Zwölf wegen des leichteren Leseflusses ausgeschrieben werden. Aber zu "Zwölf Uhr Mittags", "Die zwölf Apostel" oder "Die zwölf Geschworenen" möchte ich ja nun gerade heute nicht abschweifen.

Quelle: shopanbieter.de
Die biblischen Schöpfungsgeschichte billigt dem Lieben Gott gerade einmal inklusive eines Ruhetages sieben Tage für die Erschaffung unserer Welt zu. Möglicherweise um durch diese Rekordleistung ihre immer größere und selbstzerstörerische Unvollkommenheit unterschwellig zu erklären. An den sieben Todsünden kann das allein ja nicht liegen, denn ihnen wurden ja zur Kompensation gleich die sieben Tugenden vorgehalten. Die sieben Weltwunder der Antike wären ja auch ein Beleg, aber ehrlich gesagt, halte ich die Tatsache, dass die Menschheit immer noch existiert, wahrlich für das achte.

Quelle: Fotocommunity

Es fällt einfach immer schwerer, in der Gegenwart auf "Wolke 7" zu schweben. Mir ist es auch ein "Buch mit sieben Siegeln", wieso wir bei all unserem Erfindungsreichtum nicht in der Lage sind, ein dauerhaftes Mittel für Frieden zu finden. Und damit meine ich nicht den "ewigen Frieden", der ja von den Kriegstreibern quasi immer frei Haus geliefert wird. So sie dem Islam anhängen, befeuern sie den Opfertod mit einem Erreichen des siebten Himmels, in dem - nur für die Männer versteht sich - sieben mal sieben Jungfrauen auf Märtyrer warten, um nur den einen Zweck zu erfüllen, für den Allah sie angeblich erschaffen hat.

Also liebe Leserinnen und Leser! Ihr versteht, weshalb ich  der hohlen "Engelszahl" nur vertraue, 

Quelle; gratis Malvorlagen






wenn ich sie mir nach Gusto selbst ausmalen kann...


Freitag, 4. Juli 2025

Viel Verkehr auf der Milchstraße

Quelle: pixabay

Nun da sich mein gestörter Lebensrhythmus nach all den Operationen und Ängsten wieder normalisiert, werde ich von den altgewohnten Signalen meines Körpers wie vorher aus dem Schlaf gerissen.

Mich fasziniert dabei die Präzision meiner inneren Uhr in zweierlei Hinsicht: Einerseits weil der sich über mir im derzeitigen Dauerhoch wölbende Himmel wie in einem Planetarium weiter dreht, und andererseits gibt die längste Straße Münchens unter mir ein praktisches Feedback. Denn jedes mal wenn ich mich am Fenster hochwuchte, rauscht unter ein Milch-Tankwagen vorbei. Beim ersten mal stadteinwärts, beim zweiten mal stadtauswärts. Das wiederholt sich dann ziemlich genau im Abstand von je zwei Stunden. 

Hätte ich noch einen Funken investigativen Dranges übrig, ich ginge der Frage nach, welches Ziel in der Innenstadt jede Nacht zu jeder Jahreszeit einige zigtausend Liter Milch benötigt. So lasse ich jedoch lediglich vor dem letzten Einschlafen meiner Phantasie freien Lauf, es könne sich etwa um ein Projekt von Elend Musk handeln, der die Milchladung in die Galaxie schickt, damit oben die Milchstraße noch heller leuchtet.

Oder bei der aktuellen Dauerhitze mich allein der letzte Gedanke kühlt, wie es wäre, natürlich verbotener Weise, eine frisch gezapfte Maß eiskalter Milch die wund geschnarchte Kehle hinunter zu stürzen...

Quelle: Chefkoch
Mit einem vitaminreichen Milch-Shake
soll man sogar bei Nachttemperaturen von 28 Grad
leichter über den Tag kommen

Mittwoch, 2. Juli 2025

Die Frage, die bange: Hält Schwarz-Rot noch lange?

Die Hilflosigkeit der SPD nach dem dreitägigen Parteitag am vergangenen Wochenende macht mich als ihren ehemaligen Wähler zutiefst betroffen. Da verbreitet ja die Linke noch mehr Aufbruchsstimmung! Dass der Schlaffi Klingbeil nicht mehr Zuspruch erfuhr, leuchtet ja noch ein. Er hat die Last der Koalitionsverhandlungen im Marschgepäck, die die älteste Partei der Deutschen Demokratie als kaum wahrzunehmenden Junior-Partner gebar. Kein Wunder, dass da die CDU/CSU in der "Sonntagfrage" permanent hinzu gewinnt, während die SPD mühsam auf der Stelle tritt.

Die Angst vor dem Zerbrechen der Koalition mit unabsehbaren Folgen für unser Land zwingt die SPD augenscheinlich zu einem Duckmäusertum, in dem kein Profil zu schärfen ist. Es sei denn man heißt Boris Pistorius und findet in permanenter Kriegsgefahr eine unbeirrte Sprache, die zudem mit schier unbegrenzt zur Verfügung stehendem Verteidigungs-Etat unterfüttert wird.

Von Null auf Hundert preschen hingegen die Christlichen forsch aus der Opposition in eine öffentliche Regierungs-Präsenz, die sogar Spahn und Dobrindt vergessen lässt. Man muss einfach sagen, dass die Damen und Herren im Ministeramt durchwegs PR-tauglicher sind als die Genossen und Genossinnen. Wo sind all die frechen Dialektiker und progressiven Rednerinnen aus der Juso-Ecke geblieben, die die Alten einst vor sich her trieben?

Quelle:WDR
Zuversicht sieht anders aus. Die Doppelspitze
müsste öfter zustechen, damit
die "Alte Dame" wieder an Profil gewinnt

Das wirklich Tragische ist ja, dass da Kompromisse im Koalitionsvertrag ausgehandelt wurden, die der Senior-Partner als quasi nicht existent bis zur Schmerzgrenze ausreizen oder blockieren kann, um die Hilflosigkeit des kleinen Partners damit noch zu unterstreichen. Wer bremst zum Beispiel Dobrindt ein, der seine Ideen zur inneren Sicherheit ausgerechnet bei dem Staat befeuern lässt, der täglich mehr im Verdacht steht, Kriegsverbrechen zu begehen oder Völkerrecht mit Füßen zu treten?

Quelle: DER SPIEGEL
Im Kreis der G7-Größen angekommen,
könnte von der Leyen für Merz
durchaus zum Störfaktor werden
Gleichzeitig kann Chef Merz deshalb viel sicherer auftreten als sein Vorgänger Scholz, weil er weiß, dass die bloße Ankündigung von besseren Bedingungen für die Wirtschaft die Stimmung bei den Unternehmern hebt - selbst wenn sein kreißender Schwafel-Berg am Ende wegen der weltweiten Rahmenbedingungen auch nur ein Mäuschen gebiert.

Und dann der Alleingang mit dem Anstreben des AfD-Verbotsverfahren! Als ob eine verbotene AfD der SPD mehr Stimmen brächte. Das Einzige, was die SPD im Moment vor dem Absturz in die Bedeutungslosigkeit bewahrt, ist doch die Beteiligung an der Regierung. Scheitert Schwarz-Rot vorzeitig, drohen bei den stabilen Werten der "gesichert Rechtsextremen" Verhältnisse, die keiner wieder in Deutschland erleben will.

Andererseits gilt das dann auch für die Christlichen. Auch da stünde der Zeiger dann zwischen Gedeih und Verderb, was wiederum der SPD den Mut geben sollte, öfter im Eigeninteresse den programmatischen Hammer auszupacken.

Quelle: Verfassungsschutz
Als Alternative zu Schwarz-Rot
droht braune Brühe