Mittwoch, 16. Juli 2025

Das kurze Leben bis zur "Drohnenschlacht"

Verwirrt euch - liebe Leserinnen und Leser - die heutige Überschrift? Ich muss mit diesem Post gegen meine eigene Verwirrung angehen, die ausnahmsweise mal nichts mit meinem fortgeschrittenen Alter zu tun hat.

Was ich nämlich absolut nicht verstehe: Welche Waffen-Euphemisten haben sich nur für eine der perfidesten Tötungsapparate zur Namensfindung bei den Bienen bedient?
Im Bienen-Volk dient die kurzlebige Drohne - mehr Leben garantierend - allein  der Begattung der herangereiften Königinnen bei ihrem "Ausflug". Im Stock tun sie während der dreißig bis vierzig Tage, die sie leben, nichts. Sie lassen sich nur füttern und geben durch ihre Größe und ihr Herumhängen zumindest etwas mehr Wärme ab, als die für sie emsig schuftenden Arbeiterinnen.


Die Drohne - aus unbefruchteten Eiern geboren - ist ein ausgeklügeltes, jedoch trotz des Femininum im Namen, männliches Instrument der Fortpflanzung. Deren einziger Lebenszweck ist eben die Begattung der Königinnen im Flug. Wenn sie nach dem Akt nicht schon vor Erschöpfung vom Himmel fällt, wird sie beim Versuch in den Stock zurück zu kommen, dort in der sogenannten "Drohnenschlacht" zuhauf von den Wächterinnen gekillt. Absolut wehrlos, beim Versuch, das alte "Faulenzer-Leben" wieder aufzunehmen. Denn Drohnen haben nämlich keine Stachel.  Also aus die Maus! Finito! Das wars. Und dennoch hängt das ganze Wohl der Menschheit von ihrem Opferflug ab. Durch die flüchtige, massenhafte Befruchtung setzt sich nämlich in den Königinnen bei der Eiablage eine genetische Vielfalt und Gesundung durch, der nur der Mensch mit seinen Pestiziden im Wege steht.

Quelle: RP Online
Die Ukraine schwört auf die Drohne Bayaktar
aus türkischer Produktione
Also - liebe Kriegsherr*innen - was hat das mit euren Tötungsmaschinen mehr gemeinsam als fliegen zu können und meist auch ihren "Tod", wenn sie ihre letale Ladung ins Ziel gebracht haben? Bienen-Drohnen dienen über die Bestäubung und die daraus resultierende Nahrungskette dem Fortbestand der Menschheit. Die Kriegs-Drohen provozieren bei zu heftigem und zu langem Einsatz eher unser aller Untergang.

Quelle: De Gruyter Brill
Die Russen bezeichnen ihre Drohne Forpost
als Kalaschnikow der Lüfte

Aus einschlägigen Spielfilmen wissen wir, dass diese heimtückische Waffe anonym aus irgendeinem Container in den USA von Nerds und alltäglichen Hausfrauen in Uniform gesteuert werden, denen auch noch Satelliten bei der Zielfindung helfen. Die Bedienung ist also scheinbar eine "saubere Sache", bei der man nach der Schicht ungefährdet und reinen Gewissens nach Hause geht. Nicht zu vermeidende Kollateralschäden werden zur Not einfach ausgeblendet?

Oder doch nicht? Zwei Jemeniten, die bei einem Angriff durch US-Drohnen 2012 in ihrer Heimat Angehörige verloren haben, sind vor das Bundesverfassungsgericht gezogen, weil sie den Deutschen eine Mitschuld an dieser völkerrechtswidrigen Tötung von Zivilisten geben. Denn um die Erdkrümmung zu überwinden, dient der US-Stützpunkt Ramstein als Umlenker für die zunächst per Glasfaser-Kabel dorthin gesandten Tötungs-Signale. Daraus ergibt sich ein höchst kompliziertes juristisches Problem, das vom Bundesverfassungsgericht gestern im Eilverfahren noch mit einer Klageabweisung zugunsten der Bundesrepublik abgewendet wurde. Aber damit ist noch kein verbindliches Exempel statuiert worden:
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/bundesverfassungsgericht-drohnen-usa-ramstein-jemen-100.html

Tatsächlich ist die in unserer Verfassung vorgesehene Schutzpflicht gegenüber Menschen im Ausland von Fall zu Fall nämlich gesondert zu definieren...

Quelle: TVNZ
Killen nach Hausfrauenart: In "Eye In The Sky"
spielt Helen Mirren  eine Drohnen-Spezialistin,
die fernab vom Ziel entscheiden muss



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