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Quelle: Wallpapers War Don Corleone - verkörpert durch Marlon Brando - nicht auch schon reinste Mafia-Romantik? |
Der eine, Spross einer "italoamerikanischen Unternehmer-Familie" hatte meine Partner und mich mit einer Werbekampagne beauftragt, die wir auch nach Anzahlung entwickelten und durchführten. Aber wegen der Restsumme mussten wir zu ihm nach Ober-Italien, wo er wohl zum Zweck der Geldwäsche Skistiefel unter dem Familien-Namen produzierte. Noch heute erinnere ich mich - nach stundenlangem Spiel auf Zeit - an die einem Stunt ähnliche Horror-Autofahrt zur Bank nach Vicenza, damit wir den Barscheck auch noch einlösen konnten, bevor er ihn platzen lassen konnte.
Der perfideste erschien mir eher wie ein Jesus-Darsteller, als er mich in ein Familien-Essen an der sizilianischen Faraglione-Küste einbezog. Es war an einem Ostersonntag in Aci Trezza, und er schickte seine märchenhafte, kleine Schwester, um "Bud Spencer" zum Eisbrechen ein Küsschen vorbei zu bringen. Eine Zufalls-Begegnung? Keineswegs! Nach meiner Heimkehr erfuhr ich, dass er dem Ferien-Club über den ich schreiben sollte, im wahrsten Sinne das Wasser abgedreht hatte, indem er dem die Wasserrechte seiner Familie verweigerte. Wenig später übernahm sein "Konsortium" die pleite gegangene Anlage .
Nur die dritte Begegnung hätte brenzlich werden können, weil ein Kollege und ich eine heil überstandene Yacht-Überführung vor dem Abflug nach Hause in einer Nobel-Disco auf Mallorca feiern wollten. Damals war das eben noch nicht der "Ballermann". Ein holländischer Schnösel - vermeintlich stark angetrunken - hörte nicht auf uns zu beschimpfen, weil wir in unseren Klamotten seiner Meinung nach nicht in das Etablissement passten. Irgendwann fing er an, an uns herum zu zerren. Plötzlich packten ihn aus dem Nichts zwei der Kellner und zogen ihn äußerst unsanft vom Tresen. Zu hart - wir wir das fanden, und wollten uns einmischen. Im Nu landeten wir alle auf der Straße, weil ein unscheinbarer Mann nur ganz leise Anweisungen gegeben hatte. Draußen sagte der mir, er habe uns vor einem "Provokateur" beschützen müssen, der die Disco im Auftrag anderer in Misskredit bringen wolle. Als wir uns freundschaftlich zur Beruhigung auf den Rücken klopften, merkte ich dass er unterm Sakko einen Schulterhalfter trug.
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Quelle: Serienjunkies Zerfallene Bausünden von einst, symbolisieren den Untergang einer abseitigen, realen Welt |
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Quelle: Presseportal Blutsbrüder werden zu Todfeinden, da bleibt zum guten Schluss im Kugelhagel nur noch der gemeinsam Tod am Strand der Kindheit |
Dieser Effekt ist schleichend, und ich bin mir nicht sicher, ob das nicht so gewollt ist. Die neuen Serien wurden alle in Italien produziert, wo sie am Anfang mit "Allein gegen die Mafia" und "Die Mafia-Jäger" noch aus rechtsstaatlicher Perspektive die Ohnmacht der Ordnungskräfte thematisierten. Bei "Gomorrha" und "Suburra" sind diese meist nur noch korrupt präsent. Das Verbrechen findet mit mittelalterlichen Macht-Strukturen unantastbar in einer verfallen Größenwahn-Architektur statt, in der die letalen Schusswunden einfach zur "normalen" Tagesordnung gehören. Als Entschuldigung für die ausufernde Brutalität soll wohl die übertriebene Realitätsferne herhalten. Aber dieser Eindruck wird durch romantische Zwischenschnitte zügig abgeschliffen: Killer sind eben auch nur Menschen, die für ihre Familie und die "Brüder" erzwungener Maßen alles tun, um ihre "Werte" zu bewahren.
Was macht das per permanenter Penetration des Unterbewusstseins aus dem Rechtsempfinden der actionverblödeten Serien-Junkies? Irgendwann wird die Grenze zwischen Fiktion und realen Verhältnissen so diffus, dass man ganz erstaunt war, Rom bei der Papstwahl im heiligen Jahr so proper zu sehen wie niemals zuvor...
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Quelle: der standard.de |
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