Eigentlich habe ich mir vorgenommen, die Zeit-Umstellung nicht noch einmal zu thematisierten. Aber wie kann einer wie ich schon gegen seine innere Uhr ankämpfen, die ihm das Thema immer wieder aufdrängt.
Tatsache ist, dass ich zwar einigermaßen schlafe, weil ich seit unserer Rückkehr aus Italien zur Vorbereitung auf die Umstellung immer später zu Bett gegangen bin. Aber daran hält sich leider mein träumendes Unterbewusstsein nicht. Zwei Stunden werde ich von Stakkato-Träumen mit komplett realistischer Handlung durchgeschüttelt. Dann gehe ich den Gang aller älteren Männer, die zudem noch Entwässerungsmittel nehmen. Danach habe ich ein Schlaf-Loch von mindestens einer Stunde, in dem ich feststellen muss, dass ich offenbar nicht so viel Spaß am Horror habe wie der Rest der Welt. Schon Tage vor Halloween fällt den Gestaltern von TV-Programmen auf nahezu allen Kanälen nichts weiter ein, als bis spät in der Nacht Zombies, Vampire und anderes Grusel-Zeugs kinematografisch über den Bildschirm zappeln zu lassen. Was macht so viel Spaß am Schrecken Verbreiten in einer Welt, in der der reale Horror alles jemals Inszenierte gerade ad absurdum führt?
An der viel zitierten Angstlust ergötzt sich in den überfüllten Flüchtlingsbooten, den Schützengräben und den bombardierten Städten garantiert keiner. Und Angst durch Horror zu kompensieren, funktioniert garantiert auch nicht!
Der Jesuiten-Pater, der in Gestalt meines Deutsch- und Englischlehrers versuchte, mich während der Pubertät wieder auf Spur zu bringen und er hatte irgendetwas in mir gesehen, das ihn nötigte, die im Seminar erlernten Psychospielchen zur Erziehung bei mir auszuprobieren. Das war schleichender Horror, der sich bei mir in kämpferischen Hass verwandelte. Das war in dem Jahr, in dem ich gleichzeitig auch zum evangelischen Konfirmationsunterricht musste - und John F. Kennedy erschossen wurde. Am Sonntag nach seinem Tod war die Kirche unserer Pfarrei so voll wie nie wieder in den folgenden Monaten. Ich jedoch sah in jenen Tagen ende November 1963 schon überhaupt keinen Sinn mehr, an einen Gott zu glauben, der im gleichen Moment Schrecken und Schönheit zuließ. Das war wohl meine Emanzipation. Obwohl Jahrzehnte später mein Sohn in diesem Monat geboren wurde, erinnert mich der lichtlose November mit Allerseelen stets an meinen Zwiespalt. Ich mag ihn nicht!
Quelle: St.Xavier's College Der Begründer der Jesuiten: Ignatius von Loyola. Hätte es ihm gefallen, dass seine Priester "Soldaten Gottes" genannt werden? |
Der Jesuit, dem ich das ins Gesicht schrie, nötigte mich, diese Gedanken zu Papier zu bringen. Er hat mir den Text, den ich als wirren, pseudophilosophischen Pubertäts-Erguss in Erinnerung habe, weder benotet noch jemals zurück gegeben. Mein Text handelte eher gleisnerisch von der "Zweigleisigkeit". Der Ignatius-Adept meinte nach der Lektüre ironisch milde, ich würde ein typischer Novembermann werden, der ohne Gott vor dem Grauen im Morgengrauen Angst bekommen werde...?
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