Mittwoch, 27. November 2024

Requiem für einen Freund Feind

Quelle: pixabay

 Bis heute fehlt mir eine Erklärung, wieso viele der älteren Menschen, denen ich in jungen Jahren beruflich und geschäftlich begegnete, mit mir auch befreundet sein wollten. Tatsächlich waren es mehr als ein Dutzend, die im Schnitt zwanzig Jahre älter waren und denen auch ich dann von Herzen zugetan war.

Das bedingte natürlich, dass ich nach und nach dann auch ihren Tod zu verkraften hatte.

Vor ein paar Tagen starb nun ein Mann im Alter von 93 Jahren, der mir für mein Berufsleben in puncto Natur und dem nachhaltigen Umgang mit ihr, neue Perspektiven eröffnet hat. Im Gegenzug dafür half ich ihm  fast zwei Jahrzehnte lang beim Verfassen programmatischer Papiere, Publikationen und Maßnahmen sowie Veranstaltungen mit den mir zur Verfügung stehenden Instrumenten der Öffentlichkeitsarbeit.

Wir fuhren zusammen Ski, und deshalb lud ich ihn auch zu einem Symposium nach Canada ein. Gewissermaßen "to spread the news."

Wir alle verändern uns charakterlich im Laufe unseres Lebens. Es ist ein Irrglaube, äußere Einflüsse veränderten uns nicht. Jedenfalls als mein Freund nach und nach von wichtigen Gremien berufen wurde und sogar olympischer Berater wurde, verlor er das, weswegen ich ihn so mochte: Er war ein hoher Diener des Staates auf der Besoldungsstufe Stufe meines Vaters und hatte wie der aber nichts vom Klischee eines Beamten. Ihn zeichnete eine Kennerschaft von guten Weinen und Speisen aus, und er verfügte über eindeutige Stilfestigkeit und Kunstverstand.

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Woher kommt die Vorstellung, man dürfe einem Toten nichts böses nachsagen? Wann, wenn nicht dann. Der Mensch ist von Natur aus nachtragend. Wenn ich vom Ableben einstiger mir bekannten Menschen lese oder höre, ergeht es mir auch vielleicht wie vielen anderen: Klammheimlich denkt man eben auch an Dinge, die in der Bekanntschaft nicht so gut gelaufen sind und die man "nachträgt". Dafür muss sich niemand schämen. Es sei denn, es käme Häme auf.

In diesem Fall endete eine Freundschaft auf Augenhöhe damit, dass er mir bei einem Komplott nicht den Rücken stärkte, obwohl er es in Position und mit dem Gewicht seines Wortes, ohne selbst Schaden zu nehmen, hätte tun können...

Dennoch RIP. Den Namen nenne ich mit dem Rest freundschaftlichen Respekts nicht. Beteiligte, die das Lesen sollten, wissen, dass ich in allem, was danach passierte, recht hatte.

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