Quelle: sueddeutsche.de Hat er sich mit seiner General-Absage an eine Koalition mit den Grünen verspekuliert oder denkt er bereits an andere Mehrheiten |
"Nix G'wies waos ma net!" denkt sich der Bayer Söder wohl, bevor er sich wieder einmal mächtig in Spekulationen verliert. Aber da in diesen Zeiten jede Spekulation, die gleich über die mittlerweile recht asozialen Medien verbreitet wird, in Sekundenschnelle mit einer Gegenspekulation beantwortet wird, ergibt sich ein Bild der Fakten-Konfusion. Das allerdings spiegelt sich in dem Leben unter mir auf der Kreuzung und beim Rundumblick gar nicht wider:
Im Westen türmen sich gerade ein halbes Dutzend Kräne für ein neues, mächtiges Gebäude des benachbarten Autobauers in den Himmel. Jede Nacht schon wie für Weihnachten mit Laternen dekoriert.
Direkt vor unserer Nase im Norden werden die luxussanierten Wohnungen in der Stadt-Villa aus der Gründerzeit zum Jahreswechsel endlich mit nur von Wenigen bezahlbaren Quadratmeter-Preisen zur Miete angeboten. Auch mit Blick auf den Personalwechsel in dieser Gegend möbliert.
Und vor dem Metzger unseres Vertrauens bilden sich zu den Stoßzeiten Schlangen, als gäbe er seine Brotzeiten zum Schnäppchen-Preisen her, was mitnichten der Fall ist!
Ja, und wenn wir im Luxus-Supermarkt im Osten nach Weihnachts-Keksen suchen, weil sie selber zu backen für uns zwei Alte nicht mehr lohnt, dann ist das Angebot längst vor dem 1. Advent ausgeräubert.
Auch der ganztags nicht abreißende Verkehrs-Strom in den Süden zur Innenstadt hin, sieht nicht gerade nach krassem Konsumverzicht aus.
Alle Zahlen und "Unzahlen", die uns die Nachrichten täglich liefern, können wir ja gar nicht zur Angst, die sie verbreiten ins Verhältnis setzen, geschweige denn überprüfen. Meist sind sie geschätzt oder im Vorgriff auf die kommenden Jahre projiziert.
Abgesehen von einem drohenden Atomkrieg, in dem Europa untergehen könnte: Wie schlecht geht es diesem Land abgesehen von politischen, taktischen Gründen wirklich?
In einem Interview sagte einer der ausgesehenen "Wirtschaftsweisen" vor ein paar Tagen einen Satz, der im diametralen Sinn zu seiner anschließenden Horrorvision für unser Land stand:
"Die meisten der europäischen Nachbarländer wünschten sich, sie hätten nur unsere Sorgen.
Das kann doch nur bedeuten, dass es uns Deutschen im EU-Vergleich immer noch viel besser geht, als uns die Nachrichten-Lage vermittelt. Wieso stehen wir bei nahezu allen Zukunftsperspektiven für Europa an letzter Stelle? Mir kommt es so vor, als sei da unser so lautes Jammern schuld.
Ich habe durch mein Leben in zwei EU-Ländern zwar keinen mikro- oder vergleichbaren demoskopischen Einblick, aber wenn ich auf die Zufriedenheits-Karte blicke, dann sind wir auch da eben das Schlusslicht, obwohl wir in der sozialen Versorgung, in der Infrastruktur und bei Löhnen und Gehältern jeweils vor allen anderen rangieren. Beispielsweise ist es verwunderlich, dass die Italiener und Italienerinnen bei ihrem im Vergleich derart drastisch niedrigerem Lohn-Niveau so viel zufriedener wirken. Am Wetter kann es nicht liegen, denn auch da liegen wie mittlerweile gleichauf.
Dass der "Wirtschaftsmotor Europas", als der wir gerne bezeichnet werden, ins Stocken gerät, ist nicht allein dem Ukraine-Krieg zuzuschreiben. Wenn ich in breiter Front Nachrichten-Quellen analysiere, stelle ich zunehmend fest, dass gute Nachrichten wohl mit dem Ziel untergepflügt werden, die Deutschen in ihrer " Wenn-der-Pot-aber'n-Loch hat"-Denkweise zu beeinflussen. Wer pausenlos mit Untergangsstimmung bombardiert wird, lässt sich irgendwann fallen.
Man muss sich nur mal den Spaß machen, einen Abend lang die Nachrichten auf allen Kanälen zu verfolgen, um dann im Vergleich eine persönliche Bilanz zu ziehen, was hängen geblieben ist:
Wo beherrschten Spekulationen und wo Fakten und Tagesaktualität den Wortlaut? Welche zugeschalteten Interview-Partner werden zum gleichen Thema wie befragt? Wieso werden manche Stimmern immer vor der Sendung aus Termingründen aufgezeichnet? Damit man sie gemäß einer bestimmten Absicht im vorgegebenen Zeitrahmen passend macht? Bei Miosga, Maischberger, Lanz und Konsorten geht es ja auch live. Was sagt dann meine Statistik vom Sofa am Ende über das Verhältnis von schlechten zu guten Nachrichten aus?
Quelle: pixabay |
Mein Tipp in dieser für unsere Zukunft mehr als kritischen Vorweihnachts-Zeit:
Am besten macht man so einen Spekulations-Test mit einem Weihnachts-Tee und einer großen Packung Spekulatius. Wenn es den dann überhaupt noch gibt - mal so grob spekuliert!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen