Montag, 14. Februar 2022

Bin ich geliefert, weil ich nicht liefern will?

Inzwischen bin ich fest davon überzeugt, dass gerade die Nachrichten und die unendlichen Talk-Runden im Fernsehen mehr zu einer negativen Beeinflussung unserer Sprache beitragen als die Handy-Messages mit ihren Lautschrift-Verkürzungen und Emojis . Denn da spricht ja die oberste Bildungsschicht, redet sich gewissermaßen die Elite zu Leibildern der Gesellschaft.

In letzter Zeit ist verbal der Zwang zum Liefern ausgebrochen. Was ist aus dem schönen Dienst leisten geworden oder der Erfüllung einer Aufgabe. Stattdessen muss man den Eindruck gewinnen, die Wichtigkeit wird von Lieferdiensten wie Amazon, Zalando oder Lieferando "ein Stück weit" mit speziellen Phrasen-Dreschern in Mehrweg-Packungen versorgt.

Sorry! Junge Staatsmänner
sind leider nicht im Angebot


Quelle gartencenter-hesse.de

Diese Forderung, zu liefern, impliziert ja auch eine gewisse negative Ungeduld, etwas Zögerliches, mit dem von anderen endlich eine Leistung eingefordert wird. Das könnte im Idealfall dazu führen, dass der, der zum Liefern aufgefordert wird, wegen des Verdachtes nicht geliefert zu haben oder auch in Zukunft möglicherweise aus Unvermögen nicht liefern kann, vom Wahlvolk abgestraft wird.

Dies ist in Umfragen schon jetzt der "Ampel" passiert, weil die Forderung zu liefern, eigentlich schon mit dem Amtsantritt der neuen Opposition verknüpf war. Da hatte es zu aller erst den noch taufrischen Kanzler heftig getroffen. Er solle doch - meinte neben der Opposition auch die gesamte internationale Medienwelt - endlich aus seiner Deckung kommen und  klar sagen, ob er Waffen an die Ukraine liefern will. Als hätte er mit dem Liefer-Stopp des Russen-Gases und dem Poker um Nord Stream 2 nicht schon genug zu stemmen...

Die Belieferungsansprüche gingen ja gerade "am gestrigen Tage" beim erneut gewählten Bundespräsidenten weiter. Weil er von großen Teilen der christlichen Oppositionen als parteiübergreifendes Signal mit gewählt wurde, sprang Alice Weigel in die "Liefer-Kette".  Die stets fließend rechtslastiges Geschwafel abliefernde AfD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag meinte da als eine der rechten Stimmen in der Bundesversammlung, der Amtsinhaber habe bei weitem nicht soviel an Brückenbau geliefert, wie an ihm gelobt wurde. 

Quelle: present5.com
Wenn ich mir die Welt aktuell  so anschaue, so wird sie mehrheitlich von Menschen im Rentenalter regiert. Kann denn der 80jährige Biden gegen den 69jährigen Putin überhaupt noch liefen? Ich könnte und wollte jedenfalls mit denen nicht mithalten; viel zu viel Stress! Bin ich dadurch schon geliefert, weil ich nicht mehr liefern will? Also gebt endlich Frieden auf eurem Geronto-Gipfel! Ich bin zu alt, um noch russisch zu lernen. Mir reicht allein schon die Symbolik vom Sand der durchs Stundenglas rieselt...





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