Mittwoch, 6. November 2019

Über das Können

Ach was wurde nicht von großen Denkern über das Können schwadroniert:
Johan Nestroy meinte: Kunst kommt von Können, und wenn man's kann, ist's keine Kunst mehr!
Dem widersprach Friedrich Nietzsche später. Der Philosoph, dessen Aphorismen ich ansonsten gerne folge, irrte meiner Ansicht nach unmenschlich, indem er Nestroys Gedanken in  etwas verächtlicher Form verkürzte: Kunst kommt von Können. Käme es von Wollen, hieße es Wulst.
Das "Stoßgebet" älterer Männer hört man ja Dank Viagra nicht mehr so häufig: Herr, Du hast mir das Können genommen, nun nimm mir bitte auch das Wollen!

Ich bin eher der Meinung, dass Können all das ist, was der Mensch erreicht, wenn er es probiert.
Das impliziert aber nicht, dass der Mensch - nur weil er es kann - auch alles tun sollte.

Vielleicht glaubt mir das keiner, aber ich habe mit dem Malen angefangen, weil ich trotz meiner ja beruflich unter Beweis gestellten Fähigkeit zu formulieren, manches nicht in Worte kleiden konnte oder keine Plattform dafür hatte. Jetzt mit meinen Blogs ist das anders. Da kann ich schreiben, malen und publizieren, ohne jemanden groß um Erlaubnis zu fragen. Und das geschieht auch nicht unbedingt aus Eitelkeit, sondern eher nach dem nietzscheschen Grundsatz, etwas für sich selbst zu schaffen, um später einmal daran Gefallen zu finden - oder auch nicht.

Gemessen an großer Kunst mag mein malerisches Nicht-Können Dilettantismus sein, dennoch bleibt es eine Möglichkeit des persönlichen Ausdrucks und meiner mitunter beinahe seherischen Aussagen.
Das Goldene Buch finden,
aber nicht darin lesen können...
2005 Acryl auf Malkarton

Im letzten Post, in dem ich meine Depression thematisiert habe, stellte ich drei meiner Bilder hinzu, die um oder kurz nach der Jahrtausend-Wende (auch in der Betroffenheit um "Nine Eleven") entstanden sind: "Die letzte Frucht am Baum der Erkenntnis" stellt den Umgang mit unserer Welt und ihren Ressourcen schon zu einer Zeit dar, als Greta Thumberg noch gar nicht geboren war, und  auf der Leinwand "Was macht der traurige Fischer am Strand von der Insel der Glückseligkeit?" sollte klar werden, dass sein Beruf dem Untergang entgegen sieht und er wegen der Verschmutzung von Flüssen und Meeren womöglich Vegetarier werden muss...

An der Quelle des Lebens sitzen,
aber nicht aus ihr trinken können...
2006 Aquarell auf Büttenpapier
Das sollte aber außer mir keiner verstehen, denn nur gut drei Dutzend meiner Bilder hängen andernorts bei Freunden und Verwandten. Der Rest hängt zuhause, wo der Platz an den Wänden knapp wird. Deshalb ordne ich die Gemälde jetzt für die Cloud der Blogs, ehe sie später auf dem Müll landen.

Nach dem letzten Post wurde ich gefragt, was denn die "Können"-Serie sei. Das möchte ich mit dem heutigen Post und zwei weiteren Bildern dokumentieren. Besser kann ich es eben nicht, aber der gute Wille sollte für die Aussage sprechen: Mittlerweile ist die Serie auf zwölf gewachsen, aber den Rest erspare ich dem Publikum.

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