Einbringung der Kleinodien 1424 von Paul Ritter 1883 Quelle: Nürnberger Museen |
Nach diesem Rechts-Prinzip konnten Leibeigene und ihre Angehörigen ab dem 11. Jahrhundert der Sklaverei entkommen - wenn es ihnen gelang, hinter die Mauern freier Reichsstädte zu gelangen. Wer dort ein Jahr verbrachte, ohne auffällig zu werden, war dann vor dem Zugriff seiner einstigen Herren nach Gesetz gefeit und ein freier Mann. Auch Straftäter, die aufgrund des Banns oder der Acht, die nur durch König oder Kaiser verhängt werden konnten, also als vogelfrei galten, hatten guten Grund in dem Gewusel der mittelalterlichen Städte unterzutauchen. Wohl zu dieser Zeit wurde daher auch der Beruf des Kopfgeld-Jägers erfunden. Denn ausgebeutete Gratis-Arbeitskräfte, die sich womöglich durch Geburten auch noch selbst reproduzierten, lohnten den Aufwand sie zu jagen und aufzustöbern...
In die Stadt zu fliehen, machte also Sinn; für die Betroffenen aber auch für die Städte. Denn je mehr Einwohner, desto mehr wuchs auch ihr BSP und damit ihre Wehrhaftigkeit als Machtfaktor. Das gilt auch heute noch: Wer die Städte hat, hat die Macht. Und die Mächtigen waren schlau genug, auf Wachstum außerhalb der Enge innerhalb der Stadtmauern zu setzen. Sie erwarben Ländereien jenseits der sogenannten Bannmeile. Wissend, dass sie sich bei dem enormen Zuzug und der bald anhaltenden Landflucht im Wert vervielfachen würden. Am französischen banlieu lässt sich ablesen, wie die Bannmeile sinngemäß zu Randgebiet und in der Gegenwart zu "Vorort" wurde.
Mit der verfeinerten Kriegstechnik und dann mit der Industrialisierung wurden Stadtmauern nicht nur überflüssig, sondern es dauerte auch seine Zeit, bis die nicht zerstörten zu romantisierten Schmuckstücken in den Innenstädten wurden. Dass die Industrie an den Stadtrand zog, entlastete aber die Innenstädte nicht lange, denn beim permanenten Wirtschaftswachstum mussten natürlich auch die Leute möglichst nah angesiedelt werden, die es befeuerten. Zerstörerische Flieger-Bomben sorgten da kaum für eine Zäsur in der Entwicklung von städtischen Strukturen.
Münchner Altstadt aus der Luft Quelle: luftbild.de siehe auch die Links am Ende des Textes |
Immobilien-Fuzzis reiben sich die Hände bis sie schmerzen und setzten bereits auf "tokioter" Verhältnisse. Münchner "Stadtluft" macht längst nicht mehr frei. Das ist an dem Feinstaub abzulesen, der sich absetzt, wenn einer hier nur kurz die Fenster öffnet. Dennoch ist vor kurzem im "Glashaus" eine Gewerbe-Immobilie zu einem Appartement umgestaltet worden, das sofort zu einem Preis gekauft wurde, für den man vor ein paar Jahren noch eine Villa in den grünen Vororten erstanden hätte... In der über 100 Quadratmeter großen Wohnung wohnt nun eine Studien-Anfängerin; die Tochter der neuen Eigentümer aus dem Norden.
Was wollen die alle hier? In der mit 4668/qukm Einwohnern am dichtesten besiedelten Gemeinde der Bundesrepublik?
Es wird so lange weiter boomen, bis die Stadt wirklich an ihre Grenzen stößt oder der Markt komplett kolabiert.
Auf den kleinen Flieger links oben am Stadtplan für die aktuellen Luftbilder klicken:
http://www.muenchen.de/rathaus/stadtplan.html.
oder gleich 75 Jahre München aus der Luft
https://www.br.de/nachricht/thementag/landesluftbildarchiv-zeitreihen-100.html
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