Der literarische Macho-Mann, dessen Roman-Protagonisten meist heldenhaft bis zum letzten Bluttropfen dauereregiert ihr Leben ließen: Ernest Hemingway, der Waffennnarr und Jäger starb sicher nicht beim Reinigen seiner Schrotflinte.
Mein Lieblingsdichter Heinrich Heine erkrankte an Deutschland seelisch derart nachhaltig, dass er seine "Matratzengruft" im Pariser Exil kaum noch verließ.
"Die letzte Frucht am Baum der Erkenntnis" 2001 Oil on Canvas |
Dass es zwischen der Schreiberei (auch von Songs) und dem Hang zum Suizid eine enge Verbindung gibt, wäre mir nie in den Sinn gekommen, wenn ich mich in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nicht einer Versuchsgruppe des Max-Plank-Instituts für Psychiatrie angeschlossen hätte.
Ich litt da derart unter Gemütsschwankungen, dass ich oft keinen Ausweg mehr sah. Dass es als Versuchskaninchen noch viel schlimmer wurde, erahnte ich genauso wenig, wie die dramatischen Auswirkungen, die kaum erprobte Medikamente auf mich haben würde. Aus den "Nirvana-Jahren" - wie ich sie nannte - befreite ich mich nach drei weiteren Jahren Freudscher Einzel-Analyse (Siegmund Freud starb vor 80 Jahren!) durch einen radikalen Rundumschlag. Da war der Frontmann der Grunge-Band "Nirvana" gerade erst 20 geworden. Vielleicht hätte ich durch meine Erfahrungen dem multigenialen Kurt Cobain helfen können. Denn gegen Depressionen hilft eigentlich niemand und auch kein noch so umfangreiches Studium, wenn man sich nicht selbst hilft und freimütig - ohne Ratschläge von anderen anzunehmen - darüber spricht.
Das schien heuer in unserer so dramatisch gespaltenen Gesellschaft endlich erreicht zu sein. Kaum eine namhaftes Magazin, das die Depression nicht thematisierte. Auch das Fernsehen zog nach. Klar wurden Betroffene zitiert, aber kommentiert wurde von "Experten", die garantiert selbst keine Depression zu erleiden hatten.
"Das Goldene Tor sehen, aber nicht hindurch können" Aus der "Können"-Serie 2010 Acryl auf Malkarton |
Mit einem der "Begleiter" aus dem Max-Plank-Institut spielte ich durch Zufall gelegentlich Squash. Im Privaten sprach er dann nicht als Arzt, sondern als Sportkamerad, der ehrlich gestand, dass gegen das "Hemingway-Syndrom" - wie sie es intern im Institut nannten - kein Kraut gewachsen sei.
"Was macht der traurige Fischer am Strand von der Insel der Glückseligkeit" Oil on Canvas 2002 |
Ich war bestimmt einmal mehr privilegiert. Aber als Chef musste ich die Mitarbeiter in meine "depperte" Depression einweihen, wenn der Laden weiter laufen sollte. In meiner jetzigen Lebenssituation bin ich natürlich noch immer vor Depressionen nicht gefeit. Aber ich muss eben nicht mehr unbedingt funktionieren, wenn mich der Schmerz übermannt. Ich therapiere mich durchs Schreiben und durch das Malen von Bildern in einem jeweils anderen Stil mit unterschiedlichsten Techniken - auch wenn die vermutlich keiner versteht:
"Full Depression" 2019: Acryl auf Malkarton |
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