Mittwoch, 30. Oktober 2019

Flügel-Stürmer

Die Metapher von den Ratten, die das sinkende Schiff verlassen, lässt sich ja global leider nicht auf unseren Planeten anwenden. Weshalb es an der Erdoberfläche in schöner Regelmäßigkeit zu ihrem unkontrollierbaren, gleichzeitigen Auftreten kommt. Wo sollen sie denn auch hin, wir können sie ja nicht mit irgendeinem Space-Programm in die Unendlichkeit der Galaxis schicken.

Ratten vermehren sich aber populistisch in rasantem Tempo, und sie sind so sozialisiert, dass sie bei Bedarf auch Artgenossen verspeisen; - also sich quasi durch Kanibalisierung auf ein Denken "einfressen". Wer da Parallelen zur Politik und ihren derzeitigen Protagonisten in vielen Teilen unserer Welt sieht, kann nur nachdrücklich gewarnt werden. Der Vergleich zwischen Ratten und Menschen, den einige Parlaments-Politiker ja öffentlich bereits angelegt haben, ist unterste Schublade!

Deshalb möchte ich heute lieber über die Hysterie ein paar Zeilen loswerden, die nach der Wahl in Thüringen unser Land befallen hat. Dabei waren doch die Prognosen für das kleine Bundesland mit gerade einmal 2,2 Millionen Einwohnern doch eindeutig. Wer überrascht war, glaubt wohl noch an den Weihnachtsmann. Auch die Lager-Wahl zwischen links und nat(z)ionalsozialistisch, bei der die klassischen Alt-(früher Volks-)Parteien auf der Strecke blieben, bestätigte ja nur den anhaltenden Bundes-Trend.

Die CDU/CSU reagierte mit einer Selbstzerfleischung (Kanibalisierung?), die die SPD - um nicht in Bedeutungslosigkeit abzustürzen - schon hinter sich hat. Die Systematik, Spitzenkandidaten zu beschädigen, Urwahlen bei der Kandidaten-Kür fürs Kanzleramt zu verlangen und "Wadlbeißer" von der Kette zu lassen, verspricht leider nichts Gutes für die GROKO. Ob da ein Friedrich Merz, der seine beleidigenden Rachegelüste gegenüber der Kanzlerin selbst vor laufenden Kameras nicht im Zaum hat, der christlich demokratische Messias sein könnte??? Die Sozen hatten ihren 100prozentigen Messias ja auch schnell zur Schlachtbank geführt...

Das alles spielt den Flügel-Stürmern von der sogenannten AfD derart in die Karten, dass sie mit all ihren Lügen - kaum hinterfragt - durchkommen. Wer Bernd-Björn Höcke, den Mann mit der Maske, bei dem von ihm abgebrochenen ZdF-Interview noch einmal ohne Ton betrachtet

https://www.youtube.com/watch?v=YfTo4jgPveE,

Ohne Mitläufer, die plumpen Parolen folgen,
geht es nicht
Fragment meines Gemäldes "Mitläufer"
mit GIMP für diesen Post beschnitten
der muss gegen den Impuls ankämpfen, sich einen Thermo-Anzug anzuziehen. Seine eiskalte Androhung "ernster Konsequenzen" erinnerte in der Mimik an das "zäh wie Leder, hart wie Krupp-Stahl" mit dem die Deutschen sich einst im Volkspalast mystifizierten...Die Opas und Omas in der AfD-Führungsriege werden sich ebenfalls warm anziehen müssen, denn ich erlaube mir die Prognose, dass sich da ein neuer "Führer" für das Deutsche Volk in Stellung bringt.
Ich alter, müder Mann werde nicht aufhören, darauf hinzuweisen, dass Adolf Hitler seine Macht einst auf demokratischem Wege erlangt hat, weil alle Volksparteien in sich und miteinander zerstritten waren. Denkt bitte die undenkbaren Koalitionen! Schlimmer als die GROKO kann es nicht werden!


Montag, 28. Oktober 2019

Die Kunst Kunststoff zu vermeiden

Das Umwelt-Bundesamt hat eine fabelhafte Webside zum Thema abbaubare Kunststoffe. Deshalb kann ich mir es ersparen, tiefer in die biotechnische Materie einzutauchen:

https://www.umweltbundesamt.de/service/uba-fragen/welche-produkte-aus-biologisch-abbaubaren

Seit ausgerechnet in meiner Zwei-Heimat Italien akkurater Müll getrennt wird als es die Münchner Müllabfuhr für unseren Hausmüll hier anbietet, bin ich in meinen späten Jahren sensibler für diese Thematik, als ich es in meiner aktiven Zeit war. Was mir sehr leid tut, weil das auch mit Feigheit zu tun hatte.

Habe ich die schönen Zeilen, die ich von einer Kreuzfahrt schrieb, dadurch verunziert, dass ich berichtet hätte, wie die Luxus-Liner ihren Müll nächtens unbemerkt auf hoher See entsorgen? Nein!
Habe ich den Eingriff in den Wasserhaushalt der Berge durch die exzessive Bereitung von Maschinen-Schnee verteufelt. Nein! Was haben die immer neuen Kollektionen von Compound-Ski-Modellen, die wir alljährlich zum "Wohl des Verbrauchers" getestet haben, das Abbauen von Müllhalden durch kompliziertes Schreddern der Produkte erschwert!
Leider kann ich nicht sagen, von der Schädlichkeit diverser Luxus-Sportarten hätte ich nichts geahnt. Nur Buße tun, kann ich noch. Wobei mir dann auch ein von mir immer häufig zitierter Spruch Hemingways zu meiner heutigen Reue einfallen muss:
"Wenn die Nutten alt werden, gehen sie in die Kirche".

Also, mein spät aufkeimender Widerstand gegen die Plastik-Power ist daher auch ein lächerlicher Versuch, mich irgendwie vergeblich reinzuwaschen. Obwohl ich täglich erkenne, dass das Individuum chancenlos ist, versuche ich, in meinem Umfeld und meiner Lebensweise individuelle Veränderungen des Verhaltens. Dabei scheitere ich immer wieder mehr als erbärmlich.

Aktuell beginnt mein Tag in Finsternis, indem ich die Hälfte der mir verschriebenen Medikamente und Präparate einnehme. Alle sind in großen Packungen (aus Pappe zwar) in plastifizierten Alu-Folien verschweißt und werden von mir in einen nach Wochentagen rationierten Kunststoff-Behälter umgebettet. Meine mehrfach am Tag zu spritzenden Insuline kommen zwar löblich in Glas-Ampullen daher, dafür haben sie aber Kunststoff-Adapter zum Aufdrehen der  in Plastik gefassten Nadeln. Auch sie sind generell  in Alu und Kunststoff verschweißt. Nur eines meiner übrigen Medikamente wird in einem Gläschen geliefert, das allerdings einen Sicherheits-Schraubverschluss aus Plastik hat...

Zum Frühstück habe ich einen Apfel, den meine Frau ohne Umverpackung kauft und in einer Papier-Tüte transportiert. Den Joghurt aus Griechenland löffel ich aber direkt aus einer flachen Plastik-Schale mit Alu-Deckel, weil es den nicht im Glas gibt. Womit ich zwar Spülmittel spare, aber untrennbaren Hausmüll erzeuge. Da spielt es schon keine Rolle mehr, dass ich ein Bio-Müsli drauf streue. Das wird zwar im Karton und abbaubar in einer luftdichten Verschweißung geliefert, aber kürzlich las ich, dass von der Energie, die für die Herstellung von einem halben Kilo Gesundheits-Müsli verbraucht wird, eine Familie einen ganzen Tag ihren Haushalt mit Strom versorgen kann...

Dann setze ich mich an meinen Computer-Tisch, der zwar aus Holz ist, aber mit Gerätschaften voll steht, die vom Drucker über den Bildschirm bis hin zum Rechner aus nicht abbaubaren, kritischen Materialien bestehen. Spielt es da eine Rolle, dass ich beim Schreiben mit dem Streamer hergestellten Sprudel aus wieder verwendbaren Glasflaschen trinke? - Nö.
Wo man hinfasst - nicht abbaubarer Kunststoff!

Bei meinem nordafrikanischen Supermarkt - alhamdullilah! -, der alles einzeln in Plastiktüten verpackt, bin ich für meine mitgebrachten Taschen und den Hinweis, dass ich das alles direkt nach dem Wiegen in  denen verstaut haben will, schon bekannt. Es gibt auch lobende Kommentare vom Personal, aber auf dessen Verpackungs-Verhalten hat das bislang nachhaltig keinen Einfluss. Weder der Metzger noch die benachbarte Filiale einer großen Handelskette haben bei der Verpackung schon groß umgestellt. Immerhin gibt es da gegen einen Obolus zumindest Tragetaschen aus festem Papier, wenn man - wie ich! - keine eigenen Taschen dabei hat.
Jedoch! Es ist bei beiden Läden darüber hinaus kaum zu vermeiden, Gekauftes nicht in bayrisch so genannten "Plastik-Haferln" (mengs a großes odea oa kloans?) nach Hause zu transportieren.

Da lobe ich mir dann den Fischhändler meines Vertrauens, der seine frisch geschlachteten Fische sorgfältig in mehrere Lagen Papier einwickelt, obwohl er vermutlich wohl kaum weiß, wie viel Micro-Plastik in den Tieren abgelagert ist. Ach nein! Da verschweißt er seine leckeren, marinierten "Matjes" ja doch noch in einer Spezial-Hülle!

So schaue ich dann betrübt in meinen Warenkorb: Alle Marktstände haben zwar für Pilze, Obst, Gemüse, Nüsse und Brot auf Papier-Tüten umgestellt, und ich habe auch offene Almbutter gekauft. Aber mein Bargeld ist ausgegangen. In meiner Brieftasche befindet sich nur noch Plastik-Geld. Gut, dass ich hier und dort schon mal gelegentlich mit der App auf meinem garantiert nicht abbaubaren Smartphone zahlen kann.

Ich habe Tränen in den Augen, und es wird mir durch deren Schleier bewusst, dass meine Bemühungen zur Unterstützung des globalen Plastik-Pakts nur ein Trauer-Tröpfchen ergeben, das gar nicht wahrnehmbar in einem zugemüllten Ozean untergeht...

Freitag, 25. Oktober 2019

Vorboten des Winters

Dass wir Europäer uns warm anziehen müssen, steht schon mal fest. Auch wenn Meteorologen einen nassen und wieder einmal zu warmen Winter vorhersagen. Aber die  menschliche Allianz der Finsternis, die Putin, Trump, Erdogan und Johnson - aus welchen Gründen auch immer - geschlossen haben, beschert uns vermutlich einen kalten Krieg, der kälter als der Tod sein könnte, wenn die EU als potenziell dritte Weltmacht weiterhin so schwächelt.

Am Wochenende wird wiedermal passend auf die Winterzeit umgestellt, die doch - lang ist's her - mal unsere Normalzeit war. Wer hatte von der Zeitumstellung eigentlich einen Nutzen?

Bei Spotify wird schon mit Hör-Beispielen für die ultimative Weihnachts-Playlist geworben, und die großen Handelsketten preisen bereits ihre Aktionen für diesen mittlerweile immer fragwürdiger werdenden Jahres-Höhepunkt an. Sind wir denn vom Geist des Erlösers überhaupt noch zu retten?

Da lobe ich mir meine eigenen Vorboten auf den kommenden Winter. Der kommt nämlich bestimmt, und wird dadurch angezeigt, dass unser Metzger von gegenüber bei seiner Anlieferung in morgendlicher Dunkelheit erstmals lange Hosen unter seinem weißen Kittel trägt.


Von vier andernorts vom Aussterben bedrohten Meisen-Arten (!) bekomme ich unter dem Fenster meiner Computer-Ecke jetzt täglich hartnäckigeren Besuch. Sie tun noch so, als pickten sie die bösen Marienkäfer von den kahlen Zweigen, um an ihre Belohnung zu erinnern. Dabei scheuchen sie aber die stinkenden Blattwanzen auf, die dann träge in die Wohnungen kriechen. Wildlife pur - mitten im Großstadt-Verkehr!

Damit das so bleibt, habe ich mit Segen unserer Hausgemeinschaft ein neues Heim für das, was im Gärtchen vom Glashaus so kreucht und fleucht angeschafft. Egal wie kalt es kommt, da wird es beizeiten ein schönes, kalte Herzen erwärmendes Gewirbel geben.


Am allerwichtigsten - kurz vor der Kälte: Eine Runde mit dem Enkel durch das bunte Treiben der Kirchweih-Dult, obwohl man sich die bald genauso wenig noch leisten kann wie das Oktoberfest, das vor 14 Tagen zu Ende gegangen ist. Eine Maß Bier 9.50, eine große Brez'n 4.50 und ein Steckerl-Fisch für 14 Euro schlugen allein für den Opa zu Buche. Für den Betrag gibt es winters im Wirtshaus schon was G'scheit's...

Ist's Wetta zur Kiata-Duid no' schee
Gibt's so boid koan guad'n Schnee.
Aba wann's Bia da scho kost zehne
Klappern's g'wiss - de oid'n Zähne
Bauernweisheit aus dem 21, Jahrhundert

Mittwoch, 23. Oktober 2019

Reality übertrump(f)t Stream

Gibt auf die Eingangsfrage Antwort:
Buch bei Amazon
Wer war zuerst da; Das Ei oder das Huhn?
Manchmal ist es müssig, heute noch über Ursache und Wirkung lange nachzudenken. Vor allem wenn die Fiktion von der realen Tages-Aktualität immer wieder im rasenden Tempo überholt wird.

An dieser Stelle habe ich mich ja schon des öfteren zu meiner Leidenschaft in punkto streamen und bingewatching bekannt. Und ich weiß tatsächlich nicht, wie ich die letzten Jahre ohne das Schreiben und das Serien Gucken durchgestanden hätte. Mittlerweile tue ich mich aber schwer damit, dass die Serien-Autoren (Creators) Dinge überzeichnet prognostizieren, die dann von der Real-Politik und ihren machtgeilen Protagonisten spielend in den Schatten gestellt werden:

Auf den sexübergriffigen Kevin Spacey mit der schurkigen Darstellung des Präsidenten Frank Underwood  in der Serie "House of Cards" muss ich dabei ja gar nicht mehr zurück blicken. Denn das Donald Trump viel durchtriebener, sex-übergriffiger und narzistischer die Weltmacht USA nach persönlichem Gusto missbraucht, erleben wir Weltbürger ja jeglichen Tag. Vielleicht übertrifft ja der reale Trump den fiktiven Underwood nur deshalb, weil die Creators das Twittern nicht entsprechend dramaturgisch umsetzen konnten...

Aber wie Boris Johnson als Ex-Bürgermeister von London zu so einem regelrechten force-molester werden konnte, wurde quasi schon vorab in Serien über Verbrechen in diesem verfilzten Finanz- und Polit-Moloch an der Themse deutlich. Ja, da kann man sich den Brexit mit einer kompletten Isolation der Insel nur wünschen!

Donald Trump guckt mitunter lieber die mexikanischen Splatter-Drogen-Serien, als mal in die Geschichtsbücher zu schauen.  In solchen Serien wie "Reina del Sur" kämpft quasi jeder Drogenbaron um die Präsidentschaft. Kein Wunder dass bei seinem Realitätsverlust der Hass auf die "Bohnenfresser" in Grenz-Zaun-Gelüsten gipfelt, die von seinen  "bingewatchenden" Anhängern begeistert unterstützt werden.

Aber dass es in Ländern, die uns nicht so nah sind, auch noch schlimmer um die Politker-Korruption steht, lernen die Serien-Gucker in Streams aus Israel, Süd-Korea, Japan, Indien und Australien. Auf dem fünften Kontinent untergräbt jüngst die Real-Politik  die Presse-Freiheit .

Komisch: Nur die Serien aus Ägypten und der Türkei kommen weitgehend ohne heimlichen Zeigefinger auf die aktuellen, politischen Zustände aus. - Warum nur?

Wer wissen will, wie wenig sich Fiction von Realitiy unterscheidet und wie perfide vorhersehend einige Serien sind, findet hier ein paar gute Beispiele:
Werden in Mexiko tatsächlich Drogenbarone Präsident? Vom fiktiven skrupellosen Kartell-Killer
möchte Epiphanio Vargas in "La Reine Del Sur" zur präsidialen Macht.
Trumps Fußvolk hält solche Szenarien für denkbar.
Quelle: Netflix
Da helfen auch junge Ermittler nicht mehr. Wenn der Fisch immer anfängt vom Kopf zu stinken, opfern sie
ihre Jugend für mehr Gerechtigkeit im Kampf gegen Vorgesetzte und korrupte Politiker wohl vergebens:
Zur Zeit in der ZDF-Mediathek

Die koreanische Version von "Designated Surviver"
ist nicht so national verkitscht wie das US-Original



Montag, 21. Oktober 2019

Chaos-Theorie 19.0

Theorien sind ja meist relativ, weshalb sie sich trefflich fehlinterpretieren lassen oder - wenn sie von so abgehobenen Hirnen wie Einstein und Hawking aufgestellt werden - uns Durchschnitts-Hirne meist ratlos zurücklassen.

Köstlich ist immer noch, wie sich bei der Chaos-Theorie hartnäckig das Beispiel mit dem Flügelschlag des Schmetterlings hält, der dann sich fortsetzend irgendwo auf der Welt schlussendlich zu einem Sturm führt. Gerade vor kurzem habe ich diese unsinnige Legende in einem seriösen Film wieder gehört. Unerhört!

Aber bei soviel Ignoranz traue ich mich dafür heute, meine eigenen Überlegungen zum grundsätzlichen Enstehen von Chaos darzulegen. Oder soll ich die Mehrzahl Chäa verwenden, wie sie einige Sprach-Puristen seit neuestem besserwisserisch vom Altgriechischen Wortstamm eingedeutscht ableiten?...
E. N. Lorenz 2008 t
Foto: Wikipedia
Diese Teilchen-Konstellation bei
der Versuchsanordnung des
Mathematikers und Meteorologen
Edward N. Lorenz führte
zur Fehl-Interpretation des
von ihm so genannten
"Schmetterlings-Effekts"

Nein, nein, das soll ja hier Satire bleiben!

Meine Überlegungen begannen mit einer Verkehrsmeldung auf B3 - womit ich mich als bekennender Radio-Hörer - wenn auch mit Knopf im Ohr zur frühen Morgenstunde im Bett liegend via Smartphone und Internet oute.
Da war von einem Stau, die Rede, der durch einen Autofahrer verursacht worden war, der den rot-weißen Schranken-Zaun, der eine Baustelle einengte, auf einer Länge von einigen hundert Metern niedergerissen hatte. Die Bergungsarbeiten dauerten zwei Stunden. Der Stau, dem offenbar nicht zu entkommen war, hatte eine Länge von sieben Kilometern, bei dem auch keine Rettungsgasse half.
Nur Spezialgeräte konnten das Chaos beseitigen. Der Grund: Die Teile sind so sauteuer, dass sie regelrecht gegen Diebstahl verkettelt werden müssen. Ein Zwei-Meter-Stück solider Schranken-Zaun kann nämlich bis zu 1000 Euro kosten...

Nun denn. Ein paar Tage später nötigte mich meine Frau - trotz meiner enorm eingeschränkten Geh-Fähigkeit - zum freitäglichen Familien-Treffen auf den Viktualien-Markt im absoluten Zentrum der Bayrischen Landeshauptstadt.

Wir waren ja ein halbes Jahr in Italien gewesen. Da waren wir dann schon überrascht, dass es in der Innenstadt eigentlich keine planbare Route mehr gab. Aber nicht, um den Verkehr generell abzuhalten, was ja durch bezahlbare Preise des öffentlichen Nahverkehrs ein Leichtes wäre. Nein, aus den ohnehin schon engen Straßen wurden durch unzählige Schranken-Zäune Stress-Kanäle, in denen sich Autos dicht an dicht mit losgelösten Roller-Fahrern und den Radel-Rambos einen gnadenlosen Überlebenskampf lieferten.

Meine Frau fand keinen Weg, um mich am Markt abzusetzen, weil es tatsächlich keinen gab. Mein Canossa-Gang am Stock gebar, um mich von den unendlichen Schmerzen abzulenken, zweierlei:
Erstens, dass ich gerne an einem Schranken-Zaun-Hersteller oder zumindest an einem Verleih solcher Teile beteiligt wäre...
Quelle: play.mob.com
Zweitens: Dass die Interpretation  der Lorenzschen Chaos-Theorie in punkto Bewegungsprofil angesichts der Münchner Verkehrsverhältnisse mindestens um die Variante 19.0 des Stadtbauamts ergänzt werden muss... Da würde das Bild des Schmetterlings nämlich von einer schlangenköpfig alles verschlingenden Hydra verdrängt.
Gerade ist ja Hochzeit für den Städte-Tourismus gewesen. Wie die Besucher sich
klaglos durch all die Schranken-Zäune zu den Sehenswürdigkeiten
durchgekämpft haben, verdiente allein schon einen alternativen Friedens-Nobelpreis

Freitag, 18. Oktober 2019

Börsen beschneiden!

Gut, meine Beziehungen zur Börse haben mich immer wieder als Verlierer vom "Parkett" gehen lassen. Mein eigener Laden lief dank schneller Re-Investments in die elektronische Ausstattung so gut, dass ich mir über Geld-Anlagen in Form von Aktien und Fonds absolut keine Gedanken machen musste. Bis heute habe ich keine Ahnung, was da überhaupt abläuft, und die Berater meiner Hausbank hatten sie offenbar auch nicht, als ich schließlich quasi gezwungen war Geld "anzulegen".

Der Zeitpunkt hierzu war mit dem Jahr 2008 aber auch denkbar ungünstig. Jetzt dümpelt nur noch als Rest der Schatzsuche ein letztes US-Investment im No-Profit-Nebel, das mein bayerischer Bank-Mensch als "g'mahde Wies'n" (also todsicher) bezeichnet hatte. Immerhin bekam er  ja auch 14 Prozent meines Kapital-Einsatzes dafür, dass er mir das "Haus-Produkt" aufschwatzte...

Seitdem lasse ich die Finger von jeglichem - auch von Freunden kolportierten - Anlagetipps. Wär ja auch gar nicht mehr so viel da. Dass ich auf die Börsen der Welt deshalb nicht allzu gut zu sprechen bin, wird jeder verstehen. Dass ich dafür bin, ihre auf Spekulation begründete Herrschaft in Zeiten weltweit vernetzter Kurs-Rechner zu beschneiden beziehungsweise strafbar zu machen, vielleicht nur wenige.

Aus meiner auch historischen Sicht sind die Börsen gestützt durch die Banken unbeschadet aus den größten "Volks-Verarschungen" per se straffrei heraus gekommen. Ein paar, die es am ärgsten getrieben haben, schmoren vielleicht noch im durch Luxus-Sonderregelungen gepamperten Strafvollzug, Auch der Millionen-Zocker  und -Steuerhinterzieher Uli Hoeneß bekam ja erstaunliche Zugeständnisse und Vergünstigungen. Aber das Gros der Finanz-Haie kann sich weiter unbehelligt auf den Zynismus verlassen, nachdem Gewinne individualisiert und Verluste sozialisiert werden.

Die Deppen sind dabei die Steuerzahler, die das ausbaden, wenn die Regierung wieder einmal zur Banken-Rettung antritt und Geld zum "Nullinger" für sie bereit stellt, während es den ärmsten Kunden, die ja eigentlich das Wahlvolk ausmachen in niedrigen Zins-Zeiten zu Höchstsätzen beim Dispo erneut abgezockt wird.
Und siehe da. Bei Amazon gibt
es im Angebot Börsen-Haie passend
in Variationen als Sparbüchse 

So lange das "Wachstum um jeden Preis" in der Wirtschaft und auch im Hinblick auf die Umwelt-Belastung das Maß aller Dinge bleibt, wird natürlich auch die Gier angefeuert. Und deshalb bleiben an der Börse Dinge erlaubt, die im richtigen Leben strafrechtlich verfolgt würden.

Aber so richtig wütend werde ich erst in diesen Tagen. Wenn die Welt von Potentaten in gewaltsame Auseinandersetzungen getrieben wird, vage Mehrheiten zu demokratischen Diktaturen führen und damit möglicherweise eher zur  Befriedigung und Gewinn-Maximierung von Lobbys als dem Volkswohl dienen.

Früher legte sich eine kritische Weltlage auf die Stimmung der Börsianer, so dass die an den sinkenden Aktien-Kursen abzulesen war. Seit der kurzen Baisse im vergangenen Sommer, bekomme ich den Eindruck, dass jeder stinkende Furz von "Trump-Putin-Johnson-Erdogan & Co" die Kurse zusätzlich befeuert.

Mittwoch, 16. Oktober 2019

Verflixte Freiheit

Schriebe ich alle meine Gedanken auf, die mir zu einer gewünschten Symbiose zwischen Literatur und Freiheit einfielen, müsste ich dafür einen eigenen, umfangreicheren Blog eröffnen. Denn zum einen ist ja die Literatur nicht eindeutig zu definieren und zum anderen sind die Erwartungen an die Freiheit und ihre Begrifflichkeiten nicht scharf genug abzugrenzen.
Bücher sammeln sich an, aber an jeder
Gabelung des Lebensweges
erfährt der Bücherfreund, dass nur
die ihm bleiben, die fest in seinem
Kopf verankert sind...

Setzte ich die aktuell in diesen Tagen vergebenen Literaturpreise (Nobel, Booker und Deutscher  pünktlich zur heute eröffneten Buchmesse) ins Verhältnis zu den gängig ermittelten Bestseller-Listen, so fände ich derzeit kaum oder keine Übereinstimmung Die Methoden des angewendeten "creative writings" bestimmen die Verkaufszahlen. Da hat Literatur, die unter Schmerz und  mit dem Sendungsbewusstsein von Botschaften entsteht, kaum noch eine Chance. Einmal Erfolgreiches wird von Agenten und Verlegern  in Wiederholungen und Fortsetzungen bis zur Schmerzgrenze beherrschend voran getrieben. Dafür wird literarisches Experimentieren mit der Sprache auf der anderen Seite für die "Nische" zum Ausgleich eben mit den großen Preisen bedacht.

Und da muss man sich schon einmal bewusst machen, dass viele großen Würfe, die eine Sprache voran bringen können, nicht nur in Deutschland von Autoren stammen, die die Sprache, in der sie schreiben, erst nach einer Flucht in die Freiheit als Jugendliche erlernen mussten... Das passt so gar nicht in das von Nationalisten gezeichnete Bild der Migration.

Viele Preisträger und auch Autoren der sogenannten Shortlist arbeiten dabei ihren persönlichen Weg in die Freiheit auf. Ob sie nun aus Syrien, Afghanistan oder vor den Balkan-Kriegen der 1990er vertrieben wurden. Namen muss ich da keine nennen, denn mein Thema ist ja der nicht auf Personen bezogene Antagonismus zwischen Freiheit und Schreiben, der vielleicht so nur befreit im Exil funktioniert.

Angesichts der Zustände in der heutigen Türkei, oder Ungarn, Polen und Spanien, wo die freie Meinungsäußerung von Staatswesen immer stärker unterdrückt wird, frag ich mich allerdings wie nachhaltig das Schreiben im Zusammenhang mit der Freiheit überhaupt ist. Wenn der Wunsch nach Freiheit eher abstrakt entsteht und nicht gleich in Blutbädern endet, scheint er aus historischer Sicht nur eine geringe Halbwertzeit zu haben.
Der Grund: Das eigentlich nur individuell und unterschiedlich verspürte "Bauchgefühl Freiheit" gerät immer wieder in den allgemeinen Machthunger mit seinen gierigen Verdauungssäften. Kaum eine Nation auf der Welt hätte nicht harmonisch durchlebte Friedenszeiten mit relativer Freiheit genossen, die anschließend einer  bösen Herrschaft zum Opfer gefallen sind...

Vollmundig hielt das Thomas Jefferson - US-Präsident und Hauptautor der Amerikanischen Verfassung - mit diesem Spruch noch für legitim:
"Der Baum der Freiheit muss von Zeit zu Zeit mit dem Blut von Patrioten und Tyrannen begossen werden."
Hauptsache natürlich, es ist nicht das eigene Blut. Er hat ja den Sezessionskrieg nicht mehr erlebt, der ihm die Absurdität dieses Satzes so drastisch vor Augen geführt hätte. Sein Gedanke lebt aber untilgbar  in manch herrschsüchtigen Köpfen weiter.

Sein Zeitgenosse, der Deutsche Dichterfürst Friedrich von Schiller, war da schon als noch junger Mann tiefer im geistigen Widerstand gegen solches Denken. Als er nämlich dem Marquis von Posa in seinem Epos "Don Carlos" den Merksatz andichtete, den ich im Schulunterricht bei der damaligen Interpretation in seiner wahren Tiefe noch nicht erfassen konnte:
"Ein Federzug von dieser Hand, und neu erschaffen wird die Erde. Geben Sie Gedankenfreiheit!"

Wer dazu das aktuelle, reale Spanien, dessen furchtbarer Bürgerkrieg vor genau 80 Jahren zu Ende ging und im Franco-Regime endete, ins Verhältnis setzt, erkennt folgendes:
Dass der "Baum der Freiheit" aus der Sicht der Katalanen, die damals schon am heftigsten unterdrückt wurden, mal wieder einer Streitaxt der Macht zum Opfer fiel.

Der Stier hat keine Chance, wenn er von oben herab pikiert wird.
"Corrida" Aquarell: Claus Deutelmoser 1990
Wenn aber Europa schon keine einheitliche Freiheits-Ethik hat, wohin sollen dann die zukünftigen  Autoren aus Krisenländern fliehen? Zur Zeit sind ja auch die USA nicht mehr "The Land Of The Free" wie einst, als Lady Liberty die Welt noch "enlighted" hat
Während und nach dem Bürgerkrieg
war Barcelona Zentrum für
Gräuel und Rache. Dass die katalonische
Hauptstadt zum blühenden
Zentrum wurde, war dabei nur
bedingt ein Verdienst Madrids.
Fotos:Claus Deutelmoser

Montag, 14. Oktober 2019

Altmänner-Sommer

Die männliche Diskriminierung zu der es begrifflich an besonders schönen und auch warmen Oktober-Tagen kommt, hat mich solange umgetrieben, bis ich mal nachgeschaut habe, wie es zu dem Begriff "Altweibersommer" überhaupt gekommen ist.
Richtig sollte es nämlich Altweiben-Sommer heißen. Von den Weiben oder Weben abgeleitet, die die Baldachin-Spinnen bei ihren dem Tarzan an Lianen ähnelnden Reisen am "seidenen Faden" von einem Baum zum nächsten unternehmen. In der tiefstehenden Sonne wecken sie frei wabernd eben Assoziationen zu langen grauen Haaren. Die hätte ich ja auch!

"Erntedank" Foto: Claus Deutelmoser
Wenn der Herbst in München so ist, kommt die sogenannte bayrische Lebensart voll zum Zuge, so dass auch Menschen, die nicht mehr aufs Oktoberfest wollten oder konnten, durchaus danach noch solche Sonnentage-"Highlights" haben wie gerade heute (bei quasi Vollmond).

Mir ist der immer noch anhaltende Trubel in den Biergärten  allerdings zuviel. Deshalb bin ich dankbar für den kleinen Garten am Glashaus, der obwohl er vom Großstadt-Verkehr umtost wird, kontemplative Ruhe bietet.

Für Leute wie mich, die leider die derzeitigen Geschehnisse auf der Welt zu nah an sich heran lassen, ist so ein Auge im Orkan vielleicht noch der einzige Ort um nicht durchzudrehen. Um in detaillierter Versenkung im Mikro-Kosmos auch wieder Schönes zuzulassen.
Unser Haus-Eichkater, ein nussbrauner, rastloser Schönling, der absolut keine Angst vor mir hat, dient mir dabei als Gesprächspartner. Der aber wie ein Psychoanalytiker nicht antwortet, sondern nur aufmerksam bei jedem meiner Worte mit schräg geneigten Kopf innehält.

Dabei hätte er genug damit zu tun, seine Wintervorräte zu verstecken. Die zwei großen Hasel-Bäume, die bis hinauf vor das Fenster reichen, hinter dem ich normalerweise schreibe, tragen heuer durch die extremen Dürre-Wochen nicht so üppig wie in den vergangenen Jahren. - Und die Eichhörnchen von der anderen Straßenseite wollen ja auch ihren Teil.

Da er mir wohl vertraut, darf ich auch wissen, wo er überall seine Reserven anlegt. Ganz stolz ist er auf ein Versteck in einem Pflanz-Kasten mit Buchs und Herbst-Sträuchern den meine Frau so erhöht angebracht hat, dass er nur mit scharfem Krallen-Einsatz über den Verputz hinauf gelangt.

Ich schaue ihm stundenlang auf ihn einplappernd zu und versichere ihm dabei auch immer wieder, dass wenn Not an der Nuss ist, der große Dicke mit der beliebten Studentenfutter-Mischung und Obst zum Ratschen durch den Schnee gestapft kommt...
Gouache "Erntedank", Claus Deutelmoser 2016

Samstag, 12. Oktober 2019

Demokratie-Wagnis

Wer bei der nächsten Wahl zum Bundestag reüssieren will, der muss auch akzeptieren, dass der jeweilige Kanzler-Kandidat vom Partei-Volk in einer Urwahl bestimmt wird. Das jedenfalls wollen die jungen Erneuerer in den beiden ehemaligen Volks-Parteien CDU/CSU und SPD.

Bei der einen geht es darum das Zwangs-Erbe ihrer verdienten und wohl kaum tauglich zu ersetzenden Altkanzlerin in Persona von Frau Annegret Kramp-Karrenbauer zu umgehen. Die andere hat die Urwahl beschlossen, aber wohl nicht bedacht, dass ihre Partei im Niedergang eine derart dünne Kandidaten-Decke hat, dass - was immer bei der Urwahl zum Parteivorsitz herauskommt - der Untergang nicht verhindert wird. Allenfalls werden wirklich Fähige für Ämter in einer möglichen weiteren Koalition stark beschädigt. Olaf Scholz und  Heiko Maas (der da nicht mitmacht) wären davon betroffen, und die vermutlichst Fähigste ist dem Gerangel durch ihre Flucht ins Europäische Parlament schon entkommen: Katarina Barley.
Händchen falten, Köpfchen senken
und bloß nicht an die Urwahl denken.
Die SPD im Gedenken an einstige Größen.
Quelle: Vorwärts

Wer sich gewundert hat, wieso Friedrich Merz scheinbar lautlos in der Versenkung verschwunden ist, und Markus Söder sich als Bayerns Ministerpräsident seit Monaten so verhält als hätte er als böser Wolf nicht nur Kreide im Übermaß konsumiert, sondern auch noch grünes Zeugs nachgeschoben, den überkommt so eine Ahnung: Bringen sich da zwei über ihre jungen Partei-Recken in Position?

Was auch immer mit den Urwahlen erreicht werden soll, es macht schon vorher klar, dass in den auf uns zukommenden noch schwereren Zeiten ein fähiger Ersatz für unsere Dauer-Kanzlerin auf Dauer fehlen wird. Möge die Vorsehung uns gnädig sein.

Mittwoch, 9. Oktober 2019

Der Bestreiter der Apokalypse

Deutsche Sprache, schwere Sprache!
Diese Überschrift zu meinem Post kann ja zweierlei bedeuten: einerseits abstreiten, dass es zu einer Apokalypse kommt und andererseits, dass man alles dafür tut, ihr den Weg zu bereiten.

Für Donald Trump oder POTUS - wie ich ihn gerne nenne - ist sie passend doppeldeutig. Aber er - in seiner selbst attestierten "unvergleichlichen Weisheit" - fände das vielleicht heraus. Amerikanisches Englisch ist ja oft genau so direkt wie Deutsch:
"Eigenlob stinkt" wird so am besten mit "self-praise stinks" übersetzt. Da ich eher ein feiner Mensch sein möchte, rufe ich ihm hier - unerhört zwar - die elegantere Variante zu: "Don't blow your own trumpet - Mr. Trump!"

Ach sähe er doch das, was ich bei meinem Transfer von Ligurien nach München wahrnehmen musste. Aber das kann einer ja nicht,  der mit "Airforce One" kurz mal übers Wochenende zu seinen verschwenderisch bewässerten Golfplätzen nach Florida fliegt:

Wenn es weiter zu wenig regnet und zu heiß ist, geht uns das Wasser aus, das in Tornados und Sturmfluten andernorts Tod und Verwüstung bringt.
Auf unserer "Heimfahrt" hatte der Po  große Kiesbänke frei gelegt, und der Ticino  auf dem Weg zum San Bernardino - normalerweise ein reißendes Wildwasser - kam als verblockte Pinkelrinne daher. Kein Wunder, denn alle Wasserfälle, die diese Fahrt in den vergangenen Jahren so reizvoll gemacht haben, tröpfelten nur noch oder waren gänzlich oder fast ausgetrocknet. - Wie der Stausee kurz vor dem Tunnel für den es wohl  zu wenig Schmelzwasser als folge des niederschlagsarmen Winters gegeben hat. Der wirkte wie abgelassen. Auch auf der anderen Seite des Hauptkammes war es mit dem Wasserständen nicht viel besser. Vater Rhein war allenfalls noch ein "Väterchen" und hätte noch mehr Schrecken ausgelöst, wäre er auf seinem Weg zum Bodensee nicht so eingedämmt.

Nur wer bereit ist, genau hinzusehen, konnte zu diesem Zeitpunkt im noch kaum gefärbten September-Wald des nördlichen Allgäus deutlich zunehmend die kahlen Kronen sehen...
Wenn der Wald gestorben ist, merkt das weder Mensch noch Tier...
"Waldsterben", Wutbild in Acryl auf Mal-Karton
Claus Deutelmoser 2019

Jetzt prasselt hier seit einigen Tagen - von Wolkenlöchern wie im April unterbrochen - schwerer Regen aufs Glashaus. Nur mit den Oktoberfest-Wirten hatte Petrus mal wieder Nachsicht und bescherte denen ein tolles Geschäft. Soll es doch so sein! Am offenen Grab zu tanzen, ist allemal besser, als sich passiv dem Schicksal zu ergeben. Denn mehr bleibt dem Wahlvolk ja offenbar nicht, wenn Politiker in aller Öffentlichkeit ihre Macht- und Lobby-Spielchen spielen.

Ein Klima-Päckchen bis 2030 soll uns gegenwärtig ein ABC-Pflaster auf die ängstlichen Seelen sein . Für meinen Enkel aber heißt das dann  - so er von anderen Katastrophen hoffentlich verschont bleibt - ein Leben mit der Erinnerung an Natur, wie es sie in seinem Erwachsenen-Leben wohl nicht mehr geben wird.

Wehe Welt, wenn wir nicht langsam wissen, was wir wollen!
Meine einst jüngeren Leser, die mich seit ihrer Kindheit kennen und längst selbst Väter sind, werden mit vorwerfen, dass ich als Vielflieger im Dienst des Fern-Tourismus und als Promoter des Skisports erheblich zur Zerstörung unserer Erde beigetragen habe. Und sie haben recht. Mein mea culpa verschaffte mir daher keine "Absolution". Wie auch - als Ungläubiger.

Mag sein, dass die weltweit von Anfang an negative Presse gegen den POTUS Trump so getriggert hat, dass er die Erde nun nur noch zerstört seiner Nachwelt hinterlassen will. So viel Wahnwitz ist ihm nach jüngsten Äußerungen durchaus zuzutrauen. Als Pazifist bin ich natürlich gegen gewaltsame Lösungen, aber eine Überschrift die so  wie die unten lautete, könnte mir schon mal gefallen:

"Donald Trump - beim Versuch auf dem Wasser zu gehen - ertrunken..."

Montag, 7. Oktober 2019

Ihr müsst mehr aus der Reihe tanzen!

Früher hieß es mal: Mit dem Hut in der Hand kommt man durch das ganze Land...
Sollte bedeuten, dass einem Höflichkeit mehr Türen öffnet, als es brächte, sie einzutreten.
Dann kam bald der Proletarier-Spruch: Höflichkeit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr!
Jetzt, da die Welt von Rüpeln regiert wird, scheinen in dieser Beziehung alle Dämme zu brechen. Das Interessante dabei sind die zweierlei Maß, mit denen das Tun diverser Gruppen bei der gegenseitigen Analyse angelegt werden:

Für Erdogan ist jeder anderer Meinung ein Terrorist. Dass die Kurden ein Recht auf Selbstbestimmung haben - wie die Armenier, an denen die Türken auch schon mal Völkermord verübt haben - kann er jetzt mit Hilfe der USA und auch Deutschlands beugen. Für die Amis waren die tapferen, kurdischen Milizien in Syrien eine Pfeilspitze gegen den IS, um sich in der Region nicht selbst die Hände blutig zu machen. Die Deutschen lassen sich - wie der jüngste Besuch unseres Innenministers zeigt - weiterhin von den Türken  hohe Summen abpressen, damit sie mit der Migrations-Politik nicht in den Fängen der hiesigen Rechtspopulisten landen. Ist das zu glauben, dass Seehofer nichts vom Abzug der US-Truppen im kurdischen Teil Syriens und dem geplanten Einmarsch der Türken wusste? Ist unsere Angst vor Krieg in dieser Region tatsächlich so groß, dass unsere Politiker nicht wagen, diesem leichtsinnigen und völkerrechtlich bedenklichen Tun Einhalt  zu gebieten?

Aber die Region ist ja so fern und uns so lange schnuppe, wie die Öl-Lieferungen und unsere Waffen-Verkäufe an Schurken-Staaten wie Saudi Arabien, Ungarn und Ägypten gesichert sind...

Da protestieren seit geraumer Zeit die Hongkonger erst mit Regenschirmen und nun mit zunehmender Gewalt gegen die Aushöhlung ihrer von der VR China vertraglich zugesicherten Rechte. Aber die sind ja noch weiter weg, als die Kurden, Uiguren, Rohinghya  und Jemeniten, um in der Sammlung der weltweit zunehmend gewalttätigen Unfreiheit wahrgenommen zu werden!

Stattdessen wird von geheimen Mächten auf Fräulein Thumberg und ihre Lauffeuer gleich um sich greifende "Friday For Future"-Bewegung eingeprügelt. Weil diese Wahrheit eben nicht zum unverzichtbaren wirtschaftlichen Wachstum passt. Also gibt es Sticheleien aus der Politik einerseits und hastig gepackte Umwelt-Päckchen andererseits, die nichts enthalten außer verseuchter Luft, dann aber in aller Öffentlichkeit von den Rechten auch noch den restliche Sauerstoff entzogen bekommen...

Wenn die überalterten Regierungs-Chefs der Supermächte es nicht kapieren, dass die Weltzeit abläuft, müssen sie sich darauf einstellen, dass immer mehr junge Leute bald nicht mehr friedlich und höflich protestieren, sondern sich radikalisieren, um den gewaltsamen Weg zu wählen. Da wäre aber für ein einheitlich handelndes Europa vorher immer noch reichlich Zeit, aus der Reihe zu tanzen, um als erstes einen Schritt in die richtige Richtung zu tun!
Merke: Die Freiheit, die ich meine, ist so lange nicht meine, wie sie mir von anderen vorgeschrieben wird!
Europa müsste eben gemeinsam und gegen alles Eigeninteresse
aus der Reihe tanzen und je nachdem den Hut auflassen,
wenn er gezogen nichts mehr bewirkt:
Claus Deutelmoser: "Gangdance", Aquarell 2011

Samstag, 5. Oktober 2019

Zum Totlachen

Hofnarren boten in der Vergangenheit ein gewisses Regulativ zum Herrscherwahn ihrer Kaiser, Könige und Fürsten.  Aber was wird aus der Welt, wenn sich die zwei westlichen Supermächte mit den ältesten Demokratien heutzutage Clowns in den höchsten Ämtern gefallen lassen?

Bräuchte es für den Niedergang unserer Erde nicht geeignetere Henker als die beiden Frisur-Freaks. Sie sind weniger Regulativ als Katalysator - oder besser Reaktionsbeschleuniger. Es graust einen, wenn sie sich bigott geben und hauchdünne Mehrheiten als Volkeswillen interpretieren. Ein US-Parlamentarier befand, dass sich Donald Trump wohl als Ludwig XIV fühlen möchte: Dessen "L'État c'est moi" resultierte aber aus dem Zeitalter des Absolutismus, für den die Franzosen mit ihrer Revolution ein blutiges, sehr blutiges Ende wählten. Im noch nicht vollständig Vereinigten Königreich versuchte Oliver Cromwell mit ebenso viel Blutzoll seine Britische Republik als Protector nachhaltig zu machen. Er war dann am Ende wohl der einzige Staatsmann der nach seinem natürlichen Tod von den wieder erstarkten Royalisten posthum hingerichtet wurde.

Nehmen wir jetzt noch den Civil War der Amerikaner zu den historischen Überlegungen, dann weist die heutige Ausgangssituation für einen zumindest partiellen Weltuntergang verblüffende Ähnlichkeiten zu jenen "brenzlichen" Situationen auf. Nun ist aber die Historie ja voll von Herrschern, die psychische Auffälligkeiten aufwiesen und dennoch von Teilen ihrer Völker vergöttert wurden. Keiner von denen hatte aber einen Finger am Atom-Buzzer oder gar ein Medium an der Hand , das binnen Sekunden das Weltenrund mit ihren Hirnrissigkeiten versorgte.

Trump und Johnson haben längst erkannt, dass sie mit Tweets so manipulieren können, dass der freien Presse nichts anderes übrig bleibt, als immer nur hinterher zu dackeln, wenn die Lunte längst gelegt ist, und sich der groteske Unsinn in den Hirnen der Gläubigen als Sprengstoff bereits festgesetzt hat.

Was waren das och für Zeiten, als Bismarck die legendäre "Emser Depesche" quasi noch von Hand aus dem Text einer Presseverlautbarung fälschen und damit  bewusst den Deutsch-Französischen Krieg (1870 bis 1871) auslösen konnte. Heute twittern all die Politik-Unholde ungebremst los. Jede ihrer Blähungen geht viral und dabei können sie sich  wie Gott fühlen, weil der Tweet die neue Allmacht im Universum darstellt. Jedes spätere Aufgreifen der Thematik multipliziert die vom Verfasser gewünschte Aufmerksamkeit. Denn letztlich ist die Beweislage immer diffus - wie in der Ukraine-Affäre oder bei der Frage, ob Johnson seine Queen über seine Aussichten für den Brexit schlichtweg belogen hat...

Trump und Johnson sind "Bestseller". sie verkaufen weltweit Auflage und Sendezeit für die Werbung. Selbst wenn beide in unseren Medien immer nur karikiert werden. Was ja auch zur Meinungsbildung der Dummen beiträgt: "Unser Präsident lässt medial die verhassten Puppen tanzen? Dann muss er ein Guter sein." "Unser Premier-Minister verfolgt stur gegen alle Prinzipien und britische Traditionen des Umgangs seinen Weg,? Dann muss er wohl recht haben"
Claus Deutelmoser: "Trump Thne Snake!!!"
2019 Acryl auf Malkarton mit "paint"-Programm
für diesen Blog nach bearbeitet

Mittwoch, 2. Oktober 2019

Zwist in der Einheit


Er kam halt nie wirklich sympathisch rüber.
Oskar Lafontaine: Ex-Ministerpräsident
des Saarlands und SPD-Parteivorsitzender.
Von seinen Ex-"Parteifreunden" gerne
als "Schweinchen Schlau" diskriminiert.
Quelle: taz.de

Hätte der überaus begabte Volks-Ökonom Oskar Lafontaine während der Wende-Manöver nicht derart auf arrogantes "Schweinchen Schlau" gemacht, wären vielleicht mehr Entscheider auf seine Warnungen eingegangen:
Die Wiedervereinigung dürfe nicht zu schnell erfolgen! Er sah vor 30 Jahren in vielen seiner publizistischen Beiträge die heutigen Probleme voraus. Aber da war der Lobby-Zug im Windschatten des birnenförmigen Einheits-Usurpatoren Helmut Kohl längst nach Osten abgerauscht. Was folgte, war ein erbärmlicher Ausverkauf von Volksvermögen der untergegangenen DDR.

Ich lernte meine Lektionen dazu peinlicher Weise auf dem Golfplatz, weil ich gerne mit einem Wirtschafts-Wissenschaftler spielte, der von der Treuhand eingesetzt war, um den "Buyout" der einstigen Volksrepublik zu verhindern, Was er auf dem Weg von einem Loch zum anderen preisgab, war unglaublich. Wirtschaftsanwälte, die in der BRD mit riesigen Limousinen zum Flieger fuhren, hatten "drüben" einen "Trabi" oder "Wartburg" stehen, um sich bei ihren zum Teil hinterhältigen "Eine-Mark-Firmenaufkäufen" eine bescheidenere Note zu geben.
Die Treuhand versagte auf ganzer Linie. Ein Schaden, der hätte vermieden werden können, wenn den beiden Deutschen Staaten Zeit gegeben worden wäre, um zwischen sich "Kommunizierende Röhren" anzulegen.

Während sich andere dreist die Taschen füllten, drückte der Normal-Bürger den "Soli" ab, der in Kohls "blühende Landschaften" fließen sollte. Ein Münchner Notar verspekulierte sich dabei so gierig, dass ihm erstmals in der Geschichte der Bayrischen Landeshauptstadt wegen seiner Millionen-Verschuldung das Notariat entzogen wurde.

Obwohl ich zu jener Zeit wieder einmal an einem Wendepunkt meines Lebens angekommen, und eher damit beschäftigt war, meine Felle ins Trockene zu bringen, pflegte ich meine humanitäre Ader. Eine Menschenrechts-Anwältin aus unserem Bekanntenkreis überredete meine Frau und mich  einer im Vorfeld des Mauerfalls über Ungarn ausgereiste vierköpfige DDR-Familie während unserer Abwesenheit unser Haus zu überlassen. Als wir nach vier Wochen zurück kamen, übernahm meine ledige Schwägerin sie in ihrer großen Stadtwohnung. Inzwischen hatte sich die Familie - trotz meiner nachdrücklichen Warnung, dass unser Lebensstandard nicht der Normalität entspräche, - derart an ihn gewöhnt, dass sie uns Gastgebern gegenüber andeutete, sie hätten nach der DDR-Diktatur einen Anspruch darauf. Das stünde ihnen auch zu. Als sie endlich widerwillig Arbeit und Schule in Regensburg gefunden hatten, verschwanden sie ohne Dank, und wir haben bis heute nie mehr etwas von ihnen gehört...

Nach dieser Erfahrung hielt sich in der Nacht, als die Mauer endlich fiel, meine Rührung  in Grenzen.
Ich sah vor allem die jungen Leuten mit ihren Vokuhila-Locken-Frisuren und ihren discofarbenen Jacken, und stellte mir vor, sie würden alle die gleichen Ansprüche für sich pachten, wie meine beiden Teenie-Gäste vor ein paar Monaten. Das Desaster dieser Generation schien vorprogrammiert.

Egon Bahr, spiritus rector der
Deutschen Wiedervereinigung: Ein leiser
aber wortgewaltiger Denker.
In den 1970ern Bundesminister
für besondere Aufgaben und
Wirtschaftliche Zusammenarbeit.
Quelle: tagesspiegel.de
Ich vergoss dennoch Tränen. Vor allem, weil mein Vater seine von der Mauer befreite Geburtsstadt nicht mehr erleben durfte. Und mitten in der Nacht rief meine gerade verwitwete Mutter an, und weinte - aber aus einem anderen Grund. Ich bekomme den Charakter ihrer Beziehung zu dem sechs Jahre jüngeren Egon Bahr nicht mehr zusammen, und kann sie auch leider nicht mehr fragen. Aber es muss wohl in der Berliner Zeit gewesen sein. Bahrs Mutter war Halbjüdin. Deshalb musste er unter schwersten Bedingungen und Repressalien für seinen Vater von der sächsischen Heimat "zwangsentwurzelt" in der Reichshauptstadt 1941 sein Abi machen.
Meine Eltern gehörten da schon Kreisen an, in denen unter größter Gefahr fürs eigene Leben Klartext geredet wurde. Jedenfalls klang die Stimme meiner Mutter wie nach Empörung über das Unrecht, das einem nahe stehenden Menschen widerfahren war:
"Jetzt erntet der Kohl etwas, das ohne den Egon nie und nimmer stattgefunden hätte!"

Egon Bahrs Prinzip vom "Wandel durch Annäherung" lag jene Geduld zugrunde, die auch Oskar Lafontaine für die Wiedervereinigung der beiden so unterschiedlichen Deutschen Nachkriegs-Saaten eingefordert hatte. Aber das war eben in einer Zeit als die heute im Todeskampf befindliche SPD noch programmatische Denker in ihren Reihen hatte.

Schmerzlich musste ich auch miterleben, wie der Sportverband, für den ich da schon anderthalb Jahrzehnte arbeitete, sich aus " sozial absichernder Sportkameradschaft" mit Ex-DDR-Personal bei Trainern und Sportführung eindeckte. Dass es zuvor (und auch danach?) bis zum Hals im Doping-Sumpf operierte, scherte da noch niemanden. Die in der Folge immer reichhaltigere "großdeutsche" Medaillen-Bilanz bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften ließen moralische Bedenken gar nicht erst aufkommen...

Wenn heute in Kiel der "Tage der Einheit" gefeiert wird, darf nicht verleugnet werden, dass sich diese Einheit in einem immer gefährlicher werdenden Zwist befindet.
Die Mauer ist seit 30 Jahren weg, aber in den Köpfen existiert sie noch immer...
Foto: Pixabay