Donnerstag, 28. Februar 2013

Entzugserscheinungen

Wenn mein heutige Post noch wirrer erscheint als die letzten, dann liegt das einerseits an der Erkenntnis, dass ich wohl Entzugserscheinungen habe und andererseits von einem Motherboard im Glashaus-Computer gestresst werde, das dabei ist seinen Geist aufzugeben.

Gäbe es einen Verein "Anonymer Anwender" dann müsste ich jetzt aufstehen und bekennen: "Ich bin O. Belix, bald 64 Jahre alt, und ich kann keinen Tag mehr ohne meinen Computer leben!"

Selbst wenn der Bildschirm zittert und er jede dritte Sekunde total schwarz wird, texte ich unverdrossen weiter. Das neue Motherboard ist per Computer-Handel (mein Nerd-Sohn, der die Kiste auch wieder zusammenbaut, hat das gemacht) unterwegs und wird wohl morgen installiert. Hoffentlich wird es nicht so schlimm wie gestern. Da tigerte ich ständig zum jegliche Arbeit verweigernden Computer, als wollte ich ihn um die Gunst des Hochfahrens anflehen. Stattdessen standen mir die Haare bei der Lektüre von Heinrich August Winklers zweitem Band zur "Geschichte des Westens" zu Berge:

Dabei hätte ich gerne getextet, dass die SPD, die erwiesene Nähr-Mutter unserer Demokratie, sich besser einen anderen Spitzen-Kandidaten suchen sollte. Peer Steinbrück ist ein arroganter Schnösel, der schneller plappert, als er denkt, und dann auch noch schmunzelnd seinen unpassenden Äußerungen nachlauscht. 

Das mit den Clowns, die Italien gewählt habe, mag ja witzig gemeint gewesen sein, und es trifft ja auch irgendwie zu auf die Kandidaten. Dennoch darf einer, der Kanzler werden will, nicht 52 Prozent der Italiener in die gleiche Schublade stecken. 

Meine "Wahl-Landsleute" sind zutiefst verunsichert, was ihr "Bella Italia" angeht, und ich übertreibe nicht, wenn ich die aktuelle Situation mit der Zeit nach dem ersten Weltkrieg beim Straucheln der Weimarer Republik vergleiche. Nur mit dem Unterschied, dass wir bis zur Finanzkrise 2008 Europa auf einem Weg der Einheit hatten, was in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts mitnichten der Fall war.

Damals hatte Italien durch die Faschisten aus seiner Unregierbarkeit bereits den Wandel von der Demokratie zum autoritären Unterdrücker-Staat vollzogen, und Hitler an diesem Fallbeispiel seinen Duce bis ins Detail studieren können. 

Grillo mag ein liberaler Clown sein, aber das heißt nicht, dass er im Rausch seiner stetig wachsenden Popularität nicht wie Mussolini damals vom Links-Sozialisten zum Diktator mutiert, wenn die Leichtgläubigen bei der bereits jetzt  verlangten Neuwahl ihm noch mehr Stimmen geben. Der von ihm gepredigte Ausstieg aus dem Euro, beschwört unweigerlich eine Weltwirtschaftskrise ungeheuren Ausmaßes herauf. Das weiß er, und dennoch spielt er mit der Angst vor ihr. Das macht ihn zu einem ähnlichen Zündler an demokratischen Fundamenten wie Peer Steinbrück.

Aber vielleicht liegen die Motive bei Steinbrück ja ganz anders. Vielleicht hat er ja längst kapiert, dass er gegen die moderat moderierende Angela Merkel bei der Bundestagswahl im Herbst keine Chance hat. Da er ja  für eine große Koalition nicht zur Verfügung stünde, glaubt er vielleicht, er ginge als der in die Geschichte ein, der vor der lebenslangen Kanzlerschaft der EX-FDJlerin wenigstens noch ein paar unbequeme Wahrheiten ausgesprochen habe...

Wie dem auch sei, Italien kann mit seiner so geschürten Deutschenfeindlichkeit nur verlieren. Das weiß vor allem auch Berlusconi, der ja ins gleiche Horn stößt, aber eben der Polit-Profi ist, der ja schon mit der Bundeskanzlerin gut harmoniert hatte.- Bevor er sie jetzt zur Leit-Hexe Europas stilisiert. Ließe er Grillo tatsächlich gewähren, wäre sein privates Imperium schnell am Ende.

Aber! Aber, und jetzt komme ich auf den Kern meines letzten Postings zurück. Vielleicht hält er sich ja doch nicht für unsterblich, sondern erkennt, dass sein "Circle Of Life" auf eine verbotoxte Senilität zusteuert, in der er wie andere Imperatoren zu der Erkenntnis kommt, dass sein Reich dann besser mit ihm untergehen möge...

Erschreckender als die Erkenntnis, dass sich Geschichte stetig wiederholt, ist die Tatsache, dass wir nicht aus ihr lernen.

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