Samstag, 9. Februar 2013

Zurück zur Kleinstaaterei?

Der nationale Egoismus hat gesiegt beim Budget-Gipfel der EU. Ein Pyrrhussieg für die Briten, die einfach nicht einsehen wollen, dass ihre Steuergelder, die in die EU fließen, keine Subvention, sondern eine Investition in die Zukunft sind. Diese fiskalische Nabelschau einzelner Nationen wird sich noch als negatives Beispiel auf andere auswirken, wenn sie nicht gar die Entwicklung der "Vereinigten Staaten von Europa" bis zum Stillstand abbremst.

Aber was erwarten wir denn? Dass wir nach etwas mehr als zwei Jahrzehnten diesen Verschmelzungsprozess hinbekommen, bei dem die Amerikaner nach 100 Jahren quasi auf halbem Wege im Bürgerkrieg den größten Blutzoll ihrer Geschichte zu entrichten hatten? Auch da hat es neben der Sklaverei das dramatische Nord-Süde-Gefälle gegeben - wie in der EU. Nur, dass die jetzt die Niedriglohn-Sklaven aus sich selbst heraus generiert.

Um die Schavan-Problematik ein wenig ins Spiel zu bringen: Haben die Volkswirte, Wirtschaftswissenschaftler und Historiker ihre Akademischen Grade alle in der Wundertüte gewonnen? Wie konnte es zu derart krassen Fehleinschätzungen kommen.

Vor etwas mehr als zwanzig Jahren kam ich bei einer Gartenparty neben einem führenden Volkswirt der damals noch existierenden Vereinsbank zu sitzen. Der schwärmte so über die Zukunftsaussichten des Euro, dass die Segnungen eines Schlaraffenlandes dagegen reine Magerkost waren. 

Ich habe und hatte nie eine Ahnung von den angeblichen wirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten und fragte nur, wie die Währungsunion denn die gewaltigen Unterschiede der Volkswirtschaften ausgleichen würde. Jeder hat ja im Physik-Unterricht gelernt, dass kommunizierende Röhren den gleichen Inhaltslevel nur erreichen, indem der Hochstand so lange verliert, bis der Niedrigstand auf gleicher Höhe ist... Das erreichten die Regulative der freien Marktwirtschaft ganz von alleine, meinte damals der Banker. 

Nach einem guten Dutzend Jahren Euro (im Bank- und Börsengeschäft gab es die Währungseinheit ja schon früher) müssen wir Älteren nach einem krassem Wertverfall des eigenen Barvermögens feststellen, dass da irgendetwas nicht so richtig geklappt hat. - Nur, dem Individuum, dem einfachen  Steuerbürger, wird dieser Verlust nicht ersetzt, während ja die, die für die Verluste mit ihren Schummel-Geschäften verantwortlich waren, auch noch durch Fonds gerettet werden. Auf Europa zu beharren, verlangt von jedem einzelnen Bürger Großmut, den die Politiker und die Menschen an den Schaltern der Finanzmacht eigentlich schon lange nicht mehr verdienen.

Dass ich nicht vor Wut platze, verdanke ich persönlich zum Beispiel einem regelmäßigen Blick in die Geschichtsbücher. - Was ich übrigens  nicht nur den "Doktores" unter unseren  Politikern dringend anempfehlen möchte: 

Unmittelbar nach Ende des Ersten Weltkrieges war Europa ein kleinstaatlicher Horror. Schwankend zwischen der Restaurierung überkommener Monarchien und kopflosen Räterepubliken herrschte ein Chaos, das in sich bereits die Dimension fürchterlicher Gewalt trug: 

Antisemitismus, Faschismus, Kommunismus, Militarismus. Das alles hat nach dem größten Blutvergießen der Geschichte Europa mit Größe und im Großen und Ganzen friedlich überwunden.  Noch sind keine 100 Jahre seither vergangen. Wir hätten also noch Zeit, einen multinationalen Bürgerkrieg zu verhindern. Da scheint jede Milliarde, die dieses Konzept Vereintes Europa menschlich voran bringt, doch besser investiert als in Rüstung, die dann ja letztlich überflüssig wäre...

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