Dienstag, 12. Februar 2013

Ein Gayus oder eine Pontifexine Maxima

Vor 700 Jahren - beim letzten Rücktritt eines Papstes- wäre ich für das, was ich heute schreibe, auf dem Scheiterhaufen gelandet. Nicht nur, weil ich gar ein abtrünniger Lutherischer bin, sondern vor allem wegen meines Zweifels an der Rechtmäßigkeit des katholischen Dogmas.

Wenn den "neutraleren" historischen Aufzeichnungen über das Konstanzer Konzil im Jahre 1417  "Glauben geschenkt" werden darf, dann waren die Kardinäle am Rande des Konklave in sexuellen Dingen damals - kurz vor Ende des Mittelalters - wesentlich aufgeschlossener. Die Stadt am Bodensee verzeichnete in jenen Tagen einen Bedarf an Liebesdienerinnen, die aus allen Teilen der kirchlichen Welt requiriert wurden, um in den Badehäusern am schwachen Fleisch der willigen Geistlichen vollen Körpereinsatz  zu leisten.

Es war ja schon vorher klar, dass Papst Benedikt XVI eine derart weltliche Öffnung in sexuellen Dingen nicht zulassen würde. Seine Einstellung zum Zölibat, zu möglichen Priesterinnen, aber auch zur Homosexualität und sein Zaudern bei der Aufarbeitung der weltweit zunehmenden Missbrauchsfälle in den diversen Einrichtungen der von ihm geleiteten Kirche hängen seiner Amtszeit nach.

Seine zeitgemäße Einschätzung für die Erfordernisse unverbrauchter Management-Qualitäten im Amt des Papstes, die ja nun zu seinem historischen Rücktritt geführt haben, nötigen Respekt ab. Genauso wie seine erstmals deutlichen, politischen Äußerungen während der Weihnachtszeit. Wer da meine Burgbriefe gelesen hat, weiß, dass ich dieses jähe Ende des deutschen Papstes quasi erahnt habe.

In meiner Zweitheimat Italien haben sie il Papa Tedesco nicht wirklich gemocht. Das Mutterland der Kirche hat sich quasi in diesen acht Jahren am Vatikan vorbei weiter entwickelt und die auch dort  weniger werdenden Gläubigen sehnen sich bei der anstehenden Wahl nach einem Johannes XXIII: Einem väterlichen Erneuerer mit weniger Dogmatismus, der im wahrsten Sinne des Begriffes Brücken baut: zum 21. Jahrhundert, zu anderen Weltreligionen (ohne Alleinvertretungsanspruch), zur eigenständigen Sexualität; vor allem aber zu den Opfern seiner Hirten, die - welcher Versuchung auch immer - nicht widerstehen konnten.

Heute habe ich die Aussage einer jungen Katholikin und Theologie-Studentin zum Papst-Rücktritt gelesen. Apriori forderte sie,  die Kirche müsse sich so weit öffnen, dass zumindest auch mal eine Päpstin oder gar ein sich geoutet habender Schwuler auf dem Stuhl Petri denkbar wäre.

Ich werde das nicht mehr erleben, dass eine "Potifexine" oder ein "Gayus Maximus" den "Urbi et Orbi"-Segen erteilt. Aber vielleicht wird die heute 19jährige dereinst mal die erste Päpstin des Neo-Katholizismus.

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