Dienstag, 23. Januar 2024

Immer wieder Baustopp?



Das Mehrfamilien-Haus aus der Gründerzeit gegenüber unserer Glasfront gibt uns seit  fast drei Jahren Rätsel auf: Mal rücken Bauarbeiter in Mannschaftsstärke an, um Schwertransporte mit Tonnen an Baumaterial leer zu räumen. Es werden Spezialkräne in den Hof bugsiert, um die sperrigen Güter irgendwo auf den Stockwerken zu verteilen, in denen aber auch immer noch Parteien wohnen. Mal wird im Inneren zügig abgearbeitet, dann herrscht wieder wochenlang Baustopp. Dann wurde das vermutlich unter Denkmalschutz stehende Gebäude noch vor Weihnachten quasi über Nacht rundum eingerüstet. Da war aber eigentlich schon klar, dass der Januar so "zapfig" kalt und wechselhaft werden würde, dass da drauf niemand würde arbeiten können. Gestern kam eine Firma, die Estrich anlegte
Mittlerweile könnte der Baufortschritt auf der anderen Straßenseite als Menetekel für die Entwicklung der Bauwirtschaft 2024 gedeutet werden. Aber waren die Voraussetzungen für die Bauwirtschaft nicht in früheren Jahren schon mal dramatischer? - Die Zinsen höher und die Materialkosten durch Mangel schon kaum mehr aufzufangen? Die nächste hausgemachte Krise wird da zur Zeit doch ganz anderen Umständen zugeschrieben: Nämlich der Ampel, weil das gerade so gut ins Szenario passt! Als wehrloser Bürger wird man den Eindruck nicht los, dass jeder, bei dem es nicht so läuft wie erhofft, im Krisenmodus auf jenen Zug aufspringt, der keine Bremsen hat...

Die Nachrichten, die täglichen Hinweise auf die massivste Baukrise der letzten Jahrzehnte werden folgerichtig auch von Horrormeldungen zur Signa-Krise, des österreichischen Immobilien-Jongleurs René Benko gespeist. Der hat unteranderem Galeria-Karstadt eiskalt in die dritte Insolvenz schlittern lassen. Nun heißt es, allenthalben stünden Großbauprojekte des 47jährigen österreichischen  Unternehmers in Deutschland vor dem kompletten Baustopp, weil niemand diesem Musterknaben noch Geld leihen möchte und seine Kapitalrücklagen im Nirwana verschwunden sind. Das wäre dann umständehalber wieder einmal ein Milliarden-Fiasko mit drastischem Verlust für alle Beschäftigten, bei dem vermutlich bald nach staatlicher Hilfe verlangt wird.

Quelle: SPIEGEL
Für Coups dieser Größenordnung
bedarf es Schulterschluss
mit mächtigen Strippenziehern:
Österreichs Ex-Kanzler Kurz mit René Benko
Wer wie meine Frau und ich schon einige Jahrzehnte auf diesem Planeten verbracht hat, kann da wieder einmal nur den Kopf schütteln. Obwohl wir beide von Wirtschaft nichts verstehen und von Banken eines ums andere Mals regelrecht aufs Kreuz gelegt wurden, erkannten wir sofort das Muster wieder. Als wir  hörten, was Benko alles kauft oder baut, wer ihn als Unternehmer lobt oder wer da schon vor einer mit Nebel gefüllte Immo-Blase gewarnt hat, war uns klar, dass da eine weitere Milliarden-Pleite wie damals mit Jürgen Schneider in den 1990ern auf uns zukommen könnte. Wieso kann das in der Bauwirtschaft immer wieder passieren? Weil auf Teufel komm raus spekuliert wird und stets auf Idealbedingungen spekuliert wird.

Kreditinstitute, die dem kleinen Mann oder der armen Frau nur widerwillig und allein bei mehrfacher Absicherung Geld leihen, hauen bei solchen Typen mit deren unergründbaren Firmen-Geflechten in der Hoffnung auf überproportionalen Gewinn geradezu harakirimäßig das Geld raus. Vermutlich würden sie heute nicht noch einmal wagen, ihre Millionen-Verluste aus solchen Pleiten dann gegenüber der Öffentlichkeit als "Peanuts" zu bezeichnen, aber sie könnten eben wie andere Kriegsgewinnler auch das Unvorhersehbare dieser Zeit als Entschuldigung anführen und den Staat um einen "Rettungsschirm" bitten.

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