Sonntag, 7. Januar 2024

Bauern-Aufstand


Denkmal in Kochel am See
Quelle: Wikipedia

Dies ist die erste Strophe des Mundartgedichts von Karl Stieler.
Sogar vertont gehörte sein "Schmied von Kochel" in den 1950ern
in den Lehrplan der vierten Klasse (damals noch) Volksschule.
Bezeichnender Weise gibt es keinen verbrieften Existenz-Nachweis
zu diesem oberbayrischen Volkshelden der sich so hartnäckig
als "wahre Legende" zur Sendlinger Mordweihnacht von 1705
in den volkstümlich gestimmten Herzen festgesetzt hat.
Ich war nach dem Umzug im Münchner Schulsystem
ein Spätopfer jener "Bayrischen Volkserhebung 1705/06".
Damit der "Zuagroaste", der wegen zu schnellen Sprechens auch schon
mal nachsitzen musste, sich akklimatisiert, hatte er zur
Belustigung der Klasse obige Strophe mundartlich bemüht, vorzutragen...


Als erklärtes Kind der Großstadt hatte ich weder in meinem Geburtsort Hamburg noch in meiner "Lebensstadt" München besonderen Kontakt zu Bauern. Ich musste erst mit 50 auf den ligurischen Burgberg ziehen, um annähernd zu verstehen, welch harter Broterwerb die Landwirtschaft sein kann.

Aber wenn ich mich an die beinahe an jedem Sommer-Wochenende in den 1950ern stattfindenden Fahrten über Land an die Ostsee erinnere, dann habe ich viele sehr geschwind prosperierende, ländliche Anwesen in Erinnerung. Mit denen konnte die mühselige Sanierung der Bombenschäden in Hamburg lange nicht mithalten.
Kanzler Konrad Adenauer und Wirtschaftswundermann Ludwig Ehrhard wussten schon, was sie an ihrer ländlichen Stammwählerschaft hatten und schufen eigens für sie den "Grünen Plan". Es wurde nahezu jeder Zweig der Agrarproduktion subventioniert. So entstanden aber auch die Butter-Berge und Milch-Meere. Ganz abgesehen davon, dass die einseitigen Maßnahmen zur Flurbereinigung später ökologische Langzeit-Probleme nach sich zogen. Hauptsache die Landwirte waren es zufrieden. Bis zum Jahre 2021/22 wuchsen die Subventionen für jeden Landwirtschaftlichen Betrieb auf durchschnittlich 48.000 Euro pro Jahr.

Ein altes Sprichwort fordert: Gibt man Dir, so nimm. Nimmt man Dir - so schrei!
Genau das tun die aufgebrachten Bauern nach den Kürzungsbeschlüssen der Ampel mit den Sternfahrten auf ihren gerade noch viel subventionierten Diesel schluckenden Treckern. Das ist natürlich ihr gutes Recht, aber wirft eben auch ein schlechtes Licht auf das Verhältnis der Landwirte und -Wirtinnen zur Solidarität mit dem Rest der Bevölkerung. Der muss die überproportional inflationären Preise für Agrarprodukte wehrlos verdauen,,,
Sparen sollen doch allein die Verbraucher, schließlich verstehen sich die Bauern zudem als die unverzichtbaren Versorger-Elite der Nation.

Quelle: Planet Wissen
Darstellung vom Deutschen Bauernkrieg
Historisch waren Bauern schon streitbar, als ihre Revolten noch nieder gemetzelt oder nach deren Scheitern mit dem Tode bestraft wurden - wie weiland bei der oben zitierten Sendlinger Mordweihnacht 1705 oder beim Deutschen Bauernkrieg von 1525 bis 1526. Um nur zwei von vielen Bespielen zu nennen, bei denen es jedoch tatsächlich um Beendigung von Fron oder ungerechten Besteuerungen ging. Aber die aktuell dringend erforderlichen Sparmaßnahmen betreffen eben alle Deutschen und sind ja auch nicht allein der Bundesregierung geschuldet. Immerhin wird die durchschnittliche Subvention für die Agrarier nach den Kürzungen immer noch bei bis zu 40.000 Euro liegen - zurückgenommene Kürzungen noch gar nicht wieder hinzu gerechnet.

Quelle: WELT
Woher wusste der Mob von der Fährfahrt Robert Habecks?
Aber wer als Mob zusammen gerottet einen Bundesminister einschüchtert und ihn an der Heimkehr aus dem Urlaub hindert, offenbart einmal mehr den alten bäuerlichen Geist der Gewalt. Das Duo Söder Aiwanger mag da mit klammheimlicher Freude seine Kassandra-Klage von deer Instrumentalisierung der Bauern anstimmen. So  schnell ist der Eindruck nicht fort zu reden, da sei von weit rechts außen der Shitstorm über gewisse "Social Media" gesteuert worden...

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