Freitag, 18. November 2022

Ein "Gleiwitz-Geschoss"?

Wer mit seiner Propaganda lügt, dem glaubt man nicht, weil Propaganda nie die Wahrheit spricht!

Spezialisten untersuchen
den Einschlag der
"russischen" Rakete
Quelle: ARD
So ähnlich könnte das alte deutsche Sprichwort verballhornt werden, wenn es darum ginge, herauszufinden, wer nun eine Rakete russischer Bauart in einem Landwirtschaftlichen Betrieb nahe dem ostpolnischen Ort Przewodow hat einschlagen lassen. Immerhin gab es dabei zwei Todesopfer, die rein gar nichts mit dem ukrainisch-russischen Krieg zu tun hatten. Dass das einstige Brudervolk der Russen immer noch Raketen aus deren Arsenal verwendet, macht die Suche nach den Schuldigen nicht gerade leichter.

Dass wieder Polen die Opfer sind, erinnert fatal an den durch Fakes herbei geführten Überfall auf unser Nachbarland, der historisch als Auslöser des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 betrachtet werden darf. Damit alle, die einen genauso lückenhaften Geschichtsunterricht erhalten haben wie ich (also offenbar auch alle Querdenker und Nazi-Verehrer) erlaube ich mir, hier zum "Überfall auf den Sender Gleiwitz "Zitate aus einem sehr guten Beitrag in Wikipedia zu verwenden:
https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cberfall_auf_den_Sender_Gleiwitz

Der hölzerne Sendemast
von Gleiwitz steht als Mahnmal
 - vom Krieg unbeschadet -
 heute noch: mit seiner Höhe
von 118 m gilt er als höchster
Holzturm der Welt
Quelle: wikipedia

Der Sender Gleiwitz strahlte kein eigenes Programm aus, sondern übernahm das des Reichssenders Breslau, somit gab es in der Anlage kein Studio mit dauerhaft eingerichtetem Arbeitsplatz für einen Sprecher. Daher musste das SS-Kommando, in dem sich nur ein Fernmeldetechniker befand, mit einiger Mühe die Einspeisung des Programms unterbrechen und sich über ein so genanntes Gewittermikrofon, das erst gefunden werden musste, Zugriff auf den Sender verschaffen. Über den Sender wurde schließlich in deutscher und polnischer Sprache mit folgenden einleitenden Worten zu einem angeblichen Aufstand der polnischen Minderheit aufgerufen: „Achtung! Achtung! Hier ist Gleiwitz. Der Sender befindet sich in polnischer Hand. […] Die Stunde der Freiheit ist gekommen!“ Die Sendung dauerte knapp vier Minuten und endete mit dem Aufruf: „Hoch lebe Polen!“ Die Aktion dauerte nur wenige Minuten, dann verschwanden Naujocks und seine Männer wieder.

Zurück blieb ein Toter. Es handelte sich um den 41-jährigen Oberschlesier Franciszek (Franz) Honiok. Seine Leiche sollte als Beweis für einen angeblichen polnischen Überfall in der Sendeanlage dienen.

Am nächsten Tag erfolgte die  historische Hitler-Lüge im Reichstag:
"Polen hat heute Nacht zum ersten Mal auf unserem eigenen Territorium auch mit bereits regulären Soldaten geschossen. Seit 5:45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen. Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten.“

Die Schuld-Frage wird diesmal nicht so leicht beantwortet werden können, obwohl der Sachverhalt zunächst die NATO wegen der Bündnis-Verteidigungsbereitschaft nach Artikel 4 und 5 alarmieren musste.

Das Problem: Sowohl die Ukraine als auch Putin-Russland könnten ein verzweifeltes Interesse daran haben, den Krieg auszuweiten. Denn ein russischer Angriff oder eine ukrainische Scheinattacke müssten ja gleichermaßen unterstellt werden.
Erstaunlich schnell gelangte deshalb wohl die Version vom "Irrläufer" in die internationalen Medien. Hoffentlich kommt es da nicht zu einer späteren historische Einschätzung, dass ein "Gleiwitz-Geschoss", beinahe den Dritten Weltkrieg ausgelöst hätte ...



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