Mittwoch, 2. November 2022

Im Zeitraffer

Der Zeitraffer ist eine filmische Methode zur Beschleunigung der Langzeitaufzeichnung von Bewegungsabläufen, bei der die Bildfrequenz (Bildrate) der Aufnahmekamera im Verhältnis zur Abspielfrequenz herabgesetzt wird. So steht es bei google.

Für jemanden, der bis zur Bewusstlosigkeit streamt wie ich, ist das oft ein Hilfsmittel um die Längen in den Folgen zu überspringen. Die einzeln in anderen Medien ausgestrahlten Folgen sollen ja nach Möglichkeit immer gleich lang sein, da kommt dann gerne mal ein Zwischenschnitt mit Landschaft oder ein sich streckender Dialog mit Denkpausen. Mittlerweile bin ich in altersbedingter Unrast ein Spezialist in Überbrückungen. Aber darum geht es mir im heutigen Post gar nicht.

In dieser aktuell verheerenden Nachrichtenlage hätte ich gerne einen Zeitraffer im Kopf. Aber Tatsache ist, dass ich mir jede Horrormeldung in besonderer Weise zu Herzen nehme, um sie dann nächtens in Träumen als eine Endlosschleife im Stakkato "zusammen zu schneiden". Seit am vergangenen Wochenende wieder die Winterzeit gilt, ist es noch schlimmer geworden, weil ich eben eine Stunde mehr Schlaf hätte, die mir auch gut täte. Aber momentan ist die noch eine Qual, weil auch meine innere Uhr sich diesmal einfach nicht anpassen will.

Schlaf in den Armen von Morpheus

Quelle: global research

Gestern Abend also bin ich länger wach geblieben, um diese Horror-Träume-Show entsprechend zu verkürzen. Dann schaue ich fern, weil sich meine Fürsorgliche sonst durch das Licht des Computers gestört fühlte, weil der im Schlafzimmer steht. Dabei ist ihr Schlaf unerschütterlich, weil sie offenbar in Morphens Armen Dinge erlebt, die sie summen, lachen oder gar heiter kommentieren lassen. Sie schert sich auch um die Stunde Verschiebung nicht. Sie behält einfach ihren Rhythmus in der ersten Phase der Gewöhnung bei. Jetzt fallen ihr gegen neun schon die Augen zu, aber dafür steht sie dann auch um sieben auf. Ich beneide sie.

Wehe uns, wenn er zurück käme,
und der Krieg in der Ukraine
noch anhielte...
Quelle: pixabay.com
Im vergangenen Halbjahr in Italien habe ich so gut wie nie vor dem Fernseher gesessen. Hier wünschte ich mir, es gäbe ein TV-Beschleunigungsprogramm für Talkrunden, deren Inhalte meinem Empfinden nach immer weiter nach rechts rücken. Es sind aber wohl nicht die Medien, die weltweit für den Vormarsch antidemokratischer Kräfte sorgen. Es sind eher die derzeit aussichtslosen Perspektiven, die von den populistisch gesonnenen Politikern schamlos genutzt werden. Wollten die Wähler in meiner Zweitheimat tatsächlich, dass wieder Mussolinis Marsch auf Rom zelebriert wird, oder wünschen sich die jungen Amerikaner wirklich, dass Donald Trump noch einmal Hand an diese fehlerhafte Ur-Demokratie legt?

Weil ich all das nicht mehr begreife, wünschte ich mir einen Zeitraffer für mein weiteres Leben, um diese Gegenwart großzügig vor zu spulen. Aber dann raffte ich mich vielleicht ja gleich in den Tod...

Zurück in die Zukunft? Als ob eine Zeitmaschine etwas am Schicksal der Menschheit änderte...
Quelle:pixabay


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