Diplomatie ist heutzutage so vergebens wie noch nie. Denn das starre Protokoll bei Staatsbesuchen wird den Polter-Politikern, denen eigentlich eins auf die Nase gehört, nicht mehr gerecht. Ich hoffe, ich bin nicht der einzige, dem es bei dem Abschreiten der Ehren-Garde von Recep Tayyip Erdogan neben unserem Bundespräsidenten den Magen umgedreht hat.
Wie viel ist die NATO-Zugehörigkeit und das Flüchtlings-Abkommen wert, um die Hilflosigkeit Deutschlands derart bis zur Demütigung vorzuführen. Damit nicht genug. Während jeder, der anderer Meinung als Erdogan ist, als Terrorist verfolgt wird, lassen es deutsche Politiker zu, dass ein Moscheen-Verband, der vom Verfassungsschutz, der Unterwanderung unserer Gesellschaft bezichtigt wird, großes Theater inszeniert, An einem auch mit deutschen Geldern erbauten muslimisch sakralen Bau, zelebriert der türkischen Präsident symbolisch quasi eine Neu-Eröffnung.
Ich war immer von den Türken vor Erdogan begeistert, meine Reisen in das Land haben mein Bild von den freundlichen, liebenswerten Türken bestätigt. Wobei ich auch Kontakt zu höheren Kreisen dort und türkischen Freunden hier gepflegt habe.
Die Fanatiker, die seit neuestem hier für einen totalitären Präsidenten jubeln erkenne ich nicht wieder. Eine Freundin von mir aus einer international erfolgreichen Journalisten-Familie, leitet seit sie auch Deutsche ist, eine Gruppe der türkischen Opposition. Sie wird ausgespäht und würde wohl beim Versuch in ihre Heimat zu reisen, als Terroristin auf nimmer Wiedersehen weg gesperrt.
So weit ist es gekommen. Kemal Atatürk, der eine moderne, laizistische Türkei auf den Weg gebracht hat, wird in seinem Mausoleum auf einem Hügel oberhalb von Ankara rotieren, aber vielleicht lässt der scheinbar unantastbare Erdogan den Bau auch noch umwidmen, denn sein Exil-Widersacher Fetthula Gülen beruft sich mit seinem Programm gerne auf den Vater der Türkei.
Da ich nicht die Absicht habe, noch einmal in die Türkei zu reisen, konnte ich mir leisten, diesen Text zu schreiben. Ich lebe hier ja unter vielen Türken, die mich gerne ausspähen und der DITIP-Organisation melden können. Ich freue mich über jeden Leser.
Übrigens: Wann baut die reiche Katholische Kirche endlich eine Kathedrale in Istanbul?
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