Mittwoch, 24. Oktober 2018

Angst machen mit Methode

Seit es Journalisten gibt, wird auf sie geschossen, werden sie gelyncht, in die Luft gesprengt oder in den vordersten Linien ungerechtfertigter Kriege getötet. Einerseits zeigt es wie gefürchtet ihre Arbeit ist, anderseits erfüllen getötete Journalisten eine Form der Abschreckung.

Sie passen also Potentaten immer gut ins Kalkül. Die Einen werden so lästige Widersacher los, die Anderen nutzen die Gelegenheit anderen Potentaten ans Bein zu pinkeln, indem sie die Kollegen als Märtyrer hoch stilisieren. Der unübersichtliche, aber auch mit den ersten Entdeckungen erschreckendste Fall ist der nun bestätigte Tod des Journalisten Kashoggi, der nur in der Saudi-Botschaft war, um die Papiere für die Hochzeit mit seiner türkischen Verlobten zu holen.

Ausgerechnet Erdogan nützt das, um die Saudis anzuprangern. Das lenkt ab und stellt ihn im eigenen Land als Kämpfer für Gerechtigkeit dar. Er hat ja vielleicht immer noch den Traum, zu Lebenszeiten der Herrscher über ein Osmanisches Reich zu werden. Außerdem schützt das die Ostseite seines Landes, wo mit dem Iran der erklärte Feind der Saudis lauert. Wie wenig die Einzel-Schicksale für die beiden Öl-Staaten zählen, zeigen ja die unbarmherzigen Stellvertreter-Kriege in Syrien und im Jemen.

Aber schauen wir - wenn es um "gefährliche" Journalisten geht - nicht nur nach Osten. Meist unbekannte Unterstützer Putins erschießen auf offener Straße Journalisten oder arrangieren Unfälle. Auf Malta starb eine Journalistin, die kurz davor war, die korrupte Staatsregierung zu entlarven.

Für mich, der ich nur kurz investigativ tätig war, sind die toten Kollegen ein Hinweis darauf, dass das Wort - solange es nicht missbraucht wird - immer noch eine gefährliche Waffe gegen die absolute Macht und ihre Handlanger ist.
 Gleichgültig ob es im langsam sterbenden Print oder im überbordenden Internet eingesetzt wird. Die Mächtigen fürchten es zu recht!

Dass Frauen ihren Mut als Autoren mit dem Leben bezahlen, bestätigt eine neue Zeit des Feme-Mordens, aber auch die enorme Stärke, die den Frauen mit tiefgreifender Recherche zuwächst.

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