Montag, 17. November 2025

Der "Moralische Kompass" weicht immer weiter ab

Auf all meinen Reisen bin ich weltweit nie Menschen begegnet,  die extrem von meinen eigenen moralischen Grundsätzen abgewichen wären. Selbst wenn sie sich aus religiösen Gründen Regeln verpflichtet fühlten, denen ich als Agnostiker nicht folgen konnte. Das festigte bis zum heutigen Tag meine Vorstellung, dass der überwiegende Teil der Menschheit - wie ich - friedfertig im Abwägen von Gut und Böse versucht, sein Leben erfüllt zu gestalten.

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Leider kann man sich einen
moralischen Kompass
nicht einfach überstreifen.
Der muss gelebt werden

Meine letzte Reportage schrieb ich 2006 über Barcelona. Seither pendele ich privilegiert nur noch zwischen Deutschland und Italien hin und her, wodurch ich mein Weltbild nur noch aus den Nachrichten ergänzen kann. Und ich erschrecke natürlich, wie sehr sich die Städte, in denen ich einst war, baulich verändert haben, wenn ich sie in Filmen oder Reportagen wiedersehe. Die durch die Sterblichkeit  kleiner werdenden Kreise, in denen ich mich bewege, spiegeln aber offenbar längst nicht mehr den tatsächlichen Wandel der Gesellschaft wider. Ich erkenne bei Freunden eine Zunahme an Alters-Radikalität. Und auch der Blick auf unsere Kreuzung hinunter vermittelt zwar immer noch den unspektakulär harmonisierten Muli-Kulti-Mix, für den unser schnell gentrifiziertes Viertel immer noch mit Vorurteilen zu kämpfen hat. Der Wandel zur Intoleranz, wie er im TV oder anderen Medien in Straßeninterviews gezeigt wir, ist offenbar so schleichend gewesen, dass ich mich zunehmend isoliert fühle. Ja,  ich fühle mich dadurch sogar älter, als ich bin, wenn ich täglich mit überhöhten Themen wie Migration, Überfremdung und Straßen-Kriminalität bombardiert werde, weil ich die Dringlichkeit eben im Bewahren des Friedens, im Erhalt unseres bescheidenen Wohlstandes und in der Gesundheits-Fürsorge sehe.

Aber ich denke, mein Verstand funktioniert noch ganz gut, denn er lässt mich oft aus Sorge nachts nicht mehr schlafen. So bin ich überzeugt, dass das Nachrichtenwesen mittlerweile viel zu schnell funktioniert, um konkrete Korrekturen oder Erwägungen zuzulassen. Und dass die Politik diesem Tempo folgt und dabei nicht die Langsamkeit der meisten ihrer Wähler berücksichtigt, finde ich zunehmend unerträglich!

Quelle: MDR
Applaudiert sich gerne selbst.
Aber wird der Besserwisser-Kanzler
bei all den gemachten Versprechen
überhaupt das Ende der
Legislaturperiode erreichen?
Vor nicht mal einem Jahr ist "die Ampel" an dem selbst vorgegebenen Reform-Tempo gescheitert, um dann blitzschnell einer Koalition den Weg frei zu machen, die mehr Schulden für die selben Vorhaben plant und mehr Segnungen für die Zukunft versprach, als sie nach noch nicht mal einem Jahr bei weiter verschlechterten Rahmenbedingungen überhaupt zu halten im Stande ist. Eigentlich hört der Bürger zur Zeit nur prahlerische Ankündigungen, denen in Absehbarer Zeit kaum Aktionen folgen können. Kein Wunder dass die derart überforderten Menschen lieber einfacheren Parolen folgen möchten: Klimaziele wurden nach hinten verschoben, zielgebundene Sondervermögen bereits zum Stopfen von Löchern verwendet, während die Staatsverschuldung ins Unermessliche steigt. Die Wirtschaft stöhnt immer lauter und verlangt nach noch mehr Unterstützung, um wieder Fahrt aufnehmen zu können. Gleichzeitig sollen die Bürgerinnen und Bürger nicht nur länger fürs gleiche Geld arbeiten, sondern auch die ständig steigenden Preise artig hinnehmen.

Quelle: pixabay

Es wäre zu leicht, alles auf  die von Trump, Xi und Putin geschaffenen Rahmenbedingungen, auf Naturkatastrophen und Kriege zu schieben. Ich bin jedoch der Meinung, dass sich zwischen den Polen der Macht vor allem die individuelle Ausrichtung des "Moralischen Kompasses"* weltweit verschiebt. Wenn die Mächtigen ungestraft Lügen können, dass sich die Balken biegen. Wenn Milliardäre diesen Schwindel gezielt unterstützen, um noch reicher zu werden, wird das abgehängte Fußvolk deren verschrobener Moral der Einfachheit halber folgen. Aus Angst, anzuecken, aus Furcht vor der Rachsucht der Mächtigen, die sich die Justiz immer häufiger zum Werkzeug des Selbstzweckes macht!

Das Problem: Der geogeschichtlichen Entwicklung, war es schon immer vollkommen egal, ob sich Pole verschieben. Mit Eismassen  hat sie Lebensräume eingeengt oder ist mit Feuerstürmen einfach über uns Menschlein hinweg gefegt. Wir sind nur eine Micro-Sekunde der Erdgeschichte und halten uns dennoch genauso für unsterblich und unersetzlich, wie das offenbar auch unsere Führer immer wieder von sich denken.

Wir können unser Da- und Hiersein auf unserem Planeten nur "verlängern", weil der Untergang ja ohnehin vorbestimmt ist. Aber damit es noch für nur ein paar Generationen weitergeht, wird viel mehr persönliche Moral verlangt, um den Kompass neu zu justieren. Davon ist aber derzeit überhaupt nichts zu spüren. Ausgerechnet der Ami Will Rogers hat das einst passend zusammen gefasst: Alles ist schlechter geworden, nur eines ist bessere geworden, die Moral ist schlechter geworden, müsste heut Will Rogers falsch zitiert werden. Da passt Berthold Brechts These aus der Dreigroschenoper immer noch besser: Erst kommt das Fressen und dann die Moral!

Quelle: www.fr.de
Greift er Venezuela an? Dann gewiss nicht
wegen der Drogen. Die kommen doch vermehrt 
woanders her
. Er macht das - wie  die Bush-Präsidenten
vor ihm - aus unstillbarer Gier nach deren Öl, an
dem sich sein Familien-Clan wieder
bereichern wird

*Definition aus der google-KI: Ein moralischer Kompass ist eine Metapher für das persönliche Wertesystem, das unser Verhalten steuert und uns hilft, in ethisch komplexen Situationen richtige Entscheidungen zu treffen.

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