Freitag, 14. November 2025

Weshalb echte Feinde niemals wirkliche Freunde sein können

Quelle: pinterest
Eine der schlimmsten Sprüche zu Freund und Feind lautet: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Für mich ist das reinster Zynismus. In Geschichtsbüchern ist ja gelegentlich von Erb-Feindschaften die Rede, nie aber von immer währenden Freundschaften. Für uns Menschen ist eins wie das andere doch grundsätzlich durch die Sterblichkeit zeitlich begrenzt. Über den Tod eines Individuums hinaus machte eigentlich weder Freundschaft noch -Feindschaft keinen anderen als den überhöhten Sinn im "ewigen Gedenken".

Heute vor 200 Jahren starb ein gewisser Johann Paul Friedrich Richter, der meist nur noch Studenten mit dem Schwerpunkt Deutsche Literatur überhaupt noch geläufig sein dürfte. Und dann unter seinem Nom de Plume Jean Paul. Immerhin ist heute noch ein wichtiger Bayrischer Literaturpreis zu Recht seinem Gedenken gewidmet. Ohne Jean Paul hätte es manche neuen Wendungen in der Deutschen Literatur nur verspätet oder überhaupt nicht gegeben.

Jean Paul war ein Autor zwischen allen literarischen Stühlen. Die Klassiker Goethe und Schiller konnten sich mit ihm ebenso wenig anfreunden, wie er sich mit ihnen. Und zu den Romantikern konnte er schon deshalb nicht zählen, weil er so ziemlich als erster "Meister der Abschweifung" mit eigenen Wortschöpfungen den Humor und auch hintergründige Satire in die Deutsche Sprache schleuste. Heute würde man einen wie ihn vielleicht als bindungsunfähigen Womanizer bezeichnen. - Frauenversteher aus der Perspektive seiner Zeit wäre wohl angebrachter. Sein Werk bevölkern erstaunliche Frauen-Charaktere, die sich schon eindeutig in Richtung Emanzipation und Gleichberechtigung ausleben.

Quelle: Universität Würzburg
21.März 1763 -14. November 1825
Seine Aphorismen zu Freund- und Feindschaft sind oft noch heute gültig. Die über das Weib sind allerdings auch ein wenig chauvinistisch, Hier ein paar Zitate

Über Freundschaft::

Eine Frau kann sich keinen festern und reinern Freund erwählen als den Liebhaber einer andern.

Steh deinem Freund mit deinem Rat zur Seite, so gut du kannst, auch wenn er dir nicht glauben will. Du aber bist dazu verpflichtet ihm guten Rat zu erteilen.

Zürnet dein Freund mit dir: so verschaff ihm eine Gelegenheit, dir einen großen Gefallen zu erweisen; darüber muß sein Herz zerfließen, und er wird dich wieder lieben.

Zur Freundschaft gehört: daß wir einander gleichen, einander in einigem übertreffen, einander in einigem nicht erreichen.

Statt einen Scheffel Salz(es) mit einem Freund zu essen, braucht man nur 6 Meilen mit ihm zu reisen.

Jeder Freund hält es für den größten Genuß, dem andern die Wahrheit zu sagen – am Hören findet keiner einen sonderlichen.

Gestorbne Freunde sind Ketten, die uns von der Erde ziehen und fester mit einer bessern Welt verknüpfen.

Über Feindschaft:

Man ist gerechter gegen seine Feinde als gegen seine Freunde.

Ein Weiser nutzt seine Feinde besser aus als ein Narr seine Freunde.

Deiner Feinde Feinde müssen noch nicht deine Freunde sein. Deiner Freunde Freunde auch nicht deine Freunde.

Feinde müssen nicht mit Haß, sondern mit Toleranz, Mitleid, ja fast mit Liebe betrachtet werden.

Der Furchtsame erschrickt vor der Gefahr, der Feige in ihr, der Mutige nach ihr.

Über Frauen:

Die Weiber [...] mögen lieber von als in der Liebe sprechen, die Männer umgekehrt.

Man gewinnt mehr, wenn man Mädchen etwas für sich tun lässet, als wenn man etwas für sie tut.

Ein Weiberfeind ist auch ein Menschenfeind.

Eine Frau kann einem Achtung für ihr Geschlecht einflößen, aber mehrere auf einmal vermindern sie.

Die Damen [...] sind allein schuld: sie wollen zu lange, oft ganze Wochen, ganze Monden geliebt werden. Dergleichen ist über unsre Kräfte.

Ein Mann liebt Keusche und ist es selbst nicht; bei Weibern ist's umgekehrt.

Die Frauen sind so voll Verstellung und Veränderlichkeit, daß man ihnen einen schlechten Gefallen tut, wenn man grade das tut, was sie wollen.



Alle Zitate von Aphorismen.de

Und hier noch Wortschöpfungen von Jean Paul, die in den allgemeinen Sprachgebrauch übergingen:

Weltschmerz
Gänsefüßchen
Angsthase
Schmutzfink
Fallschirm
Doppelgänger
Ehehälfte
Quelle: thalia.de
Dieser Roman machte Jean Paul trotz seines
holprigen Titels über Nacht berühmt
und schlug mit der Höhe seiner Auflage
sogar Goethes Werther




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