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Quelle: wikipedia Marvin Gaye |
Die Ur-Version stammt von Marvin Gaye aus dem Jahr 1962, aber zu meiner persönlichen Hymne wurde dieser Song von Paul Young, der ihn 1983 wegen seiner einzigartigen Stimme zum Welterfolg führte. Dabei war es nur dieser eine Satz, der mein rastloses Reise-Leben einst so treffen traf:
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Quelle: IMDB Paul Young in den 1980ern |
Wherever I lay my Hat -That's my Home
- Wo immer ich meinen Hut ablege bin ich daheim.
Schöner Vogel Jugend! Heute weiß ich, dass alles Illusionen eines romantischen Beobachters waren. Wie oft hatte ich gedacht, dass ich an den Orten, die ich so grandios erlebte, ohne weiteres eine neue Heimat finden könnte. Wie oft erkundigte ich mich nach Preisen einzigartiger und dennoch für mich erschwinglicher Immobilien, bei denen ich mir vorstellte, mit meiner jungen, kleinen Familie leben zu können.
Ganz abgesehen davon, dass ich in den seltensten Fällen einen Hut trug, der beim Fotografieren ja nur stört, bedeutet das ungefragte Ablegen eines Hutes auf persönlichen Bereichen in manchen Kulturen soviel wie eine Inbesitznahme.
Der blöde Spruch: "Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt" schiebt im "Laufe der Zeit" solchen Träumereien manch unsanften Riegel vor. Zum einen haben sich bei meinen Traumzielen in der Folge nicht selten die politischen Verhältnisse dermaßen verändert, dass jeder beim Reißaus seinen Hut hätte ganz fest auf den Kopf drücken müssen. Und zum anderen wäre es ja auf sturen Egoismus hinausgelaufen, die Seinen ohne ernsthaften Zwang in ein neues Umfeld zu versetzten.
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Fotos: Claus Deutelmoser Der Gipfel der Illusionen: Mit den Kindern im Sehnsuchts-Abenteuerland Australien leben, auf dem Wildman-River Krokodile beobachten... |
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...und als Ranger den Leuten eine File-Snake präsentieren |
Was vor allem in jungen Jahren übersehen wird, ist dass das Alter, einem sukzessive einen zunehmend radikalen "Paradigmenwechsel" aufzwingen könnte. Ein Reporter-Kollege, der auf Mallorca lebt, muss regelmäßig ausreisen, um nicht steuerpflichtig zu werden. Und ein weltberühmter, deutscher Fotograf, mit dem ich in den 1980ern viel zusammen gearbeitet habe, konnte seinen Traum in Utah zu leben, nur verwirklichen, indem er Frau und Kinder aufgab. Er ist jetzt über 80jährig und mailte mir vor ein paar Tagen, was er denn mit seinem Lebenswerk anfangen solle. Da oben in den Bergen wurde er vom digitalen Wandel wohl vollends isoliert. Auch ich habe ja ein paar tausend Dias unterm Schreibtisch, die nach kiloweisem Aussortieren ihre "Schock"-Digitalisierung (Schock als passend altmodische Maß-Einheit) warten. Auf Anraten meines Sohnes, um wenigstens motivisch für eine überschaubare Ewigkeit erhalten zu bleiben, sollte ich sie nicht selber scannen.
And So It Is! Beendete einer meiner Lieblings-Schriftsteller, Kurt Vonnegut, gerne Kapitel.
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Quelle: Hoffmann und Campe Der zeitlose Autor von "Breakfast for Champions" Kurt Vonnegut |
"The end of the story" ist eben stets das, worauf es ankommt. Also habe ich mit meinen Träumen, eine Zeit im Ausland zu leben, gewartet, bis meine Kinder erwachsen waren und meine Frau und ich unisono das Objekt unserer Exil-Begierde im ligurischen Burgdorf gefunden hatten. Die Kinder halfen beim Einzug, aber waren dann von unserem totalen Umzug gar nicht mehr begeistert. Unser Haus am Rande von München wäre doch für unsere "alten Tage" viel zu groß gewesen, aber das in Italien hätte ja ausreichend Platz für kommende Ferien-Generationen der Familie gehabt...
Ganze zwei Jahre hielt der Traum: "Italia per sempre!" dann holten uns die Infarkte vom Luftschloss in Italien auf den realen deutschen Boden zurück. Nie hatte ich durch Vergleiche weltweit angezweifelt, dass Deutschland eines der besten - wenn nicht gar das beste Versorgungssystem im Krankheitsfall hat.
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Quelle: Handelsblatt |
Heute leben wir zweigeteilt, wohl wissend, dass auch die "Vereinigung" im Süden niemals stattfinden und über nachbarschaftliche Verhältnisse nicht hinaus geraten wird. Als wir am Tag der Deutschen Wiedervereinigung wieder über den Mittleren Ring in München schlichen, weil das Experiment mit Tempo 30 immer noch fortgeführt wird, fragte mich meine Frau, was ich denn am Montag für einen Post aus dem Glashaus schreiben wolle. Ich antwortete - im Rückblick auf die letzten Monate - mit einer Gegenfrage: "Wo fühlst du dich zuhause?"
Sie: "Und Du?"
Genau diese Frage wollte ich vor Beginn des Steine Werfens mit diesen Zeilen hier mit mir erörtern. Das Ergebnis:
Der Burg-Berg in Ligurien ist die ideale Zuflucht vor den Dramen unserer Tage, aber "Monaco di Baviera per sempre!" unser Zuhause, wo wir wohl auch sterben werden, wenn uns die Vorsehung gewogen bleibt...
Und die Zeile aus dem Young-Song muss ich heute als alter Mann erzwungener Maßen verballhornen:
Whereever my Doctors work, I lay my Head!