Freitag, 17. Oktober 2025

Im Auge des Betrachters

 Der Spruch, der manifestiert, dass Schönheit in den Augen des Betrachter läge, soll ja eigentlich nur das Aussehen von Lebewesen oder auch Dingen sozialisieren, falls Leute von verschiedenen Standards der Ästhetik ausgehen. Bei Kunst oder dem Aussehen ist das aber - wie die Geschichten zeigt - oft eine recht heikle Sache.

bei ebay gebraucht zu haben
In meinem letzten Schuljahr musst ich bei der letzten Aufführung der Theater-Gruppe den Kaiser geben der immer neue Kleider wünschte, um seiner Eitelkeit zu frönen. Das Märchen "Des Kaisers neue Kleider" des dänischen Märchen-Erzählers Christian Andersen ist eine Parabel über Macht und Ansicht. Ich jedenfalls stand in der Schluss-Szene nackt bis auf eine Unterhose, an die meine Mutter noch eigenhändig Rüschen dran genäht hatte, auf der Bühne. Der Erstklässler, der den unschuldigen Ruf "der hat ja gar nichts an!", vortrug, während meine Bühnen-Entourage ehrfürchtig katzbuckelte, wurde komplett durch den Jubel des Publikums übertönt. Das bestand aus johlenden Mitschülern, deren Eltern und der versammelten Lehrerschaft. Sie huldigten meinem Strip und nicht etwa meiner zuvor erbrachten schauspielerischen Leistung.

Wer zeitgenössische, epische Lobeshymnen über die Schönheit von Königin Elisabeth I. 
Quelle: Wikipedia
Elisabeth I von England
mit ihren zeitgenössischen Porträts vergleicht, kann sich die heiße Affäre der "ewigen Jungfrau" mit dem Freibeuter Francis Drake nur schwer vorstellen. Aber selbst in der Liebe zählt eben die Majestät! Denn nach heutigen Maßstäben war die Frau vielleicht imposant aber auch grottenhässlich. Sollten sich die Ansprüche an weibliche Schönheit denn derart verändert haben? Dabei ziele ich nicht auf die wuchtigen Weiber von Rubens oder jene gertenschlanken Wesen von Lukas Cranach.
Philip IV von Spanien
Porträt von Velasquez

Und damit ich nicht wieder mal als Sexist rüberkomme, führe ich gleich die Monumental-Gemälde an, die im Prado zu Madrid von Velasquez hängen. Der hat die Spanischen Granden Habsburger Abstammung für die Ewigkeit festgehalten. Heute wirken die typischen Nussknacker-Kinns der Herrscher-Familien in ihren Mondgesichtern, als hätte sie der Meister bewusst karikiert.

Dass die Mächtigen bis in unsere Gegenwart der Welt immer wieder gerne ihren schlechten Geschmack aufzwängen, ist schwerer geworden, aber wie Donald Trump, Vlad Putin und Tayyip Erdogan mit Gold protzend belegen, nicht unmöglich. Schlimm wird es nur, wenn solche autokratischen Typen das kulturelle Schaffen, das ihnen nicht in den Kram passt, als entartet ansehen, Bücher verbrennen oder mit ihrer Kunst Provozierenden, gar verbieten zu arbeiten.

Quelle: Tagesschau.de
Ich komme jetzt durch einen Beitrag auf Tagesschau.de zurück zu meiner Einleitung: Da las ich kürzlich vom geheimen Leben der Nacktmulle, die vermutlich mit zum Hässlichsten gehört, was unser vorgefasste Ästhetik einzuordnen vermag. Der wie ein Engerling aussehende Nager verbringt sein ganzes Leben in unterirdischen Höhlensystemen und entfaltet - wie jüngste Forschungen belegen - nicht nur ein verblüffend strukturiertes, soziales Verhalten, sondern erinnert im Herrschaftsmodus und bei der Fortpflanzung an die Organisation im Bienenstock.

Quelle: FAZ
Allein die von allen Männchen der Sippe
begattete Nacktmullen-Königin
gebiert den Nachwuchs, ob es
dabei wohl vorrangig um Schönheit
 oder doch eher um Führungsstärke geht?

Ich will mich hier nicht mit fremden Federn schmücken. Lest bitte selber nach. Dann werden anhand des Erscheinungsbilds dieses in unseren Augen angeblich so hässlichen Wesen, meine ausschweifenden Sätze zu Beginn dieses Posts vielleicht verständlicher:

https://www.tagesschau.de/wissen/forschung/nacktmulle-100.html

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