Freitag, 30. Mai 2025

Jungfrau zwischen Gott und Krieg

Quelle: Wikipedia
Klar, dass der Heroen-Maler
Dominique Ingres 1854
nur eine martialische Jungfrau
im Kopf hatte
 Heute vor knapp 600 Jahren, am 30. Mai 1431, starb ein 19jähriges Mädchen auf einem Scheiterhaufen in Rouen, dem damaligen Haupthafen der Normandie an der Seine. Zuvor hatte die Teenagerin die Weltpolitik als Widerstandskämpferin durcheinander gebracht und an der Spitze von Streitmächten des späteren Königs Karl VII eine Vorentscheidung im 100jährigen Krieg zwischen Frankreich und England zugunsten der Franzosen herbei geführt.

Quelle. Wikipedia
Skizze aus dem Prozess-Protokoll
von 1492. Tatsächlich gibt
es keine andere
zeitgenössische Darstellung
von Jeanne d'Arc


Was ist Legende und welche gesicherten Fakten liegen vom kurzen Lebenslauf der gebürtigen Lotringerin vor, die als Jeanne d'Arc bis heute als Heilige und National-Heldin verehrt wird? Immer schwierig, wenn Gott-Gläubigkeit im Spiel ist! Denn sowohl der politische Mord an ihr, als auch die Prozesse gegen sie, waren durch rituelle Religion wie auch durch die damalige, vorrangig  kanonische Rechtsprechung bestimmt. War sie wirklich erst 19 als sie starb? Denn ihr Geburtsdatum, 1412 in Domrémy, ist bis heute vage.

Wurde die Visionaria Virgo,  instrumentalisiert, weil ihre pubertären Visionen fabelhaft in die Vorstellung vom Glaube, der Berge versetzt, passte? Oder anerkannte der Dauphin nach der intensiven - auch körperlichen - Untersuchung des Teens, da schon dessen Fähigkeiten, als Lichtgestalt zu führen. Denn immerhin hatte Johanna ihm auch geweissagt, dass er durch ihren Kampf zum König gekrönt werde.

Quelle: genee
Komisch, für ihn gab es offenbar
einen Zeitgenossen, der
ihn porträtierte:
Karl VII. von Frankreich
Nach ihrer Hinrichtung brauchte der König aber dann noch ein Vierteljahrhundert, bis er ihre Rehabilitation einleitete. Wohl, weil Volkes Stimme in ihrer Empörung zwischenzeitlich so laut geworden war, und die durch Johanna veränderten, politischen Verhältnisse seine Macht gefestigt hatten.

Auch wenn durch Kolumbus ab 1492 in der Folge klar war,  dass die Welt eine andere war, als bis dahin geglaubt: Das folgende immer noch abergläubische 16. Jahrhundert erlebte posthum immer detailreichere, phantastische Narrative vom Wesen und Wirken der Jungfrau von Orléans.

Die Schrecken des 20. Jahrhunderts befleißigten dann Papst Pius X  sie 1906 selig zu sprechen, und  Benedikt XV. setzte dann 1920 durch die Heiligsprechung der Johanna noch eins drauf.

Quelle: Wikipedia
Hermann Stilke schuf
dieses Bild von einem
beschönigten Tod auf dem
Scheiterhaufen 1843

Feministinnen aller Länder sollten den Tag heute eher im Gedenken an eine Frau begehen, die - zumindest gesichert - den Mut und das strategische Geschick besessen hat, "Feminam Potestatem", also weibliche Kraft, gegen Männer-Domänen zu entfalten - ob mit oder ohne ein Gottes-Urteil...

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