Mittwoch, 1. Februar 2023

Der Gipfel bürokratischer Umverteilung

Gestern war eigentlich der letztmögliche Abgabe-Termin für die Grundsteuer-Erklärung. Durch unseren längeren Italien-Aufenthalt musste die Aufforderung vom Finanzamt erst einmal eine Reise auf die Burg antreten. Dort allerdings nehmen wir es mit dem Nachgesendeten oft nicht so genau, weil wir ja unsere Verwandtschaft als Vorprüfer haben. War die Aufforderung nun in Italien gewesen und vergessen worden oder haben wir die mit dem Stapel für München wieder mitgenommen?

Also sie war in die Ablage für die Buchhaltung geraten, was nicht heißen soll, dass wir sie vielleicht anderenfalls früher in Angriff genommen hätten. Sollte ja alles ganz einfach und schnell per Mouse-Click am Computer gehen...

Es gab ja sogar einen Hinweis auf das sogenannte ELSTER-Programm. Fälschlicher Weise wird die Elster ja als diebisch verunglimpft, was verdrängt, dass der Rabenvogel eines der intelligentesten Tiere auf unserem Planeten ist. Einen besseren Namen hätten allerdings die Finanzämter für ihre Tücke nicht finden können. Denn diese Elster will beides: Uns einerseits von der Gas- und Energiekrise Gebeutelten für  Immobilien die immer schwerer zu erhalten sind, noch mehr Geld abknöpfen. Zum anderen aber will sie, dass wir die maue digitale Ausstattung der Behörden übertünchen, indem wir eine elektronische Erfassung von Daten vornehmen, die ihnen im Kataster schon längst, aber eben leider immer noch meist nur analog vorliegen.

Wenn ELSTER bei der Grundsteuer zum Pleitegeier wird
Karikatur: Kostas Koufogiorgos

Wie anders wurde die Grundsteuer denn bislang berechnet wenn nicht auf Basis notariell verbriefter Daten im Kataster??? Darin müsste ja eigentlich auch jede kleine Veränderung an der Bausubstanz oder der Flächenbemessung festgehalten sein.

Die Fragebogen-Aktion für die Bemessung der Grundsteuer ist der Gipfel bürokratischer Umverteilung und sie wird ihren Erfindern ähnlich auf die Füße krachen, wie die verschwiemelte Einführung einer allgemeinen Maut für Autobahnen.

Allein schon die Mutmaßung, dass bei der umgedrehten Alters-Pyramide, Betagte wie wir, alle einen Zugriff aufs Internett und auch einen Drucker hätten, ist eine Frechheit, die an Willkür grenzt.

Aber wir Rentner haben ja Zeit, die offenbar den Ämtern fehlt. Deshalb lassen sie sich ja auch 24 Monate Zeit  für die endgültige Berechnung. Am Ende werden mehr Mittel für die bürokratische Datenverwaltung ausgegeben worden sein, als eine einfache Erhöhung der Grundsteuer auf der Basis bestehender Daten gekostet hätte.

Also meine Frau und ich als brave Bürger und jeweils zur Hälfte im Besitz unserer Münchner Wohnung, saßen vorm Computer und luden ELSTER hoch. Ein Wunderschön gestaltetes Programm, aber nach zwei Stunden Warten auf den Referenz-Code und blauäugiges Denken, es sei vielleicht gemeint, die Steuer-Identitäts-Nummer einzutragen , hatten wir einen kleineren Ehekrach. In Verzweiflung rief ich die Bayrische Finanz-Hotline an und erwischte nach gar nicht allzu langem Warten eine wirklich wahnsinnig nette Beraterin. Der beschrieb ich mein Elster-Problem, bei dem sie schallend auflachte: "Das mit der Elster-Referenznummer können Sie gleich vergessen. Im Moment sind die derart überlastet, dass Sie die frühestens in vierzehn Tagen bekommen - übrigens per Post!!?? Da wäre ja die Frist schon abgelaufen."

Ja dann doch lieber gleich händisch!
Quelle: Junge Freiheit

Da ich in einem anderen Fenster am Bildschirm vorsichtshalber das graue Formular-Konvolut als PDF aufgerufen hatte,  strapazierte ich die Geduld der Hilfreichen noch für weitere Fragen. Zum Beispiel, weshalb der Miteigentumsanteil getrennt mit Zähler und Nenner angegeben werden muss, aber Quadratmeter einer Wohnung hinter dem Komma im Formular nicht erfasst werden können...

Wir sind ganz sicher, dass wir Alten vor dem erwarteten  Grundsteuer-Erhöhungs-Wust (GEW) nur zu retten sind, indem wir - vor einem letztlich doch noch "händisch" errechneten Bescheid in etwa zehn Jahren - entweder das Zeitliche gesegnet haben oder fortschreitende Demenz ins Spiel bringen können.

Die Verlängerung in Bayern um drei Monate bringt uns jetzt auch nichts mehr. Wir haben ein vermutlich falsch ausgefülltes Formular voller Panik per Einschreiben fristgerecht abgeschickt...

Quelle: tierischer volksfreund


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