Mittwoch, 30. November 2022

Kann die Erde 10 Milliarden Menschen verkraften?

In der vergangenen Woche hat die Weltbevölkerung die acht Milliarden-Marke überschritten. 10 Milliarden - meinen Forscher - könne die Erde durchaus noch verkraften. Die Frage kann aber nicht sein, ob unsere Erde so eine Zahl noch unbeschadet verträgt, sondern wie sich so eine  Menschenmenge verhalten wird. Die Erde verkraftet alles. Sie hat in den Jahrmillionen ihrer Existenz nur zu häufig unter Beweis gestellt, dass wir Menschlein auf ihr nur ein Mückenschiss ihrer geologischen Geschichte sind...

Sind Menschenmassen dann überhaupt noch zu bändigen?
Quelle: pixabay

Die aktuelle Situation ist doch die, dass wir noch nicht mal in der Lage sind eine Klimakatastrophe aufzuhalten, in der die Menschen landunter gehen, verhungern oder verdursten. Der Rest wird in Verteilungskriegen oder bei der Migration sterben, weil wir nicht imstande sind, im geradezu paradiesischen Jetzt ohne massive Gewaltandrohung oder gar Krieg auszukommen. Ich habe immer noch den Spruch eines befreundeten Pathologen im Ohr, der als Forscher am menschlichen Hirn vor vielen Jahren etwa folgendes sagte: "Je mehr der Mensch seine gewaltige noch ungenutzte Hirn-Kapazität ausschöpft, desto schneller nähert er sich seinem Untergang!"

Er führte als Beispiel den von der Anthropologie als primitiv eingestuften Neandertaler an. Der hat vor 400.000 Jahren damit begonnen, weite Teile der Erde zu durchstreifen und ist erst 40.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung ausgestorben. 360.000 Jahre das macht ihm zum Erfolgsmodell des Homo Sapiens. Unsere "Zivilisation" hat gerade einmal - großzügig gerechnet - 10.000 Jahre geschafft, um mit Atombomben-Bedrohung und unaufhaltsamer, von Menschen verursachter Erderwärmung die Apokalypse einzuleiten.

Nach Rekonstruktion von Schädelknochen:
So sah es aus das Erfolgsmodell der Menschheit
Quelle: planet wissen

Tatsache ist, die "Natur" macht uns alle platt. Der Neandertaler hat Eiszeiten überlebt, die frühen Kelten sogar einen Meteoriten-Einschlag im heutigen Bayern. Wenn es zur ärgsten Überbevölkerung kommt, werden vermutlich wieder einmal nur einige überleben. Es gibt ja die Weissagung, dass ein Krieg mit Atomsprengköpfen uns in die Steinzeit zurück bombt. Tschernobyl hat aber gezeigt, dass sich nach einem GAU durchaus wieder Habitate bilden. Nur werden die Lebenszyklen der Säuger wegen der Strahlenbelastung dann eben wieder kürzer sein.

Die Natur holt sich alles zurück
Quelle: lokalkompass
Wer wird überleben, wenn die Menschheit die 10-Milliarden-Marke erreicht? Der Norden mit seiner schrumpfenden Geburtenrate oder der sich weiter ungebremst übervölkernde Süden, der ja jetzt schon weltweit die Massen-Migration eingeleitet hat.

Da können wir doch gleich den guten alten Charles Darwin mit seinem "Survival of the Fittest" wieder in Betracht ziehen. Wenn er denn nur richtig übersetzt würde: Nicht der körperlich Stärkste überlebt nämlich, sondern der, der sich am besten an bestehende Verhältnisse anpasst (to fit in). Und das hat  nichts mit Intelligenz zu tun, sondern eher mit der rücksichtslosen Mobilisierung der Überlebens-Instinkte...

Montag, 28. November 2022

Drohnen die drohen und Drohnen, die uns leben lassen

Diese formschöne Spionage-Drohne
soll mit dem 100Milliarden
Bundeswehr-Nachrüstungs-Wumms
angeschafft werden
Quelle: SZ
 Es wird von der Politik ja gerade diskutiert, den privaten und kommerziellen Drohnen-Verkehr durch Luftkorridore in geregelten Flugbahnen zuzulassen. In meiner Zweitheimat Italien sollen angeblich schon Kameradrohnen eingesetzt werden, um illegale bauliche Veränderungen an denkmalgeschützten Häusern auszuspähen. Im Krieg gegen den Terror und  in Afghanistan sowie dem Irak setzten die USA sogenannte Killerdrohnen ein, die aus großer Höhe punktgenaue Treffer erzielten. Obsiegt haben sie damit nicht, wie die Geschichte uns gelehrt hat. Jetzt hören wir beinahe täglich im Ukraine-Krieg, dass die Russen Kampfdrohnen iranischer Bauart für die Zerstörung der ukrainischen Infrastruktur einsetzen...

Ich möchte zu gerne wissen, wer sich diesen bescheuerten Namen für dieses ferngesteuerte Töten aus einem Hangar heraus ausgedacht hat. Oft sitzen diese "Spezialisten" tausende Kilometer von ihren Opfern entfernt, Auch von jenen Truppen,  die am Boden den "traditionellen Blutzoll" zahlen müssen.

Quelle: Imkerverein  Sankt Ottilien
Die Drohne - also die männliche Biene (Achtung Gender-Problem!) - ist für die Erhaltung unserer Art im Bienenkorb ebenso wichtig wie Königin und Arbeiterin. Sie ist auch nicht der Inbegriff der Faulheit - wie der Volksmund vermuten lässt - sondern  bereitet sich auf ein Sakrifizium vor, das nur zu einem Zweck gefüttert wird, damit es gemeinsam mit den Kollegen die Königin beim Hochzeitsflug hundertfach begattet, um neue Völker zu generieren. Die meisten Drohnen sterben an Ort und Stelle, und die, die es wagen zum Korb zurückzukommen, werden am Flugloch von den Wächterinnen zu Tode gestachelt. Also das halte ich  für das genaue Gegenteil des Zweckes einer Kampfdrohne.

Mag ja sein, dass wir in der zivilen Welt bald von unzähligen Lieferdrohnen und Drohnen-Taxis umschwirrt werden, und dass sich der Verkehr auch sicher regeln lässt. Aber was macht das eventuell mit der Menschheit, wenn solche Flugobjekte multifunktionell zur Überwachung oder von anonymen Killern missbraucht werden könnten? Und wer schützt uns denn jetzt schon vor leichtfertigen Spielereien mit den frei erwerblichen Drohnen, die schon drohen, den übrigen Flug-Verkehr zu beeinträchtigen?

Für die Filmerei haben die Kameradrohnen allerdings auf jeden Fall schon einen die Umwelt schonenden Beitrag geleistet. Es muss kein Helikopter mehr in die Luft, um die spektakulären Zwischenschnitte aus der Vogelperspektive zu liefern...

Diese schmucke Multifunktionsdrohne des US-Herstellers WATTS
ist beim deutschen Importeur für schlappe 26.000 Euro zu haben
Quelle: premium modellbau


Freitag, 25. November 2022

Vom Schreiben mit der Hand

 Mein gerade eingeschulter Enkel geht leidenschaftlich gern zur Schule und hat die ersten, kleineren Tests mit Bravour absolviert. Die Leidenschaft rührt auch daraus, dass er seinen Lehrer so toll findet. Hausaufgaben sind keine Last sondern eine Lust. Vor allem wenn es ums Schreiben von Buchstaben geht.

Quelle: kita.de

Das reflektiert leider zwei Erlebnisse, die ich kürzlich mit meiner Handschrift hatte: Bei einem Telefonat im Halbdunklen musste ich mir ein paar Notizen zum Weiterleiten machen. Und dann kam auch noch meine neue Bankkarte. Also ehrlich! Ich konnte meine eigenen Notizen nicht mehr lesen, obwohl ich mal eine einigermaßen schöne Handschrift hatte. Mir bot sich auf dem Notizzettel ein Kraut und Rüben aus mit Großbuchstaben vermischten minimierten Worten. Und meine Unterschrift auf der Rückseite der Karte hatte mit meiner tausendfach geleisteten Signatur überhaupt nichts mehr zu tun, weil sie einfach nicht mehr auf den schmalen Streifen passte.

Im ersten Schreck glaubte ich, dass mich vielleicht ein stiller Schlaganfall erwischt hätte. Deshalb tauchte ich zur Beruhigung bewusst mal in die Geschichte meiner Handschrift ein. Als ABC-Schütze bekam ich nie gute Noten fürs Schönschreiben, und es dauerte bis nach der Pubertät mit der Richtungsentscheidung, wohin sich die Worte einheitlich neigen sollten. Mal neigten sich mein Geschreibsel maniriert klein und extrem schräg nach rechts, dann fand ich es für kurze Zeit ganz toll, wenn sie sich provokant nach links gegen die Gunst meiner Lehrkräfte lehnten.

Wer kann denn heute noch Steno
oder arbeitet als Stenotypistin?
Quelle: dreamstime.com
Kaum war meine Schrift gerade, gefestigt und gut leserlich, begann eine neue Herausforderung auf den Pressekonferenzen. Weil ich im Gegensatz zu den meisten meiner Kollegen nie Stenographie gelernt hatte, musste es eben mit meiner Langschrift schnell gehen. Bei Diktaten in der Schule hatte ich immer mit der Langsamkeit zu kämpfen gehabt. Aber nun zählte die wörtliche Rede - vor allem bei spontanen Interviews. Also verkürzte ich meine Langschrift, indem ich nur Zitate aber die mit verkürzten, doch noch erkennbaren Worten festhielt. Oft war das wegen meines guten Gedächtnisses präziser als das Stenogramm meiner Kollegen. Aber meine Handschrift war einmal mehr versaut.

Als ich dann meinen Mitarbeitern Anweisungen schrieb, tat ich das in einer sehr schnellen Blockschrift in Großbuchstaben. Das war ja auch die Zeit, in der ich täglich zig Unterschriften leisten musste und die Kugelkopf-Schreibmaschinen erst gegen Schreib-Automaten und schließlich durch PCs abgelöst wurden.

Heute erinnern vielleicht nur
noch Briefmarken an
das gute alte Telex mit Lochstreifen.
Quelle. dreamstime.com
Dazu kamen als Segen winzige Tonbänder mit digitalisierten Aufzeichnungen für die Interviews. Telex, Fernschreiber, Telekopierer gerieten im Verlauf von nur wenigen Jahren durch das immer schnellere Internet in Vergessenheit.

Es sind wohl seit drei Jahrzehnten die e-mails, die meiner Schrift als einst leidenschaftlicher Briefschreiber letztendlich den Garaus gemacht haben und nicht der "silent stroke". Meiner "Gemeinde" schreibe ich auch seit langem - immerhin zeichnerisch verschönerte - mails, während meine Frau weiter unermüdlich handgeschriebene Weihnachtskarten auch in meinem Namen verschickt...


Dabei kann dann schon mal so eine digitale Weihnachts-Karte
 wie die im vergangenen Jahr auf den letzten Klick ins Netz geraten


Mittwoch, 23. November 2022

Bloß keinen Kollaps durch Katar-Katarrh kriegen!

 

Was ist eigentlich ein Katarrh, und wieso kann er einen überall erwischen? Schulmedizinisch kann die Entzündung der Atemwege zu Absonderungen von Schleim und Sekreten führen. Aber es gibt beispielsweise auch die Trichodynie, die der Volksmund als Haarwurzel- oder Haarspitzenkatarrh bezeichnet.

Es war ganz offensichtlich dass FIFA-Präsident Gianni Infantino von letzterem nicht betroffen sein kann. Seine Schleim- und Sekretabsonderung im Hinblick auf  "Europa" bei der Pressekonferenz vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft deuten jedoch auf einen akuten Anfall von Katar-Katarrh hin. Der wird bei den im Wüstensand ausgedörrten Schleimhäuten nur durch extremes Handaufhalten in sogenannten Treatment-Houses gelindert. So nennen die Scheichs ihre Ersatz-Harems mit Sex-Sklavinnen aus allen Teilen der Welt, in denen gerne größere Geschäfte angebahnt werden. Klingt gut, geht aber durch den Goldstaub, der die Poren und damit die Sauerstoffversorgung des Gehirns verstopft, mit Aussetzern des Verstandes einher.

Scherzen mit schelmischen Scheichs
Quelle: google
Dass der Schweizer Infantino, der dem Schweizer Blatter auf den FIFA-Thron folgte, an den Weltmacht-Visionen für die Geldmaschine Fußball nicht viel ändern würde, war schon bei seiner Wahl klar. Dass er aber Zweifel an der Richtigkeit der Vergabe der WM in die Winterliche Wüste mit der Theorie kontert, dass es auch im Iran "besser werden würde", wenn der mal eine WM ausrichtete... Das lässt vermuten, dass er als No-Name Fußballer vielleicht zu viel Kopfball-Training hatte. Ich schlage ihm nicht ganz ernsthaft vor, die WM der Frauen an die Ayatollahs zu vergeben.

Allerdings gebe ich einem seiner Ausbrüche ein wenig mehr Gewicht:
Wieso jetzt dieses "Katar-Bashing" ?,fragte er während seines 60Minuten-Monolog Wieso waren denn die Medien auch bei der Vergabe der Olympischen Spiele an Peking trotz permanenter und profunder Kritik absolut machtlos?
Weil der Sport längst sein eigenes Ding macht, und seine Funktionäre kontinuierlich immer häufiger  der Macht des Geldes und der Gunst der Mächtigen erlegen sind. Sie sind dabei so geschickt, dass man ihnen juristisch noch nicht einmal Korruption vorwerfen konnte. Millionen an "Berater-Honoraren" wurden jüngst Funktionären qua Gerichtsurteil als legitim bestätigt.

Solche Aufnahmen sind natürlich von bösen
Presse-Fuzzis gestellt worden. Wer wird denn im Land
der goldenen Club-Sessel acht Arbeiter auf
15 Quadratmetern zusammenpferchen?
Quelle: Lokalkompass
Schade, dass es um Kaiser Franz so ruhig geworden ist. Er war ja ein ausgemachter und hoch honorierter Kenner der Katarer Verhältnisse.  Gibst du mir Sommermärchen, geb' ich dir Winter-WM. Wer wagt es schon gegen Beckenbauersche Erkenntnisse anzuschreiben?:
„Also, ich hab noch keinen einzigen Sklaven in Katar gesehen. Die laufen alle frei rum". Die Menschen dort seien weder in Ketten gefesselt noch hätten sie "irgendwelche Büßerkappen am Kopf."

Wir Schreiberlinge feierten immer lieber die mitunter "unglaublichen" Leistungen der Sportler, als mal hinter die Kulissen zu gucken, um den überbordenden Geldfluss im Sinne des "Panem et Circensis" sichtbar zu machen. Als Journalist musste ich in den 1970ern und 1980ern an der eigenen Person erfahren, wie sehr sich die immer dichter werdenden Vernetzungen mit großen Geldquellen und dem Spitzensport bei den falschen Fragen gegen einen selbst richten konnte.

Wenigstens bleiben die Spieler beim
heutigen "panem et circensis" meist am Leben
Quelle: bietigheimer-zeitung.de

Aber dann beißt die Liebe in Katar sprichwörtlich doch noch ins Gras.
Die FIFA hat die Armbinde an Spielern jetzt verboten
Quelle: sportbuzzer


Montag, 21. November 2022

Kongress der Klima-Killer und Konvent der Kontra-Katholiken - beide gleichermaßen gescheitert

Quelle: Gutenberg Projekt
 Mal wieder ein zutreffender Spruch vom guten alten Horaz:
Der Berg kreißte und gebar eine Maus.

In Ägypten ging am Wochenende die Weltklimakonferenz COP22 doch noch mit einer gemeinsamen Abschluss-Erklärung zu ende. Es galt zu retten, was zu retten war. Aber ist die Welt mit derart lauen Aussagen vor der Überhitzung überhaupt noch zu retten?

In Rom wurden 62 Katholische Bischöfe mit ihren Vorstellungen von Reformen ihrer Kirche beim Papst vorstellig, aber der vermeintliche Reformer Franziskus tut sich nicht nur schwer, seinem Vorbild, dem Heiligen von Assisi, gerecht zu werden, sondern hält auch an Personal fest, das indiskutabel ist.

An diesem 21. November 2022 möchte ich für beide "Gipfel-Grotesken"  ein paar Sätze zusammentragen, damit ich Klima-Politikern und Kirchen-Fürsten vielleicht noch einmal zu einem späteren Zeitpunkt die Leviten lesen kann:

Aus der Abschluss-Erklärung COP22:

Festgehalten ist der Aufbau eines gemeinsamen Fonds zum Ausgleich von Klimaschäden in ärmeren Ländern. Zudem bekräftigten die rund 200 Staaten am frühen Sonntagmorgen ihren früheren Beschluss, die Verbrennung klimaschädlicher Kohle herunterzufahren. Ein Abschied von Öl und Gas wird nicht erwähnt. Während EU-Kommissions-Vize Frans Timmermans  und UN-Generalsekretär António Guiterres ihrer Wut über das Ergebnis freien Lauf ließen, formulierte Außenministerin Annalena Baerbock diplomatisch eine gemischte Bilanz der Klimakonferenz. Beim Thema Ausgleichszahlungen für arme Länder, die besonders unter den Folgen der Erderwärmung leiden, sei ein Durchbruch gelungen. "Die Weltgemeinschaft schafft gemeinsame Finanzierungsmechanismen, um gezielt den am stärksten betroffen Menschen bei Klimakatastrophen zu helfen. Damit schlagen wir ein neues Kapitel in der Klimapolitik auf." Da in diesem neuen Kapitel aber nichts Verbindliches zu lesen ist, wird es wieder kein klimapolitischer Selbstläufer sein. Klappe zu, Affe tot, Klima kaputt.

Die Welt brennt, aber zum Löschen fehlt es bald weltweit an Wasser
Quelle: www.sz.de
Betagt und auch nichts bewirkt:

Die Katholiken müssen sich daher in Deutschland doppelt warm anziehen. Nicht nur weil die Kirchen wegen der Energiekrise im kommenden Winter weniger beheizt werden sollen. Sondern der Papst selbst hat den 62 eigens aus Deutschland vorstellig gewordenen Bischöfen zu deren Vorstellungen von Erneuerungen auf deren Synodalen Weg die kalte Schulter gezeigt.
Das Thema Woelki wartet immer noch auf seine Antwort zu dessen Rücktritts-Angebot, aber vor allem das Thema "Frauen in der Seelsorge" bringt im Vatikan weiterhin das Weihwasser zum Überkochen.

Solange Frauen von der katholischen Seelsorge
ausgeschlossen werden, braucht der Synodale Weg
bessere Richtungsanzeiger
Quelle: SZ



Freitag, 18. November 2022

Ein "Gleiwitz-Geschoss"?

Wer mit seiner Propaganda lügt, dem glaubt man nicht, weil Propaganda nie die Wahrheit spricht!

Spezialisten untersuchen
den Einschlag der
"russischen" Rakete
Quelle: ARD
So ähnlich könnte das alte deutsche Sprichwort verballhornt werden, wenn es darum ginge, herauszufinden, wer nun eine Rakete russischer Bauart in einem Landwirtschaftlichen Betrieb nahe dem ostpolnischen Ort Przewodow hat einschlagen lassen. Immerhin gab es dabei zwei Todesopfer, die rein gar nichts mit dem ukrainisch-russischen Krieg zu tun hatten. Dass das einstige Brudervolk der Russen immer noch Raketen aus deren Arsenal verwendet, macht die Suche nach den Schuldigen nicht gerade leichter.

Dass wieder Polen die Opfer sind, erinnert fatal an den durch Fakes herbei geführten Überfall auf unser Nachbarland, der historisch als Auslöser des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 betrachtet werden darf. Damit alle, die einen genauso lückenhaften Geschichtsunterricht erhalten haben wie ich (also offenbar auch alle Querdenker und Nazi-Verehrer) erlaube ich mir, hier zum "Überfall auf den Sender Gleiwitz "Zitate aus einem sehr guten Beitrag in Wikipedia zu verwenden:
https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cberfall_auf_den_Sender_Gleiwitz

Der hölzerne Sendemast
von Gleiwitz steht als Mahnmal
 - vom Krieg unbeschadet -
 heute noch: mit seiner Höhe
von 118 m gilt er als höchster
Holzturm der Welt
Quelle: wikipedia

Der Sender Gleiwitz strahlte kein eigenes Programm aus, sondern übernahm das des Reichssenders Breslau, somit gab es in der Anlage kein Studio mit dauerhaft eingerichtetem Arbeitsplatz für einen Sprecher. Daher musste das SS-Kommando, in dem sich nur ein Fernmeldetechniker befand, mit einiger Mühe die Einspeisung des Programms unterbrechen und sich über ein so genanntes Gewittermikrofon, das erst gefunden werden musste, Zugriff auf den Sender verschaffen. Über den Sender wurde schließlich in deutscher und polnischer Sprache mit folgenden einleitenden Worten zu einem angeblichen Aufstand der polnischen Minderheit aufgerufen: „Achtung! Achtung! Hier ist Gleiwitz. Der Sender befindet sich in polnischer Hand. […] Die Stunde der Freiheit ist gekommen!“ Die Sendung dauerte knapp vier Minuten und endete mit dem Aufruf: „Hoch lebe Polen!“ Die Aktion dauerte nur wenige Minuten, dann verschwanden Naujocks und seine Männer wieder.

Zurück blieb ein Toter. Es handelte sich um den 41-jährigen Oberschlesier Franciszek (Franz) Honiok. Seine Leiche sollte als Beweis für einen angeblichen polnischen Überfall in der Sendeanlage dienen.

Am nächsten Tag erfolgte die  historische Hitler-Lüge im Reichstag:
"Polen hat heute Nacht zum ersten Mal auf unserem eigenen Territorium auch mit bereits regulären Soldaten geschossen. Seit 5:45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen. Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten.“

Die Schuld-Frage wird diesmal nicht so leicht beantwortet werden können, obwohl der Sachverhalt zunächst die NATO wegen der Bündnis-Verteidigungsbereitschaft nach Artikel 4 und 5 alarmieren musste.

Das Problem: Sowohl die Ukraine als auch Putin-Russland könnten ein verzweifeltes Interesse daran haben, den Krieg auszuweiten. Denn ein russischer Angriff oder eine ukrainische Scheinattacke müssten ja gleichermaßen unterstellt werden.
Erstaunlich schnell gelangte deshalb wohl die Version vom "Irrläufer" in die internationalen Medien. Hoffentlich kommt es da nicht zu einer späteren historische Einschätzung, dass ein "Gleiwitz-Geschoss", beinahe den Dritten Weltkrieg ausgelöst hätte ...



Mittwoch, 16. November 2022

Als Deutschland in die Luft ging

 Vor 113 Jahren war die kommerzielle Luftfahrt auf einmal nicht mehr Science Fiction. Denn am 16. November 1909 wurde die erste Fluggesellschaft der Welt gegründet: Die Deutsche Luftschiffahrts-Aktiengesellschaft mit Sitz in Frankfurt am Main übernahm die Vermarktung der von Graf Zeppelin konstruierten Passagier-Luftschiffe.

LZ 127 Graf Zeppelin beim Start

Das Gründungskapital betrug die für dieses Unterfangen damals utopische Summe von drei Millionen Mark; also etwa 22 Millionen Euro auf heutige Kaufkraft umgerechnet.. Der Monatslohn eines Arbeiters in der Zeppelin-Wert lag da zwischen 60 bis 120 Mark. Die Weitsicht der Bürgermeister einiger Deutscher Städte sorgte dafür, dass die von Anfang an mit 2,6 Millionen beteiligt waren.

Nach mehreren "Schiffbrüchen" in den ersten Jahren der Starr-Schiffe wurden dann doch immerhin bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges 34.028 Passagiere im Linien-Betrieb zwischen Hamburg, Dresden, Leipzig, Düsseldorf und Frankfurt hin und her transportiert. Laut historischer Statistik wurden dabei in 3.176 Flugstunden auf 1,588 Fahrten 172.355 Kilometer zurück gelegt.

Die Wiederaufnahme des Fahrbetriebs nach dem Ersten Weltkrieg durch die DELAG wurde zunächst dadurch ausgebremst, dass die zwei verbliebenen Starrluftschiffe im Zuge der Reparationsleistungen  an Italien und Frankreich abgegeben werden mussten.

1928 stellte die DELAG dann den kommerziell wohl erfolgreichsten "LZ 127 Graf Zeppelin" in Dienst. Noch bevor mit Aeroplanen der Transatlantik-Luftverkehr aufgenommen werden konnte, verband er die Alte mit der Neuen Welt. Begleitet von einem Luxus-Bordservice, wie er in der Luft nie wieder Passagieren geboten wurde. Graf Zeppelin war aber leider auch das letzte Starrluftschiff im Dienst der DELAG.


Montag, 14. November 2022

Not a Bit of a Coin

Quelle: pixabay
Vorgestern habe ich mir wieder einmal die Sendung "Gut zu wissen" auf Bayern 3 angeschaut. Das ist ein hervorragend gemachtes Format für Laien, die halbwegs auf der Höhe der wissenschaftlichen Entwicklungen bleiben wollen und auch neugierig genug sind, sich von fest gefressenem Unwissen zu verabschieden. In dieser Folge ging es um die sogenannten Kryptowährungen.

Nach der Sendung sprach ich total verwirrt zu der "Fürsorglichsten von Allen": "Du, ich glaube jetzt geht sie los -  meine Demenz! Ich habe wirklich eine halbe Stunde aufmerksam zugehört und nichts von alldem verstanden, was die Leute einem da erzählt haben,"

Klar hatte ich vorher schon von Bitcoin gehört,  dass El Salvador den BTC im Herbst 2021 als offizielle Währung eingeführt hat und sich mit der wechsellaunigen Hype um dieses Krypto-Phänomen noch weiter in die Schuldenkrise gestürzt hat. In einem Beitrag für die "Stiftung Wirtschaft und Politik" schrieb der Karibik- und Lateinamerika Forscher Günther Maihold, dass das mittelamerikanische Land beim Hochstand 193 Millionen Dollar  für 2.301 Bitcoin investiert hatte, Diese seien jedoch schon im November nur nur noch 70 Millionen wert gewesen.

Dass es vielen "Kleingeld-Jongleuren" noch schlimmer ergangen ist, wurde bislang unter dem Deckel gehalten. Nun aber ist die Krypto-Börse FTX mit Sitz in Denver Colorado nicht nur in die Insolvenz geraten, sondern Hacker haben, wie das Handelsblatt online meldete, bei dem angeschlagenem Unternehmen an diesem Wochenende auch noch  600 Millionen Dollar in nicht aufzuspürende Konten abgezweigt.

Quelle: Presseteam Austria
Erfährt der Markt des versteckten(krypto) Geldes jetzt eine dauerhafte Erschütterung? Eher nicht, meinen die, die bei weltweiten Milliarden in den "Blockchaines" wirklich durchblicken und sich eine goldene Nase verdienen. Neun von 10 Investoren könnten nämlich nicht erklären wie der Kurs von Kryptowährungen zustande kommt und was eine "Blockchain" ist.

Das erläutert  das "Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik" auch eher kryptisch:
Blockchain ist eine technische Lösung, um Daten in einer verteilten Infrastruktur ohne zentrale Instanz nachvollziehbar und manipulationssicher im Konsens zu verwalten. Mit Blockchain ist es möglich, Transaktionen (zum Beispiel im Zahlungsverkehr mit Kryptowährungen) ohne zentrale Instanz vertrauensvoll und transparent zu verifizieren.

Ist die "Blockchain" so einfach zu schematisieren?

Ja wenn das so ist - wieso konnten dann Hacker überhaupt in die Daten einer Krypto-Börse vordringen? Wer dem Datenspezialisten mit dem Spitznamen "Tante" in der B3-Sendung genau zugehört hat gewann eher den Eindruck, dass es im Cyber-Space nichts gäbe, was auf die Dauer nicht gehackt werden kann; vor allem wenn  Schurken-Staaten für Cyber--Attacken ein Heer von solchen Spezialisten unterhalten.

Ein Bitcoin hatte gestern um 11:30 den Gegenwert von 16.011, 48 €. Hier: Die Kursentwicklung live
https://www.google.com/search?q=aktuller+Wert+von+bitcoin&oq=aktuller+Wert+von+bitcoin&aqs=chrome..69i57j0i13i512j0i22i30l5.10638j1j7&sourceid=chrome&ie=UTF-8

Wer ernsthaft wissen will, welche Kryptowährungen es aktuell überhaupt gibt, landet bei der Eingabe des Suchbegriffs in einem Wirrwarr von Angeboten, wo wer das Geld am besten investiert. Kein Ergebnis ist aber erkennbar  neutral und wirklich schlüssig.

Freitag, 11. November 2022

Wir? Gibt es denn ein" Uns" überhaupt?

 Es brennt mir unter den Fingern, etwas über die ARD-Themenwoche zur sozialen Kompetenz unserer Gesellschaft zu tippen. Es gibt keinerlei Zweifel daran, dass unser Land durch hunderttausende von Gutmenschen in Ehrenämtern und Freiwilligen-Diensten erheblich besser dasteht, aber ist das gleichzeitig ein gesellschaftliches Gütesiegel?

Vom Frühstücks-Tisch im Küchen-Erker und vom Chill-Sessel an der Fensterfront habe ich geradezu einen demoskopischen Überblick. Was machen die Mitmenschen unten auf der belebten Kreuzung im Umgang miteinander, wenn manche von ihnen nicht gerade in Freiwilligkeit, sondern im alltäglichen Stress unterwegs sind?

Die brennende Synagoge in
Hannovers Bergstraße am
9. November 1938
Quelle: faz.net

Die Themenwoche, in der der doppeldeutige 9. November vermutlich nicht zufällig eingebettet wurde, ist ja auch eine Erinnerung an zweierlei Menschsein. Deutsche, die zu diesem Datum in der heute so genannten Reichsprogromnacht 1938 unterwegs auf Judenjagd waren und Zerstörungen an deren Eigentum angerichtet haben, waren bestimmt im Grundmuster nicht anders gestrickt als jene, die die Mauer zwischen den beiden Deutschen Staaten 1989 zu Fall brachten.

Selbst der heute wieder entlehnte, massenhaft missbrauchte Protest-Schrei "wir sind das Volk" zeugt von unserem doppelt zu deutenden Wesen. An dem sollte  ja einst sogar die Welt genesen. Gäbe es nicht diesen abgründigen Charakter-Zwiespalt, wie wäre es jetzt zu erklären, dass der Hass auf Juden von Jahr zu Jahr wieder stärker entbrennt? Und was treibt junge Menschen, die die DDR nicht erlebt haben samt noch den vom Stasi überwachten Generationen dazu an, bei den gerade wieder in Ostdeutschland organisierten Demos, sich mehr russischen Einfluss zu wüschen oder gar dazu faschistisches Gedankengut auf ihre Transparente zu pinseln?

Momente echten "Wir-Gefühls":
Der Mauerfall am 9.11.89
Quelle: berlin.de

Mag sein, dass diese von Propaganda-Trollen aus Russland und radikalen Querdenkern unterfütterten Gehirn-Furze nur deshalb fruchten, weil es seit mehr als drei Jahrzehnten immer noch Wiedervereinigungs-Defizite gibt. Aber rechtfertigt das den Angriff auf eine Demokratie, die das angemeldete Demonstrieren in einem Maße erlaubt, das es so in Stasiland eben nicht gab.

Und dann die stets wachsende Ausländer-Feindlichkeit und die Angst vor der wachsenden Migration nicht nur aufgrund des Ukraine-Krieges. So wie es ohne die Freiwilligkeit im Dienst am Miteinander kein soziales Funktionieren gibt, so funktionierte unsere Gesellschaft schon längst nicht mehr ohne, die Migranten, die sich in Fehlstellen unseres Arbeitsmarktes einbringen. Und das führt mich wieder zum Leben an unserer Kreuzung zurück.

Wir wohnen in einem Münchner Traditionsviertel, das nach dem Krieg als sogenanntes "Glasscherben-Viertel" bezeichnet wurde. Heute verdient es zu recht, multikulturell genannt zu werden. Die sich auch hier ausbreitende Gentrifizierung verändert das Straßenbild zur zeit noch nicht sonderlich, aber es bleibt abzuwarten, ob sich gesellschaftlich daraus noch ein weiter wachsendes Wir-Gefühl entwickeln kann, wie das die bunte Mischung unseres gerade veröffentlichten Kaders für die Fußball-WM der Welt signalisiert. Die Gastarbeiter-Generationen 1, 2 und 3konnten sich hier im vergangenen Jahrhundert durch Fleiß und Sparsamkeit noch Grund- und Hausbesitz leisten. Die Immobilienpreise sind aber innerhalb der letzten Jahren derart gestiegen, dass jetzt allenfalls noch Investoren aus dem Ausland die Preise hochtreiben, und diese Objekte nicht selten leer stehen lassen.

Das "Wir" einer solidarisch gesonnenen Gesellschaft kann aber nur dann wirklich funktionieren, wenn die Kluft zwischen Armut und Reichtum nicht noch größer wird. Aber selbst dann wäre noch zu klären, ob die besser Dastehenden überhaupt untereinander ein "Uns"-Verständnis hätten.

Zwei Beispiele:

Wo bleibt denn "unser Wir-Gefühl" im Alltag?
Quelle: Verkehrsgemeinde Rüdesheim
In Bayern sollten zwei Personen ein DSGVO-Bußgeld entrichten, weil sie Falschparker fotografiert und gemeldet hatten. Doch das war legal. Das Gericht gab damit zwei Männern Recht, die ihre Anzeigen von Parkverstößen auf Geh- und Radwegen mit Fotos untermauert hatten. Sie bekamen deswegen vom Bayerischen Landesamt für Datenschutzaufsicht eine Verwarnung - samt einer Gebühr von je 100 Euro. Dagegen zogen die beiden vor Gericht.

Dass das Parken der zu vielen Autos eine Konflikt-Zone für das "Wir" ist, musste auch meine Frau erfahren, als sie an Allerheiligen mit ihren Schwestern zum Grab der Eltern wollte. Wie immer an diesem katholischen Feiertag der wahrhaft Frommen musste sie eine halbe Stunde nach einem freien Parkplatz suchen. Dann sah sie, dass jemand wegfahren wollte und wartete deutlich sichtbar in einem fürs Manövrieren möglichen Abstand. Kaum war das Auto draußen, fuhr ein anderer Verkehrsteilnehmer von der gegenüber liegenden Seite schnustracks in die Lücke. Als meine ja sichtbar nicht mehr junge Frau ausstieg, um den Mann zur Rede zu stellen, unterbrach er sie auch noch unhöflich: "Glauben Sie bloß nicht, dass ich da jetzt noch rausfahre!"

Wenn das andere "Uns" das "Wir" missbraucht
Quelle: MDR


Mittwoch, 9. November 2022

Die Dekadenz der Demokratien durch dekadentes Denken

Das Zeitalter des Perikles war idealer Weise
auch nicht frei von Schurken, die
die Macht für sich alleine wollten

Quelle: welt.de
Am Anfang steht immer der Gedanke, dass es den Menschen infolge gesellschaftlicher Veränderungen besser gehen soll. Denen, den es schon aus Tradition gut geht, verschwendeten meist nicht mal im Traum oder je freiwillig ihr Denken an jene, denen es nicht so gut geht. Also muss sich das Unten oft mit Gewalt einen Weg zum Oben bahnen.

Die Attische Demokratie hatte sich schon 500. v Chr. in quasi vorbildhafter Struktur zwischen den Perserkriegen und dem Peloponnesischen Krieg ausgebildet. Dass sie nur in den Geschichtsbüchern gelobt wurde, hat damit zu tun, dass es in einem fortwährenden Kriegszustand immer schwer fiel, die Ideale zu bewahren. Da brauchte es eben eher starke Heerführer für Verteidigungs- oder Landgewinnungs-Kriege. Erfolgreiche Feldherren wollten aber in der Folge nur ungern wieder in die zweite Reihe der Macht zurück. So wurde vom Volk Kriegskunst mit der Fähigkeit auch regieren zu können gleichgesetzt. Es entstanden dann gerne solche Sprüche wie der vom "Krieg als Vater aller Dinge...
Die Magna Charta 1215 wird ja historisch gerne als Grundlage für die Menschenrechte bezeichnet, dabei war es allein der britische Adel der König Johann mit einem Bürgerkrieg drohte, um dessen rüde Alleinherrschaft abzuschwächen und  - um sich selbst eine umfangreichere Rechtsgrundlage zu verschaffen.

Zwei Ereignisse revolutionären Charakters sorgten für eine erste Renaissance demokratischer Gedanken:

Eine Revolte mit Langzeitwirkung:
Die Bostoner Teaparty
Quelle: americanet.de

Am 16. Dezember 1773 warfen als Indianer verkleidete Bürger eine Schiffsladung Tee, auf der ungehörig viel Zoll erhoben wurde, in den Bostoner Hafen. Die als Teaparty in die Geschichtsbücher eingehende Aktion führte zur dauerhaftesten Demokratie auf Erden.
Am 14. Juli 1789 stürmten nach Freiheit und Mitbestimmung dürstende Franzosen die Bastille in Paris. Das wird heute noch von ihnen trotz aller Folgen als Akt der Befreiung mit einem Nationalfeiertag  bedacht. Die darauf folgende Revolution führte nämlich zu geradezu rauschhaftem Blutvergießen. Bei den Revoluzzern, die das massenhafte Köpfen anordneten, rollten wenig später selbst die Köpfe . Klerus und Adel - wenn sie nicht nach England  oder ins europäische Ausland flüchten konnten - wurden nahezu vollständig der Guillotine zugeführt. 

Auch das Leben von Marie-Antoinette
endete unter der Guillotine
Quelle: wikiwand

Mitten drin im Blutrausch - ein kleinwüchsiger General der "revolutionären Garden", der einen Feldzug nach dem anderen zur "Gloire" des neuen Frankreichs gewann. Durch sein Konsulat als Alleinherrscher wurden sämtliche noch so kümmerlichen, demokratischen Errungenschaften wieder einkassiert. Aber immerhin hinterließ er mit dem Code Civil  ein gängiges Zivilrecht, das für ein heutiges Jurastudium immer noch Pflichtlektüre ist. Als er sich schließlich am Höhepunkt seines Machtrausches 1804 selbst zum Kaiser krönte, kam es auch noch zu einem Affront gegen den Papst. Er entriss dem Kirchenoberhaupt die Krone, um sie sich während der Kür selbst aufzusetzen und leitete damit den schwindenden Einfluss der Kirchen als Staatsmacht ein...

Fast alle jungen Demokratien endeten nicht nur in massivem Blutvergießen, sondern auch, indem sich infolgedessen ein Alleinherrscher an die Spitze des Staates stellte. Eine Sonderstellung nehmen dabei gewiss die monarchistisch konstitutionellen Demokratien ein. Königreiche mit demokratischer Verfassung gehören erstaunlicher Weise immer noch zu den beständigeren Demokratien. Vermutlich, weil das Volk einerseits seine royale Verehrung ausleben kann, aber gleichzeitig per Wahlzettel auch  mitregiert.

Am Ende einer Demokratie steht
meist ein Alleinherrscher
Napoleon entreißt dem Papst
die Kaiserkrone, um sich selbst zu krönen
Quell: oel-bild.de

Gestern waren in den USA die so genannten "Midterms". Mit Spannung erwartet die übrige Welt eine mögliche Verschiebung der Machtverhältnisse. Obsiegen die Republikaner, könnte das der Steigbügel für einen in mehrere Gerichtsverfahren und Lügen verstrickten ehemaligen Präsidenten sein. Ein Antidemokrat, der seine Anhänger schon einmal zum Sturm auf die Demokratie aufgehetzt hat und durch sein Narrativ von der ihm gestohlenen Wahl die USA in ihren Grundfesten erschüttert hat: Donald Trump

Kein Präsidentschafts-Kandidat der Vereinigten Staaten von Amerika  hat jemals die Dekadenz der US-Demokratie durch systematisch auf sich bezogenes, dekadentes Denken dermaßen vorgeführt. Gegen ihn war sogar Tricky Dick Nixon ein ehrenhafter Staatsmann.
Von ihrer Gründung 1784 bis  zum nächsten, möglichen Regierungswechsel 2024 hielten die USA  mit 240 Jahren des Bestehens immer noch den einsamen Demokratie-Rekord...


Hat der Narrativ-Dichter Putin mit
seiner  "Armee der Trolle"
am Ende auch die "Midterms" beeinflusst?
Quelle:dreamstime.com

Montag, 7. November 2022

Überall Schwarze Löcher

Quelle: physik.de

Als ob es nicht reichte, dass auf unserer schönen Erde überall schwarze Löcher die Demokratien aufsaugten. Nun rücken auch die außerirdischen "so nahe", dass  innerhalb von einigen Monaten die Richtigkeit derTheorien von Albert Einstein, Jacob Bekenstein und Stephen Hawkins gleich zweimal per Teleskopaufnahmen bestätigt wurden. Die europäische Raumsonde "Gaia" projizierte den "Balckout" zuerst. Daraufhin stellten Kareem El Badry  und sein Harvard-Smithonian-Team mit dem Gemini-Observatory  auf Hawaii einem mutmaßlichen Begleit-Stern nach, dessen Bewegung die Astronomen auf die Spur von  "Gaia BH 1" brachte.
International Gemini Obervatory auf Hawaii
Quelle: dreamstime.com

In welchen Dimensionen Astronomen denken, wird durch die Berechnung deutlich, in welcher Entfernung zur Erde sich dieses Phänomen alle Materie in seiner "Umgebung" einverleibt. 1600 Lichtjahre ist Gaia BH1 von uns entfernt, was die Sternegucker bereits als "erdnah" bezeichnen. Bedrohlich erscheint auf den ersten Blick auch die Schätzung des Potenzials an verschlingender Energie. Das sei demnach zehnmal höher als bei unserer Sonne.

Wie bisher schon tappen die Entdecker dieses Schwarzes Loches allerdings buchstäblich im Dunklen, wenn sie rätseln, wie so ein Phänomen so lange unentdeckt inmitten der Milchstraße entstehen konnte...

Kareem El Badry
Quelle: itc.cfa.harvard.edu

Müssen wir auf der Erde uns nun Sorgen machen? Engagierte Hobby-Astronomen wären mit ihren besten Teleskopen vermutlich nur in der Lage, die Sternenkonstellation Ophiuchus (Schlangenträger) als Ganzes in den Fokus zu bekommen.

Bevor - da sind sich Geologen und Seismographen einig - ein Schwarzes Loch die Erde verschlingt, wird unser Planet schon vom Menschen gänzlich zerstört worden sein.  Oder aber die Plattentektonik hat die "Kontinente" an der Erdoberfläche dermaßen verändert, dass die verbliebene, einmal mehr sich anpassen müssende Menschheit mit einer "gänzlich neuen" Geographie klarkommen muss; weitere Eiszeiten und Perioden überhitzter Erdplatten schon inbegriffen...
https://www.simplyscience.ch/kids/wissen/plattentektonik-die-wanderung-der-kontinente

Die Sternenkonstellation Ophiuchus
Quelle: sterntaufe-deutschland.de


Freitag, 4. November 2022

Freudlos durch Freud

Siegfried Freund
1856 - 1930
Quelle: Wikipedia
Vor ein paar Tagen textete ich ja über meine Träume.  Am 4. November 1899 erschien vordatiert auf 1900  Siegmund Freuds Hauptwerk "Die Traumdeutung". Diese zum Teil durch seine persönlichen Erlebnisse animierte Grundlage zur akademischen Psychoanalyse gilt heute immer noch als richtungsweisend für viele Therapeuten. Freuds Thesen mögen im Ansatz stimmen, aber sie sind ohne die kritischen Einwände seines Freundes und späteren Widersachers Carl Gustav Jung leicht ein fehlerhaftes Werkzeug für jene "Seelen-Klempner", die sie allein und klassisch anwenden. Nicht umsonst gilt ja C.G. Jung als eigentlicher Begründer der analytischen Psychologie.

Carl Gustav Jung
1875 - 1961
Quelle: amazon.de
Wenn ich hier und heute über das Thema schreibe, dann nicht aus Kenntnis beider Arbeit und Veröffentlichungen, sondern als ein Opfer dilettierender Epigonen. Eventuell Betroffenen könnte das vielleicht die Augen zu öffnen:

Mitte der 1980er litt ich durch meine selbst verursachte, ehrgeizige Arbeitsüberlastung an Symptomen, die man heute als ernste Erkrankung unter dem Namen "Burnout" anerkennt. Als Vielflieger begann es damit, dass ich in Flugzeugen Panik-Attacken bekam, wenn ich beim "Boarding" gestresst war. Tunnel, schneller Lichtwechsel oder Staus im Straßenverkehr brachten mich zunehmend durch Schnappatmung an den Rand einer Ohnmacht. Musste ich irgendwo in größere Menschenansammlungen eintauchen, fehlte nicht viel und ich hätte um mich geschlagen...

Komischer Weise funktionierte ich dann bei der Arbeit aus meiner Sicht tadellos, was meine Mitarbeiter in meinem Umgang mit ihnen vielleicht nicht so empfanden. In einer ruhigeren Phase las ich von einer Versuchsgruppe, die das Max Planck Institut zusammenstellen wollte. Ich hätte schon vorgewarnt sein sollen, dass ich derart begeistert aufgenommen wurde. Ich bekam eine Berufsanfängerin als psychologische Begleitung aber vor allem einen Vierteljahres-Vorrat eines Medikamentes, das gerade in den USA zugelassen worden war. Armeebraune Kapseln, die ich nach einem Steigerungsplan unter psychologischer Begleitung einnehmen sollte. Am Ende dieses Vierteljahres brachten mich auf Reportage unüberwindbare Träume zum ersten Mal in die Nähe eines Suizids. Ich wollte nach der Rückkehr sofort aus dem Programm raus. Die Nachbearbeitung machte ein Arzt, den ich durch Zufall beim Squash traf. Wir tranken ein Weißbier zusammen, und er eröffnete mir: "Du bist im Prinzip nicht in Gruppen threrapierbar. Wie viele Schreiberlinge leidest du an dem, was wir intern als Hemingway-Syndrom bezeichnen. Versuch es besser mal mit Einzelanalyse."

Nach einer Probeanalyse durch einen Vertrauensarzt wies mir meine Krankenkasse einen Analytiker zu, der mir bei der ersten Besprechung gleich mitteilte, dass ihm der Stundensatz der Kasse bei mir nicht reichte. Er verlangte einen stattlichen Zuschlag pro Sitzung mit der Begründung, dass ich seine Arbeit wertschätzen müsse - und außerdem, weil ich es mir ja leisten könne...

Quelle: de.dreamstime.com

Und so begannen durch die freudsche Einzelanalyse auf der klassischen Couch zwei Jahre, in denen ich bei jeder Sitzung meine Träume vortrug, die ich zuvor auch noch haarklein handschriftlich aushändigen musste. Dass der Analytiker ein arroganter und eitler Fatzke war, der sich hinter mir - nichts von meinem weiten Gesichtsfeld ahnend - durch Gesten über meine Freudlosigkeit lustig machte, hätte ich gut verkraften können. Denn im Prinzip hielt er mir ja charakterlich nur den Spiegel vor.

Aber nach einem Jahr Therapie fand ich mich im Zentrum von Madrid in den ersten Morgenstunden auf der Dachterrasse meines Hotels wieder, nachdem mich eine würgende Depression zum Durchdrehen gebracht hatte. Diesmal war ich noch näher am Springen. Es war jedoch die Zeit der sogenannten "Movida". Der Vorplatz und die Bürgersteige waren voller fröhlich lärmender Nachtschwärmer. - Was, wenn ich auf einen fiele? Und was würde aus meiner Familie? Ich kehrte in mein Zimmer zurück und verschlief traumlos den halben Tag. Als ich dem Therapeuten davon erzählte, meinte er nur lapidar: "Und sind sie gesprungen? Ich werte das schon mal als riesen Erfolg."

Ich begann den Kerl aufrichtig zu hassen, und als ich im nächsten Jahr im Beisein meines Art-Directors beim Bildrechte Einkaufen im entsetzlich heißen New York vor einem Gemälde in der Paul Whitney-Gallery eine Art Nervenzusammenbruch hatte, war Schluss mit Herumdoktoren. Nachdem ich auch den Heimflug nur so ach und krach überstanden hatte, rief ich den Meister meiner Träume zur vereinbarten Stunde an und sagte ihm, dass ich nicht mehr käme. Er meinte nur kühl: "Aber den angefangenen Monat müssen Sie noch zahlen!"

Mein Acryl-Wut-Gemälde: Die "Midas Apokalypse"
entstand
 2020 nach einem meiner eher  harmloseren Träume

Als wir uns beim Radeln fast ein Jahrzehnt später zufällig begegneten, strahlte er mich an und erkundigte sich nach meinem Befinden, ohne die Therapie zu erwähnen. Tatsächlich waren die Symptome trotz noch höherer Arbeitsbelastung nahezu verschwunden. Aber das verdankte ich nicht ihm, sondern einem Beitrag, den ich im Autoradio gehört hatte. Da wurde das Thema Depressionen diskutiert, und einer der Experten sagte etwas, das seither mein Mantra ist:
Im Gegensatz zu anderen ernsten Erkrankungen sollte sich der Patient vergegenwärtigen, dass jede Depression nicht von Dauer ist, Also kann er sie auch überwinden, wenn er ihr wie einer Erkältung begegnet - also sie annimmt, sowie Geist und Körper die entsprechend erforderliche Ruhe gönnt...

Quelle: traumdeutung.de
Beim Erwachen erinnere ich mich immer noch  - als Erbe aus der Therapie -  an die meisten meiner Träume bis ins kleinste Detail. Und oft wird dadurch eine Depression ausgelöst, die mich vor allem deswegen ärgert, weil ich durch sie mittlerweile weiß, dass ich manches in meinem Leben immer noch nicht richtig aufgearbeitet habe. Dass meine Träume allerdings  jemals "Wunschvorstellungen" nach freudscher Lesart waren, kann ich dabei nicht bestätigen.

Mittwoch, 2. November 2022

Im Zeitraffer

Der Zeitraffer ist eine filmische Methode zur Beschleunigung der Langzeitaufzeichnung von Bewegungsabläufen, bei der die Bildfrequenz (Bildrate) der Aufnahmekamera im Verhältnis zur Abspielfrequenz herabgesetzt wird. So steht es bei google.

Für jemanden, der bis zur Bewusstlosigkeit streamt wie ich, ist das oft ein Hilfsmittel um die Längen in den Folgen zu überspringen. Die einzeln in anderen Medien ausgestrahlten Folgen sollen ja nach Möglichkeit immer gleich lang sein, da kommt dann gerne mal ein Zwischenschnitt mit Landschaft oder ein sich streckender Dialog mit Denkpausen. Mittlerweile bin ich in altersbedingter Unrast ein Spezialist in Überbrückungen. Aber darum geht es mir im heutigen Post gar nicht.

In dieser aktuell verheerenden Nachrichtenlage hätte ich gerne einen Zeitraffer im Kopf. Aber Tatsache ist, dass ich mir jede Horrormeldung in besonderer Weise zu Herzen nehme, um sie dann nächtens in Träumen als eine Endlosschleife im Stakkato "zusammen zu schneiden". Seit am vergangenen Wochenende wieder die Winterzeit gilt, ist es noch schlimmer geworden, weil ich eben eine Stunde mehr Schlaf hätte, die mir auch gut täte. Aber momentan ist die noch eine Qual, weil auch meine innere Uhr sich diesmal einfach nicht anpassen will.

Schlaf in den Armen von Morpheus

Quelle: global research

Gestern Abend also bin ich länger wach geblieben, um diese Horror-Träume-Show entsprechend zu verkürzen. Dann schaue ich fern, weil sich meine Fürsorgliche sonst durch das Licht des Computers gestört fühlte, weil der im Schlafzimmer steht. Dabei ist ihr Schlaf unerschütterlich, weil sie offenbar in Morphens Armen Dinge erlebt, die sie summen, lachen oder gar heiter kommentieren lassen. Sie schert sich auch um die Stunde Verschiebung nicht. Sie behält einfach ihren Rhythmus in der ersten Phase der Gewöhnung bei. Jetzt fallen ihr gegen neun schon die Augen zu, aber dafür steht sie dann auch um sieben auf. Ich beneide sie.

Wehe uns, wenn er zurück käme,
und der Krieg in der Ukraine
noch anhielte...
Quelle: pixabay.com
Im vergangenen Halbjahr in Italien habe ich so gut wie nie vor dem Fernseher gesessen. Hier wünschte ich mir, es gäbe ein TV-Beschleunigungsprogramm für Talkrunden, deren Inhalte meinem Empfinden nach immer weiter nach rechts rücken. Es sind aber wohl nicht die Medien, die weltweit für den Vormarsch antidemokratischer Kräfte sorgen. Es sind eher die derzeit aussichtslosen Perspektiven, die von den populistisch gesonnenen Politikern schamlos genutzt werden. Wollten die Wähler in meiner Zweitheimat tatsächlich, dass wieder Mussolinis Marsch auf Rom zelebriert wird, oder wünschen sich die jungen Amerikaner wirklich, dass Donald Trump noch einmal Hand an diese fehlerhafte Ur-Demokratie legt?

Weil ich all das nicht mehr begreife, wünschte ich mir einen Zeitraffer für mein weiteres Leben, um diese Gegenwart großzügig vor zu spulen. Aber dann raffte ich mich vielleicht ja gleich in den Tod...

Zurück in die Zukunft? Als ob eine Zeitmaschine etwas am Schicksal der Menschheit änderte...
Quelle:pixabay