Selbst ich habe eine Weile geraucht, als ich in den Broterwerb eingestiegen war. Wenn als Autor der Abgabe-Termin immer näher rückte, gingen Nächte drauf, in denen der Aschenbecher voll und die Whisky-Flaschen leer waren. Das hatte jedoch nichts mit Schriftsteller-Romantik zu tun, sondern diente dazu, mich hoch zu puschen. - Bis ein Auftrag herein kam, auf den ich mich körperlich vorbereiten musste: Ich sollte am ersten Ski-Marathon in Österreich teilnehmen und dachte, auf der Loipe vor der Haustür des Elternhauses würden ein paar Runden schon reichen.
Heute kann ich mir nicht mehr vorstellen, dass ich vor dem Büro - bevor viel später Jogging Mode wurde - jeden Morgen 12 Kilometer durch den Englischen Garten gelaufen bin. Ich war süchtig nach der berühmten "Einsamkeit des Langstrecken-Läufers", die Alan Sillitoe so trefflich beschrieben hat (immer noch zeitlose literarische Meisterschaft). Da jegliches Training aber - immer egal wie - bei mir sofort für Muskel-Zuwachs sorgte, stieg ich alsbald aufs Rennrad, um meine Gelenke zu schonen. Das behielt ich bei, bis jenseits der 50 mein Herz-Rhytmus nicht wieder einsprang.
Alan Sillitoe, einst ein "junger Wilder" der englischen Literatur |
Bei allem Training aber habe ich eines gelernt: Dass ein, zwei Zigaretten mit Genuss geraucht, mich nicht rückfällig machen. Also gönne ich mir hin und wieder auch heute noch einen Glimmstengel.
Wieso das heute mein Thema ist? Uns gegenüber auf der anderen Straßenseite wohnt ein älterer Herr mit Glatze, der ganz offenbar der Nikotin-Sucht extrem verfallen ist. Er geht zwar zum Rauchen immer auf seine verglaste Loggia, aber das tut er in einer Stunde bis zu zwölfmal. Tür auf, Schiebe-Fenster zur Seite und dann geht es los. Anzünden, mal rechts, mal links und dann wird permanent an der Zigarette gezogen. Nach nicht einmal drei Minuten ist die Zigarette zu ende. Er geht dann für zwei bis drei Minuten wieder hinein, um dann draußen die nächste anzuzünden.
Allein beim Anblick bekomme ich schon Hustenanfälle...
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