Freitag, 1. November 2013

gott.de

Gestern chauffierte mich die Zweitbeste über den Ring. Deshalb fiel mir ein auf der Parallelstraße geparktes Auto auf, das ein Schild auf dem Dach montiert hatte, auf dem in ungelenker Schrift stand: gott.de

Ich fragte meine allererste  Instanz in jeglichen Glaubensfragen und immer noch sporadisch praktizierende Katholikin am Steuer, ob es denn sein könne, dass selbst Gott nun einen Web-Auftritt habe. Und sie meinte, dass das doch wohl selbstverständlich sei.

Ach hätte ich nur ein Smartphone gehabt, das ich mir bislang noch nicht leisten wollte... Ich hätte noch während der Beifahrt meinen Agnostizimus durch einen Chat mit Gott himself aufgeben können.

So musste ich bis zum Abend warten, um endlich wieder meiner Netz-Sucht frönen zu können:

gott.de war die erste Homepage, die ich in diesem Zusammenhang aufsuchte. Ihr könnt Euch meine Enttäuschung vorstellen, als ich einen durchaus irdischen Auftritt vor mir hatte. Kein Hauch von Elysium. Noch nicht mal ein Heiligenschein erhellt diese düstere Seite, auf der unter anderem auch ein Gottesbeweis gegen den Physiker Stephen Hawking formuliert wird. Jener hatte ja kürzlich erst in seiner Eigenschaft als Astrophysiker die Behauptung aufgestellt, das Universum respektive die Schöpfung brauche keinen Gott.

Da ich all diese Pro- sowie die Kontra-Argumente schon kannte und nichts Neues auf beiden Seiten fand, ritt mich schnell der Leibhaftige:

Also gab ich mal teufel.de ein, und hätte mich dort aber anstelle von Schwefel-Gestank und Bockfuß online lediglich mit satanisch preisgünstiger Lautsprecher- und Tonwiedergabe-Technik versorgen können. Teufel auch!

Was macht ein Agnostiker, der nun schon mal anfänglich cybermäßig  in seinem Agnostizismus erschüttert wurde? Klar doch! Er tippt agnostiker.de ein und wird alsbald auf das Agnostiker-Netzwerk umgeleitet. Sektierertum? - Nein Danke!

Es reizte mich natürlich auch halloween.de einzugeben, aber da war mir schon unbesehen klar, dass ich vermutlich mit einem Angebot von Horror-Schmarren belästigt werden würde. Also gab ich gleich allerheiligen.de ein, um zu sehen, ob es da eine Grabpflege-App  mit  geeigneten Besucher-Tipps geben würde. So eine Webside existiert aber leider gar nicht. So konnte ich der Zweitbesten diesbezüglich nichts mit auf den Weg geben, wenn sie sich heute traditionell mit dem gläubigen Teil der Familie am Grab trifft.

Ich selber gehe derweil lieber auf  friedhof.de und trauere still vor mich hin. Aber nicht wegen dem Tod, sondern weil ich eine Jugend verbringen musste, in der ich  nicht in allen L e b e n s l a g e n  virtuell bedient wurde...

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