Samstag, 30. November 2013

Herz- oder Bauchgefühl?

In der sich stetig verändernden Medienlandschaft ist auch die gute alte Süddeutsche Zeitung immer öfter für Überraschungen gut:
Gestern zum Beispiel schaffte es ein eher triviales Thema auf die Titelseite: Der Psychologe McNulty von der Florida State in Talahassee habe erforscht, dass eher das Bauchgefühl beim Ja-Wort die potenzielle Dauer einer Ehe verriete als ein vermeintlich schneller schlagendes Herz. Seine Studie widersprach auch der These vom verflixten siebten Jahr. Nach vier Jahren sei meist schon die Glut bei denen erloschen, die nicht auf das Grummeln des Nahrungscontainers gehört hätten...

Bei aller Wertschätzung für Florida sei zunächst angemerkt, ob in dem dort herrschenden permanenten Faulheitsklima überhaupt seriös geforscht werden kann. Dann scheint mir die Beschränkung auf amerikanische Verhältnisse wissenschaftlich unseriös. Wissen wir doch seit den Screwball-Comedies, dass die Amerikanerin als solche schon mit dem ersten Augenaufschlag nichts anderes verfolgt, als den ausgespähten Mann in den Hafen der Ehe zu bugsieren.

Wir in Europa haben unsere Dichter und Denker, die uns ganz anders auf diese Lebensentscheidung vorbereiten. Allen voran Schillers unsterbliche Erkenntnis:

Drum prüfe, wer sich ewig bindet. Ob sich das Herz zum Herzen findet! Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang...


Wer Schillers "Lied von der Glocke" schon vorpubertär hat auswendig lernen müssen, weiß in unseren Breiten, dass Eheschließung eher eine Sache des Verstandes ist, und sich das Bauchgefühl beim Mann schwerkraftmäßig erst nach der  "Diät des werdenden Vaters" (Heimeran) einstellt.

Wieso dann doch nunmehr jede dritte Ehe in diesem unseren Lande (Indula nach Dr. Helmut Kohl) geschieden wird. müsste also per Forschungsauftrag möglichst rasch mit McNultys Ergebnissen abgeglichen werden.

Ich denke, es hülfe, wenn das auswendig Vortragen "Der Glocke" von beiden Partnern mit leeren Mägen bei der Bestellung des Aufgebotes qua Gesetz verlangt würde.

Die Zweitbeste - als sie noch meine allerbeste Geliebte war - und ich haben uns jedenfalls ziemlich lang geprüft. Was die Differenz der Jahre des Zusammenseins und die im Stand der Ehe verbrachten verdeutlicht:
In zwei Jahren wären wir fünfzig Jahre zusammen, ob wir allerdings die Goldene Hochzeit noch schaffen, ist fraglich. Es ist überhaupt fraglich, ob wir je geheiratet hätten, wenn ich nicht eines Tages gefragt hätte.

Damals, mühsam erwachend, meinte ich: "Jetzt sind wir schon so lange zusammen. Meist du nicht wir sollten mal heiraten?"
Worauf die allerbeste Geliebte schlaftrunken, aber trocken und dem alten Witz konform antwortete: "Ja. schon, aber wer will uns denn jetzt noch?"

Herz- oder Bauchgefühl hin oder her. Ich denke, wie jedes Match wird auch der Erfolg in einer Ehe im Kopf entschieden. Notfalls geht es in die Verlängerung oder wie beim Eishockey bis zum Sudden Death.

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