In der Technik ist der Begriff Toleranz nicht nur schnell beschrieben, sondern auch genau zu definieren: Es ist das Ausmaß einer Abweichung vom Idealzustand, die ein Funktionssystem ohne Störung zulassen kann.
Bezogen auf die Funktion einer sozialen Gesellschaft sind Definition und die Bemessung zu gewährenden Spielraumes für Toleranz schon erheblich schwieriger. Wenn sie nicht sogar gänzlich unmöglich sind, weil sich Individualität nicht physikalisch oder rechnerisch begrenzen lässt.
Die sich selbst arrangierenden Kräfte einer gesunden Gesellschaft erledigen das, ohne dass wir darüber nachdenken müssen. Aber wehe es kommt zu Einflüssen, die ganz bewusst das Arrangieren von Toleranz stören oder nicht zulassen wollen. Dann steht Stabilität schnell mal auf wackeligen Füßen. Statt alle Beteiligten zum Stützen aufzufordern, ergibt sich sogar trennende Intoleranz.
In diesem Multikulti-Stadtteil hier geht etwas vor sich, das gemessen an Integration, die ich bei meinen Reisen in die Metropolen der verschiedensten Kontinente meist nur als abgeschlossen oder in der Endphase beobachten konnte: Die urbane Integration verschiedenster Nationalitäten und Rassen.
Seit Deutschland eindeutig Einwanderungsland ist, müssen wir mit 60- bis 100jähriger Verspätung lernen, dass es außer unserer noch andere Auffassungen vom Zusammenleben gibt. Wir hätten dabei den Vorteil, aus den Fehlern der anderen zu lernen. Trotz der Erkenntnis, dass vieles an Integration derart zum Scheitern verurteilt ist, dass dabei auch immer Toleranzgrenzen erreicht oder überschritten werden. Einen Idealzustand wie in der Technik kann es gesellschaftlich eben einfach nicht geben. Selbst der größte Intellekt oder die strapazierfähigste Herzensgüte werden sehr leicht überfordert.
Wenn ich jetzt von einem Gleichnis der Supermärkte spreche, dann meine ich das nicht blasphemisch, sondern im wahrsten Sinne exemplarisch:
Hier vor dem Glashaus gibt es innerhalb eines Fußmarsches von unter fünf Minuten einen urbajuwarischen Metzger mit äußerst frequentierter Brotzeit-Theke, die Filliale einer deutschen Billig-Supermarkt-Kette, einen nordafrikanischen Gemischtwaren-Laden und einen chinesisch geprägten Asia-Markt. Auch ein von einem Hygiene-Skandal der übergeordneten Großbäckerei zum Teil betroffenen jetzt aber wieder florierenden Franchise-Brotladen findet seine Kundschaft, und am Ende der Querstraße macht die Nobel-Ausführung eines Supermarktes, der in der Vorstellung seiner Marketing-Leute eine gewisse Hochpreisigkeit zur Philosophie hat, tatsächlich ordentlich Kasse.
In den ersten Jahren kam ich mir vor wie der einzige Grenzgänger, aber mit den Jahren erkennt man die Käufer und ihr Wanderverhalten wieder - geradezu wie in einer Dorfgemeinschaft. Zu Alladin, dem Tunesier kommen natürlich in erster Linie Landsleute, weil der Laden für die auch ein Stück Heimat ist, aber natürlich auch alle anderen Arabisch sprechenden Nationalitäten. So wie Familie Wu-Feng fast alle bedient, die aus Fernost kommen. Der neu eröffnete Pfennigfuchser-Markt drohte nur anfänglich als Konkurrenz zu dieser ethnischen Ausrichtung. - So wie der Metzger, der seine "einheimische" Kundschaft fast ausschließlich duzt, dessen abgepackte Fleischtheke nicht fürchten muss. Der Luxus-Supermarkt musste etwaigen Kaufkraft-Schwund seines Umfeldes auch nicht erleiden, weil in diese Lücke die reichen Russen stießen, die immer mehr Immobilien hier nicht nur erwerben, sondern auch bewohnen...
Obwohl Alladin jeden Morgen stapelweise frisches Fladenbrot anbietet, sehe ich immer häufiger manche seiner Kunden auch mit Tüten voller Backwaren - vor allem Brezen - aus der Fillial-Bäckerei kommen. Inzwischen hat sich unter den Multikulti-Hobbyköchen herumgesprochen, dass grüner Koreander, Chilli und Ingwer bei Alladin auch, aber billiger und genauso frisch zu haben sind wie bei Wu. Soll heißen, Angebot und Nachfrage regeln überall harmonisch das Zusammenleben, und es kommt - so der Kundenverkehr es zulässt - immer häufiger auch zu Gesprächen über politische Aktualitäten. Wer zuhört, lernt etwas, und wenn es nur ein Hauch von mehr Toleranz ist.
Sogar die Polizei, die schnelle, die hier in den Park-Schutzzonen gerne und geschwind Knöllchen ausstellt, ist angesichts des Brotzeit-Wildparkens beim Metzger oder des abendlichen Ansturms der nordafrikanischen "Homies" in Zweierreihen äußerst tolerant.
Ja, und wie passt dann dieser Beitrag aus dem Blog "Zölibat und Mehr" zu meinem persönlichen Eindruck?
"Wenn das Zusammenleben verschiedener Kulturen nicht funktioniert, sondern Verrohung und Respektlosigkeit erzeugt, dann spricht man von missglückter Integration. Der schwarzafrikanische Pfarrer in Milbertshofen weiß davon ein Lied zu singen, ein trauriges. Seit mehr als einem Jahr tyrannisieren muslimische Kinder und Jugendliche die katholische Kirche St. Georg, stören Gottesdienste, pinkeln ins Weihwasserbecken, beschmieren die Kirchenwände und zünden die Schriften der Kirche an. Selbst der 500 Jahre alte Altar war bedroht, weil die Jugendlichen Ziegel vom Dach rissen und es in die Kirche hineinregnete. Rund um St. Georg entsteht ein Klima der Angst, weil die einheimischen Deutschen sich vor den muslimischen Kindern und Jugendlichen fürchten. Manche denken bereits über eine Bürgerwehr nach..."
http://zoelibat.blogspot.de/2011/07/video-kirche-muslime-vandalismus.html
Die Streetworker, die hier im Glashaus ihr Büro haben und zum Teil selbst Moslems mit Migrationshintergrund sind, machen den Kindern weniger einen Vorwurf als der Erziehung in den Elternhäusern und den mehr und mehr von militanten Islamisten und Hasspredigern geprägten Koranschulen.
Wo Toleranzgrenzen überschritten werden, muss eine Gesellschaft das genauso wenig hinnehmen wie der Hersteller eines technischen Systems, dessen Funktionstüchtigkeit durch fehlerhafte Zulieferung zerstört wird.
Beide Seiten müssen - wenn sie auseinander driften - überlegen, ob sie in den Toleranz-Bereich zurück wollen. So wie die NSU-Mörder und die dazu gehörigen Szenen beizeiten mit unerbittlicher Konsequenz hätten verfolgt werden müssen, so wäre die Mehrheit der ja zur Integration bereiten Moslems aufgerufen, mit den Mitteln des Rechtsstaates, dessen Segnungen sie in Anspruch nehmen, in den eigenen Reihen Fehlfunktionen zu beheben.
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