Diesmal ist mir der Wechsel von der Burg ins Glashaus besonders schwer gefallen. Das lag nicht allein am Wetter. Das hatten wir ja schon öfter im Januar, dass die Zweitbeste und ich am Mittag vor der Abreise am Hafen von Oneglia noch in der Sonne zu Mittag essen und uns 24 Stunden später im Grau der Großstadt die Frage stellen, wie wir bei dem permanenten Lärm-Pegel hier nur Schlaf finden sollen...
Jetzt hat der große Münchner Stadtbaumeister von eigenen Gnaden in seinem Bemühen um den Job als Landesvater auch noch außer Acht gelassen, dass er die längste Straße Münchens nach dem Bau des Petuel-Tunnels eigentlich zur verkehrsberuhigten Zone machen wollte. Die Spekulanten lachen sich darob ins Fäustchen, und die Neubesitzer von Wohneigentum hier brechen in Tränen aus und werden Ude garantiert nicht wählen. Ein gewaltiger Aufschrei aller von diesem Verkehrswahn Betroffener bei einer Bürgerversammlung vor Weihnachten (bis hinunter nach Schwabing und sogar hinauf bis ins neu-noble Neuhausen) offenbarte nur noch Hilflosigkeit gegenüber der Sprunghaftigkeit dieser Städte-Planung.
Nein, ich mache es kurz (- weil mein Nerd-Sohn immer schimpft, meine Posts seien zu lang):
Wir schlafen gewohnt gut - fast besser als in der Lautlosigkeit der Burg. Unsere Ladenbesitzer vor der Haustür hießen uns nach der viermonatigen Abwesenheit herzlich willkommen und mussten beim Entwickeln von Neidgefühlen wegen unseres privilegierten Lebens sogar sanft eingebremst werden. Auch die Angst vor der Enge war diesmal überraschend schnell überwunden. Und das Wetter ist ja sowieso - gewohnt - mies.
Es sind ganz andere Anpassungsschwierigkeiten, die uns den einst so angestrebten Wechsel zwischen den Lebensformen vor und hinter den Alpen so erschweren. Auf der Burg können wir uns als "Fremde" aus allem raushalten. Hier dürfen wir das nicht, obwohl wir ja jedesmal mehr fremdeln, wenn wir mit dem unentspannteren Alltag hier konfrontiert werden.
Dabei ist Italien um einiges schlimmer dran als Deutschland. Aber die jungen Leute in Italien, von denen bald jeder Dritte ohne Arbeit ist, gehen wenigstens auf die Straße und protestieren.Vieles wird nämlich südlich der Alpen in Zukunft davon abhängen, ob der christliche Mario Monti oder eine sozialliberale Regierungsformation es mit der Ankündigung der Fortführung der erforderlichen strikten Sparpolitik schafft, gegen einen eitlen Nabelbetrachter wie Berlusconi an der Urne zu bestehen. Der hat ja bereits angekündigt, er werden Europa das "D" abreißen.
Der so wenig ritterliche Cavaliere wird Wahlgeschenke versprechen, die genau so wenig einzulösen sind, wie die von Rösler, Seehofer und Co.. Aber diese Traumtänzer hier können sich eben darauf verlassen, dass die zu allem moderiert schweigende Kanzlerin ihren zu recht erworbenen Bonus bei der Wahl in die Waagschale wirft und am Ende obsiegen wird. Sicher nicht zum Nachteil Deutschlands als Staats- und Wirtschaftsmacht. Zwar hat sie wie niemand seit dem zweiten Weltkrieg einen neuen, weltweiten Deutschen-Hass entfacht, aber das von ihr regierte Land steht da wie eine Eins. - Bei oberflächlicher Betrachtung
Wenn das die Hauptsache ist, wäre es angesagt, sich dieser Erkenntnis anzupassen, die Minijobs und nicht vorhandene Mindestlöhne zu akzeptieren, eine Bildungspolitik gut zu heißen, die uns bei all den Arbeitslosen nur scheinbar nötigt, ausländisches (vorwiegend nicht aus EU-Ländern rekrutiertes und billigeres) Fachpersonal anzuwerben. Dann ist es auch verständlich, dass anders lautende Meinungen ohne weitere Überprüfung auf Sinngehalt niedergebügelt werden.
Eine große Koalition im Herbst 2013 würde genau diese angepasste, kaum mehr zu bewegende Gesellschaft vorantreiben. Ist das der Grund, weshalb Peer Steinbrück scheinbar ungerührt in jedes erreichbare Fettnäpfchen tritt - oder besser - dafür sorgt, dass man aus seinen flapsigen Äußerungen welche macht? Denn einer großen Koalition stünde er ja ganz sicher nicht zur Verfügung...
Auswirkungen einer Zeit, in der unsere nachrückende Itelligentsia glaubt, sie müsse sich anpassen, um den Job nicht zu verlieren, kann vielleicht jeder mit einer studierten Nachkommenschaft in der eigenen Familie erkennen: Veteranen der "Generation Praktika", unpolitisch und mit einem kompletten Mangel an jüngerem, historischem Background.
Zwischen den Jahren hatten wir eine Diskussion darüber im Familien-Kreis: wieso wir Wirtschaftswunderkinder Ende der 60er des vergangenen Jahrhunderts auf die Straße gegangen seien, wo es uns doch so gut ging und wir uns während der 70er im Job dann so frei entfalten konnten wie keine Generation zuvor?
Eben drum!
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