Donnerstag, 4. April 2024

Gleichalt und gar nicht fit

Quelle: NDR
NATO- Generalsekretär Stoltenberg mit US-Außenminister Blinken
Die NATO wurde gestern 75. Sie ist also nur ein paar Tage jünger als ich, aber dennoch im selben desolaten Zustand. Griffe mich jemand an, wäre ich trotz meiner Kenntnisse in Selbstverteidigung altersbedingt wohl absolut wehrlos. Aber bis auf ein paar Neonazis, vor denen ich einen Kollegen einmal bei einer Demo beschützen wollte, hat das außerhalb des Rings oder des Dojos auch mein Lebtag niemand gewagt; - auch bei meinen Reisen durch die finstersten Gegenden dieser Welt nicht! Entweder aus Furcht vor meiner Körperlichkeit, oder wie ich es mir gerne und naiv einbildete, weil ich meine Friedfertigkeit auf der Stirn trug und Gewalt mit sichtbarem Ekel ablehnte.

Aber.! Wer nicht angegriffen wird, weiß im Gegenzug auch nicht wie wirksam seine Möglichkeiten zur Abwehr bei einem Konflikt gewesen wären. Wer 75 Jahre nicht angegriffen wurde, aber Unbesiegbarkeit demonstriert, muss damit rechnen, dass irgendein Desperado irgendwann daher kommt, um das auszureizen. Putin ist dabei noch nicht einmal ein derart "Verzweifelter". Er ist ein ehemaliger Agent, der zu keiner Zeit seine persönliche Fitness vernachlässigen musste, um von seinen weiterhin akribisch gesammelten Kenntnissen um die Schwächen des Westens treffende  Analysen zu erstellen. Allerdings hat er sich beim Angriff auf die Ukraine in einer wesentlichen Eigenschaft getäuscht, die er nicht kennt, weil sie ihm wesensfremd ist: Das ist die Solidarität der Bündnispartner. Und mit noch einer Stimmung hat er sich verrechnet. Er hat geglaubt, die eingelullte friedenspolitische Träumerei humanistischer Prägung bei den Nachkriegsgenerationen des Westens wären eine Schwäche, auf die er Einfluss nehmen könnte.


Ich schrieb gleich nach dem  Vormarsch im Februar 2022 auf diesem Blog, wie entsetzt ich war, in meinem Denken feststellen zu müssen, dass mein anerkannter Pazifismus ja nur das Privileg war, in sieben Jahrzehnten keinen Krieg auf Deutschem Boden erlebt zu haben. Und im gleichen Tempo wurden all die ausgemachten Friedensbekenner der Ampel-Parteien zu dieser Erkenntnis gezwungen. Jetzt jedoch sind manche dieser Tauben zu Falken mutiert - um nur Annalena Baerbock und Anton Hofreiter  als exponierte Beispiele zu nennen - die textlich in einer Kraftmeierei auftreten, als hätten sie schon immer das blutige Messer zwischen die Zähne geklemmt...

Quelle: zroadster.com

Auch das kann in einem Moment nicht der richtige Weg sein, in der die übrige Welt über die Verteidigungsfähigkeit der ehemaligen Kriegstreiber-Nation schwadroniert. Ich meine, die meisten derzeitigen Akteure auf dem diplomatischen Parkett sind da zu jung und leidenschaftlich für  eine schlüssige. innere Erörterung. Pazifismus ist keinesfalls eine falsche Einstellung zur Errettung dieser Welt, aber man muss ihn versiegelt im Kopf behalten, wenn in einer Demokratie Entscheidungen über deren Fortbestand getroffen werden. Es gibt keinen Krieg, in dem nicht der eine vom anderen verlangt, sich zu opfern, während man selbst die eigene Unversehrtheit vornan stellt!

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