Mittwoch, 2. März 2022

In Putins Kopf

Der Wagen des Düsseldorfer
Wagenbau-Künstlers Jaques Tilly rollte
zur Unterstützung der  diesjährigen
Rosenmontasgs-Friedens-Demo

Quelle:bild.de
Gestern war Kehraus und heute ist Aschermittwoch. Am Aschermittwoch könnte "alles vorbei" sein, wie das alte Karnevals-Lied das prophezeit.
Im Ukraine-Krieg kommen allerlei Militär-Experten mit Analysen aus der Etappe daher. Keine Redaktion hat einmal daran gedacht, Psychoanalytiker einzuladen. Die wären anhand des umfangreichen Video-Materials vom Putins Auftritten vermutlich schon längst zu einer viel erschreckenderen Diagnose gelangt.
Ich habe sechs Jahrzehnte weltweit nichts weiter studiert als den artenreichen Menschen-Zoo, fühle mich aber befähigt, die psychologische Situation darzustellen, in der Putin steckt. Ich habe einige Typen seiner Art aus nächster Näher erlebt, ohne dass die jedoch in Reichweite des atomaren Buzzers gewesen wären:

Putin ist vielleicht nicht so narzisstisch wie Trump, aber er leidet darunter, dass er körperlich so klein ist. Die Dimensionierung seiner Inszenierungen im Auftreten sind daher darauf angelegt, größere, intelligentere und charismatischere Gesprächspartner symbolisch zu verkleinern, gegebenen Falles sogar zu erniedrigen. Staatsgäste werden am Ende eines langen Prunktisches platziert, Untergebene sind mit Abstand stets um ihn herum postiert, damit er sie einzeln heraus gepickt in seiner überheblichen Art auch abkanzeln kann. Selbst sein atomares Alarm-Team sitzt am äußersten Ende des Kabinettstisches, als hätte er eine permanente Angst vor einem "Diadochen-Mord" 

Lawrow ist der Präsidenten-Flüsterer.
Jetzt hat auch er ukrainisches Blut an den Händen...
Quelle:web.de
Immer wieder zelebriert er seine Auftritte durch das große Goldene Tor im Kreml, was aus seiner Sicht nichts anderes heißt. dass er sich auf Lebenszeit als Zar des Atom-Zeitalters sieht. Sein Gang mit den rollenden Schultern soll Stärke demonstrieren. Zu so einem hat man in einer anderen Zeit gesagt, er könne vor Kraft kaum laufen. Heute weiß jeder, der ins "Handbuch der Körpersprache" schaut, dass so ein Gang verdrängte Minderwertigkeitsgefühle signalisiert. Tatsächlich unterstreichen Fotos des privaten Putin diesen Verdacht: Sein Volk sieht ihn als hühnerbrüstigen Reiter mit nacktem Oberkörper, oder in Pose als Angler mit Trapper-Hut. Auf seiner Yacht lässt er sich als lässigen Oligarchen ablichten, um seiner ihn noch unterstützenden Milliardärs-Clique zu zeigen, dass er mindestens auf Augenhöhe mit ihnen ist. Außer Lawrow kommen ihm auf "politischen" Fotos nur Staatsmänner nahe. 

Quelle: amazon

Aus seiner "Vita masculina" sind daher folgende möglichen und bedrohliche Verhalten abzuleiten:

1. Er zieht sein Unterwerfungs-Konzept für die Ukraine weiter rücksichts- und gnadenlos durch. Damit isoliert und stigmatisiert er Russland über seine Lebenszeit hinaus. Die Verhaltensforschung weiß, wie Kinder reagieren, mit denen niemand mehr spielen will.

2. Reüssiert er nicht, wird er erst einmal im eigenen Land wüten und mit einer Art "Dolchstoß-Legende" seinen Untergang erklären. Sein Apparatschik wird aber nur so lange funktionieren, wie sich sein Volk nicht wegen drastisch verschlechterter Lebensbedingungen gegen ihn erhebt.

3. Wer derart drastisch lügt und diese Lügen mit Propaganda unterfüttert, wird niemals klein beigeben und die Schuld immer anderen zuschieben. Zurück ziehen wird er aber wegen des Gesichtsverlustes nie und nimmer, weil er nicht enden will wie Saddam Hussein oder Nicolae Ceausescu.

4. Gänzlich nicht zu erwarten wäre von ihm eine "Hitler-Lösung". Da nimmt er unfehlbar, wie er von sich denkt, die ganze Welt lieber in einen kollektiven atomaren Selbstmord mit.

5. Diese Punkte machen eine "diplomatische Lösung" des Konfliktes nur möglich, wenn die gesamte freie Welt sich auf die Zunge beißt und die Historie mit dem Scheitern von Neville Chamberlain und Éduard Daladier (im Bild rechts)  beim Münchner Abkommen 1938 ausblendet. Der Zweite Weltkrieg war so nicht zu verhindern, und das wird der mögliche Dritte wohl auch nicht - wenn statt Hitler und Mussolini Xi und Putin am Verhandlungstisch sitzen...

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