Habe ich momentan das Problem der frühen Geburt? Seit fünf Jahrzehnten bin ich Wähler, seit sechs Jahrzehnten ein politischer Mensch. Klar hat sich auch der Journalismus durch den Konkurrenz-Druck in allen Medien verändert. Das geht zu Lasten der Ethik und offenbart oft eine - wie ich finde - unnötige Bissigkeit, die vor allem von den Star-Talkerinnen ausgeht.
Keine Bundesregierung hatte einen derart harten Start: Zum Einen hatte sich die Große Koalition in ein Remis regiert, indem gerade in der Pandemie viele Dinge liegen geblieben sind und die schwarze Null für den Haushalt wichtige Entscheidungen auf die lange Bank schob. Zum Anderen hat Olaf Scholz eben eine andere Art der Kommunikation als die stets moderierende Angela Merkel. Das wurde von den Nachrichten-Menschen vom ersten Tag an kritisiert und als Verkriechen missverstanden. Jetzt im Rückblick auf den Beginn dieser problematischen und historischen Tage war sein Verhalten wohl eher das eines hanseatischen Kapitäns, der erst einmal auf die allgemeine Wetterlage schaut, bevor er Kurs setzt.
Weiter auseinander geht nicht: Collage waz.de |
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2022/kw08-sondersitzung-882198
Dann aber kam der neue Bundeskanzler unerwartet als Staatsmann aus der Deckung und offenbarte Entscheidungsfreude. Zu spät, meinten viele, die doch noch nie eine derart kritische Weltsituation erlebt haben. Der 17. Juni in der DDR, der Mauerbau, die Kuba-Krise, die Attentate auf die Kennedys, das gewaltsame Ende des "Prager Frühlings", der Balkan-Krieg und nicht zuletzt "Nine eleven" als Höhepunkt des Terrorismus sind im Vergleich zur gegenwärtigen Situation eher Pillepalle: Denn der Zweite Weltkrieg wurde zwar quasi durch den Einsatz von Atombomben beendet, der Dritte Weltkrieg begänne jedoch mit von Computern gesteuerten Hyperschall-Raketen und Atombomben .
Aus tausend Kilometern Entfernung mit 6000 Km/h punktgenau ins Ziel |
In einer nie erlebten Gratwanderung müssen von der Bundesregierung nun Entscheidungen auf dünnstem Eis getroffen werden. Putin ist in Wahrheit nicht beizukommen und er zielt auf eine weitere Eskalation. Für ihn gibt es als ausgemachten Kriegsverbrecher kein Zurück mehr.
Also liebe Berichterstatter! Das Öl ist knapp. Also gießt es nicht weiter ins Feuer. Verzichtet auf ausgemusterte oder ausgereizte Experten aus der Etappe mit ihren sich ständig wiederholenden spekulative Analysen. Auch das Ausloten mit Fragen zu unserer Kriegsbereitschaft dient ja eher dem Schärfen der eigenen Profilneurose und letztlich dem Feind. Diese Talks haben keinen näheren Sinn. Es sei denn den, uns als Empfänger noch mehr im Banne der Angst fest zu halten.
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