Mittwoch, 30. März 2022

Neutralisiert in die Neutralität

Natürlich wissen die Henkersknechte, die für Putin in Ankara am Verhandlungstisch sitzen, dass eine mit Waffen-Gewalt durchgesetzte Neutralität der Ukraine kaum Bestand haben dürfte. Da kann sich der Despotische  Erdogan noch so sehr als Friedensstifter in Positur bringen. Glaubt Putin tatsächlich, dass Verträge unter denen er seine Unterschrift setzt, künftig von Bestand sind? Dafür sind seine Lügengeschichten offensichtlich zu dreist gewesen, hat er sich vor der Welt-Öffentlichkeit zu sehr als Schurke entblößt.

Dieses Vorher-Nachher-Szenario von stern.deaus Mariupol verdeutlicht, was Putin unter Neutralisation versteht.
Er wird sicher nicht die Reparationskosten für seinen willkürlichen  Angriffskrieg Übernehmen wollen...

Nimmt man eine Bedeutung der Neutralisation heraus, dann steht da im Wörterbuch: etwas in seiner Wirkung aufheben, entkräften und ausgleichen. Also neutralisiert Putin die Ukraine so lange durch Bombardement der zivilen Infrastruktur, bis sie sich seinem Begriff von Neutralität unterordnet. Doch Zwangsneutralität ist genauso wie Zwangsterilisation. Har der Zar nach über einem Monat Krieg immer noch nicht kapiert, dass er einen Kampf gegen eine Werte-Demokratie führt, deren oberstes Prinzip die Wahrung einer uneingeschränkten Freiheit ist. Einer Freiheit, die der EX-KGB-Agent seinem eigenen Volk schon längst nicht mehr gewährt.

Sollten die Verhandlungen in der Türkei tatsächlich zu einer Übereinkunft führen, so ist die von geringer Halbwert-Zeit, weil Putin nur eine Atempause für seine desaströs versagende Armee benötigt. Die Ukraine sich aber mittelfristig auch dann noch auf die Sanktionen des Westen gegen Russland verlassen kann. Je längere dieser Krieg dauert, desto mehr schwindet die Aussicht, dass die Ukraine nicht EU-Mitglied wird und letztlich auch der NATO beitritt, wenn er nicht mehr ist. Dann wäre das Sterben wieder einmal unsinnig und eben auch Menschen verachtend gewesen.

Der greise US-Präsident mag mitunter tatterig rüberkommen, aber es war gewiss kein Versprecher, als er vor der Weltöffentlichkeit forderte: Dieser Mann muss weg!

Je länger der Ukraine-Krieg dauert, verliert Rot zugunsten von Gelb-Blau.
Das lehrt uns die Wissenschaft
Quelle: raumzeitwellen.de


Montag, 28. März 2022

Buster Putin

Bald wieder bei googleplay zum
Herunterladen

Buster Keaton baute seinen weltweiten Erfolg mit stoischer Mine über den Stummfilm auf.  1957 erschien eine filmische Biographie über ihn mit dem Titel: "Der Mann, der niemals lachte." 

Der Titel passt natürlich nicht, weil jeder irgendwann mal lachen muss. Sauertöpfischen Menschen sagen manche ja gerne nach, sie gingen zum Lachen in den Keller. Bei Putin passte aber selbst das nicht, weil im Keller vom Kreml ja der FSB (oder Федеральная служба безопасности Российской Федерации/ Federalnaja sluschba besopasnosti Rossijskoi Federazii) mit seinen Folter-Zellen sitzt. Die dürfte in diesen Tagen wohl mehr denn je seit Stalin gefüllt sein. 

Ich habe für diesen Post am Wochenende ungefähr tausend Putin-Porträts durchstöbert. Kein einziges zeigt ihn herzhaft lachend. Das entspannteste Minenspiel ist bei ihm, ein Lächeln, das mit dem von  "La Gioconda" - gemeinhin als "Mona Lisa" bekannt - zu vergleichen wäre, wenn hinter Putins nicht mit lächelnden Augen bei genauerem Hinsehen Krokodile lauern.

Nun könnte man meinen "He was born like that" und landete damit bei der herausragenden Theater-Rolle "Smiler Washington" in Arnold Weskers Kammerspiel "Chips With Everything". Jener britische Jungsoldat Smiler wird angepöbelt und damit seine gesamte Bude in der Kaserne bestraft, weil sein Gesicht von Geburt an eine permanent verschmitztes Grinsen zeigt. Grandios gespielt vom verstobenen Volker Lechtenbrink in der Inszenierung von Fritz Umgelter als "Bratkartoffeln inbegriffen" für die ARD 1967. Eine Parabel, wie das von Oben nach Unten des Militärs an einem Grinsen scheitern könnte (divers zum Downloaden oder bei amazon zu kaufen).

Volker Lechtenbrink
1944 - 2021
Das Lächeln war ihm
wirklich  angeboren
Wenn im Bombenhagel weder das Weinen Ukrainischer Frauen und Kinder, noch die ungerechtfertigten Zerstörungen und die vielen gefallenen Russischen Jungsoldaten im Herzen und Hirn von Putin ankommen, sollte der Rest der Welt - weil es diplomatisch keine Lösung mehr geben kann - vielleicht eine Aktion rund um den Globus vereinbaren:

"Wir lachen über Putin".

Das können nämlich Narzissten seines Schlages  am aller wenigsten ertragen, wenn sie zur Witzfigur werden...

Bei der "Earth Hour" hat die konzertierte Aktion zum Wohle des Klimas ja auch geklappt... Dann lacht eben zum Wohle des Weltfriedens! Lasst ihn verstummen als "Buster Putin"!


Freitag, 25. März 2022

Vom Niemand zum Jemand

Quelle. yamondo
Wie gelingt es Einzelnen immer wieder, sich aus der Masse Mensch heraus zu arbeiten, um Spitzenpositionen einzunehmen? Oben angekommen ist es nämlich keinesfalls sicher, zu jener Elite zu gehören, die sich vorher dort festgesetzt hat. Die Hälfte der Top-Ten weltweiter Milliardäre hatten als Basis für ihr Mega-Vermögen nichts weiter als eine Idee und die unermüdliche Bereitschaft, sie durchzusetzen. 
Einer der Mentoren, die mein Leben beeinflusst haben, hatte dafür eine schöne Parabel: Pass auf, auf welche Hände du beim Hochklettern steigst! Es könnten genau die sein, die dich bei deinem Absturz auffangen.
Ein einstiger Spitzenmanager aus meinem Bekanntenkreis war da schon drastischer: "Die größten Arschlöcher, auf die du am Ende deines Aufstiegs triffst, sind dein Vorgänger und dein Nachfolger.

Es gibt Tausende Karriere-Trainer, die für viel Geld in Seminaren den unfehlbaren Weg an die Spitze versprechen. Ebenso viele schreiben Grundlagen vor, ohne die es angeblich an die Spitze nicht ginge. Dass man hingegen mit ordentlich Sitzfleisch beispielsweise in der Politik Karriere macht, ist längst Schnee von gestern. Selbst die SPD hat sich von der sogenannten "Ochsentour" verabschiedet. Aber Politiker sind grundsätzlich "zweite Wahl, weil die Eliten in die Wirtschaft gehen", meinte mir gegenüber einmal der damals bestbezahlte Manager der Welt bei einer Essens-Einladung 1993 im kalifornischen Las Brisas. Das aber gilt heute nur noch teilweise, weil es damals noch nicht so viele autokratische und kapitalstarke Tyrannen gab.

Tatsächlich wird der Kriegstreiber Putin als momentan reichster Mann der Welt betrachtet. Und Chinas Autokrat auf Lebenszeit Xi wird ihm an Reichtum  nicht nachstehen. Denn beide nützen gerne die eingezogenen Vermögen in Ungnade Gefallener zur Absicherung  ihrer "Goldenen Pyramide". Von der aus  lassen sie Gefolgsleuten im Unterbau der Spitze am "Wohlstand" großzügig teilhaben und machen sie somit derart abhängig, dass von ihnen keine Gefahr eines Diadochen-Mordes mehr ausgeht.

Als KGB-Agent in Dresden
bei seiner bürgerlichen
Heirat und sein Stasi-Ausweis
Quellen: welt.de
Interessant ist auch der parallele Werdegang der beiden Autokraten. Putin studierte als kleiner KGB-Agent in Deutschland wie im Geheimen Macht funktioniert. Als willfährige "rechte Hand" von Politgrößen während "Glasnost" stieg er so lange neben denen auf, bis er den Alkoholiker Jelzin geschickt auflaufen ließ.
Xi, Spross einer in Ungnade gefallenen Parteigröße, geriet in die Kulturrevolution mit ihrem Umerziehungsprogramm "Sheng-wu-lien". Angeblich musste er als Landarbeiter mehrere Jahre in einer Höhle leben. Auf alle Fälle war da wohl genug Zeit, um eine treibende Kraft der Gegenrevolution zum Staatsmonopolistischen Kapitalismus zu werden.

Lenin und Mao rotieren in ihren Mausoleen.




Wie Phönix aus der Asche der Kultur-Revolution auferstanden zum strahlend winkenden "Grinse-Kater"
des goldenen STAMOKAP: Xi Jinping nun King Pin
Quellen: libcom.org, welt.de  und wikipedia





Mittwoch, 23. März 2022

Wasser im Wandel

The King of the World?
Quelle: gq
Gestern am Tag des Wassers  liefen im Giga-Werk von Elon Musk die ersten E-Autos vom Band. Nach nur zwei Jahren Bauzeit entstand im Potsdamer Trockenland der neueste Hit des Multi-Unternehmers mit den drei Staatsbürgerschaften und dem kaum vergleichbarem Lebenslauf.  Dem 50jährigen mit dem stets verschmitzten Lausbuben-Gesicht scheint einfach alles zu gelingen, was er sich vornimmt. Sogar der von der Weltkrise gebeutelte Olaf Scholz feierte gestern mit, denn auf der  trockenen Wiese entstehen tausende von Arbeitsplätzen.

Das Giga-Werk in der Pampa
Quelle: wiki.org
Von Baubeginn an äußerten Umweltschützer und Hydrologen ihre Bedenken, aber Musk begann dennoch schon mit seinem Werk, bevor er alle Genehmigungen bekommen hatte. So sicher war er sich, dass auch in der "Pampa" vor den Toren der Bundeshauptstadt  die Formel Brot vor Wasser aufgeht. Aber wie lange kann trocken Brot ohne Wasser konsumiert werden? Im Prinzip könnte das "Wunder von Brandenburg" ein Szenario wie aus einem schlechten Science-Fiction-Film werden. Wenn sein Werk und sein Umfeld austrocknet wie einst das von den Khmer gebaute Angkor Wat, dann schwingt sich der smarte Elon in einen seiner Space-X-Flugkörper und "raketiert" sich ins All zu seinem heimlich in Windeseile verwirklichten "Battle-Star". 

Wenn etwas ansonsten im Überfluss vorhandenes Element wie Wasser zum selbstverständlichen Konsum aus dem Armaturen strömt, ist es aber auch unbequem, darüber nachzudenken, wo es herkommt. In München spülen wir millionenfach das Trinkwasser in der Toilette herunter, oder lassen es laufen, damit es richtig kalt oder warm ist. Wir waschen uns und unsere Autos damit oder gießen unsere Gärten.

Nur acht Fahrstunden von hier in unserer Zweitheimat Ligurien erleben wir die Energie oder das Ausbleiben des Wassers viel hautnaher. Kaum sind April und Mai mit ihren zerstörerischen Mega-Güssen vorbei, beginnt das bange Warten auf den nächsten Regen. Die seit Ewigkeiten gut mit Wasser versorgten Bergdörfer erwischt die Trockenheit oft als erstes. Einige Male hatten wir im August dann von der Gemeinde angeordnete Wassersperren oder die Grundversorgung musste mit Tankfahrzeugen gesichert werden. Unsere Fontana auf der Piazza führt dann kein trinkbares Wasser mehr. Wer Blumen auf der Terrasse hatte und sie goss, wurde von den Nachbarn getadelt. Gießen darf man dann nur noch die Gemüsegärten. Vor zwei Jahren waren die Oliven wegen des sporadischen Regens so klein, dass sie kaum Öl hergaben.

Foto: claus deutelmoser
Aber wir haben ja dennoch den Luxus, dass wir nur zum Supermarkt ins Tal hinunter müssen, um uns mit allem Trinkbaren zu versorgen. In anderen Ländern müssen die Ärmsten der Armen ihr einst eigenes Wasser von skrupellosen Konzernen zurück kaufen.

Vor 42 Jahren bereiste ich das frühere Königreich Ladakh, Damals sprach man noch von der grünen Perle im Himalaya. Gestern sah ich eine Dokumentation über Bauern unweit der Hauptstadt Leh, die ums Überleben kämpfen, weil im Winter die einst riesigen Schneemengen ausbleiben. Nun sind die Winter so hart, kalt und trocken, das Ladakh heute geologisch als Hochwüste bezeichnet wird.

2,2 Milliarden Menschen auf der Welt haben bereits keinen Zugang zu sauberem Wasser oder gar Trinkwasser.

So etwas schreit nach ihrem Tausendsassa-Einsatz Elon Musk! Ideen und Geld wären ja wohl reichlich vorhanden?

Jetzt gibt es wieder Regenwolken über Angkhor Wat
Quelle: freepic.com



Montag, 21. März 2022

100 Tage Prügel

 Habe ich momentan das Problem der frühen Geburt? Seit fünf Jahrzehnten bin ich Wähler, seit sechs Jahrzehnten ein politischer Mensch. Klar hat sich auch der Journalismus durch den Konkurrenz-Druck in allen Medien verändert. Das geht zu Lasten der Ethik und offenbart oft eine - wie ich finde -  unnötige Bissigkeit, die vor allem von den Star-Talkerinnen ausgeht.

Keine Bundesregierung hatte einen derart harten Start: Zum Einen hatte sich die Große Koalition in ein Remis regiert, indem gerade in der Pandemie viele Dinge liegen geblieben sind und die schwarze Null für den Haushalt wichtige Entscheidungen auf die lange Bank schob. Zum Anderen hat Olaf Scholz  eben eine andere Art der Kommunikation als die stets moderierende Angela Merkel. Das wurde von den Nachrichten-Menschen vom ersten Tag an kritisiert und als Verkriechen missverstanden. Jetzt im Rückblick auf den Beginn dieser problematischen und historischen Tage war sein Verhalten wohl eher das eines hanseatischen Kapitäns, der erst einmal auf die allgemeine Wetterlage  schaut, bevor er Kurs setzt.

Weiter auseinander geht nicht:
Collage waz.de
Als der Krieg zwischen Russland und der Ukraine ausbrach, wurde er für sein Herumrudern um die Problematik "Nord Stream 2" derart getadelt, als hätte er die gutgläubige Kooperation mit Russland alleine zu verantworten. Noch schlimmer erging es unserer Verteidigungsministerin, der "fünftausend Helme"-Christine Lambrecht. Ihr wurde der Zustand der weitgehend maroden Bundeswehr quasi als Alleinschuld angelastet. All die Schließungen der Kasernen, Auftragsvergaben wie die Renovierung der Gorch Fock und den leichtfertigen Ankauf untauglicher Waffen-Systeme wurde ohne Rückbesinnung  zur  Erblast der Ampel verdichtet.

https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2022/kw08-sondersitzung-882198

Dann aber kam der neue Bundeskanzler unerwartet als Staatsmann aus der Deckung und offenbarte  Entscheidungsfreude. Zu spät, meinten viele, die doch noch nie eine derart kritische Weltsituation erlebt haben. Der 17. Juni in der DDR, der Mauerbau, die Kuba-Krise,  die Attentate auf die Kennedys,  das gewaltsame Ende des "Prager Frühlings", der Balkan-Krieg und nicht zuletzt "Nine eleven" als Höhepunkt des Terrorismus sind im Vergleich zur gegenwärtigen Situation eher Pillepalle: Denn der Zweite Weltkrieg wurde zwar quasi durch  den Einsatz von Atombomben beendet, der Dritte Weltkrieg begänne jedoch mit von Computern gesteuerten Hyperschall-Raketen und Atombomben .
Aus tausend Kilometern
 Entfernung mit 6000 Km/h
punktgenau ins Ziel

In einer nie erlebten Gratwanderung müssen von der Bundesregierung nun Entscheidungen auf dünnstem Eis getroffen werden. Putin ist in Wahrheit nicht beizukommen und er zielt auf eine weitere Eskalation. Für ihn gibt es als ausgemachten Kriegsverbrecher kein Zurück mehr.

Also liebe Berichterstatter! Das Öl ist knapp. Also gießt es nicht weiter ins Feuer. Verzichtet auf ausgemusterte oder ausgereizte Experten aus der Etappe mit ihren sich ständig wiederholenden spekulative Analysen. Auch das Ausloten mit Fragen zu unserer Kriegsbereitschaft dient ja eher dem Schärfen der eigenen Profilneurose und letztlich dem Feind. Diese Talks haben keinen näheren Sinn. Es sei denn den, uns als Empfänger noch mehr im Banne der Angst fest zu halten.


Freitag, 18. März 2022

Freiwillig

Die Ikone vom Sterben im  Krieg
Frank Capras Foto aus dem
Spanischen Bürgerkrieg
Vorab: Nur weil ich manchmal quer denke, möchte ich absolut nicht zu den Querdenkern gehören. Ohnehin schlafe ich im Moment, da die Corona-Fallzahlen durch die Decke gehen  nicht besonders. Im Bekanntenkreis gibt es mehrere, die sich trotz dreifachem Impfschutz diesen Virus eingefangen haben. Sie sind alle im gefährdeten Alter, aber die Verläufe waren etwa so harmlos wie bei einer leichten Erkältung. Dennoch bin ich für ein Ende der Freiwilligkeit beim Impfen, weil wir offenbar noch vor der Lockerung und den warmen Jahreszeiten inmitten einer Welle von einer zusätzlichen erfasst worden sind.

 Panzer schüren die Angst mehr, als es Covid je vermochte
Quelle: wiwo

Aber Covid ist ja seit Ende Februar längst kein Brennpunkt-Thema mehr. Die Sondersendungen beschäftigen sich nun mit dem Krieg zwischen der Ukraine und Russland. Auf allen Kanälen wird wild von Experten spekuliert, denen auch keine deutlich verlässlicheren Quellen zur Verfügung stehen. Generell wächst dadurch die Angst und Hilflosigkeit.  Die wiederum verstärkt täglich Wut und Hass und generiert auf einmal welche, die sich dadurch entscheiden, als Freiwillige in diesen Krieg zu ziehen.

Bei Ukrainern, die hier im freien Europa leben, könnte ich das noch halbwegs verstehen, Sie wollen den Untergang ihrer alten Heimat, in der sie immer noch verwurzelt sind, verhindern. Aber was treibt junge Deutsche dazu sich freiwillig ohne militärische Ausbildung an die Seite der ukrainischen Kämpfer zu  stellen? Haben die zu viel Hemingway oder Jünger gelesen oder sind sie durch die gruseligen Computer-Spiele wie "Mortal Kombat" angefixt, weil in ihrem Leben zu viel Frieden in Freiheit geherrscht hat?

Krieg zum kostenlosen Download

Das "Stahlgewitter" des Ersten Weltkrieges war schon unfassbar grausam, aber mittlerweile wird ja Krieg mit  elektronischem Skalpellen geführt. Und gibt es eine leichtere Arbeit für Spione, Agenten und Saboteure in einem Bruderkrieg, in dem man die Kombattanten meist weder an der Sprache noch an ihrem Aussehen unterscheiden kann? Revolutionen, die einst Freischärler aber auch Intellektuelle aus der ganze Welt zum Kämpfen animiert haben, müssten doch durch den Verlauf der Geschichte deutlich gemacht haben, dass romantische Vorstellungen vom Kämpfen für die Freiheit keine Nachhaltigkeit haben.

Darf ungestraft als
Kriegsromantiker bezeichnet werden:
Sein Machismo-Männerbild
beruhte auf eigenen Erlebnissen
 im Spanischen Bürgerkrieg und
zum Ende des Zweiten Weltkrieges
beim Einmarsch der US-Truppen
in Paris.
Nachzulesen bei amazon

Freiwillige aus dem freien Europa bergen zudem nicht nur das eigene Risiko, sondern auch die Gefahr, dass Putins Truppe sie als NATO-Agenten deklariert, um daraus die Aggression abzuleiten, die ihn ermächtigt auf den Atom-Buzzer zu drücken. Weil er sich nämlich aus der selbst gestellten Falle anders nicht mehr befreien kann.

Also ihr lieben Freiwilligen aus den EU-Ländern: Helft lieber ehrenamtlich bei der Aufnahme und Verteilung der Vertriebenen. Oder spendet für die Ukraine - aber nicht euer einziges und daher kostbares Leben. Es gibt kein Walhalla für Krieger!

Mittwoch, 16. März 2022

In dieser Situation sind Streiks unsolidarisch


Niemand bestreitet, dass der Dauerstress unter
dem unsere Fluglotsen gemeinhin arbeiten
müssen, entsprechend entlohnt werden muss
Als gelernter Freund der "Sozialisation" bin ich grundsätzlich für das Streikrecht. Aber wäre angesichts der derzeitigen Weltlage, in der das Fliegen schon wegen Corona nicht mehr so einfach ist wie vor zwei Jahren und unter der gegenwärtigen  Angst vor einem Atom-Krieg nicht ein wenig Solidarität angebracht?

Die Gewerkschaft ver.di ist mir schon ein paarmal sauer aufgestoßen, weil ihre Machtspiele gern in prekären Situationen stattfinden. Keine Frage, bei der Notlage am Himmel über Europa kommt es mehr denn je auf das funktionierende Sicherheitspersonal unserer Flughäfen an. Aber mitten in einer Zeit, in der Flieger am Boden bleiben müssen und  selbst im Stillstand durch die Spritpreise zusätzliche Verluste "einfahren", wäre ein wenig Fingerspitzengefühl im Sinne der Kundschaft ein Signal der Solidarität gewesen. Nichts hätte dagegen gesprochen, den Tarifstreit zu verschieben.

Quelle: augsburger-allgemeine.de
Schon beim Lokomotivführer-Streik kochte Volkes Zorn hoch, weil Streiks immer häufiger die Einkommensschwachen trifft, während Wohlhabendere sich eher Ausweichlösungen suchen und leisten können, Das ist Klassenkampf in der falschen Richtung.

Frankfurt Hahn im Hunsrück
Quelle: rheinpfalz.de
Wenn Airlines sich gesund schrumpfen müssen, Flugnetze und Landerechte abgeben, wird auch weniger Sicherheitspersonal benötigt, weil vor allem die kleineren Flughäfen den Betrieb einstellen müssen: ein reziprokes Kalkül, das ver.di um die Ohren "fliegen" könnte...

(Siehe Flughafen Hahn im Hunsrück, der Bodensee-Flughafen und der Airport Paderborn)



Montag, 14. März 2022

Selenskyjs T-Shirt

 Seit der Ukraine-Krieg begonnen hat, sehen wir Präsident Wolodymyr Selenskyi im T-Shirt Statements abgeben. Entweder hat er es dort, wo er sein immer mehr betroffenes Land zum Durchhalten und Widerstand aufruft, mollig warm oder er sendet damit ein Signal an den bei den vergangenen Kältewochen in Biwaks durchgefrorenen Feind. "Schaut her ihr feigen Intruder! Ich halte die Eiseskälte von eurem Krieg sogar im T-Shirt aus."

Ob der Maler  Alonso
Sanchez  Coello, der dieses
Bild von Isabell  malte,
wohl ahnte, wie es darunter aussah?
quelle: wicki.org
Die Legende sagt ja Isabell Infantin von Spanien soll im 16. Jahrhundert geschworen haben, ihr Hemd solange nichts zu wechseln, bis ihr Gatte aus dem Krieg zurück käme. Als es der Kriegsheimkehrer tatsächlich nach langer Abwesenheit schaffte, sei Isabells Hemd graubraunrosaweiß eingefärbt gewesen. Diese Mischvariante wird seither Isabellfarbe genannt.

Selenskyis T-Shirt in Kampfgrün (von dem er wohl doch mehrere haben sollte) muss hoffentlich nicht bis zum Kriegsende getragen werden. Andernfalls käme es wohl in einem besonderen Camouflage-Farbton in die Halle der Heldenverehrung. Hoffentlich bleibt von dem tapferen Mann, den die Rest-Welt an Putins langem Arm verhungern lässt, dann mehr als analog das Spektrum "selenskyifarben"..


Collage Handelsblatt

Freitag, 11. März 2022

Warten auf 007

 

Nun ja, meine traurigen Beiträge zum Krieg kommen offenbar nicht gut an bei meinen LeserInnen. Ich bin aber auch in Zweifel, ob gerade jetzt Kabarettisten ihre Nummern an Zar Putin festmachen sollten. Obwohl, wäre es nicht hilfreich gegen die Traumata und Schreckensvisionen der täglichen Bilder etwas Ironie zu posten?

Gestern geriet ich - um den ständigen Analysen von den gleiche Experten zu entgehen - beim Zappen in den vor 51 Jahren gedrehten James Bond Film "Diamantenfieber" mit Sean Connery. Wie herrlich unbeholfen da die Stunts und Film-Tricks noch waren. Wie unerschrocken 007 dem Bösen in der Welt geschniegelt im Dunklen Anzug entgegen trat und obsiegte, obwohl er bei seinem tödlichen Tun auch immer wieder selbst dem Tod von  der Schippe springen musste...

Quelle. amazon
51 Jahre sind für die Ur-Figur,  die einst  Ian Fleming zu Beginn des Computer-Zeitalters schuf - eine extrem lange Zeit. Heute muss der Agent, der immer reichlich Gebrauch von seiner besonderen Lizenz macht, der Technologie und dem Zeitgeist folgen. Der neue James Bond in der Verkörperung von Daniel Craig hat zwar immer noch "keine Zeit zu sterben", aber er kommt weitgehend ohne die alten sexistischen Sprüche aus und setzt die "Beretta 6,35" sowie seine spätere Waffe die "Walther PPK" nur noch selten ein. Kein Wunder, die Schurken die nach der Weltherrschaft streben sind ja - von Goldfinger bis Spectre -  ihrerseits selbst schon längst im Cyber-Space angekommen.

Aber was sind die erfundenen Mächtigen des Bösen im Vergleich zum jetzigen real existierenden Alleinherrscher über alle "Reußen"? Dem ist ja vermutlich nur noch beizukommen, wenn ein Agent wie 007 sich im Alleingang durch die goldprotzigen Säle kämpfte, um Putin und Lawrow den Garaus zu machen. Warten wir also auf 007?
Ach nee, das vereinigte Königreich tickt ja unter Boris Johnson und der greisen Queen auch nicht mehr so heroisch wie eist im Kalten Krieg. Und dann wären da ja auch noch all die russischen Oligarchen, die ihre Milliarden in London waschen und plötzlich wie von Geisterhand von der Sanktionen-Liste der EU gelöscht werden...

Wie soll man denn nur an den rankommen? Der kleine Scholz am langen Tisch von Putin.
007 müsste da wohl seinen berühmten Hecht-Rutscher wagen, um dann auf kurzer Distanz den Giftpfeil
 aus seiner Uhr in das erstarrte Grinsen des Zaren schießen...

Quelle: faz,net














... Wo doch auch der stets an der kurzen Leine geführte
Lawrow vom "Herrscher über lange Tische" auf Distanz gehalten wird
Quelle: rd.de


Mittwoch, 9. März 2022

Pyrrhus und Putin

 

"Noch so ein Sieg und ich bin verloren"
Soll Pyrrhus gesagt haben.
Quelle: welt.de

Pyrrhos I war im 4. und 3. Jahrhundert König von den griechischen Stämmen der Molosser und Hegemon. Als eigentlich erfolgreicher Feldherr siegte er sich gegen die noch junge Römische Republik und danach bei der Heimkehr aus Italien gegen die in Griechenland eingefallenen Kelten mit den sieg- aber verlustreichen Phyrrischen Kriegen in den Untergang. Statt "Hegemonie" blieb von ihm historisch nur der heute noch gern verwendete Begriff "Phyrrussieg" für einen zu teuer erkauften Erfolg.
Lesenswert wegen
der Nähe zu belegten
Quellen: Das Buch
von Jeff Champion bei amazon

Und da die Geschichte sich geradezu blaupausenmäßig wiederholt, werden wir erleben, dass die Putin-Hegemonie mit ihren militärischen Möglichkeiten vermutlich den Sieg über die Republik Ukraine davon trägt, dass sie aber einen Dauerschaden für die Russen bedeutet: den Totalverlust an Glaubwürdigkeit, den Staatsbankrott und die Isolation vom Großteil der Welt, zumindest solange der Zar der 2000er noch lebt...

Historiker einer vielleicht überlebt habenden Erde bezeichnen die Vorkommnisse im dritten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts dann rückblickend und zusammenfassende vielleicht als

Putin-Pandemie...

Montag, 7. März 2022

Angst und Ohnmacht

Will die Ukraine wirklich Fluggeräte von unserer Luftwaffe?
Die Phantom F4 sind ebenso veraltet wie die MIGs,
die jetzt Polen der Ukraine liefern soll.
Quelle: wiwo

 Vermutlich wird es weltweit Millionen Menschen geben, denen es so geht wie mir. Sie haben Krieg derart verabscheut, dass sie den Dienst an der Waffe verweigert haben. Der Pazifismus ist eine demokratische Errungenschaft. Deshalb habe ich in meiner 50jährigen, beruflichen Reisetätigkeit mit Ausnahme der Chinesischen Volksrepublik und den damals noch existierenden Jugoslawien und der Tschechoslowakei nur Länder bereist, in denen keine Diktatur herrschte.

Ich war Zeit meines Lebens ein sehr ängstlicher Mensch, aber ich ging mit den  jeweiligen sich mir in den Weg stellende Herausforderungen um, indem ich aufkommende Ängste mit Mut überwand: Trotz meiner Höhenangst bin ich im Fels geklettert, bin steile Eisrinnen auf Ski hinunnter gefahren und mit dem Fallschirm aus dem Flugzeug gesprungen. Das Überwinden von Ängsten verschaffte mir danach immer ein Gefühl der Freiheit.

Und jetzt? Dieser Überfall von Putin auf die Ukraine versetzt mich in eine Angst, die ich eben nicht überwinden kann.  Die aber eine ohnmächtige Wut in mir aufsteigen lässt, die ich nicht mit bewährten Mitteln abreagieren kann. Ganz im Gegenteil: Vergangene Nacht zappte ich zwischen diversen TV-Kanälen hin und her. Parallel laufende Talk-Runden, in denen die GesprächspartnerInnen anscheinend durchrochiert werden, um mantramäßig ihr Wissen in immer gleichen aber wohl formulierten Analysen zu offenbaren. Aber niemand weiß eben wirklich, was Putin vorhat. Danach lag ich lange wach...

Unsere neue Verteidigungsministerin
Christine Lambrecht geriet schnell
in die mediale Zwickmühle
eines Ernstfalls und muss nun
instand setzen, was ihre
VorgängerInnen friedlich verschlampt haben
Collage: welt.de

Und diese Ungewissheit schürt die Ängste noch zusätzlich. Offenbar machen sich die, die den Zustand unserer Bundeswehr immer wieder als in großen Teilen "nicht einsatzbereit" beklagen, nicht klar, was diese  Nachrichten  auch für den Aggressor bedeuten. Da können ja alle AgentenInnen getrost daheim bleiben, wenn die derart zerredeten hundert Milliarden Sonder-Etat allenfalls erst in soundso vielen Jahren greifen. Während aber die derzeitigen Gerätschaften wegen Wartungsmängeln zum überwiegenden Teil nicht funktionieren und daher als veraltet zu teurem Schrott werden. Solche Talks kämen bei Putin einer medialen "Wehrkraftzersetzung" gleich, die gleich mit Gulag bestraft würde...


Freitag, 4. März 2022

Bären-Marke

Was wissen wir wirklich über den "Russischen Bären", der sich vollmundig formuliert  gerade wieder landhungrig zu voller Größe reckt?
Iwan Grosny
1530-1584
Quelle Wikipedia
Um im putinschen historisch gebeugten Retro-Denken zu bleiben, waren die "Rus" ein südslawischer Stamm, der ursprünglich am ukrainischen Fluss Ros siedelten. Nichtrussische Historiker vermuten aber, dass es skandinavische Landnehmer, also "Waräger" beziehungsweise Wikinger  waren. Was den aktuellen Land-Durst Putins quasi genetisch entschuldigen könnte.

Iwan IV. Wassiljewitsch war der erste Großfürst von Moskau, der sich zum Zaren aller Russen krönen ließ. Sein Beiname "Grosny" wird bis heute falsch mit "der Schreckliche"  übersetzt. Eigentlich müsste er  "Iwan, der Strenge und Furchteinflößende". Er dehnte im 16. Jahrhundert seinen Herrschaftsbereich bis nach Sibirien und in den osmanischen Süden aus. Dabei wurde er nur 54 Jahre alt.

Zar Peter, der Große starb mit 52. Das "Große" bezog sich auch auf seine Körper-Größe von über zwei Meter. Der "Zar und Zimmermann" heiratete in zweiter Ehe  die pommersche Adlige Katharina. Sie maß nur 1,57 Meter , und erlangte dennoch als einzige Herrscherin den historischen Beinamen "die Große" . Vermutlich weil es ihr trotz zahlreicher Intrigen und üblen Nachreden gelang, das "petersche" Riesenreich zu festigen.

Jeder Versuch, dieses von außen zu verkleinern, scheiterte in der Folge auch an der Weite des Rückraums. Sowohl Napoleon als auch Hitler unterschätzten die logistische Herausforderung eines Krieges gegen Russland und scheiterten ebenso dramatisch wie blutig.
Der "Russische Bär" hungrig auf die Osmanen
Quelle: de.rbth.com
Putins Partei
Einiges Russland

Der Bär als Symbol wurde den Russen quasi erst durch ausländische Karikaturen des 19. Jahrhunderts aufgenötigt. So wurde er  Maskottchen für die boykottierten Olympischen Spiele von Moskau 1980 und ist heute Wappen-Tier der Putin-Partei "Einiges Russland" Obwohl sich der Russische Bär in Gestalt Putins nach Beobachtungen seiner Entourage gerade immer mehr in sich zurück zieht, hält er leider keinen Winterschlaf. Schätzungen von Historikern bezeichnen die Zahl der Opfer stalinistischer Säuberungen auf bis zu 20 Millionen. In punkto Furcht-Funktion hätte der Zar des 21. Jahrhunderts also noch Spielraum nach oben.

Hoffen wir also, dass es nicht soweit kommt.
 

Mittwoch, 2. März 2022

In Putins Kopf

Der Wagen des Düsseldorfer
Wagenbau-Künstlers Jaques Tilly rollte
zur Unterstützung der  diesjährigen
Rosenmontasgs-Friedens-Demo

Quelle:bild.de
Gestern war Kehraus und heute ist Aschermittwoch. Am Aschermittwoch könnte "alles vorbei" sein, wie das alte Karnevals-Lied das prophezeit.
Im Ukraine-Krieg kommen allerlei Militär-Experten mit Analysen aus der Etappe daher. Keine Redaktion hat einmal daran gedacht, Psychoanalytiker einzuladen. Die wären anhand des umfangreichen Video-Materials vom Putins Auftritten vermutlich schon längst zu einer viel erschreckenderen Diagnose gelangt.
Ich habe sechs Jahrzehnte weltweit nichts weiter studiert als den artenreichen Menschen-Zoo, fühle mich aber befähigt, die psychologische Situation darzustellen, in der Putin steckt. Ich habe einige Typen seiner Art aus nächster Näher erlebt, ohne dass die jedoch in Reichweite des atomaren Buzzers gewesen wären:

Putin ist vielleicht nicht so narzisstisch wie Trump, aber er leidet darunter, dass er körperlich so klein ist. Die Dimensionierung seiner Inszenierungen im Auftreten sind daher darauf angelegt, größere, intelligentere und charismatischere Gesprächspartner symbolisch zu verkleinern, gegebenen Falles sogar zu erniedrigen. Staatsgäste werden am Ende eines langen Prunktisches platziert, Untergebene sind mit Abstand stets um ihn herum postiert, damit er sie einzeln heraus gepickt in seiner überheblichen Art auch abkanzeln kann. Selbst sein atomares Alarm-Team sitzt am äußersten Ende des Kabinettstisches, als hätte er eine permanente Angst vor einem "Diadochen-Mord" 

Lawrow ist der Präsidenten-Flüsterer.
Jetzt hat auch er ukrainisches Blut an den Händen...
Quelle:web.de
Immer wieder zelebriert er seine Auftritte durch das große Goldene Tor im Kreml, was aus seiner Sicht nichts anderes heißt. dass er sich auf Lebenszeit als Zar des Atom-Zeitalters sieht. Sein Gang mit den rollenden Schultern soll Stärke demonstrieren. Zu so einem hat man in einer anderen Zeit gesagt, er könne vor Kraft kaum laufen. Heute weiß jeder, der ins "Handbuch der Körpersprache" schaut, dass so ein Gang verdrängte Minderwertigkeitsgefühle signalisiert. Tatsächlich unterstreichen Fotos des privaten Putin diesen Verdacht: Sein Volk sieht ihn als hühnerbrüstigen Reiter mit nacktem Oberkörper, oder in Pose als Angler mit Trapper-Hut. Auf seiner Yacht lässt er sich als lässigen Oligarchen ablichten, um seiner ihn noch unterstützenden Milliardärs-Clique zu zeigen, dass er mindestens auf Augenhöhe mit ihnen ist. Außer Lawrow kommen ihm auf "politischen" Fotos nur Staatsmänner nahe. 

Quelle: amazon

Aus seiner "Vita masculina" sind daher folgende möglichen und bedrohliche Verhalten abzuleiten:

1. Er zieht sein Unterwerfungs-Konzept für die Ukraine weiter rücksichts- und gnadenlos durch. Damit isoliert und stigmatisiert er Russland über seine Lebenszeit hinaus. Die Verhaltensforschung weiß, wie Kinder reagieren, mit denen niemand mehr spielen will.

2. Reüssiert er nicht, wird er erst einmal im eigenen Land wüten und mit einer Art "Dolchstoß-Legende" seinen Untergang erklären. Sein Apparatschik wird aber nur so lange funktionieren, wie sich sein Volk nicht wegen drastisch verschlechterter Lebensbedingungen gegen ihn erhebt.

3. Wer derart drastisch lügt und diese Lügen mit Propaganda unterfüttert, wird niemals klein beigeben und die Schuld immer anderen zuschieben. Zurück ziehen wird er aber wegen des Gesichtsverlustes nie und nimmer, weil er nicht enden will wie Saddam Hussein oder Nicolae Ceausescu.

4. Gänzlich nicht zu erwarten wäre von ihm eine "Hitler-Lösung". Da nimmt er unfehlbar, wie er von sich denkt, die ganze Welt lieber in einen kollektiven atomaren Selbstmord mit.

5. Diese Punkte machen eine "diplomatische Lösung" des Konfliktes nur möglich, wenn die gesamte freie Welt sich auf die Zunge beißt und die Historie mit dem Scheitern von Neville Chamberlain und Éduard Daladier (im Bild rechts)  beim Münchner Abkommen 1938 ausblendet. Der Zweite Weltkrieg war so nicht zu verhindern, und das wird der mögliche Dritte wohl auch nicht - wenn statt Hitler und Mussolini Xi und Putin am Verhandlungstisch sitzen...