Die meisten kennen das bestimmt. Du stolperst über etwas, was dich stört, aber aus irgendeinem Grund beseitigst du es nicht: Weil du gerade keine Lust hast? Weil du etwas Wichtigeres zu erledigen hast? Ausreden gibt es immer genug, sich nicht doch endlich ans Werk zu machen. Aber dann wären da noch die Faktoren Bequemlichkeit oder weil man sich einfach nicht auseinandersetzten möchte. Dieses Hadern ist übrigens nicht allein eine Frage des Alters. Diese Unlust entfalten bereits Kinder mit großer Nervigkeit...
So langsam begreife ich den Erfolg, den Donald Trump bei seinen Fans hat. Er erscheint ihnen als einer, der solches Zögern nicht kennt. Er walzt über alles hinweg, zündet überall Feuer an, damit andere sie löschen müssen, und die so angerichteten Schäden sind dann Fake-News. Ihn schert weder Moral noch Wahrheit, weil das etwas für "Loser" ist. Wählen den eigentlich auch Kriegsveteranen? Wo er doch auch gefallene Soldaten so bezeichnet.
Im Inneren wären viele seiner Zeit- und Gesinnungsgenossen wohl gerne wie er. Sie bewundern ihn dafür, dass er - wie sie ihn selbst noch kennen - keinen inneren Schweinhund hat, der ihn ausbremst. Was er aus seiner Perspektive nämlich für Recht und Ordnung ansieht, ist die Rücksichtslosigkeit, die möglicherweise in jedem Menschen schlummert.
Weil viele im Leben oft nur ohne Ziel herum eiern, erwacht durch Populismus immer wieder die Sehnsucht nach dem "starken Mann". Sie wollen einen Führer, der sie in eine Richtung führt - egal, ob das die richtige oder der Weg in den Untergang ist. Starke Typen, die sich dann mitten im Chaos, das sie angerichtet haben, in einen Bunker oder in einen zur Festung umfunktionierten Palast zurückziehen, um dann als letzten Ausweg den Suizid zu suchen, verzeichnet die Geschichte ja einige. Aber Donald Trump verschafft sich selbst im Niedergang einen Abgang der bislang einzigartig ist. Er verschanzt sich hinter frisch installierten Zäunen als Vernichter der Demokratie in einem Gebäude, das der Welt zeit seines Bestehens ein Symbol der Freiheit ist, dem "Weißen Haus".
Seine bis an die Zähne bewaffneten Fanatiker, Freischärler, die Fenians, die "Proud Boys" - und wie sie alle heißen - finden das natürlich heldenhaft und great, weil sie selbst davon träumen, im Scheitern "heroisch" genauso zu enden. Narzissmus. pathologische Selbstüberschätzung und Eitelkeit enden gerne in solch überhöhter Dramatik.
Das Problem ist nur: Der Patient und Noch-Präsident hat bis zum regulären Ende seiner Amtszeit noch die Hand am "Buzzer": Zu einer Zeit, da die Welt unter den protzig ausgebreiteten Schwingen des "White headed Sea Eagle" mehr als ein halbes Dutzend Klein-Imperatoren generiert hat. Und er dachte sogar noch über einen Blitzkrieg gegen den Iran nach, wie die "New York Times" verlautete...
Und mittendrin unsere in vielen Schlachten erprobte "Mutti", die es umringt von politischen Jungspunden richten soll. Auf der Brücke des havarierenden Schiffes "Europa" soll sie - zeitlich gnadenlos begrenzt - einen Kurs setzen, der dem Herumeiern der EU ein Ende macht. Kann sie das (noch) schaffen?
Seit der hehere Wunsch nach einem geeinten Europa konkret geworden ist, waren die Schwächen dieses Konglomerates evident. Allerdings wurden als störend empfundene Stolpersteine nicht aus dem Weg geräumt, klare Rechen-Vorgaben nicht zu ende kalkuliert und allenthalben auf Machtworte verzichtet.
Das "Ei des Kolumbus" hat ja auch nur funktioniert, weil es hart gekocht war und es der Entdecker - der Legende nach - an der Unterseite "gekickt" hatte CD-paint-Collage |
Jetzt ist die Zeit für Moderation abgelaufen. Was hat die Bundeskanzlerin noch zu verlieren? Sie ist die unbestrittene und konstante Führungskraft dieses Jahrhunderts. Sie kann das schaffen - gerade weil sie nicht mehr auf die Ewigkeit schielen muss. Wenn das vom Zerfall bedrohte Europa zwischen den quetschenden Machtblöcken der Welt nicht nur bestehen, sondern auch einen angemessenen Ton angeben will, muss es sofort in die Chirurgie geschickt werden. Und zwar ehe es im Schraubstock nationaler Interessen vom Keim des antirechtstaatlichen Populismus gefährlicher infiziert wird, als Covid-!9 dies vermag.
Klare, harte und gegebenen Falles schmerzhafte Schnitte müssen durchgeführt werden. Denn nach wie vor gibt es eben gegen machtgeile Populisten keinen wirkungsvollen Impfstoff...
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