Bevor ich dem Neandertaler in mir ein paar Zeilen widmen will, möchte ich zum besseren Verständnis zwei Zitate unterbringen:
Dr. Paul Bertololy 1892 - 1972 Quelle: Wikipedia |
"Die Zeit ist eine Erfindung der Unrast, der Erfüllte kennt sie nicht."
Albert Einstein relativierte:
Zeit ist das, was wir von der Uhr ablesen.
Seit geraumer Zeit verbringen alles meine Uhren - seltene wie wertvolle - ihre Zeit im Bank-Safe. Wenn ich unbedingt wissen will, wie spät es ist, schaue ich auf mein Smart-Phone. Durch Zeitzonen reise ich ja schon lange nicht mehr. Deshalb ist auch meine Unrast verschwunden. Vielleicht fühle ich mich deshalb auch so erfüllt. Und Einstein muss ich in Bezug auf das Ablesen zumindest, was mich betrifft, widersprechen. Möglicher Weise installiert sich mit der Zunahme an Lebensjahren ein spezifisches Zeitgefühl, Altersgenossen berichten oft von ähnlichen Erfahrungen. Wahrscheinlicher ist aber, dass das Zeitgefühl zunehmend medikamentös stimuliert wird. Ich schlucke im Tagesverlauf nach Zeitplan mittlerweile 14 Pillen und muss mir viermal diverses Insuline spritzen. Sicher kann man da mal was vergessen, aber tatsächlich erinnern mich erst die Sinne und dann mein Körper daran.
Das waren noch Zeiten, als der Kaiser Uhren verschenkte. Die von mir bajuwarisch mit Charivari aufgehübschte Gebr. Eppner-Uhr meines Großvaters von 1896 |
Früher brauchte ich einen Wecker, um aus den Federn zu kommen, heute erinnern mich nachlassende Wirkungen. Deshalb ist die Umstellung von Sommer- auf Winterzeit für meine innere Uhr weniger ein Problem. Das jeweilige Gefühl meldet sich nach der tatsächlich Zeit gemessen nun pünktlich eine Stunde später. Im Sommer gehe ich gegen zwölf ins Bett im Winter erst um ein Uhr nachts. Habe ich mich beim Einstellen des Diabetes verrechnet, melden sich pünktlich vor dem Koma um zwei beziehungsweise dann um drei Uhr nachts Symptome einer sich anbahnenden Unterzuckerung. Mit Abweichungen im Minutenbereich überrascht mich meine innere Uhr immer wieder aufs neue. Hoffentlich macht sie das auch wenn mein letztes Stündlein schlägt...
Interessant ist auch, dass diese innere Uhr bei der "Fürsorglichsten Ehefrau von allen" genau um zwei Stunden anders tickt - also sie mit allem zwei Stunden früher dran ist als ich. Nur die nächtlichen Schlaf-Löcher füllen wir parallel mit kurzem Quatschen über unendlich Unsinniges.
So entspann sich in der Nacht zum vergangenen Montag folgender Dialog:
Die Fürsorglichste: "Mist! Ist schon wieder Montag"
Ich: "Worauf kommt es denn in unserem Leben noch an, welchen Wochentag wir haben?"
Sie: "Mich lässt eben das Montagsgefühl von früher immer noch nicht los!"
Gegen den Montag-Blues hilft auch der Stärkste Kaffee nur selten |
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