Für einen Diabetiker - wie ich einer bin - sind der Advent und die anschließenden Feiertage eher dazu geeignet, das Lied vom Tod mit den endlosen Mundharmonika-Sequenzen einmal mehr extrem zu verkürzen: All die süßen Leckereien, an denen man gedanklich lüstern nicht vorbeikommt! Und dann noch die Werbung. Jedes mal, wenn ich unschuldig und nicht zur Sünde bereit, nur Nachrichten gucken will, flimmern Schoko-Weihnachtsmänner, leicht bekleidet Mädchen die sich genüsslich Kugeln zwischen die Lippen schieben und Pralinen im Miniformat vor meinen ungeschützten Augen auf. Anschließend lobt eine schicke Blondine ihre Tropfen gegen Verstopfung und dann legt die Werbung noch mit einem Spot nach, der gezielt auf meine Vergesslichkeit abhebt.
Nö! Hab ich nichts mit zu tun! Aber dann sehe ich in meiner Phantasie die fürsorglichste aller Ehefrauen, wie sie für den Nikolaus geeignete Säcke prall gefüllt an geheimen Ecken verstaut. Wenn ich sie jedoch frage, ob sie mir vielleicht mal ein Marzipan-Kartöffelchen oder den mit Nougat gefüllten von Bitter-Schoko umhüllten Weihnachtsbaum-Schmuck in Goldpapier mitbringen könnte, ist die Antwort immer die selbe:
"Wovon träumst du! Seit wir aus Italien zurück sind, war von dem Weihnachtszeug nix mehr da! Ich bin froh, dass ich für die Kids noch etwas ergattern konnte. Du darfst doch sowieso nichts davon. Seit Ende Oktober ist offenbar wegen Corona alles leer geräubert."
Ich verstehe die Welt nicht mehr. Sind all die Werbe-Disponenten denn vollkommen bescheuert? Da schalten die gestern noch teure Werbung für Schoko-Adventskalender, die gar nicht mehr zu haben sind. Und auch die Weihnachtsmänner soll es nicht mehr geben, obwohl noch 24 Tage bis Heiligabend Zeit wäre?
Die Frau die mehr als 50 Jahre - davon die Hälfte nicht diabetisch- - ohne Ausnahme Weihnachten mit mir verbringt, will mich wohl vor krankmachenden Exzessen schützen? - Wie lieb von ihr!
Also heute in der Früh - bevor sie ihr zauberhaftes - neuerdings lockiges Kurzhaar-Köpfchen vom Kissen wuchtete, war ich schon mit Maske in dreien der unmittelbar in unserer Nähe befindlichen Supermärkte. Und siehe da: Weihnachten war tatsächlich bei denen bereits ausverkauft...Da bin ich flugs zum "Tunesier" rüber. Da gab es reichlich Auswahl an mit Schokolade ummantelten Datteln, Tunesischem Nougat, der bei uns fälschlicher Weise als "Türkischer Honig" bezeichnet wird und vor allem Mandelschiffchen gefüllt mit Marzipan.Die haben vielleicht geguckt, als ich begeistert "Alhamdullilah, und alles auch noch halal!" ausrief.
Hört mal ihr da oben! Ob Dreifaltigkeit oder Allah! Marzipan-Kartoffeln oder Kaabar Luz - wie die auch immer heißen, ist mir als zuckerkranker Agnostiker piep egal. Hauptsache süße Sünde zum Advent! Dann spritze ich mir einfach mal eine Portion Insulin zusätzlich!...
Und damit ihr mich nicht für einen Weihnachts-Leugner mit "queeren" Gedanken haltet, gibt es ab morgen meinen ultimativen
Lockdown-Kalender 2020
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen