Montag, 30. März 2020

Aus der italienischen Isolation

Via "telegram" erhielt ich am Samstag diesen Text von unserer Freundin aus dem Nachbardorf, die sich während unserer Abwesenheit um alles kümmert. Die gelernte Sozial-Pädagogin aus Deutschland ist seit ein paar Jahren verwitwet und lässt sich mit zwei Kindern in der Ausbildung so leicht nicht unterkriegen. Am Monatsanfang hatten wir nach ihrem Deutschland-Besuch miteinander telefoniert. Da meinte sie noch, sie sähe dem Kommenden mit einer gewissen Gelassenheit entgegen. Dass eine derart starke Frau innerhalb weniger Tage die Hoffnung verlieren könnte, muss uns allen eine Warnung sein. Deshalb wollte ich euch diese Botschaft nicht vorenthalten. Die Erlaubnis zur Veröffentlichung habe ich natürlich eingeholt, und die Burggeister wissen ohnehin, wer das schrieb


Hallo!
Wir sind heute am 18. Tag der Ausgangssperre angekommen und ich finde es total fürchterlich! Wir dürfen uns,  wenn wir einen Hund haben, 300 Meter vom Haus entfernen, Einmal die Woche am ersten Supermarkt , den wir erreichen können, einkaufen ( das ist für uns der nicht ausreichend ausgestattete Ekom ) und ansonsten dürfen wir das Haus nicht mehr verlassen. Alle Geschäfte, außer Lebensmittel und Apotheken sind geschlossen. Ich kann die Situation nur schwer ertragen. Auch weil ich größte Sorge habe, wie es danach weitergehen wird. Eine Weltwirtschaftskrise in diesem Ausmaß haben wir noch nicht erlebt. Ich meine, man müsste viel mehr testen, damit schon immunisierte Leute wieder ins Arbeitsleben zurückkehren könnten. Die riesige Corona-Krise in Italien ist vor allem ein Resultat des 'Gesundschrupfens' des Gesundheitswesens.  Man wird den Virus nicht aufhalten können und wenn die Ansteckung  immer mehr verlangsamt wird, haben wir noch sehr lange Zeit mit der Ausgangssperre zu leben. Oder sollte ich besser sagen, zu überleben? Denn 'Leben' kann man das kaum noch nennen. 
Langsam aber sicher leiden alle am Lagerkoller! Die häusliche Gewalt wird extrem zunehmen und die psychophysischen Ausmaße sind nicht bekannt. Mittlerweile werden flächendeckend die Handys überwacht, und in größeren Städten kommen Dronen zum Einsatz, um Menschen zu identifizieren, die vor die Haustür gehen. Willkommen in der Diktatur!  

Und es scheint momentan so, dass diese enormen Restriktionen gar nichts bringen!  
Solange nicht mindestens 80% der Bevölkerung infiziert sind, sind wir nicht Herden geschützt. Natürlich ist es ein Drama für jede Familie, die einen Toten zu beklagen hat. Nach den Maßnahmen wird es ein Drama für das ganze Land (Welt) sein! 
Ich dürfte noch nicht einmal alleine  zum Pizzo d'Evigno hochlaufen....Wen soll ich da denn anstecken? Das ist doch staatliche Willkür! Die Schule von Giacomo bietet noch nicht einmal online Unterricht an. Er sollte dieses Jahr Abitur machen. Wie soll das möglich sein? 
Gesundheitlich geht es uns gut. Ich vermute, dass wir den Virus alle schon frei von Symptomen hatten. Die Sterblichkeitsrate kann aber gar nicht ermittelt werden, wenn man nicht flächendeckend testet.
Alles in allem bin ich völlig genervt und mit dem Geld am Ende der Fahnenstange angelangt. Aber das ist ja erst der Anfang.

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