Freitag, 30. November 2018

Optimismus

In den vergangenen Jahren hat es mehrere Untersuchungen darüber gegeben, wer denn die höhere Lebenserwartung hätte: Optimisten oder Pessimisten. Werden diese Ergebnisse zusammen gefasst, ergibt sich ein Patt. Denn mal sind die einen vorne, mal die anderen.

Aber wo wäre die Menschheit ohne die Optimisten in allen Bereichen gelandet? Forscher, Abenteurer, Entdecker aber vor allem Wissenschaftler brauchen Optimismus, wenn sie nach Dingen suchen, von denen sie zunächst nur ahnen. Auch politische Führer bauen auf Optimismus im Glauben, sie würden die einzig richtige Wahrheit zum erfolgreiche Regieren gefunden haben.

Die Geschichte Zeigt, dass da sowohl Optimisten (wir schaffen das) als auch Pessimisten (Schluss mit der Migration!) kläglich scheitern. In der Vergangenheit nicht selten unterm Schafott oder im Kugelhagel anders Denkender (Danton, Allende, Martin Luthe King um nur die Besseren beispielhaft zu nennen)

Meine Eltern meinten trotz zweier Weltkriege, so schön wie sie, erlebten wir die Welt in Zukunft nicht mehr. Es hat nicht gestimmt. Trotzdem fürchten wir um Kinder und Kindeskinder, wenn weiterhin Zeichen übersehen und Errungenschaften mit Füßen getreten werden.

Lange habe ich darüber nachgedacht, was ich denn bin? Optimist oder Pessimist. Beide Stimmungen halten sich die Waage. Manchmal war ich gefährlich optimistisch um nicht zu sagen leichtsinnig.

Aber da haben mich, ehe es schief ging, meine köllschen Gene durchgebracht. Wie heißt es so schön im Rheinischen Grundgesetz:




§1: Et es wie et es!

§2: Et kütt wie et kütt! 

§3: Et hät noch immer jot jejange! 

§4: Wat fott es, es fott! 

§5: Et bliev nix, wie et wor!

Mittwoch, 28. November 2018

Schnee von gestern

In Zeiten von der Gefährdung der Wintersaison im Tourismus hat die alte Metapher eine vollkommen neue Bedeutung erhalten. Tatsächlich wird der Schnee von gestern immer häufiger zu einem Schnee von morgen, wenn der Winter selbst nicht mit Minus-Graden für die Schnee-Kanonen aufwartet.

Riesige Reserven - nach allen physikalischen Mitteln konserviert - wurden bereits in den Wintersport-Orten ausgebracht, bevor gestern der erste Schnee fiel. Die Langlauf-Zentren - wie am Notschrei im Schwarzwald - müssen also nichts fürchten, wenn es nächste Woche wieder Tauwetter gibt.
So geht "Snowfarming"

Für den Spitzensport ist der Schnee von Gestern zur teuren Handels-Ware geworden, wenn selbst keine Depots angelegt werden konnten. Wie sich der Transport per LKW allerdings mit dem Umwelt-Gedanken vereinbaren lässt, ist eher zweitrangig. Längst bringen die Events auch bei Loipen durchs Grüne mit Übertragungs-Rechten und der Begeisterung des Live-Publikums soviel neben der Werbung ein, dass die Bilanz für die Veranstalter aufgeht.

Dass der Skisport als Bahnen-Sport, auch in Hallen ausgetragen wird, ist derart akzeptiert, dass die Kids bei weiterer Erderwärmung ihn dann gar nicht anders kennen.
So sieht es dann aus,
wenn Altschnee zu Neuschnee wird

Montag, 26. November 2018

Basteln

Wenn eine höhere Macht es gewollt hätte, dann wäre ich mit Fingerfertigkeiten ausgestattet worden. So wurde ich mit eher ungeschickten Händen versorgt, was mir den Werk-Unterricht in der Schule verhasst machte. Auf den Reisen aber, die ich aus Budget-Gründen häufig ja allein unternehmen musste, gewöhnte ich mir eine gewisse Notfall-Bastelei; learning by doing eben

Als meine Kinder dann ins Brabbel-Alter kamen, hatte ich bei ihnen mit Finger-Puppen Erfolg. Mit denen sprachen sie lieber als mit ihrem Gram gebeugten Erzeuger. Tatsächlich hatten sie den hinter den Puppen bald vergessen.

Dann begannen in der Weihnachtszeit Basteleien mit erstaunlichen Ergebnissen: ein Puppenhaus, eine Weihnachts-Krippe und ein Kasperle-Theater mit Schiebe-Kulissen. Als die Kids dann größer waren, war aber dieser Bastel-Anfall vorüber.

Zwischen dem Befall und der Geburt von Kindern gibt es aber wohl einen Zusammenhang. In ein paar Tagen hat mein zweisprachig aufwachsender Enkel Geburtstag. Er nuschelt noch immer stark und verschluckt auch Silben. Also dachte ich mir, da könnten wieder Puppen auf der Hand Wunder wirken...

Socken-Puppen gehen schnell und einfach - dachte ich mir. Aber beinahe wäre ich schon beim Einfädeln gescheitert. Meine schneidernde Schwägerin konnte mich leider nur mit rutschigen Stücken von  seidigen Futterstoffen versorgen,, und unsere Knopf-Kiste ist in Ligurien. Zwei Hände voller Daumen versuchten also ihr Bestes mit der Nähnadel, aber "Nummer Eins" ist leider ein echtes Schrumpel-Monster geworden.

Hoffentlich sieht das mein Enkel ja anders...Wie immer zählt doch der Versuch!

Freitag, 23. November 2018

TOGO

Eines der ärmsten Länder auf unserem Erdball exportiert zwar Kaffee, aber in der mageren Außenhandels-Bilanz des Achtmillionen-Volkes macht der nur 10 Prozent aus. Dennoch ist er in aller Munde. Schuld ist die Kaffee-Kette Starbucks und andere Röster, die wie wild expandieren. Schuld sind auch Krimi- und Anwalt-Serien in denen immer ein Samariter den gestressten Ermittlern so einen Pappbecher mit Kaffee reicht. Die Portionen zum Preis von einem togolesischen Tageslohn kann der Koffein-Süchtige in vielerlei Geschmacks-Richtungen  mitnehmen. Coffee to go eben, der sich zur Umwelt-Plage auswächst.

Pro Stunde werden geschätzt über 300.000 Becher in Deutschland ausgegeben, die geleert die Straßen vermüllen, Müll-Körbe überquellen lassen, oder von Brücken ins Wasser geworfen werden. Weltweit dürfte so der gesamte togolesische Staats-Haushalt, der gerade mal acht Millionen Dollar beträgt. an einem Tag auf dem Müll landen,

Life just doesn't work without coffee...

Diese Woche wetterte der Jahrhundert-Koch Eckart Witzigmann  in einem Interview gegen die sich verbreitende Unsitte im Gehen zu essen oder zu trinken. Dabei ist der Pappbecher-Boom in Deutschland schon am Abklingen. Vielleicht liegt das am boomenden Arbeitsmarkt, bei dem der Einzelne nicht mehr gezwungen ist, einen Pappbecher als Zeichen professioneller Unrast vor sich her zu tragen...

Mittwoch, 21. November 2018

Ohrwürmer

Wenn ich am Computer nicht groß nachdenken muss oder die volle Konzentration brauche, höre ich gerne auf dem Streaming-Dienst Musik. Die Genres werden detailliert bedient, so dass selbst ältere Semester das Passende auf die Ohren bekommen.

Schon wegen meiner beiden Kinder, die partiell im Musik-Geschäft künstlerisch und kreativ tätig sind, durchlebe ich seit Jahrzehnten die Entwicklung in Rock und Pop. Was aktuell nicht gerade leicht ist, weil ich dem DJ-Remix von erfolgreichen Stücken nichts abgewinnen kann. Dank der Elektronik vollzieht sich der stilistische Wandel oft innerhalb kürzester Zeit. Einer hat erfolgreich mit dumpf verzerrter Stimme und anderen Sound-Effekten einen Hit gelandet, schon kopieren die anderen  Formationen diesen Stil, was übrigens auch für Schlagworte gilt, die sich gut singen lassen.

In den Playlists wird es daher manchmal recht monoton. Dennoch tue ich mir wöchentlich die Top 50 global, national und viral an, wobei ich mir letzteren Begriff vor geraumer Zeit erst habe erklären lassen müssen. Viral sind Hits, die aus dem Netz direkt in die Charts kommen, weil sie so oft "geliket" werden.

Das Original und...
Zur Ehren-Rettung der heutigen Musik-Liebhaber muss da aber festgestellt werden, dass die richtig guten Songs in allen drei Listen auftauchen Zum Teil sind das richtige Ohrwürmer, so eingängig, dass man sie entweder wegen des Textes oder der Beats im Kopf behält.

Apropos Ohrwürmer seit der enorm gut besprochene Film über "Queen" und den einzigartigen  Freddy Mercury weltweit in den Kinos gezeigt wird, haben es die vier Klassiker der Gruppe in die Charts geschafft, was zweierlei zeigt: Das Kino ist nicht tot, und wirkliche Klasse hat auch bei der heutigen Generation Bestand.



Rami Malek im Film "Queen"

Montag, 19. November 2018

Wenn Grün keine "Modefarbe" mehr ist

Ein Freund seit der Jugend hatte immer CSU gewählt. Er war ein fast fanatischer Strauß-Anhänger, aber Seehofer und Söder die gefielen ihm gar nicht. Nun hat er Grün gewählt, und ich ärgere mich, dass ich aus alter Treue zur SPD nicht auch so gewählt habe.

Was haben wir uns früher über das Erscheinungsbild der Grünen gefetzt. Manche hatten deren Wähler-Potenzial spöttisch in reichen Hausfrauen der urbanen Grün-Gürtel gesehen, die Joga machen und Bio einkaufen. Sie wurden als Mode-Erscheinung abgetan und taten selbst nichts für ihr äußeres Erscheinungsbild. Da wurde auf Parteitagen gestrickt, mit der Führungs-Ebene und Vorständen experimentiert. Die spätere Unterteilung in Realos und Fundis der Partei-Mitglieder sprach ja allein schon Bände.

Der Aufstieg der Grünen ist zwei Faktoren zu verdanken: Der Dauer-Kanzlerin, die das Potenzial für eine Verjüngung des Denkens in ihrer Partei fort "gluckte" und der SPD, die sehr verhalten auf weibliches Personal setzte.

Genau das aber war im sanften Wandel von Bündnis90/Die Grünen erfolgreich. Starke, dialektisch begabte Frauen prägten von jeher deren Erscheinungsbild. Während die sogenannten Volksparteien das Volk derart aus den Augen verloren, dass die braune Soße der AfD von den neuen Bundesländern  auf die gesamte Republik überschwappte, erreichten die Grünen die Bürger.

Dass die CDU mehr und mehr auf den Koalitionspartner mit dem Umwelt-Bonus setzt, ist ein deutliches Zeichen. Ohne die grüne Volkspartei geht bald nichts mehr, und das kann für die Zukunft unseres Landes entscheidend sein.

Dass die Grünen regieren oder mitregieren können, macht sie stärker als die SPD, der echtes Personal mit der Kampfkraft einstiger Polit-Helden bis auf weiteres fehlt. Sie zweifelt an HartzIV zurecht, macht aber dadurch, dass die "Christlichen" daran festhalten wollen, erneut einen hilflosen Eindruck.

Geballte Fäuste und Rumkrakelen, machen
Andrea Nahles nicht zu einer
überzeugenden Sozialistin der Gegenwart
Unterdessen punkten die Grünen weiter mit frischem, ständig erneuerbaren Köpfen.

Längst hat Grün  zu wählen, alle Bevölkerungs- Schichten erreicht, und die Lästerei über die politische "Modefarbe" ab geschüttelt

.
Robert Habeck wurde durch geschliffene
Dialektik zum Medien-Star.
Der Schriftsteller findet  offenbar den zeitgemäßen Ton.

Freitag, 16. November 2018

Joggen

Mitten in der nebligen Dunkelheit des Morgens sind sie laufend im Berufsverkehr unterwegs. Die einen sind schon auf dem Rückweg, den anderen steht ihre Rund um den Luitpold- Park noch bevor.
Wenn die Fußgänger-Ampel auf  Rot steht, beobachte ich gern, wie sie sich verhalten. Die, die erst angefangen haben, machen Stretching und andere Dehnübungen, um sich aufzulockern, die auf dem Rückweg machen entweder gar nichts oder trippeln auf der Stelle und freuen sich auf das Ende des Morgen-Sports.

Während ich die Heizungen andrehe, überlege ich, ob die Strecke entlang der viel befahrenen Straße gerade jetzt bei den ersten Minus-Temperaturen nicht kontraproduktiv ist. Die Runde Frischluft im Park hilft gegen den Feinstaub, den sie auf unserer Straße durch die höhere Atem-Frequenz aufnehmen gar nichts. Aber vielleicht suchen sie ja in dieser grausamen Welt nach einem anderen Kick.

Ich bin für mein Leben gern gelaufen. Nicht nur bei Ski-Marathons, sondern auch hier in München.
Allerdings bin ich von unserer Schwabinger Wohnung bis zur Marathon-Schleife im Englischen Garten mit dem Auto gefahren. Von den Olympischen Spielen 1972 blieb die blaue Farb-Strichelung lange erhalten. Wenn ich nicht so gut drauf war, zählte ich die Striche, aber bald stellte sich der Sucht-Effekt ein, in dem sich der Geist komplett vom Körper löst, der Kopf quasi getrennt vom Keuchenden den Sauerstoff für Denk-Orgien nutzt. Ganze Geschichten habe ich da schon im Kopf geschrieben, die ich daheim nur noch zügig in die Schreibmaschine tippen musste. Denn statt Erschöpfung belebte mich die 10-Kilometer-Runde während meiner gesamten Zeit als freier Autor. In der hatte ich auch das Vergnügen, auf einer Party in der Mcgill University von Montreal mit dem Marathon-Sieger von 1972 und dem Silbermedaillen-Gewinner von 1976 - Frank Shorter - über die Lauflust zu schwärmen...

Als meine Tochter unterwegs war, wechselte ich - meiner künftigen Aufgabe bewusst  - zur "Ernährung des werdenden Vaters" einem Buch von Klaus Müller, das 1970 im Heimeran-Verlag erschienen war. Auch heute noch eine köstliche Lektüre für alle Väter in spe. Bei unserem zweiten Kind war ich dann  durch diese Diät schon so schwer, dass ich fortan auf dem Rennrad Gelenke schonend meine Runden drehen musste.

Wenn ich also zu den Läuferinnen und Läufern hinunter schaue, packt mich der blanke Neid. Denn erstaunlicher Weise hat sich dieses "losgelöst Sein" auf dem Rad trotz langer Strecken nie eingestellt...

Und noch ein Buchtipp zum Laufen: "Die Einsamkeit des Langstrecken-Läufers" von dem zu den "jungen Wilden" der britischen Literatur zählenden Alan Sillitoe.
Allan Sillitoe, der "Junge Wilde"
im Alter von 81 Jahren.
Im Jahr vor seinem Tod 2010

Mittwoch, 14. November 2018

Haushalten auf Italienisch

Das zu den führenden europäischen Industrie-Nationen zählende Italien hat, seit ich denken kann, immer am offenen Grab getanzt. Diese Mentalität hat sich bis heute nicht geändert. Bislang war der Staat in seiner Existenz für die meisten Italiener nur bei Diskursen über den Tresen der Espresso-Bar hinweg relevant. Danach ging jeder seiner Wege und machte sein eigenes Ding. Übertragen galt das auch für die Wirtschaft. Noch immer hadern sie mit dem EURO. In vielen Geschäften ist der Preis daher immer noch in Lire angegeben. Seit Europa mehr Einfluss gewonnen und der Klerus spürbar, an Macht verloren hat, ist das kommunale "Don Camillo&Peppone-Gezänk" von einst auf eine höhere Regierungs-Ebene verlagert worden.

Der Italiener per se ist ein politischer Mensch, wenn es Belange der anderen angeht.  Als Staatsbürger jedoch vernachlässigt er seine Pflichten gerne. Handwerker, Klein-Unternehmer und Bauern müssten bei dem, was sie versteuern, allesamt am Hungertuch nagen. Eines der größten Probleme auf dem Stiefel ist der Mangel an Steuer-Moral. Gäben alle, was des Staates ist, wäre Italien eines der reichsten Länder der Welt. Aber in dieser Beziehung sind den Cittadini der Staat  Wurscht oder besser Salami.

Da müssen erst Autobahn-Brücken und in Unwettern marode Straßenzüge weg gerissen werden, bis sie sich wieder auf den Staat besinnen. Soll keiner die Italienischen Verhältnisse mit der Situation im deutschen Osten vergleichen. Abgehängt ist hier nicht gleich abgehängt. Wäre in den Mezzogiorno jemals soviel investiert worden wie in den neuen Bundesländern, stünde Italien auch anders da.

Die Mafia - das darf man nicht unterschätzen - hatte im Klerus und bei der Democrazia Christiana stets viele Fäden in der Hand. Die Lega Nord, die den Süden Italiens für ein Übel hält, stärkt den industriellen Norden in einer Weise, die beim Haushalts-Streit mit der EU - durchaus gefährlich - Sinn macht. Wenn die Cinque Stelle ihre populistische Macht erhalten wollen, bremsen sie das nicht. So könnte es so kommen, dass ein von allen Schranken befreiter Norden so prosperiert, dass mit ihm sogar die Defizite des Staates ausgeglichen werden könnten. Zumindest ist das das aktuelle Versprechen der Regierung.  Mussolini hatte eine ähnliche Taktik angewendet.

Das wird eine Zerreißprobe für Europa, das nach Griechenland schwerlich nachgeben kann...

Montag, 12. November 2018

Ja, wo bleibt er denn?

Für das vergangene Wochen-Ende war ja Regen angekündigt. Es wurden nur die Dächer ein wenig benetzt. Jetzt liegt die Prognose für die kommende Woche wieder bei null Niederschlag. In unserer Zweit-Heimat Ligurien hat es an einem Wochen-Ende soviel geregnet, wie sonst im ganzen Jahr. Die Tal-Dörfer erlitten mancherorts erhebliche Schäden. Auch an der Riviera gab es Zerstörungen. Die Kammlage unseres Dorfes verhinderte allerdings Schlimmeres.

Landunter in der Dreiflüsse-Stadt Passau 2013
Foto Binder
Erinnern wie uns: vor ein paar Jahren  2013 hatten wir die heftigsten Überschwemmungen seit den Regulierungen der Fluss-Läufe in Deutschland. Heuer fehlt dem Rhein soviel Wasser, dass die Transport-Schifffahrt extrem beeinträchtigt ist.

Vor genau 800 Jahren begann die Geschichte der größten Katastrophen mit der Marcellus-Flut vom 16. Januar 1219. Geschätzte 50.000 Todesopfer waren damals zu beklagen. Der Tambora-Ausbruch  in Indonesien 1816 sorgte im Folge-Jahr in Europa für das "Jahr ohne Sonne" mit Schnee im Sommer und gravierenden Ernte-Ausfällen, die Hungersnöte nach sich zogen.
Rob Wood mit seinem zeitgenössischen  Gemälde
vom Ausbruch des Tambora

Vom Klimawandel wurde bei all den dicht aufeinander folgenden Katastrophen aber noch nicht gesprochen. Man nahm alle als von Gott gegeben hin - wie Donald Trump.

Der Unterschied zu heute: Meteorologen, Geologen und Physiker sind gemeinsam mit der prognostischen Daten-Verarbeitung auf einem Erkenntnis-Stand, der Fehl-Interpretationen kaum noch möglich macht. Und dann kommt noch die Geschwindigkeit des Nachrichten-Austausches dazu. Früher hätte die Nachricht von den verheerenden Waldbränden in Kalifornien Europa erst mit dem nächsten Post-Schiff  erreicht, Da war das  Drama dann schon so lange her gewesen, dass man vielleicht mit den Achseln gezuckt hätte.

Heute wissen selbst wir Laien dank Internet sofort, was Sache ist. Sogar den Erdbeben-Monitor und das Wetter-Radar können wir minütlich abrufen. Da ist ein Irrtum, dass es sich bei den aktuellen, globalen Katastrophen nicht um den beginnenden Welt-Untergang durch ein zerstörtes Klima handelt, so gut wie ausgeschlossen.

Aber wenn wir sehen, wie lange uns allein schon von die Diesel-Mafia eingenebelt hat, bleibt einem nicht viel Hoffnung, dass künftige Generationen unsere Erde noch retten könnten...

Freitag, 9. November 2018

Machen, was die Weltmacht macht?

Wenn die Menschen unserer Generation ehrlich sind, geben sie zu, dass ihr Leben bewusst aber auch unbewusst vom American Way of Life beeinflusst war. Bei mir ist das vermutlich noch ausgeprägter gewesen, weil ich einen Großteil meiner Kindheit und Jugend mit amerikanischen Kindern und Erwachsenen verlebt habe, Mein Vater hatte als Dienstwohnung ein Reihenhaus der Housing-Area im Münchner Stadtteil Grüntal zugewiesen bekommen.

Das Amerikanische war von acht bis 20 wie ein Fix-Stern für mich. Heimlich wollte ich so sein wie die lässigen Typen, die dort stationiert waren. Meine erste große Liebe war die Tochter zweier Nachrichten-Spezialisten - einer Chinesin und eines Schwarzen aus Baltimore. Sie war klein wie eine Puppe und sprach Deutsch mit einem lustigen hessischen Akzent, weil sie bei der Stationierung in Frankfurt das Licht der Welt erblickt hatte.

Ich schreibe diese Einleitung etwas länger, weil 1967 die Hochzeit des kalten Krieges war. Im Jahr meiner Konfirmation war kurz nach Ende der Kuba-Krise John F. Kennedy ermordet worden. Er war für mich Unwissenden ein Idol gewesen. Ich hatte sogar eine Langspiel-Platte mit seinen Reden.
In dem kurzen Jahr unserer Liebe wurde Martin Luther King, das Idol meiner Freundin, ermordet.

Das Thema Rassismus war anhand der jüdischen Freunde meines Vaters ausgiebig behandelt worden, deshalb hatte ich lange nicht kapiert, wie die Housing Area auf meine neue Freundin reagierte. Viele der weißen Freunde unter den Amis holten mich auf einmal nicht mehr zum Base- oder Football ab. Aber dass der jüdische General-Anwalt für Europa für dessen Familie ich immer gegen stolzes Trinkgeld  bei Partys grillte oder Getränke servierte, auf einmal meiner Dienste überdrüssig war, bohrte einen Pfeil in meine Unwissenheit.

Ich muss betonen, dass ich nicht wegen dieser immer häufiger erkannten, schleichenden Probleme mit meiner Freundin Schluss machte, sondern aus der Erkenntnis, da sie die hundertmal Intelligentere war. Sie sollte eben das Stipendium einer amerikanischen Elite-Uni ohne Rassen-Schranken annehmen.  Und ich war einfach zu jung, um sie zu begleiten...
Es war die schmerzhafte aber richtige Entscheidung. Denn später wurde sie eine herausragende Professorin und hatte trotz ihrer sechs Kinde noch Zeit für ihre Rolle als führende Kämpferin gegen die nur leicht angehobenen Schranken der Diskriminierungen.

Bei mir sollte die Wegfindung noch weitere fünf Jahre dauern, bis ich im Rahmen meines Berufes zum ersten Mal in die Vereinigten Staaten reiste. Von da an war ich beinahe jedes Jahr in den USA oder Kanada, und musste mich Schritt um Schritt mit meinem neuen Gesamt-Bild befassen. Denn bei meinem ersten Besuch fand das Impeachment  gegen Richard Nixon statt, und dann sah ich  während der Energie-Krise in den US-Metropolen den krassen Unterschied zwischen arm und reich, aber auch die Abhängigkeit von der gewohnten Prosperität. In Denver waren während einer strukturellen Wirtschaftskrise mal fast alle Läden in den Malls geschlossen, während mich dann in Pennsylvania schwarze Taxifahrer davor warnten, gewisse unsichtbare Grenzen in der Stadt wegen der dort herrschenden Gewalt nicht zu überschreiten.

Wer meine Blogs schon länger liest, weiß auch, dass ich den Friedens-Nobelpreis für Barak Obama für verfehlt und verfrüht gehalten habe.

Euphorien für US-Präsidentschafts-Kandidaten sind von PR-Profis schnell entfacht, aber Idole werden eben auch zügig von der Realität vom Sockel geholt.  Das kann Donald Trump nicht passieren, weil er sie einfach ignoriert oder schön redet. Heute im Zeichen seiner Administration wäre es also höchste Zeit, uns Europäer von der Hörigkeit zu emanzipieren. Ein Gegen-Gewicht bringt da aber nur ein geeintes Europa. Das muss jedoch gegen Regenten erkämpft werden, die im Moment versuchen, trumpiger zu sein als Trump.

Mittwoch, 7. November 2018

Süße Seuche Amazon

Weiß ich, dass Amazon dem Einzelhandel schwer zusetzt? Ja!
Weiß ich, dass die Versand-Macht traditionellen Versendern Dumping-Preise abzwingt? Ja!
Weiß ich, dass Amazon seine Mitarbeiter zum Teil so bezahlt, dass man von Ausbeutung sprechen kann? Ja das weiß ich alles, bin aber dennoch überwältigt von der Einfachheit der Idee und der Zuverlässigkeit der Lieferungen aus einem breiten Angebots-Spektrum.

Dabei verstecke ich mich bestimmt nicht hinter dem Alter, auch wenn mit jedem Jahr die Radien kleiner, und meine Argumente pro Amazon größer werden.
Es waren zunächst kleine Dinge, die einen großen Weg und langes Suchen von mir verlangten. Geduld und Shopping-Begeisterung - vor allem wenn es um Kleidung geht - waren bei mir nicht sonderlich ausgeprägt. Um ehrlich zu sein, Umkleide-Kabinen lösten bei mir Schweiß- und Panik-Attacken aus, zumal ich mich wegen meiner Figur im Mode-Angebot immer als Außenseiter fühlen musste.
Amazon löste mein Größen-Problem. Bis jetzt habe ich nicht einmal umtauschen müssen. Damit hatte mich der Konzern am Haken, ich weitete meine Bestellungen aus auf Dinge, die wir schleppen müssten. Ich schreibe wir, weil ich mittlerweile auch meine Frau mit ein beziehe. Das schneidende Argument waren ihre Sekt-Marken. Zwar hat sie nur etwas über 150 Meter zum Supermarkt, aber da sind sie nicht immer preiswert vorrätig.
Längst haben sich die Boten daran gewöhnt, dass sie die Kisten zu uns hoch bringen müssen, denn ich profitiere vom überbordenden Wein-Angebot. Wir sind da ja ein wenig komisch.

In Italien trinken wir italienische Weine, in Deutschland ausschließlich deutsche. Der nächste verlässliche Weinhändler ist sechs Tram-Stationen entfernt, und Parkplätze findet man dort auch nicht.
Meinen Lieblings-Weißburgunder und meinen fränkischen Riesling könnte ich bei chronisch werdender Sucht auch im Abo bestellen.

Bis jetzt hat Amazon bei Lebensmitteln noch kein preiswerteres Angebot, aber das ist nur eine Frage der Zeit, bis er sich Lieferando und Konsorten einverleibt.

In der Welt von Morgen, die ich mit Sicherheit nicht mehr erlebe, befürchte ich die Welt-Herrschaft von Google und Amazon, weil ihnen allein durch Bewegungs- und Kauf-Profile eine nicht mehr zu kontrollierende Macht zuwächst. Wieso das? Weil der Mensch ein Faultier ist!

Gerade habe ich in die Suchmaschine "Bilder von Amazon" eingegeben. Statt Firmen-Fotos fand ich das Kunst-Angebot des Versenders.


Montag, 5. November 2018

Esambe Hanakita Kojima

Ihr Name war länger als ihre Größe. Nun ist die Winz-Insel verschwunden, und man kann weder IS noch Taliban die Verantwortung zuschustern. Selbst die Japanische Marine trägt keine Schuld. Sie hatte das unbewohnte Eiland erst vor gar nicht langer Zeit entdeckt und seine strategische Bedeutung für den Fischfang hervor gehoben. Denn Kojima lag nahe an den von Russland annektierten Kurilen, die Japan schon lange zurück haben will.

Ja, und jetzt ist Japan das Inselchen auch noch abhanden gekommen. Es läge nahe die Russen zu verdächtigen, aber tatsächlich hat sie das Meer geboren und jetzt wieder verschlungen. Gibt es einen schöneren Beweis, dass die Natur uns eines Tages platt macht?

Freitag, 2. November 2018

Bei allen Heiligen!

Gestern war die Großfamilie - wie es hier Brauch ist - an den Gräbern der Verstorbenen. Vorher wurden diese noch schön rausgeputzt. Ich habe in einer Gaststätte auf sie gewartet, weil ich nach Möglichkeit Friedhöfe vermeide. Als Agnostiker verstehe ich zwar das Gedenken, aber nicht der Hype, der darum gemacht wird.

Beruflich hatte ich mit vielen Gedenk-Ritualen zu tun. die Bataks am Lake Toba auf Sumatra, klettern eine verwegene Felswand hoch und stellen farbige, den Verstorbenen ähnelnde, Holzpuppen in Spalten. Die Aborigines lassen ihre Verstorbenen in Baumkronen austrocknen und malen die Mumifizierten später mit Farben an. Sie warten auf eine ganz bestimmte Sternen-Konstellation, um die Toten auf die Reise zu schicken. Zumindest war das bei einem Tribe so, bei dem ich die Ehre hatte, ihn besuchen zu dürfen.

Die lustigste Friedhofs-Nacht hatte ich bei Toussaint auf Guadeloupe. Nach karibischem Brauch geht die bunt gekleidete Restfamilie mit Snacks und Rum bepackt zu den Gräbern und macht dort ein heiteres Picknick, bei dem sie die Verstorbenen hoch leben lassen.

Wie alles, was besonders oder bizarr ist, hat natürlich auch der Tourismus sich solche Riten einverleibt; wie den "Tag der Toten" Dia de los Muertos in Mexiko.