In der vergangenen Woche hätte der Blogger eigentlich stündlich etwas zu schreiben gehabt. Aber dann ist ihm aufgefallen, dass seine Sichtweise der Dinge offenbar immer mehr zu einer Minderheiten-Meinung wird. Das Netz der Manipulation, in dem ja nicht nur er zappelt, wird offenbar nicht länger wahrgenommen oder es beengt die Mehrheit einfach nicht mehr.
Deshalb nur in Kürze, was ihn beschäftigt hat:
1.Putin
Ein ansonsten ausgeschlafener Fernsehjournalist wie WDR-Chefredakteur Jörg Schönborn bittet Vladimir Putin vor der Eröffnung der Hannover-Messe zum ARD-Interview und wird vorgeführt wie ein Volontär beim ersten Kamera-Training. Daraus muss man zweierlei Erkenntnis gewinnen: Dass erstens die Ausbildung als KGB-Agent der des öffentlich rechtlichen Fernsehens in Deutschland haushoch überlegen ist. Und zweitens ist etwas passiert, was ja gerade vermieden werden sollte, dass einem der vermeintliche Diktator auf einmal als irgenwie sympathisch vermittelt wurde. Putins Antworten kamen so schnell und präzise, dass der Übersetzer nicht nur Mühe hatte, sondern auch noch verhöhnt wurde, als Putin mitten im Interview seinen Ohrenstöpsel für die Übersetzung der Fragen Schönborns herauszog. Eine Demonstration des fließend Deutsch sprechenden Russen, die Schönborn die wohl größte Niederlage des Deutschen Journalismus seit Claus Klebers ZDF-Interview mit Teherans ebenso glatter "Totalität" Mahmud Ahmadhinejad bescherte...
Dass Putin ein cooler Hund ist, bewies er wenig später bei der Barbusen-Attacke der Femen-Damen während des Messe-Rundgangs mit Angela Merkel. In der Schrecksekunde, in der alle in der Begleitung ungehalten oder leicht erschreckt reagierten, grinste der Präsident und schaute wenig überrascht auf das, was ihm da an nackten Tatsachen präsentiert wurde. Wer sich die Aufzeichnung der Attacke ein paar Mal anschaut, bekommt die Gewissheit: Er war vorbereitet, weil er von der Attacke wusste.
Ein paar Zwischentöne in den aalglatten Putin-Antworten über den inneren Zustand Russlands erinnerten mich übrigens an die Tage als Gorbatchows humanistisch geprägte Glasnost-Regierung zu scheitern drohte und der vermeintliche Retter Boris Jelzin auf dieser Schwächung in der Folge seinen Neo-Zarismus aufbauen konnte. Die Geschichte wird die Nachfolge-Generationen vielleicht eines Tages lehren, dass Putin zum richtigen Zeitpunkt das Richtige tun musste, um das Riesenreich zusammen zu halten.
2. Markus Wolfs Sohn
Auf wie viel realem Fundament die Paranoia von Johannes Goerz, dem Alter-Ego des Bloggers, frühzeitig basierte, kann im Posting vom 15. März 2011 unter dem Titel "Vom Netz" nachgelesen werden. Das Offshore-Leaks-Thema gibt nun gut zwei Jahrzehnte später eine Teilantwort auf die in diesem fiktiven Beitrag gestellte Frage, wohin die Stasi-Millionen und die Spitzen-Agenten des Netzwerkes verschwunden sind. Der Apfel fällt auch bei Meisterspionen nicht weit vom Stamm: Franz Thomas Alexander Wolf, Sohn der DDR-Intelligenz Markus Wolf, ist als weltweiter Funds-Manager von 60 Milliarden aus dubiosen Quellen enttarnt. Das "Phantom" - wie er medienwirksam genannt wird - operiert unbehelligt von Gibraltar aus und versorgt neben russischen Oligarchen vermutlich auch die vielen untergetauchten Netzwerker...
3. Per Steinbrück
Selbst in der eigenen Partei wird er als Pannen-Peer verhohnepipelt. Dabei sind alle "Pannen" bislang aus dem Zusammenhang gerissene und in ihrer Bedeutung überhöhte Fragment-Zitate gewesen, die die Medien - allerdings unisono - mit dem Ziel vorsätzlicher Beschädigung aufgebauscht haben. Steinbrück hätte beim Programm-Parteitag zurück treten müssen, denn diese Beschädigungen und das schlechte Standing in den Medien wird er bis zur Wahl nicht mehr los. Was nicht sein Fehler ist, sondern der des gnadenlos schlechten Strategie-Managements der SPD. Das unter anderem auch nicht verhindert, dass die Regierung sich schamlos jeden Themas bemächtigt, das die Sozis bislang im Programm hatten. Jüngstes Beispiel zur Integration: Der getrennte Sportunterricht von muslimischen Mädchen und Buben, der nach Steinbrück zu empfehlen wäre gegenüber religiös bemäntelten Entschuldigungen, der körperlichen Ertüchtigung fern zu bleiben. Am lautesten krähten die Gockel vom Misthaufen der freistaatstragenden CSU-Presse. Ja haben denn alle vergessen, dass noch in den 1960er Jahren vom katholisch dogmatisierten Bayerischen Kultusministerium der getrennte Sportunterricht an gemischten Schulen in Bayern von der Volksschule an generell vorgeschrieben war? Der Blogger selbst erinnert sich noch gut daran, dass er die Klassen-Kameradinnen bis zur teilweise recht sehenswerten "mittleren Reife" nur bei den Bundes-Jugendspielen im ebenfalls vorgeschriebenen Gymnastik-Anzug zu sehen bekam...
4. Frauenquote
Der Blogger, der in der Frage selbst zwiespältig ist, aber sich gerade deshalb aus allen Richtungen informiert, möchte zu dem gestrigen, "wohlfaulen" Kompromiss der Regierungskoalition nur folgendes anmerken: In dem fünf minütigen Beitrag der ZDF-Tagesthemen hierzu gab es jede Menge Stimmen aus den Reihen der Regierungsparteien, aber nicht ein Statement aus den anderen Lagern des Parlamentes, die dieses Thema ja so stark angeregt hatten, dass es in den Koalitionsfraktionen jede Menge Abweichler gegeben hätte.
Wie gesagt, das Netzwerk der Manipulation hat sich schon dort eingehakt, wo es am wenigsten vermutet wird. Also genau zuhören und hinsehen!
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