Heute war mein mit dem Computer-Zeitalter stets in erster Reihe Schritt haltender, einziger Sohn zum Frühstück im Glashaus und sprach wieder einmal davon, wie meine Blogs eine größere Leserschaft erreichen könnten: Indem ich täglich poste und sie mit Facebook "verlinke" oder eines der zahlreichen Verknüpfungsangebote annehme, mit denen mich mein "Host" Google ungefragt versorgt. - Nein! Die Zahl meiner Follower sei einfach lächerlich, meint mein Lieblingssohn.
Mir hingegen gefällt die Überschaubarkeit meines "Leserzirkels". Ich finde es toll, dass ich die meisten der Leser persönlich kenne, dass sie mir lieber eine Mail schicken, als einen öffentlichen Kommentar zu posten. Oder, dass sie mich anrufen, um mich zu fragen, was ich mit einem vermeintlich "erfundenen" Begriff gemeint habe, obwohl der gar nicht von mir stammt und sogar längst in Wikipedia erläutert wurde; wie beispielsweise Entschleunigung.
Wer schreibt, der bleibt! Der alte Satz mag schon stimmen, wenn einer Angst hat in Vergessenheit zu geraten. Ich hätte eher Angst, wieder der alten Hektik zu verfallen, wenn ich aus Gefallsucht, ständig nach der Statistik schielte, die natürlich für die gefälligeren "Briefe von der Burg" tatsächlich doppelt so gut ausfällt. Sogar wenn ich seit Anfang Januar dort nichts mehr gepostet habe.
Wenn es für mein Geschreibsel überhaupt ein Credo gäbe, dann höchstens die Vorstellung, dass aus dem Kontrast zwischen der Berg-Einsamkeit auf der Burg und der urbanen Hektik des Glashauses ein persönliches Zeitdokument entsteht, dem man später etwas Zeitgeist entnehmen könnte.
Aber natürlich ist auch Eitelkeit im Spiel, wenn seit neuestem Zugriffe über die Google-Bilder-Datenbank erzeugt werden, weil meine Fotos und Gemälde, die ich zu manchen Texten gepostet habe, automatisch dort gelandet sind (Suchbegriff "Bilder zu Briefe von der Burg"). Vielleicht überdauern die mich ja dort...
Aber jetzt zur Hauptsache:
Es wird ja immer gesagt, München sei die nördlichste Stadt Italiens. Und - obwohl es heute wieder nur acht Grad hat - war der vergangene Freitag hier mit 28 Grad der erste Sommertag. Und da habe ich in Vorbereitung auf den Wechsel nach Italien, gleichmal einen Entschleunigungsprobelauf für die italienischen Momente im Leben gemacht.
Habe drei Stunden unter einer bereits zart ergrünten Kastanie im "Osterwald-Garten" Zeitung lesend und eine vorzügliche Flasche Würzburger "Stein" vertilgend beim Mittagessen verbracht (aufgeschäumte Bärlauch-Spargel-Creme gefolgt von einem frischen, krossen Saibling vom Grill mit Gemüse-Kartoffeln). Das ganze zu einer Qualität und einem Preis, der im Vergleich zu meinen Stammkneipen an der ligurischen Küste unschlagbar günstig war. Auch dass mich meine fränkische Stamm-Bedienung in der ganzen Zeit nicht einmal angesprochen hat, um den Umsatz noch zu verbessern, passte ins positive Abschlussbild meines Aufenthalts hier in der "Landeshauptstadt des Freistaates". Am Ende entschuldigte sie sich sogar, dass sie mich dann noch einmal aus Versehen eine Viertelstunde mit der Rechnung hatte warten lassen.
"Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich von nichts weniger habe als von der Eile", beruhigte ich sie.
- Im Nachklang könnte das direkt mein Leitsatz zur Entschleunigung werden.
Alos, ich enteile dann mal. Italien hat ja eine neue, Europa gewogene Regierung. Steine habe ich hier genug geworfen, und wenn Ihr - liebe Leser - mögt, lest ihr mich ab dem 5. Mai wieder auf
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