So ist das nun einmal mit berühmten letzten Worten: Sie werden gerne in Zweifel gezogen, weil sie naturgemäß nur von Wenigen vernommen werden. Als unser Dichterfürst und Universalgenie Johann Wolfgang von Goethe sein betagtes Leben aushauchte, soll der, der dann sein "Mehr Licht!" als letzte Forderung kolportierte, gar nicht im Raum gewesen sein; sein Leibarzt Carl Vogel...
Der Blogger hingegen hat heutzutage den Vorteil, dass er sein letztes Seufzen schon mal posten kann. Da ich nicht plagiieren will, kann ich ja leider nicht nach "mehr Licht" verlangen, obwohl es meine Stimmung besser träfe, als das: "Jetzt reicht's mir aber!", das ich hier und heute vorsorglich und fürsorglich manifestieren möchte.
Ob es die Nachwelt letztlich interessiert oder nicht - gemeint ist mein - fürs Erste - letzter Aufenthalt hier in der Landeshauptstadt des Freistaates (München einfach nur München zu nennen, scheint ja langsam aus der Mode zu kommen). Im Glashaus eben, dessen gläserne Fronten seit vier Monaten nichts weiter vermögen, als das Alltagsgrau mit Regen und Schnee allenfalls in Schattierungen zu variieren. Selbst die Sommerzeit (was für ein Hohn!) konnte nicht für eine Aufhellung meiner Stimmung sorgen.
Um meine Aufbruchsstimmung zu dokumentieren, habe ich bei der Apotheke die Straße runter schon mal meinen Stapel Rezepte für den Halbjahresvorrat in Italien eingereicht. Der junge Apotheker, der noch von der Nachtbereitschaft übrig war und mein Prozedere daher nicht kennt, fragte nur erstaunt: "Was haben sie denn vor?"
Der kam mir gerade recht:
"Ich gehe jetzt wieder nach Italien. Mir reicht's! Dreieinhalb Monate und dabei nur drei Tage ein Anflug von Sonnenschein! Das können auch der Seehofer und der Ude nicht mehr schön reden. Von wegen weißblau! Dann noch diese Saukälte, bei der man nicht radeln kann. Und wenn man dann radelt und eine rote Ampel überfährt, weil man nicht festfrieren will, löhnt man auch noch 125 Euro und bekommt 'nen Punkt in Flensburg. Nee, mir reicht's jetzt aber!"
Der junge Apotheker, der ganz offensichtlich erhebliche Erfahrungen mit durchgeknallten Alten hat, entgegnete mir mit therapeutischer Ruhe:
"Also, wenn ich die Möglichkeit hätte, ich wäre auch lieber in Italien. Wieso sind Sie denn nicht schon längst abgehauen?"
Ja, wieso eigentlich nicht? Ich könnte natürlich wieder die maroden Kau-Werkzeuge der Zweitbesten als Grund ins Feld führen, aber so ganz stimmt das natürlich nicht. Auf der Burg kostet das Überwintern bei vier Haufen von Kalorien fressenden Stockwerken und meterdicken Trockenmauern, die rundum den Winterstürmen ausgesetzt sind einen halben Kleinwagen. Mit den Gaskosten für einen normal kalten Monat in Ligurien heizen wir hier im Glashaus das ganze Jahr. Wie in diesem Winter Advent und Weihnachtstage dort zu verbringen, ist echter Luxus.
Heute, an einem Tag, der hier endlich mal heiter bis wolkig begann, warnt die Titelseite der Abendzeitung vor enormen Nachforderungen bei den Heizkosten. - Wenn die wüssten.
Dabei wär's in Zeiten des Klimawandels doch so einfach, nur diese eine, kleine Teil-Forderung nach Erderwärmung zu erfüllen:
"Mehr Licht!"
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