Sonntag, 17. März 2013

Werte! Welche Werte?

Da ging aber ein Aufschrei durch die Welt des fundamentalistischen Islam: Hat doch der Iraner Mahmoud Ahmandinedschad glatt die Witwe Chavez bei der Beerdigung des venezuelanischen Comandante umarmt. Wo doch so ein Aushängeschild des fundamentalistischen Islams wie dieser mitunter grenzdebil erscheinende Präsident außer seiner eigenen Frau keines von diesen nachgeordneten Geschöpfen umarmen darf!

Die zweitbeste aller Ehefrauen, die ja bekanntlich die Meine ist, war einmal so nett, für eine Nachbarin im Umzugsstress den bei uns geborenen und aufgewachsenen Deutschtürken zu bekochen, der die Möbel geliefert hatte. Der junge Mann missachtete die ihm freundlich zum Willkommen dargebotene Hand mit den Worten:"Ich gebe keiner Frau die Hand".

Er pflanzte sich dann wie selbstverständlich ans Kopf-Ende unserer Tafel, verweigerte das eigens nach allen Regeln mit Rücksicht für ihn gekochte Mahl und begann wortlos eine Zigarette nach der anderen zu rauchen...während wir aßen.

Ich war zu perplex, um ihn im hohen Bogen rauszuwerfen: Einen Mann, der mit der von mir stets gerühmten Freundlichkeit seiner Landsleute gar nichts mehr zu tun hatte. Der deutsche Schulen besucht hatte, aber bei seiner gewerblichen Dienstleistung keine Rechnung ausstellt, um den Staat, der ihm auch seinen Pass gegeben hat, um die Steuer zu betrügen. - Das Antiberührungsdogma hinderte ihn allerdings nächtens nicht daran, unserer Nachbarin noch an die Wäsche zu wollen.

Ich bin beileibe kein Sarazin, aber in mir kochen seither die Fragen nur so hoch: Brauchen wir solche Landsleute? Sind sie am Ende nur Einzelfälle wie die Kids, die hier zwei Straßen weiter in die Weihwasser-Becken der Gemeindekirche pissen? Ist das Zwischenergebnis des sogenannten "Arabischen Frühlings" tatsächlich das, was sich die Frauen dort von ihm erhofft hatten?

Selbst unter Nasser war die ägyptische Frau schon weiter, wirkte unverschleiert  als Professorin, Journalistin oder Ärztin - wie übrigens auch die afghanische vor den Taliban. In meiner Jugend waren Damaskus und Beirut aufgeklärte Multikulti-Hochburgen, in denen die Geschlechter frei und mit hohem Lebensstandard gelebt, gearbeitet aber auch gebetet haben. Bei meiner Arbeit habe ich in Tunesien, Marokko und Mauretanien selbstbewusste Kolleginnen kennen gelernt, die unverschleiert zu ihrer Religion standen. Ich mag mir gar nicht vorstellen, unter welche Repressalien sie jetzt womöglich Journalismus betreiben - wenn überhaupt.

Polyhistorisch ist das Gift, das seit den 1970ern in den Islam geflossen ist und das ja auch das Bruder-Verhältnis von Sunniten uns Schiiten blutig belastet, kaum zu begründen. Gut, das mitunter imperialistische Eingreifen der immer ölgeilen "Schutzmacht" USA hat bestimmt für berechtigten Hass gesorgt, weil es ja letztlich unter fadenscheinigsten Begründungen bis heute auch nichts bewirkt hat.

Aber wir Europäer haben doch wohl ganz gehörig zum heutigen Wohlstand der Türken beigetragen und überwiegend vorbehaltlos als Zuflucht für Iraker, Syrer, Jordanier und andere Verfolgte aus dem Islam gedient. Die Versäumnisse bei der Aufklärung der NSU-Morde sind gravierend, aber dann wird aus einem schadhaften Fernseher dessen Brand in der Folge eine türkische Mutter mit ihren Kindern zu Opfer fällt ein Staatsakt, der propagandistisch so ausgeschlachtet wird, dass man sich nur noch wundern kann, wieso die Türkei bei all diesem Misstrauen uns gegenüber überhaupt noch den Beitritt zur EU anstrebt.

Die Crux liegt in der Übermittlung der Werte. Das war übrigens auch ein Phänomen bei der Wiedervereinigung unseres Landes, bei der viele Bürger der DDR glaubten, es stünde  ihnen unmittelbar nach dem Fall der Mauer all das zu, was ihnen vierzig Jahren ja nicht durch unsere Schuld vorenthalten wurde.

Bei der Integration der hier arbeitenden Nationen sind wir vielleicht nicht immer offensiv genug vorgegangen. Ein Kind wird erzogen, in dem man ihm Grenzen aufzeigt und Werte vermittelt, die im Zusammenleben der Familie und später in der Gesellschaft nachhaltig wirken.

Wenn Gastfamilien aus anderen Ländern in den eigenen vier Wänden nach mitunter überkommenen Regeln leben wollen, sollen sie das tun - so lange sie dabei nicht gegen unsere Gesetze verstoßen. Wenn sie diese aber militant nach außen tragen oder wie im Umgang mit Frauen dogmatisieren wollen, müssen wir rasch und bestimmt Einhalt gebieten. Also nicht die Verantwortung hierfür allein dem Gesetzgeber überlassen. Hier, in unserer Gesellschaft müssen für das Zusammenleben des Ganzen unsere Regeln gelten. 

Aber - in ihrer und für ihre Außenwirkung hat die Gesellschaft auch die Verpflichtung zur Integration. Von Gastfamilien, in denen alle erwachsenen Familienmitglieder in prekären Jobs schuften müssen, können wir kaum nach Feierabend noch eine Vermittlung unserer für sie unverständlichen Werte erwarten. 

Hier muss für die Zukunft angesetzt werden. Generell ist ja aus Eigeninitiative nicht das zu erwarten, was ich neulich hier im Glashaus erlebt habe. Ich will den Sinn dahinter nicht weiter interpretieren:

Auf der Gewerbe-Etage  bietet einer der bundesweiten Nachhilfe-Dienste für Schüler seine Programme an. Abends werden vor allem die Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund fürsorglich von ihren Eltern abgeholt. Ein noch junger Vater - äußerlich von Kleidung, Bart- und Haartracht seinen Salafismus signalisierend - holte da nicht etwa seinen Sohn ab, sondern wartete auf seine nahezu verschleierte Frau, die eine streng ins Kopftuch eingebundene Tochter im fortgeschrittenen Gymnasial-Alter im Schlepptau hatte...

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