Mittwoch, 13. März 2013

Minderheiten

Beim beflissenen Bildungsbürger lösen Minderheiten meist  eine gewisse Betroffenheit  und auch Beschützer-Instinkte aus. Aber zu einer Minderheit zu gehören, heißt ja nicht automatisch, dass man Unterdrückung oder Repressalien ausgesetzt ist.

Die Reichen und Super-Reichen Milliardäre dieser Erde, die noch nicht einmal ein Prozent der Weltbevölkerung ausmachen und doch gegen Ende dieses Jahres allein 25 Prozent deren Vermögens ihr eigen nennen werden, haben mit ihrer verschwindend kleinen aber stetig wachsenden Zahl sicher kein Problem. Minderheiten sind ja oft auch herrschende  Eliten...

In demokratisch geprägter Politik können Minderheiten sogar regieren oder durch Wahlen auch Mehrheiten werden. Wenn der Spitzenkandidat von der verschwindend kleinen Partei der Freien Demokraten beispielsweise am Wochenende behauptet, all die Segnungen der Regierungskoalition seien letztlich das Verdienst der FDP, kann er das unbeschadet tun, weil er zwar seine politische Heimat in absoluter Minderheit hat, aber im Bündnis eben ein Teil des Ganzen ist. CDU und CSU wären ohne die Gelb-Blauen eben auch eine Minderheit - zumindest im Parlament.

Dass  das gut so ist, zeigt das jüngste parlamentarische Negativ-Beispiel in Ungarn. Da hat die oppositionelle Minderheit einfach an der Verfassungsänderung nicht teilgenommen. Das war im Rückblick auf die eigene Geschichte allein schon der blanke Unsinn, denn schon einmal hat der Auszug der Minderheit Ungarn nach dem Ersten Weltkrieg aus der Monarchie in ein frühfaschistisches Regime abgleiten lassen. 

Das könnte jetzt wieder drohen. Und kein Europäer darf in solcher Erkenntnis zum Tagesgeschäft übergehen. Wer eine Verfassung durch Änderung zur Ermächtigung missbraucht, sollte das auf keinen Fall  ohne Gegenstimmen tun können, damit vor der Geschichte später wenigstens ein Zeugnis anderen Denkens abgegeben wurde -. Klingelt's da bei manchen?

Die Wahlbeteiligungen bei uns deuten ja auch darauf hin, dass die einst schweigende Minderheit kontinuierlich auf dem Weg zur schweigenden Mehrheit (Silent Majority, USA) ist, was ja im Umkehrschluss die Gefahr herauf beschwört, dass Wähler in die Minderheit geraten könnten. Konstant unter 60prozentige Wahlbeteiligungen in Deutschand sind ein schrilles Alarm-Signal.

In solche "Freiräume" stoßen nämlich allsbald nur allzu gerne Minderheiten, die durch Terror und Einschüchterung stimmenlose Mehrheiten beherrschen wollen. Damit können sie Wahlen dann quasi unfrei machen(Beispiel Weißrussland). Niemand sollte deshalb freiwillig auf die Möglichkeit verzichten, seine Stimme zu erheben, so lange er dies noch ungehindert kann. Leider sterben ja die langsam aus, die darüber den Jüngeren berichten könnten. War das wohl für ein Horror in jenen Zeiten...

Nach den jüngsten Statistiken der Landeshauptstadt gehöre ich übrigens jetzt auch zu einer Minderheit. Der Stadtteil, in dem das Glashaus steht und in dem wir mit zunehmender Begeisterung wohnen, weist nämlich mittlerweile über 67 Prozent Einwohner mit so genanntem Migrationshintergrund aus. Griechen, Türken und Russen sind am zahlreichsten vertreten, so dass sich letztendlich auch wieder eine Parität mit den "Einheimischen" ergibt. 

Das einheimisch habe ich übrigens in Anführungszeichen gesetzt, seit uns im Bürgerhaus ein Beamter betreut, der sein langes schwarzes Haar zum Zopf gebunden hat und reichlich Goldschmuck  trägt. Die Kleinigkeit von vier Üs in seinem Namen, weist auf eine türkische Abstammung hin, sein edles Bayrisch aber auf einen "gstandnen" Münchner. Wir sind eben absolut multikulti hier, und so gesehen ist keiner von uns in der Minderheit.

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