Montag, 27. Februar 2023

Putins Pseudologie phantastica

Dem Lügenbeutel glaubt man nicht, selbst wenn er manchmal die Wahrheit spricht!

Altdeutscher Sinnspruch


Mehr als Maskirovska: Putinocchios Pseudologie
Quelle:Twitter
Muss man vermutlich weit über die Hälfte der ahnungslosen Untertanen Putins bedauern, weil sie einem pathologischen Lügner aufgesessen sind? Hätte man den Deutschen, die ihm nicht gefolgt sind, Hitler verziehen?

Zumindest hat uns die Geschichte die zweite Frage beantwortet: Marshal-Plan, die Deutsch-Französische Freundschaft und das Engagement für ein geeintes Europa haben Deutschland nach dem Krieg wieder in eine erwartungsvolle Rolle gebracht. Bleibt dem Westen die Position, in der er barmherzig sein kann, dann muss man nicht um die Russen nach dem von ihrem "Zar" angezettelten Krieg bangen. Ich konnte leider bei Putins Rede an seine Nation die Lügen nicht mitzählen, weil ich kein Russisch kann. Deshalb hier der Link zum Faktenfinder der ARD:
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/russland-putin-rede-103.html

Derweil habe ich mich mal über ein mögliches Krankheitsbild des russischen Präsidenten schlau gemacht. Was kennzeichnet einen pathologischen Lügner, dessen Rede auf Narrativen aufbaut, die aus der Verschwörer-Szene stammen könnten?
War sie wirklich Putins Mutter?
Quelle: Stern

Psychologen nennen das häufige, zwanghafte Lügen Pseudologie oder Mythomanie, was Putins Reden besser träfe. Die Psychiatrie rückt das als Begriff  Pseudologie phantastica (Lügensucht) in den Bereich eines krankhaften Verhaltens. Dessen Basis verortet sie meist in einem nicht homogenen Verhältnis zu den Eltern. Putins eigene Legende weist in dieser Beziehung allerdings auf typische russische Eltern aus der Szene der Werktätigen hin. Der Vater habe im "Großen Vaterländischen Krieg" gekämpft, was ja russischen Lebensläufe generell immer noch aufwertet.

Seit 2015 weisen aber Nachforschungen darauf hin, dass Putin auch in Bezug auf seine Herkunft gelogen hat. Es könnte so gewesen sein, dass seine leibliche Mutter ausgerechnet Georgierin war und der Vater flüchtig. Das Ergebnis einer geheimen Blutabnahme bei der georgischen Putinova durch FSB-Leute wurde nie öffentlich...
https://www.n-tv.de/politik/Ist-Putin-der-Sohn-einer-Georgierin-article15059731.html

Freitag, 24. Februar 2023

Schätzing hat sich wohl nicht verschätzt

 

Ist das wirklich bald zwei Jahrzehnte her? 2004 habe ich mir sofort das Buch "Der Schwarm" von Frank Schätzing geschnappt und es in einem Zug durchgelesen. Jetzt wurde es zu einer TV-Serie verarbeitet, die bereits in der ZDF-Mediathek vorab zu sehen ist.
Verlag Kiepenheuer &Witsch

Ich möchte die Lektüre dieses Buches unbedingt vorab empfehlen. Unter Berücksichtigung des Zeit-Abstands möchte man danach das Werk eher als Weissagung denn als Science Fiction einordnen. Denn die neue Aufmerksamkeit hätte zu keinem passenderen Augenblick stattfinden können. In den nächsten Wochen soll nämlich eine Entscheidung fallen, ob der Tiefsee-Bergbau überhaupt sanktioniert werden darf, weil wichtige Mineralien auf dem Festland immer seltener und teurer werden:
https://www.tagesschau.de/wissen/forschung/tiefseebodenbergbau-meeresboden-manganknollen-rohstoffe-101.html

Frank Schätzing war ein echter Werbe-Profi, der zunächst eigentlich nur als Hobby kölsche Regionalkrimis schrieb, aber mit dem "Schwarm" muss ich ihn als technologischen und seherischen Autor auf eine Stufe mit Jules Verne und Stanislaw Lemm stellen. Sein Schreibstil ist literarisch derart anerkannt, dass er seit 2020 auch Mitglied im Deutschen PEN-Zentrum ist.

Dem Gesamtkunstwerk Frank Schätzing ist nur schwer zu widerstehen. Nicht nur, dass er aussieht wie ein "Cover-Boy" - er spricht auch noch so geschliffen, wie er schreibt. Und er ist ein Tausendsassa, der aus Neugier alles mitnimmt, um seine Themen zu unterfüttern. Sogar als Unterhosen-Model hat er schon posiert und dabei nichts von seinem beispiellosen Charisma verspielt...

Model für das Lable Mey











Wie finde ich jetzt nur einen Bezug zum heutigen, ersten Jahrestag der russischen Invasion?

Der Mensch ist schön, seine Intelligenz sollte ihn eigentlich zum Schützen seiner Welt befähigen. Aber immer wieder obsiegen die unmenschlichen Kräfte in Gestalt von Tod und Terror...

Mittwoch, 22. Februar 2023

Entputinisierung - wie soll die funktionieren?

 Da hat doch tatsächlich einer der Sicherheits-Experten auf der SIKO in einem Interview gesagt, er glaube, dass der Krieg in der Ukraine nur endet, wenn es eine "Entputinisierung gäbe... Damit eignete er sich eine Äußerung des ukrainischen Ex-Präsidenten Poroschenko an, die nichrt unumstritten ist.
Also in dem Sinne, wie es beizeiten eine Entnazifizierung, eine Entstalinisierung oder eine Entfranconierung hätte geben müssen. Aber Diktatoren wird man nicht so einfach los, wie ein Individuum sich enthaaren oder entlausen könnte. Meist kann man sich erst posthum an ihnen abarbeiten  Überhaupt birgt die Vorsilbe "ent" in sich ja auch Eigeninitiative.
https://www.youtube.com/watch?v=XWh_H54chrw

Zu Lebzeiten von Stalin ist es den Russen schon einmal nicht gelungen einen Blutsauger loszuwerden. Das ging erst, als nach dessen Tod alle Massenmorde an Widersachern und andere Kapitalverbrechen an seinem Volk nach und nach ans Licht kamen. Dass die Ukrainer zum Bespiel die von Stalin angeordnete Hungersnot nicht in Revolte ummünzen konnten, verdankten sie dem Kader-Gehorsam der ukrainischen Apparatschicks. Deren Korruptheit reicht ja zusätzlich schwächend bis in die aktuelle Beschaffung für die kämpfende Truppe.

Den sogenannten "Holdomor", bei dem 1933/32 schätzungsweise sieben Millionen Ukrainer elend verrecken mussten, wenn sie sich nicht gegenseitig aufgegessen oder Kannibalismus an den Leichen der ihrigen begangen hätten, konnte überhaupt erst nach dem Zerfall der UdSSR aufgearbeitet werden. Er ist keine cineastische Meisterleistung, aber sehenswert ist der ein wenig pathetisch geratene Film "Bitter Harvest" aus dem Jahr 2017 allemal..

Von wegen Brudervolk. Alles was im Verhältnis Russlands zur Ukraine
brüderlich war, ist ein Ergebnis des gleichen Propaganda-Hammers gewesen, den Putin nun wieder auf die Ukrainer und sein eigenes Volk herunter krachen lässt.

Aber zurück zur "Entputinisierung": Nach stalinistischem Vorbild hat sich Putin doch längst abgesichert, und das Propaganda affine Proletariat sieht in ihm wieder einen Helden der gegen die Nazis und die amerikanischen Kapitalisten kämpft. Er gibt dem Westen die Schuld am Krieg und belächelt dessen Sanktionen, als stünden ihm unerschöpfliche Mittel zur Verfügung. Keiner weiß ja auch wirklich, woraus die linientreuen Oligarchen ihre zum Teil abnormen Vermögen generiert haben.

Solange Zar Putin als vermutlich reichster Mann der Welt teilt und herrscht, bietet ihm sein kapitalistischer und kapitalträchtiger Kordon einen undurchdringbaren Schutz. Außerhalb dieser konzentrischen Kreise haben die Jahrzehnte seiner Turbo-Wirtschaft offenbar soviel Substanz verdichtet, dass bislang auch alle Sanktionen des Westens wirkungslos bei seinen Untertanen verpufft sind. Und da den Russen als Volk historisch immer wieder erheblicher Blutzoll abverlangt wurde, werden sie im Kampf gegen die böse Ukraine auch nicht murren.
Oder haben sie bloß keine Stimme?

Karikatur von Watson

144 Millionen Russen stehen zwar 343 Millionen EU-Bürger gegenüber. Während die Russen aber Zeit und Raum hätten, sich zu verteilen, stünden sich die Europäer bei einer Ausweitung des Krieges   auf die EU räumlich gesehen gegenseitig auf den Füßen:

Landfläche Russland 17.100.000 qkm zur EU-Gesamtfläche 4.233000 qkm. Napoleon und Hitler - die unendliche Weite wird wohl wieder einmal dafür sorgen, dass Russland konventionell nicht besiegt werden kann. Das macht die nukleare Auseinandersetzung früher oder später durchaus denkbar...


Montag, 20. Februar 2023

Wohnen als Grundrecht

 Wo sollen nur all die Wohnungen herkommen, die weltweit gebraucht werden? Nicht nur Nahkriegserfahrungen und Naturgewalten sind mit ihren unbeschreiblichen Zerstörungen verantwortlich, sondern auch  der immer weiterwachsende Antagonismus von Wohlstand gegen Wohnungsnot - auch in nicht derart betroffenen Regionen.

Im Berliner Wahlkampf war bezahlbares Wohnen eines der Hauptthemen, aber in ganz Deutschland hängt der Wohnungsbau hinterher. Der Krieg in der Ukraine und seine Auswirkungen verlangt unserer Gesellschaft ja immer mehr ab als das vorher schon unausgeglichene Gefüge verkraften kann. Es ist aber sicher nicht hinnehmbar, dass einige Populisten dies auf die Formel "Wohnungen statt Waffen" herunter brechen.

Die Massen-Migration aus dem Ukraine-Krieg und jetzt auch noch aus den vom Erdbeben zerstörten Regionen muss ja nicht nur vom immer noch reichen Deutschland bewältigt werden, aber die EU erwartet auch hier von uns eine Vorreiter-Rolle.

Auf der Suche nach Lösungen im Unlösbaren;
Klara Geywitz in rot mit Delegation
Quelle: tagesschau.de

Während auf der SIKO von München bei weltweiter Kriegsbedrohung erstmals mit realer Substanz diskutiert werden musste, flogen die Israelis Angriffe auf Syrien, und eine deutsche Delegation von Wohnungsbau-Experten begleitete Ministerin Geywitz nach Helsinki.

Die Finnen, die ja nun auch in die NATO wollen, weil sie wieder einmal die russische Bedrohung spüren, haben seit den 1980er Jahren wegen vieler toter Obdachloser in den damals noch harten Wintern das Wohnen für ihre Bürger zum Grundrecht erhoben. Ihr "Housing-First-Programm" war in erster Linie national und ging eben noch nicht von heutigen Migrationszahlen aus. Die darin geschaffenen und angewandten Strukturen lassen sich aber auch bedingt auf dichter besiedelte EU-Länder anwenden.

Hat durch "Housing First" die wenigsten Obdachlosen in Europa:
Finnland mit seiner Hauptstadt Helsinki
Quelle: futuroprossimo
Wenn die schurkischen Jongleure auf dem deutschen Wohnungsmarkt die freie Marktwirtschaft bis zum geht nicht mehr ausreizen, muss der Staat entweder neue Gesetze erlassen oder die Kontrolle über den "sozialen Wohnungsbau" zurück gewinnen. Beides verhindert die aktuelle Lobby-Politik.

Das Wohnen als Grundrecht setzte natürlich den Staat erheblich unter Zugzwang. Die Finnen haben diese Bringschuld auf gemeinnützige Organisationen verlagert, die qua Gesetz finanziell von den allgemeinen Profiteuren und einschlägigen staatlichen Quellen versorgt werden . Und die Selbstverständlichkeit hat aber - wie die deutsche Delegation unter Führung von Klara Geywitz lernen musste -  auch einiger Jahrzehnte bedurft.

Wachstum bis in die Wolken:
Die Deutsche Bank
Quelle: pixabay

Als gleichalt mit unserer Bundesrepublik und über fünf Jahrzehnte bekennender Wechselwähler, wage ich die Prognose, dass beim Spender-Volk Nummer Eins so eine allgemeine Finanzierung zur Bekämpfung der weiter wachsenden Wohnungsnot nicht funktionieren wird. Der Grund: Die nächsten Generationen  - so si sie nicht erben -werden bei der hoch verschuldeten, staatlichen Haushaltslage und den allein profitorientierten Banken keine Chance haben, sich durch ihre Arbeit eigene vier Wände anzuschaffen; geschweige denn werden sie es dann tolerieren, dass anderen ohne eigenes Zutun abgesicherte Wohnverhältnisse haben.

Zur Erinnerung: Deutsche-, Dresdener- und Commerzbank hätten ohne unsere Steuergelder zum Nullzins während der Finanzkrise nicht überlebt. Von ihren pandemischen Rekordgewinnen aus 2022 wird der einfache Bürger jedoch auf lange Zeit keinen Cent zu solch günstigen Bedingungen bekommen...

Freitag, 17. Februar 2023

Das Ende der Prohibition war der Anfang vom Drogenrausch

Heute vor 90 Jahren wurde durch den Blaine Act das Alkohol-Verbot in den USA wieder aufgehoben. Abgesehen davon, dass in den Speak Easies, den Flüsterkneipen, ohnehin bis zum Umfallen weiter gesoffen worden war, wirkte die Prohibition aber auch als Reaktionsbeschleuniger für das Entstehen mafiöser Strukturen.

Bei amazon auf Lager

Zur Zeit gibt es ein gutes Dutzend Statistiken, die sich wegen Corona und unterschiedlicher Kriterien zum Teil erheblich widersprechen, bei denen das "Mittel-Maß" der Amis bestätigt wird.

2016 lagen einer WHO-Studie zufolge die Vereinigten Staaten beim Pro-Kopf-Verbrauch des aus den Getränken rausgerechneten, reinen Alkohols mit 9,8 Litern am Beginn des Mittelfeldes in der Weltweiten Statistik (Zum Vergleich Deutschland lag da mit 13,4 auf Platz 5). 

Wir wissen durch Dokumentationen längst, dass die Mafia ziemlich bald, nachdem sich Alkohol-Schmuggel nicht mehr lohnte, das Suchtpotenzial der US-Bürger mit diversen Drogen in ihren eingespielten Mustern bediente. So bereiteten sie unter dem schwarzen Schatten des Zweiten Weltkrieges den größten Drogen-Markt der Welt. Es sind  aber heute längst internationale Kartelle die ihr Geschäft aus dem Dark-Net von  überall her steuern können. An der Oberfläche sah man nur die süd-und mittelamerikanischen Großproduzenten, was den Migrationsgegnern vor allem in der Trump-Ära soviel Munition lieferte, dass im Windschatten der um sich ballernden "Drug Enforcement Administration" (DEA) die US-Pharma-Industrie quasi kaum beachtet und vor allem vermeintlich legal die wohl schlimmste Welle von als Schmerzmittel getarnten Rauschgiften ins Rollen bringen konnte: Die sogenannten Opioide.

Quelle: dreamstime com
Fentanyl ist eine Substanz die 50mal stärker wirkt als Heroin und in gefälschten Schmerzmitteln, die bezeichnender Weise meist aus Mexico kamen, in einer Überdosis schneller zum Tode führte als alle anderen Rauschmittel zuvor. Zwischen Juli 2021 und Juni 2022 starben über 100.000 Amerikaner auf Rezept, weil sie von Präparaten wie Oxicodon, Tramadol und Hydrocodon zuvor opioidsüchtig geworden waren. 
Kurz vor Weihnachten 2022 beschlagnahmte die DEA 379 Millionen tödliche Dosen. Genug um alle Bewohner der USA damit umzubringen. Kein Zweifel - die Maßnahmen zur Einschränkung der Covid-Pandemie waren noch einmal ein zusätzlicher Katalysator für die neu initiierten Süchte. Dass hinter dem Fälschen zugelassener und rezeptfreier Medikamente starke Organisationen stehen müssen, wird immer deutlicher. Die DEA bezichtigt China, das Fentanyl im großen Stil den mexikanischen Produzenten zur Verfügung zu stellen.

Purdue Pharma, das stark für
 
Oxycodon warb, wurde im
 Zuge der Opioidkrise
 zu einer Strafzahlung von
 634,5 Millionen 
US-Dollar
 verurteilt
Quelle: wikipedia
Kommt da wieder eine Prohibition auf die US-Bürger zu, sollten die drastischen Milliarden-Strafen die bereits über amerikanische Pharma-Riesen verhängt wurden, allein nicht reichen?

Eines ist sicher, die Jahre der Prohibition haben jedenfalls nichts daran geändert, dass Alkohol  heute immer noch als Folge-Ursache an Nummer drei der US-Sterbe-Statistik rangiert. 2022 starben im "Land of The Free" 98.000 Menschen an den folgen ihres Alkohol-Konsums...

Mittwoch, 15. Februar 2023

Die neue Arithmetik der Politik

 Niemand stört sich daran, dass Politiker - durch Partei-Disziplin genötigt - immer wieder Schwierigkeiten mit den Grundrechenarten haben. Dafür gibt es ja Hochrechner und Statistik-Grafiker. Was mir aber bei der Live-Berichterstattung zur Wahl in Berlin sauer aufgestoßen ist, dass war der Umstand wie die eigenen, auf den Bildschirm projizierten Zahlen interpretiert wurden.

Dass CDU-Landeschef Kai Wegner sich im Rausch seines Zugewinns als Wahlsieger fühlt, ist sein gutes Recht. Genauso wie es ihm zusteht, von sich aus Sondierungen zu einer möglichen Koalition unter seiner Führung anzukündigen. Denn das sollte taktisch ja das Bild der neuen Stärke der Christdemokraten durch den Abend bringen. Aber mit dem Narrativ, die rotgrünrote Regierung sei durch seinen Punktsieg allein wegen der hohen Verluste der SPD abgewählt worden, hat er sich eindeutig - von der ersten Hochrechnung an -nicht als Mathe-Genie geoutet. Denn die Verluste der bisherigen Koalition, die sofort für sich beanspruchte, weiter machen zu wollen, bezifferten sich ja insgesamt nur auf 5,4 Prozent. Bei einer in dieser Krisenzeit lächerlichen Wahlbeteiligung von nur 63 Prozent und mit 28, 23 Prozent von einem Erdrutsch-Sieg zu prahlen, ist reines Politiker-Bohei. Die CDU konnte ja noch nicht einmal ein Drittel der abgegebenen Stimmen verbuchen!

Schlimm nur, dass die statistisch nachweislich immer weiter zur CDU hin rückende Polit-Moderatoren-Riege des ZDF diese Legende von der Abwahl einen ganzen Wahlabend lang aufnahm, obwohl ja hinter ihnen die Balken für die Stimmanteile starr blieben. Infolge dessen, bissen sie sich auch deutlich verärgert bei den Partei-Spitzen die im Wahlkampf ja schon die Tendenz zur Fortführung der Koalition betont hatten, immer wieder die Zähne aus. Die mehrfach durch gleiches Nachfragen versuchte Keiltreiberei von Journalisten, die eigentlich zur Neutralität verpflichtet sind, war ein öffentlicher Beleg dafür, wie verkommen Journalismus in diesen Zeiten ist.

Hier noch einmal zur Erinnerung, dass Zahlen nicht lügen:


Mehrheiten finden und in Regierungen zu binden: Nur so funktioniert die parlamentarische Demokratie.
Eine simple Folge von Addition und Subtraktion, die somit auch den Stimmen der Wähler entspricht.
Grafiken: Tagesschau

Die satte Mehrheit für rotgrünrot im Berliner Abgeordneten sieht statistisch mehr nach einer Abmahnung aus, als nach einer Abwahl. Immerhin gingen ja fast 60 Prozent der abgegebenen Stimmen auf die Konten der alten Regierung.  90 Abgeordnete zu 52 - es sei denn die Partei der Angstmacher tut sich doch noch im gemeinsamen Geiste mit der AfD zusammen...

Ich persönlich bin geneigt Franziska Giffey anzurechnen, dass sie nur 13 Monate Zeit hatte, um den sumpfigen "Bärenzwinger" auszumisten. 13 Monate von denen zwölf ganz im Zeichen des Krieges und der mit ihm verbundenen Flüchtlingswelle standen, die die Bundeshauptstadt am heftigsten traf.
Quelle: geolino
verändert durch CD


Dennoch, in der politischen Hygiene muffeln Verlierer eben. Sie sollte vielleicht nicht darauf beharren, um jeden Preis im Amt bleiben zu wollen. Neue Köpfe bei Grün und Rot könnten dem verächtlich gemachten "Weiter so" vermutlich wirkungsvollere Impulse für die Sisyphos-Arbeit geben, unsere Hauptstadt wieder erstrahlen zu lassen.
Quelle: pixabay

Montag, 13. Februar 2023

Vom Erträumten

Quelle: Traumdeutung

Unsere Sprache ist schon manchmal ziemlich unlogisch. Zum Beispiel erträumt sich kaum etwas im Schlaf, sondern es bedarf des Wachzustandes für die Verwirklichung konkreter Wünsche. Einer der wenigen Vorzüge am Alter ist, dass die Tagträume sofort als "Schäume" erkannt und mangels noch zur Verfügung stehender, zeitlicher Perspektive belächelt werden können.

Tatsache ist, dass man sich nach und nach von früher Erträumtem und dann vielleicht Realisiertem verabschieden muss. Das schmerzt eine gewisse Zeit. Aber auch Verluste vergisst man mit den Jahren irgendwann. Jeder muss sich damit arrangieren. Ob Konfuzius den folgenden Spruch wirklich so formuliert hat ist fraglich, aber ich bezweifle, dass er ihn wirklich allein auf den Tod gemünzt hat. Auch das konfuzianische Denken basiert ja auf einer Art Wiedergeburt.

Konfuzius
Quelle: National Geographic

Schöne Tage: Nicht weinen, dass sie vorüber, sondern sich freuen, dass sie gewesen...

Neulich war ich zum Essen mit einigen ehemaligen Skikameraden. Wie alle sind im gleichen Alter und jeder hat ein Zipperlein, dass ihn körperlich derart einschränkt, dass er seinem Lieblingssport ade  sagen musste. Trotzdem haben wir die ganze Zeit über die Abenteuer auf Ski schwadroniert, die wir zum Teil gemeinsam erlebt haben. "Weißt du noch - diese rauschende Frühjahrs-Abfahrt. Von oben bis unten Firn, und am letzten Hang sind bei jedem Schwung die Himmelschlüsselchen weg gespritzt..."

Das "weißt du noch" ist ein wesentlicher Faktor, der von Jahr zu Jahr zunimmt und uns bis zur unvermeidlichen Demenz erhalten bleibt, wenn uns der Tod nicht vor ihr bewahrt. Erinnerungen sind gelebtes Leben, und ich schäme mich nicht mehr, dass sie oft das einzige sind, was ich noch groß erzählen kann.

Meine Mutter, die fast genauso viel von der Welt gesehen hat wie ich, hatte ein tolles Rezept zum Einschlafen. Vor allem als mein Vater zum Ratschen nächtens für das "weiß du noch" nicht mehr neben ihr lag:
Sie rief sich in alphabetischer Reihenfolge alle Länder und Städte auf, die sie bereist hatte. Das ging meist immer nur ein paar Buchstaben weit. Aber sie konnte sich in der folgenden Nacht immer noch erinnern, wie weit sie gekommen war und machte dort  dann weiter, bis Morpheus sie in seine Arme schloss. Sie hatte zum Zeitpunkt ihres Sekundentodes - wie manche sagen würden - mehr gesehen, als sie sich vielleicht in den Kriegsjahren mit ihren zwei Töchtern "erträumt" hatte. Aber in Wahrheit hat sie sich die Dinge, die sie sich wünschte oder wollte, mit Hartnäckigkeit und unerschütterlicher Furchtlosigkeit  und nicht durch Träumereien erfüllt

Die Formulierung "Das hätte ich mir im Traum nicht gedacht..." ist auch nicht logisch. Nicht erst seit Traumdeuter Sigmund Freud wissen wir ja, dass wir das Träumen nicht mit unserem Verstand kontrollieren können. Ganz im Gegenteil unser Gehirn braucht die Schlafenszeit, um die im Wachen gesammelten Eindrücke im Unterbewusstsein zu verarbeiten und abzuspeichern. Die passive Redewendung "das hätte ich mir nicht träumen lassen" machte also eher Sinn.

Lustig finde ich immer, wenn Spitzensportler bei Sieger-Interviews mit solchen Floskeln ihren Erfolg kommentieren. Als schämten sie sich dafür, dass sie tatsächlich - anstatt davon zu träumen - alles eben allein durch quälendes Training und Zielstrebigkeit erreicht haben. Achtet da mal in den kommenden Weltmeisterschaftswochen drauf.

Quelle: de.depositphotos.com


Freitag, 10. Februar 2023

Einst ein grüner Geistesblitz

Quelle: münzkatalog online
Erinnert sich noch jemand an den " Fünf-Mark-Beschluss" der Grünen? Der sorgte 1998 für ein Aufjaulen der Autofahrer. 25 Jahre Später hat der Benzinpreis umgerechnet in Euro und aktueller Kaufkraft die einst gewünschte Hürde für exzessive Automobilität  fast erreicht. Die Frage ist nur - zu welchem Preis für die Umwelt.

Rund um den Globus haben 2022 alle Energie-Konzerne mit Öl und Gas soviel Gewinn gemacht wie nie zuvor in ihrer Firmengeschichte. Gewinn-Zuwächse von annähernd 30 Prozent stinken geradezu nach Kriegsgewinn. Vor allem weil die bei bis zu zweistelligen Inflationswerten immer noch nicht einer effektiveren Klimapolitik zugute kommen.

28 Prozent Gewinn-Zuwachs
verzeichnete allein dieser
französische Energie-Riese 2022

Der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck, der in seiner Rolle nicht nur Vizekanzler und oberster Klimaschützer ist, flattert mit fliegenden Rockschößen von einer "Energie-Quelle" zur anderen. Wie eine Biene, die Nektar für ihre Königin sammelt. Vielleicht will er ja unter Bezug auf sein Alter wegen des "fünf Mark Geistesblitzes" rückblickend "die Gnade der späten Geburt" in Anspruch nehmen. Aber darf  ein Politiker in Kriegszeiten das?

Einmal mehr müssen sich die Grünen also wegen einer angespannten und kriegerischen Weltlage von programmatischen Grundsätzen verabschieden. Und dazu gehören eben Liefer-Abkommen mit Schurken-Staaten und klimapolitisch zu hinterfragende LNG-Terminals. Diese lassen sich aus dem Stand offenbar schneller hochziehen, als die für das Erreichen der Klimaziele wichtigeren Windparks. Drei bis vier GROWIANe pro Tag?  Da bedarf es aber - Herr Scholz - schon eines Vierfach-Wummses!

Ehe wir frieren, dienern wir auch gerne vor schurkischen Scheichen
Quelle: BILD
O tempora, o mores! Natürlich könnte man mit der Chuzpe von Konrad Adenauer auch als Grüner sagen: "Wat schert misch min dumm Jeschwätz von jestern!" Realpolitisch wäre das derzeit jedoch ein Offenbarungseid. Zumal ja außenpolitisch eine Parteigenossin immer noch so tut, als könne sie allein die Welt, selbst unter den gegebenen Verhältnissen immer noch verändern...

Konrad Adenauer
Von 1949 bis 1963
erster Bundeskanzler
der Bundesrepublik
Deutschland
Quelle: Haus der Geschichte

Bei der Fahrt durch die Globalität gibt es aber so bald keine grüne Welle. Eine Ampel, die funktioniert, muss zwischendrin von rot auf gelb umschalten. Was einst  im historischen Rückblick vielleicht einmal heißen könnte, dass es ein Vorteil in diesen Zeiten war, eine "mehrfarbige" Regierungskoalition zu haben...

Mittwoch, 8. Februar 2023

Die Erde macht sich den Menschen untertan

Quelle: Freie Presse
In alten Fassungen der Bebel fordert der Gott der Schöpfungsgeschichte die Menschen auf, sich die Erde untertan zu machen. Aber verdammt, unser geschundener Planet lässt das wohl schlussendlich nicht mehr zu! Oder ist es gar des Schöpfers Wille, dass die Menschlein endlich mit dem unterschiedlichsten Glauben "aufhören" mögen, um endlich ihr angehäuftes Wissen zu nutzen, um die Welt noch zu retten.

Quelle: medienwerkstatt.de
Da wurden zwei von Schurken ins Elend getriebene, aneinander grenzende Staaten von Erdbeben apokalyptischer Stärke heimgesucht. Doch es trifft einmal mehr nicht die Machthaber in ihren Protz-Palästen, sondern die Ärmsten der Armen. All das in einer Heimat, aus der sie zuvor schon durch immer wieder kehrende, unverständliche, gewaltsame Auseinandersetzungen vertrieben wurden. Andere, hatten gerade wieder damit begonnen, ihre  zerstörten Städte, Dörfer und Häuser wie so oft schon wieder aufzubauen. Diesmal muss es wohl Allah sein, der das zugelassen hat. So wie möglicherweise der Gott der Christen seit bald einem Jahr untertänige Russen und Ukrainer in einem völlig blödsinnigen Krieg sterben lässt. Selbst der immer so friedfertig dargestellte Buddha müsste seine meist meditierend geschlossenen Augen mal vor dem aufmachen, was in seinem Dunstkreis so alles an Greul geschieht... 
Quelle: pixabay

Es sind selten die Mächtigen, die wegen ihres Tuns von "höherer" Gewalt niedergestreckt werden Aber fast immer sind es unschuldige Untertanen, die dem vermeintlichen Zorn der Götter ihr Blut zollen.
Und der Papst reist derweil nach Afrika. Ein Kontinent , der nicht unbedingt besser dasteht, seit er mit blutiger Gewalt christianisiert oder  im Namen Allahs unterjocht und ausgebeutet wurde.

Es darf keine bildliche Darstellung von ihm geben: Das Signum des Propheten Mhammad
Quelle; almadiyya.de

Wieviel Aufklärung bedarf es noch, ehe der Mensch seine individuell ja in den Genen angelegte Friedfertigkeit über Hass, Wut und Blutvergießen die Oberhand gewinnen lässt?
Dann gibt vielleicht auch unsere geliebte Erde wieder Ruhe.

Ist wohl Utopie...

Montag, 6. Februar 2023

Von der Kunst, im Kaffeesatz lesen zu können

Weil das konzertierte Klagen des Kassandra-Kartells wegen des Krieges kaum verstummt, habe ich mir zur Kontrolle angewöhnt, jeden Morgen im Kaffeesatz zu Lesen; sozusagen  als Orakel-Referenz.
Ein Ritual bei dem Puristen bestimmt finden, es sei aus der Zeit gefallen, seit es Kaffee-Automaten und Filtertüten gibt. Zum Glück hatte ich Gelegenheit ein altes Dokument aus dem Jahre 1909 einzusehen, in dem die Erfinderin des Papier-Filters, Melitta Bentz beschreibt, wie man auch aus dem Satz, der  in ihren Filtertüten zurück bleibt, Botschaften beziehen kann.
Der Kopf der Midgardschlange
vor schwarzem Mond
steht für das Versagen von Allvater Thor.
Als Orakel bedeutet das:
Auseinandersetzung ohne Ende

Den Türken wird nachgesagt, sie hätten mit dem Lesen Ende des 17. Jahrhunderts angefangen. Da hießen sie noch Osmanen und brühten ihren Mokka ungefiltert über offenem Feuer in Kupferkännchen mit langem Stiel. Da blieb natürlich noch viel mehr Satz, aus dem man lesen konnte, in der Tasse zurück. Weil das Gebräu aber dermaßen stark war, konnten ihre Sultane nachts nicht schlafen, weshalb sie sich 1001 Nacht Märchen erzählen lassen mussten. Es wird gemunkelt, dass Recep Tayyip Erdogan, der 12. Präsident der Türkei, die Dinge, die er seinen Untertanen erzählt, immer noch aus so einem dreihundert Jahre alten Kännchen liest. Aber das ist natürlich ein Gerücht, dass die kurdischen Terroristen verbreiten, die in Schweden leben, wo der Kaffee bekannter Maßen eher dünn gefiltert wird.

Der Abdruck eines Paarzehers
verspricht reichlich Fleisch.
Je nach Gegend von Schwein, Ziege,
Hochwild oder Rind.
Das Orakel: Verzehr sie nicht
und werde Veganer!

Also ich lese deshalb aus dem Kaffeesatz, weil die Trefferquote meiner Weissagungen nahezu genauer ist, als die der Panik- und Angst-Schürer in diesen tragischen Zeiten. Wer es nicht glaubt, sollte mal kontrollieren, ob meine Posts nicht tatsächlich früher ein Thema aufgreifen, als das Kassandra-Kartell es dann einige Tage später zu einem bevorstehenden Drama ausruft, dass dann wieder doch nicht eintritt.

Aber ich wollte ja Hinweise geben, wie jeder das Kommende selbst aus den Brühresten seines Morgenkaffees heraus lesen kann: 

Dafür braucht es zunächst frisch Gemahlenes - nicht allzu fein, aber dafür von derart intensivem Duft, dass er allein schon den Dämmerzustand vertreibt. Dann das auf 96, 5 Grad erhitzte Wasser nicht in einem Schwall in den Filter schütten, sondern ein feines Rinnsal in Kreisen vom Durchmesser des oberen Filterrandes zunächst im Uhrzeigersinn gewissermaßen einträufeln. So erhebt sich die breiig aufgeworfene Substanz sachte mit der Füllmenge. Das ist die Voraussetzung für eine klare Nachrichten-Lage. Die Nazis übrigens, die ihre Vorsehung ja auch aus Kultigem bezogen, haben mit jeglichem anderen Okkulten auch das Kaffeesatz-Lesen bei strengster Strafe verboten. Der Grund: Am Boden des Filters blieb selbst bei oberflächlicher Betrachtung stets der unübersehbare braune Batz...

Die Kaffee-Bohne im Strahlen-Kranz
bedeutet dem Blogger:
Bald ist es Zeit, frisch aufzubrühen.
Das Orakel:
Trau keinem, der aus Kaffeesatz
im Filter seine Nachrichten bezieht!

Freitag, 3. Februar 2023

"Lebensraum im Osten"

Von denen, die da heute vor 90 Jahren in der Dienstwohnung des "Oberkommandos Heer", Kurt von Hammerstein-Equord, saßen und wenig später die abstruse Besessenheit ihres Führers blutig umsetzten, konnte gewiss niemand sagen, er hätte nichts geahnt. Schon vier Tage nach der Machtübernahme schwadronierte der demokratisch gewählte Reichskanzler Adolf Hitler auf Einladung am 3. Februar 1933 vor den führenden Köpfen der Reichswehr von seinen Expansionsplänen für sein "Tausendjähriges Reich". Im Beisein seines Reichswehrministers, Werner von Blomberg, sprach er also da schon davon, im "Osten Lebensraum" für das Deutsche Volk schaffen zu wollen,

Und die Wehrmacht war an den
Verbrechen eben doch beteiligt:
Erschossene polnische Kriegsgefangene
fotografiert am 9. September 1939
Quelle; wikipedia

Dass die Reichswehr zum langen Arm der verbrecherischen Pläne des Diktator Hitlers werden würde, muss der militärischen Führung also zu diesem Zeitpunkt schon klar geworden sein. Jahrzehnte lang wurde die unrühmliche Beteiligung am blutigen Genozid allein SA und Waffen-SS in die historischen Stiefel geschoben. 

Von dem als informelles Gespräch bezeichneten Treffen auf quasi Kommando-Ebene wäre vermutlich nichts für die Geschichtsbücher kolportiert worden, wenn der anwesende General-Leutnant Curt Liebmann sich nicht persönliche Notizen gemacht hätte. Die sind heute im Münchner Institut für Zeitgeschichte archiviert.

Curt Liebmann 1939:
Seine Rolle
in den Kriegsjahren blieb
trotz rangmäßiger
Beförderung stets diffus.
Gleich nach dem
Überfall auf Polen ließ
er sich abberufen und
verharrte bis zum Ende
in der sogenannten
"Führer-Reserve".
Nach zwei Jahren als
britischer Kriegsgefangener
wurde 1947 entlassen
Quelle; Bundesarchiv
Ähnlich wie später bei der Wannsee-Konferenz wurden mit germanisch überhöhter Arroganz Vokabeln in  einem Duktus verwendet, die heute immer noch kopfschüttelnden Horror erzeugen.

Das "Krebsgeschwür im Osten "durch eine "Germanisierung" zu beseitigen, wäre ein ungenügend zusammengefasstes Zitat. Hier der nüchterne, bürokratische Wortlaut der geschönten, offiziellen Aktennotiz:

Quelle: 1000 Schlüsseldokumente zur Zeitgeschichte
1000dokumente.de


Mittwoch, 1. Februar 2023

Der Gipfel bürokratischer Umverteilung

Gestern war eigentlich der letztmögliche Abgabe-Termin für die Grundsteuer-Erklärung. Durch unseren längeren Italien-Aufenthalt musste die Aufforderung vom Finanzamt erst einmal eine Reise auf die Burg antreten. Dort allerdings nehmen wir es mit dem Nachgesendeten oft nicht so genau, weil wir ja unsere Verwandtschaft als Vorprüfer haben. War die Aufforderung nun in Italien gewesen und vergessen worden oder haben wir die mit dem Stapel für München wieder mitgenommen?

Also sie war in die Ablage für die Buchhaltung geraten, was nicht heißen soll, dass wir sie vielleicht anderenfalls früher in Angriff genommen hätten. Sollte ja alles ganz einfach und schnell per Mouse-Click am Computer gehen...

Es gab ja sogar einen Hinweis auf das sogenannte ELSTER-Programm. Fälschlicher Weise wird die Elster ja als diebisch verunglimpft, was verdrängt, dass der Rabenvogel eines der intelligentesten Tiere auf unserem Planeten ist. Einen besseren Namen hätten allerdings die Finanzämter für ihre Tücke nicht finden können. Denn diese Elster will beides: Uns einerseits von der Gas- und Energiekrise Gebeutelten für  Immobilien die immer schwerer zu erhalten sind, noch mehr Geld abknöpfen. Zum anderen aber will sie, dass wir die maue digitale Ausstattung der Behörden übertünchen, indem wir eine elektronische Erfassung von Daten vornehmen, die ihnen im Kataster schon längst, aber eben leider immer noch meist nur analog vorliegen.

Wenn ELSTER bei der Grundsteuer zum Pleitegeier wird
Karikatur: Kostas Koufogiorgos

Wie anders wurde die Grundsteuer denn bislang berechnet wenn nicht auf Basis notariell verbriefter Daten im Kataster??? Darin müsste ja eigentlich auch jede kleine Veränderung an der Bausubstanz oder der Flächenbemessung festgehalten sein.

Die Fragebogen-Aktion für die Bemessung der Grundsteuer ist der Gipfel bürokratischer Umverteilung und sie wird ihren Erfindern ähnlich auf die Füße krachen, wie die verschwiemelte Einführung einer allgemeinen Maut für Autobahnen.

Allein schon die Mutmaßung, dass bei der umgedrehten Alters-Pyramide, Betagte wie wir, alle einen Zugriff aufs Internett und auch einen Drucker hätten, ist eine Frechheit, die an Willkür grenzt.

Aber wir Rentner haben ja Zeit, die offenbar den Ämtern fehlt. Deshalb lassen sie sich ja auch 24 Monate Zeit  für die endgültige Berechnung. Am Ende werden mehr Mittel für die bürokratische Datenverwaltung ausgegeben worden sein, als eine einfache Erhöhung der Grundsteuer auf der Basis bestehender Daten gekostet hätte.

Also meine Frau und ich als brave Bürger und jeweils zur Hälfte im Besitz unserer Münchner Wohnung, saßen vorm Computer und luden ELSTER hoch. Ein Wunderschön gestaltetes Programm, aber nach zwei Stunden Warten auf den Referenz-Code und blauäugiges Denken, es sei vielleicht gemeint, die Steuer-Identitäts-Nummer einzutragen , hatten wir einen kleineren Ehekrach. In Verzweiflung rief ich die Bayrische Finanz-Hotline an und erwischte nach gar nicht allzu langem Warten eine wirklich wahnsinnig nette Beraterin. Der beschrieb ich mein Elster-Problem, bei dem sie schallend auflachte: "Das mit der Elster-Referenznummer können Sie gleich vergessen. Im Moment sind die derart überlastet, dass Sie die frühestens in vierzehn Tagen bekommen - übrigens per Post!!?? Da wäre ja die Frist schon abgelaufen."

Ja dann doch lieber gleich händisch!
Quelle: Junge Freiheit

Da ich in einem anderen Fenster am Bildschirm vorsichtshalber das graue Formular-Konvolut als PDF aufgerufen hatte,  strapazierte ich die Geduld der Hilfreichen noch für weitere Fragen. Zum Beispiel, weshalb der Miteigentumsanteil getrennt mit Zähler und Nenner angegeben werden muss, aber Quadratmeter einer Wohnung hinter dem Komma im Formular nicht erfasst werden können...

Wir sind ganz sicher, dass wir Alten vor dem erwarteten  Grundsteuer-Erhöhungs-Wust (GEW) nur zu retten sind, indem wir - vor einem letztlich doch noch "händisch" errechneten Bescheid in etwa zehn Jahren - entweder das Zeitliche gesegnet haben oder fortschreitende Demenz ins Spiel bringen können.

Die Verlängerung in Bayern um drei Monate bringt uns jetzt auch nichts mehr. Wir haben ein vermutlich falsch ausgefülltes Formular voller Panik per Einschreiben fristgerecht abgeschickt...

Quelle: tierischer volksfreund