Gut, man könnte der Meinung sein, dass die Priorisierung und das Einteilen der Impfungen in Klassen von Haus aus falsch herum gedacht waren. Klar, dass die besonders gefährdeten Bewohner von Altenheimen Vorrang hatten. Aber wieso mussten da schon alle warten, die mit jenen und anderen Infizierten Zwangskontakt hatten? Weshalb musste Personal, das Dienst an der sozialen "Front" der Pandemie verrichtete - also Busfahrer, U-Bahn-Fahrer, Pflege-Kräfte - da noch warten? Gänzlich unverständlich aus meiner Sicht, und dabei bleibe ich - ist der Umgang mit Professoren, Lehrern Studenten und Schülern, die doch die Zukunft unseres Landes nach Corona verkörpern.
Aber nun ist es eben anders gelaufen im politischen Hickhack unserer Regierungen. Leicht gemacht haben es sich die Entscheidungsträger ganz sicher nicht, auch wenn sich mancher gewünscht hätte, dass dabei weniger Wahlkampf gemacht worden wäre...
Mein Enkel war jetzt 16 Monate nicht mehr in seiner privat organisierten Kita. Meine beiden Kinder sind in ihren Jobs, so aufgestellt, dass ihnen anderthalb Jahre im "Home-Office" immerhin leichter fallen als vielen anderen, die nicht am Computer arbeiten und verdienen können. Aber so richtig hart trifft es meinen Schwiegersohn, der als Sous-Chef in einem gerade noch vor der Pandemie eröffneten Gourmet-Restaurant seine Karriere am Herd fortsetzen wollte. Er weiß bisher nicht, ob sein Arbeitsplatz Ende Mai überhaupt noch existiert. Dem Schwiegersohn einer Freundin hängt seine teure Ausbildung zum Verkehrs-Piloten bei einer großen Airline als Wackerstein um den Hals, während er nur sporadisch für Flüge eingesetzt werden kann. Corona schickt uns nicht nur beim Impfen wieder in eine Gesellschaft zurück, in der die einen oben sein wollen, aber immer mehr ganz unten sind.
Dass sind doch alles ebenso wenig Einzel-Schicksale, wie sie durch leere Bühnen oder Konzertsäle künstlerische Existenzen bedrohen...
Wie wäre es mit ein wenig mehr Solidarität im Lockdown. Solidarität zu leben, darf nicht zu einer Art Individualsport werden. Sonst brauchen wir - mehr noch als in der Wirtschaft - einen gesellschaftlichen Wiederaufbau.
Quelle; dgb.de |
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